Frage: Stillen - auf einmal Probleme

Sehr geehrte Frau Welter, mein Baby (1. Kind) ist 5 Wochen alt und bis vor Kurzem hat es mit dem Stillen super geklappt. Auch nachts lief es gut. Ich habe im Halbschlaf gestillt und bin dann wieder eingeschlafen, mein Baby ebenso. Seit ein paar Tagen wird mein Baby nun aber immer unruhig beim o nach dem Stillen. Beim Stillen kommt ihm die Milch aus der Nase gelaufen, vorher röchelt er entsprechend, da schon Milch im der Nase ist. Außerdem scheint er Reflux zu haben. Die Milch kommt hoch, er schluckt sie wieder runter und Verzieht dabei das Gesicht (verständlich). Regelmäßig kommt ihm die Milch nun auch wieder aus dem Mund gelaufen, manchmal spuckt er richtig einen Schwall wieder aus. Ich muss jetzt wirklich jedes mal bäuerchen mit ihm machen - vorher nie. Außerdem ist mir sein Verhalten suspekt. Er dockt an, trinkt kurz, dockt sich ab und immer so weiter.. er öffnet den Mund, will die Brustwarze nehmen, scheint sie dann aber plötzlich nicht mehr "zu finden". Er windet sich dann hin und her, wackelt mit seinem Köpfchen (wie Kopf schütteln beim Nein sagen, nur schneller) und fängt an zu schreien.. helfe ich ihm, gelingt ihm nach einer Weile das andocken (aber auch nicht immer), er verliert die BW aber auch gleich wieder und das Beschriebene geht von vorn los.. Bis vor kurzem gab es diese Probleme gar nicht. Da hab ich einfach angelegt, er trank, schlief darüber nach einer Weile ein, fertig. Kein Bäuerchen, kein Spucken.. Woran könnte das denn liegen, dass er jetzt solche Probleme hat? Ich mache eigentlich nichts anders, außer, dass ich inzwischen auch immer mal im Sitzen stille, was mir bis vor kurzem wegen der Geburtsverletzungen nicht möglich war. Viell geben Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen einen Tipp für mich her. Ich würde mich sehr freuen. Vielen Dank. LG :-)

von Mamminka am 15.08.2017, 12:29



Antwort auf: Stillen - auf einmal Probleme

Liebe Mamminka, auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Eine andere Ursache kann der Schnuller oder die Flasche sein. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau. Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn Du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Das kann dann auch die Blähungen verursachen. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht. Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 15.08.2017



Antwort auf: Stillen - auf einmal Probleme

Hallo Frau Welter, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich kann mir vorstellen, dass das Verhalten auch mit der Ereignisverarbeitung zu tun hat, aber wenn ich mir ihr Geschriebenes so durchlese, tippe ich eher auf einen starken milchspendereflex bzw. zuviel Milch (?). Eine Saugverwirrung kann ich definitiv ausschließen, da mein Baby nur die Brust bekommt und keinerlei Schnuller, Fläschchen o. Ä. Ja, mein Baby verschluckt sich oft.. beim Stillen läuft ihm öfter Milch aus den Mundwinkeln.. und mir läuft in der Nacht, spätestens am morgen die Milch aus der Brust, ohne jegliches Zutun. Dockt sich mein Baby zwischendurch ab, läuft weiter Milch aus der Brust (nicht immer, aber häufig). Spricht das alles dafür, dass ich zu viel Milch habe und diese mein Baby quasi überflutet? Ich freue mich, noch einmal Ihre Hilfe zu bekommen. Dankeschön.

von Mamminka am 16.08.2017, 09:44



Antwort auf: Stillen - auf einmal Probleme

Nimmt die Milchbildung nicht zu, wenn ich mein Baby öfter anlege (Sie rieten dazu). Oder sind starker milchspendereflex und zuviel Milch zwei unterschiedliche paar Schuhe?

von Mamminka am 16.08.2017, 09:49



Antwort auf: Stillen - auf einmal Probleme

Liebe Mamminka, wenn Du oft anlegst, kann die Milch sich nicht so stauen und wird nicht mit aller Macht heraus sprudeln. Meist klappt das Berg-auf-Stillen wirklich gut und wenn Du vorher die Milch etwas auslaufen lässt, verschluckt sich dein Baby nicht so leicht. Auch wird dein Kind immer routinierter werden und bald zurecht kommen! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.08.2017