Hallo, liebe Stillberaterinnen,
ich bin ein wenig verwirrt. Ich habe drei Kinder. Mein erstes Kind habe ich nur 2Wochen gestillt, da ich nicht richtig in die Milchproduktion kam, da ich keine gut unterstützende Hilfe seitens der Hebamme hatte.
Mein zweites Kind habe ich dann nach langem, zähen Kampf an Anfang 1 Jahr voll gestillt bis es direkt am Familientisch mitgegessen hat (musste tags aber alle 1,5-2h stillen bis zum Jahr, Nachts nur 1mal). Mein drittes Kind habe ich problemlos von Beginn an gestillt, allerdings bis zum 5 Monat voll gestillt. Nun hab ich eine Frage: Mir ist es nie passiert, dass ich Stilleinlagen brauchte, auch kenne ich es nicht, dass mir die Milch aus der Brust spritzt, wenn ich gerade das trinkende Baby abdocke, wenn gerade der Milchspendereflex läuft. Bei meinen Freundinnen ist das ganz anders- da sehe ich richtig wie die Milch heraus spritzt.
Auch Milch abpumpen klappt bei mir nicht- der Milchspendereflex wird bei mir nur ganz schwer und wenn dann nur kurz ausgelöst- das wars dann.
Und das Stillen macht mir gerade Probleme- mein 5 monate alter Sohn muss ziemlich lange schnell saugen (was ihn frustriert) um den Milchspendereflex auszulösen- dann kommt er- und dann ist er für 1-2min da und und dann ist er weg und mein Sohn beginnt wieder schnell zu saugen- aus der anderen Brust läuft auch keine Milch auch wenn mein Milchspendereflex bei der anderen Brust in vollem Gange ist.
Was ist das bei mir bloß? Habe Angst abstillen zu müssen.
von
Leene83
am 25.08.2016, 12:38
Antwort auf:
Milchspendereflex ist komisch
Liebe Leene83,
wie schön, dass ich dich gleich beruhigen darf.
Es gibt VIELE Frauen, bei denen nie Milch ausläuft und die nicht abpumpen können und trotzdem haben sie ausreichend Milch für ihr Baby :-).
Schluckt denn dein Kleiner beim Trinken über mehrere Minuten? Wenn ja, dann wird der Reflex schon ausgelöst, aber du spürst ihn eben nicht mehr so stark wie bislang. Es ist durchaus normal, dass sich das so einpendelt und dabei nicht mehr so deutlich zu spüren ist.
Wenn er allerdings zu Beginn zappelt, kann es schon sein, dass der Reflex nicht sofort ausgelöst wird. Du kannst mal schauen ob es besser wird, wenn du vor Stillbeginn eine warme Auflage auf die Brust legst (z.B: ein kleines Kirschkernsäckchen). Oder du probierst die Brustkompression aus (siehe unten)...
Manchmal hilft es, das Kind zu stillen und dabei z.B. auf einem Gymnastikball zu sitzen, so dass du dich dabei bewegen kannst. Diese Bewegungen beruhigen sowohl dich als auch deinen Kleinen.
LLLiebe Grüße
Biggi
Brustkompression
"Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein.
Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes:
1. Es bekommt mehr Muttermilch.
2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch).
Die Brustkompression Wie funktioniert sie?
1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand.
2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein.
3. Schauen Sie wie das Baby trinkt. Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt.
4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt!
5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen.
6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt.
7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt.
8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust.
9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess."
(Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
von
Biggi Welter
am 25.08.2016