Liebe Biggi,
es gibt ja schon viele Threads zum Thema Milchstau, aber ich finde mich bzw. mein Problem in keinem so richtig wieder, daher hier meine Frage und "Vorgeschichte":
Meine Tochter ist 9 Wochen alt und schon immer ein "Schnell-Trinker". Eine Stillmahlzeit dauert in der Regel nicht länger als 7-9 Minuten, selten mal über 10 Minuten. Sie meldet sich alle 3-3,5 Stunden, nachts auch schon mal erst nach 4-5 Stunden, nimmt aber super zu und hat mittlerweile 5 kg auf der Uhr (Geburtsgewicht 3.060 g). Zudem habe ich seit dem Milcheinschuss ziemlich viel Milch (für mein Empfinden fast zu viel, besonders nachts muss ich mich öfter mal umziehen...).
Nun mein Problem: ich war 1 Woche nach der Geburt und nochmal in der vorigen Woche (8 Wochen pp) wegen Milchstau im Krankenhaus. Beide Male hatte ich direkt zu Beginn Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Verhärtungen in der linken Brust. Beim ersten Mal hat meine Hebamme mit Ausstreichen, Retterspitz und Quark versucht es zu richten, aber das Fieber ging nach 4 Tagen einfach nicht zurück, also ab ins KH und Antibiotikum intravenös. Beim zweiten Mal bin ich direkt ins KH, da meine hebi Urlaub hat und außerdem noch Wochenende war (gab wieder Antibiotikum wegen extrem hoher Entzündungswerte).
Da es immer gleich so heftig ist, dass ich den Milchstau nicht allein in den Griff bekomme, weil sofort eine Entzündung dabei ist, frage ich mich natürlich, was ich anders machen muss/kann.
Die größte Unsicherheit ist für mich, dass meine Tochter oft nur eine Seite trinken will. Entweder schläft sie danach fest ein oder sie protestiert lautstark, wenn ich ihr die zweite Seite anbiete. Wickeln, Bäuerchen usw. bringen mich da nicht weiter, sie ist eben satt. Kann es damit zu tun haben, dass immer nur eine Seite "abgenommen" wird, dass ich so häufig und extrem mit der Brust zu kämpfen habe? Ist es wirklich notwendig, beide Seiten zu stillen und beugt das dem Milchstau vor?
Im KH wurde mir mit auf den Weg gegeben, den Stress zu reduzieren, immer beide Seiten anzulegen und fencheltee zu trinken. Das mit dem Stress seh ich noch ein, ich neige eben zum Perfektionismus und lerne noch, dass es nicht schlimm ist, wenn man mal länger nicht zum Staubwischen kommt ;-). Aber wirklich gestresst fühle ich mich eigentlich nicht. Ich hab eher Sorge, dass es am einseitigen Trinkverhalten meiner Tochter liegt?
Und sollte ich wirklich noch milchbildende Getränke trinken, wenn ich eh schon dauernd das Gefühl habe zu platzen?
Danke für Ihren Rat!
Liebe Grüße.
von
Mael05
am 27.07.2015, 12:00
Antwort auf:
Milchstau - richtig stillen
Liebe Mael05,
die Empfehlung, dem Baby immer beide Seiten anzubieten ist vor allem in der allerersten Zeit wichtig, wenn die Milchbildung in Gang kommen und sich die Stillbeziehung einspielen muss. Sobald sich die Stillbeziehung eingespielt hat und das Kind gut gedeiht, können Sie sich von Ihrem Baby leiten lassen und wenn Ihr Kind mit einer Seite satt und zufrieden ist und gut gedeiht, dann müssen Sie ihm die zweite Seite nicht „aufdrängen".
Es gibt keine feste, unumstößliche Regel, die sagt „Es müssen immer und unter allen Umständen beide Seite gegeben werden" und es gibt auch keine fixe Vorschrift „es muss mit der Seite begonnen werden, an der das letzte Mal zuletzt getrunken wurde". Wichtig ist, dass das Baby gedeiht und sich gut entwickelt und ihr beide euch wohl fühlt. Viele Frauen tasten einfach und geben die Brust, die sich voller anfühlt.
Sie können ein wenig unterstützend eingreifen, indem Sie die Brust anfangs immer dann, wenn sie unangenehm voll wird, gerade so weit ausstreichen, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Aber nicht mehr Milch entleeren als unbedingt notwendig, da sonst die Milchbildung weiter angeregt wird. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen.
Nach einiger Zeit wird es dann ohne Ausstreichen klappen.
Bei manchen Frauen dauert es einfach etwas länger, bis sich ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage eingependelt hat.
Bei zu viel Milch kann es hilfreich sein, das Stillen auf immer nur eine Brust pro Stillmahlzeit zu beschränken und die andere Seite dann nur so weit vorsichtig auszustreichen bzw. abzupumpen, bis die unangenehme Spannung nachlässt. Anschließend kann dann auch tagsüber noch gekühlt werden. Dieses vorsichtige und maßvolle Entleeren der Brust mit anschließendem Kühlen kann immer dann durchgeführt werden, wenn die Brust übervoll wird und das Kind nicht trinken kann.
Homöopathische und naturheilkundliche Mittel (wie der Pfefferminz oder auch Salbeitee) können unterstützend eingesetzt werden. Allerdings sollte der Einsatz dieser Mittel mit einer entsprechend ausgebildeten Ärztin/Arzt oder Hebamme abgesprochen werden.
MIlchbildungstee würde ich in Ihrer Situation nicht trinken.
Es gibt Frauen mit immer wiederkehrenden Milchstaus oder Brustentzündungen, bei denen es hilft, wenn sie ihre Ernährung umstellen und auf gesättigte Fettsäuren so weit wie möglich verzichten und stattdessen auf (mehrfach) ungesättigte Fettsäuren achten.
Zusätzlich kann die Einnahme von flüssigem Lecithin und Vitamin C helfen. Außerdem ist es wichtig auf die allerersten Anzeichen eines Staus zu achten und gleich zu handeln.
Auch Ihnen lege ich gerne den Besuch einer Stillgruppe sehr ans Herz, weil Sie dort eine kompetente Ansprechpartnerin finden, die euch ganz gezielt beraten und begleiten kann! Eine Stillberaterin in Ihrer Nähe finden Sie im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.07.2015