nächtliches Stillen im 2-Stunden-Rhythmus / Schreien vor dem Einschlafen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: nächtliches Stillen im 2-Stunden-Rhythmus / Schreien vor dem Einschlafen

Liebe Stillberaterinnen, ich benötige ihren Rat/Hilfe. Mein Sohn ist jetzt 6 1/2 Monate alt und ich stille ihn nachts noch alle 2 Stunden. Er wacht auf (schläft neben mir im Bett) und ist nur durch die Brust wieder zu beruhigen. Während des Tages hält er 3 bis 4 Stunden aus. Die Einführung der Beikost hat nichts geändert. Grundsätzlich schläft er (auch schon immer) nur mit Schreien ein (trotz Abendritual) obwohl wir täglich uns mit ihm ins Bett legen und bei ihm bleiben bis er eingeschlafen ist. Das bitterliche und manchmal hysterische Schreien vor dem Schlafen betrifft auch das Tag-Schlafen. Er ist noch nie "einfach so" eingeschlafen, wie andere Kinder beim Spielen oder in der Wippe, immer nur mit schreien. Wenn er sich gar nicht mehr beruhigen lässt, auch nicht mit stillen, stehen wir wieder auf mit ihm, er ist dann richtig "dankbar" und schluchzt vor sich hin. Wenn er dann von dem vielen Schreien ganz erschöpft ist und einschläft, wacht er meist nach 2 Stunden (an manchen Tagen auch nach 1 1/2 Stunden) wieder auf und will die Brust. Meine Kräfte/Energie gehen langsam zu Ende, weil ich das Gefühl habe ihn beim Einschlafen nicht helfen zu können (das Schreien trifft mich jedes Mal voll ins Herz) und weil seit 6 Monaten meine Nächte aus 2-Stunden-Phasen bestehen. Seit Geburt hat er bisher nur zweimal 4 Stunden durchgeschlafen. Bei meinem Mann klappt das Zubettbringen noch schlechter, mein Sohn schreit noch mehr, länger und energischer. So kann er mich dahingehend auch nicht recht entlasten. Ich weiß, daß stillen nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern auch Nähe/Geborgenheit suchen ist aber so schaffe ich (trotz Unterstützung der Omas) nicht mehr viele Wochen. Während des Tages ist er fast nur bei mir, ich trage ihn viel herum, beschäftige und singe mit ihm. Habe die Bücher "Schlafen und Wachen", "in Liebe wachsen" schon gelesen - haben mich bisher immer in der Richtigkeit meines "Weges" bestätigt (nicht schreien lassen, sooft stillen wie das Kind möchte...) aber meine Energiereserven schmelzen... Können Sie mir einen Ratschlag geben wie das Ein- / Durchschlafen und nächtliche Stillen besser klappen könnte? Kann er vom vielen nächtlichen Stillen in Kombination mit der Beikost zu dick werden? Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Bemühungen. Viele Grüße

Mitglied inaktiv - 05.08.2008, 13:55



Antwort auf: nächtliches Stillen im 2-Stunden-Rhythmus / Schreien vor dem Einschlafen

Liebe FlockeFine, eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern). Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als "Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn Ihr Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein "pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine "Schuld" haben. Sehr gut beschrieben sind High Need Babys in dem Buch "Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Ein sogenanntes 24 Stunden Baby kann für die ganze Familie eine Herausforderung sein und es ist nicht immer einfach Wege zu finden, die Bedürfnisse der Mutter auch zu berücksichtigen. Das Tragen ist sicher eine gute Möglichkeit, um gerade diesen Babys viel Körperkontakt zu geben und damit Halt in jedem Sinn. Dabei kann eine Tragehilfe gute Dienste leisten. Lassen Sie sich unbedingt einmal von einer erfahrenen Tragetuchfrau zeigen, wie ein Tragetuch schnell und einfach gebunden werden kann, denn die Erfahrung zeigt, dass Tragesäcke auf Dauer meist unpraktisch werden. Viele Kinder, die das Tragetuch scheinbar nicht mögen, brauchen oft nur eine andere Bindetechnik und sind dann im Tragetuch sehr zufrieden. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe und auch sonst wäre es sicher ein guter Gedanke, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommen Sie dort auch moralische Unterstützung. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Suchen Sie sich jetzt auch jede Unterstützung, die Sie bekommen können. Auch Ihr Partner kann den Kleinen tragen und beruhigen. Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Kind das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. Sie können ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Gönnen Sie sich selbst zwischendurch etwas für sich und wenn es nur eine halbe Stunde in aller Ruhe in der Badewanne ist. In dieser Zeit kann Ihr Partner, eine Freundin oder sonst ein lieber Mensch Ihren Sohn halten oder mit ihm spielen. Legen Sie sich auch tagsüber mal mit dem Kleinen hin. Wenn er im Liegen an Ihrer Brust einschläft, sind die Chancen größer, dass er weiterschläft, als wenn Sie ihn im Sitzen stillen und dann schlafend hinlegen. Probieren Sie vielleicht auch mal aus, wie Ihr Kind auf Massage reagiert. Manche Kinder können sich dadurch gut entspannen und es gibt inzwischen ja doch schon fast überall Angebote für Babymassagekurse. Und setzen Sie auf die Zeit: Auch Ihr kleiner Mann wird älter und reifer werden und das Leben wird dann wieder einfacher. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 05.08.2008



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