Frage: LZS und die Nächte

Liebe Biggi, liebe Kristina, am liebsten würde ich mein Anliegen nicht öffentlich diskutieren, ich will nicht als abschreckendes Beispiel dienen. Aber mein Umfeld hat leider nur eine Antwort und die lautet "selbst schuld"... Von vorne: Meine Tochter ist drei Jahre und zwei Monate alt. Und sie stillt noch. Das ist mit der Zeit so gewachsen (schwieriger Stillstart mit Pilz in den Milchgängen, schlechte Beikostesserin, Schnuller- und Flaschenabstinenzlerin undsoweiter undsofort) und im Prinzip für mich auch noch in Ordnung. Bis etwa zwei habe ich auch draussen noch gestillt, nun haben wir die Abmachung "nur zu Hause", woran sie sich auch gut halten kann. Sie ist hochsensibel und verarbeitet stillenderweise die für sie manchmal doch recht raue und hektische Welt. So weit, so gut. Wenn da nicht die Nächte wären. Sie hat seit ihrer Geburt noch nie durchgeschlafen, in guten Phasen schläft sie mal drei oder vier Stunden am Stück, in anstrengenderen (wie gerade mal wieder) kommt sie stündlich und stillt und nuckelt (schläft in unserem Bett). Muss ich erwähnen, dass ich so an manchen Tagen nicht die Geduld habe, die ich gerne hätte? Muss ich erwähnen, dass ich damit zu absolut niemandem gehen kann, weil alle sowieso nur den Kopf schütteln? Selbst mein Mann, der mich wirklich vorbildlich unterstützt hat, zweifelt mittlerweile am Sinn des langen Stillens. Ich gebe meiner Tochter gern die Sicherheit, die sie braucht, aber der Wunsch nach Schlaf wird langsam echt groß. Ich lese hier immer wieder von Methoden, die das nächtliche Abstillen ermöglichen sollen, die für uns nicht funktionieren (Pantley etc.). Ich müsste meiner Tochter den Willen brechen, wenn ich ihr nachts die Brust verweigern würde, sie lässt sich da auf absolut gar nichts ein. Sie schreit sich schon in Rage, wenn ich manchmal eine bestimmte Seite aufgrund von Schmerzen verweigert habe. Und das wollte ich ja nie, ihren Willen brechen, sie meinen Bedürfnissen anpassen, sie verbiegen, sie schreien und resignieren lassen... Hören Kinder denn WIRKLICH von allein auf zu stillen, wenn sie genug haben ohne dass man da irgendwie eingreift? Ich kann da grad nicht dran glauben. Wenn ich mit ihr spreche, zeigt sie sich sehr einsichtig (ist kognitiv und sprachlich sehr weit), aber letztlich siegt dann eben doch ihr Bedürfnis. Der Papa wird nachts überhaupt nicht akzeptiert, da kann er sich auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln. Was würde ich anrichten, wenn ich nachts "hart" bliebe und sie dann in Rage gerät? An tröstendes im-Arm-halten ist da nämlich nicht zu denken... Würde ich damit nicht einiges in Frage stellen oder zunichte machen, was ich an Bindung, Sicherheit und Geborgenheit in den letzten Jahren aufgebaut habe? Ich bin wirklich ziemlich ratlos, ich will nicht abstillen, nur mal wieder schlafen und die berechtigte Forderung "sorge für dich" wenigstens ansatzweise erfüllen... Habt ihr einen Gedankenanstoß oder kleinen Trost für mich?

von spagat am 19.09.2014, 14:55



Antwort auf: LZS und die Nächte

Liebe spagat, auch DU hast Bedürfnisse und dein Kind kann lernen, dass auch DIESE ernst genommen werden müssen. Du kannst deinem Kind ganz klar sagen, wo deine Grenzen sind, das hat nichts mit Willen brechen zu tun! WENN Du wirklich überzeugt bist, dass Du so nicht weitermachen kannst, dann ist das OKAY!!!! Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Er wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, sie bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Sie ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Du kannst ganz langsam anfangen und sagen, dass Du nachts nur noch zweimal oder so stillst oder eben bis der Wecker klingelt, so kann dein Kind sich orientieren. Klar gibt es ein paar harte Nächte, aber das macht nichts. Wir können unseren Kindern nicht alle Wünsche erfüllen und dein Kind KANN lernen, dass Du eine Pause und deinen Schlaf brauchst. Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 19.09.2014



Antwort auf: LZS und die Nächte

Hi, nur so als kleine Rückversicherung: Mein Kind wird bald drei und wir stillen auch noch. Allderdings nicht mehr nachts, außer bei Krankheiten bzw. in besonderen Situationen. Ich finde, Du kannst Deinem Kind beibringen, dass eigenen Grenzen wichtig sind und man ihr Einhalten auch einfordern darf. Wenn Du ihr das nicht beibringst, wie soll sie es für sich selbst lernen? Wir haben, als unser Kind 18 Monate alt war, ihr erklärt, dass wir nun alle nachts schlafen, Mama im anderen Zimmer, Kind bei Papa. Ich war sehr krank und musste einfach schlafen, obwohl ich damals gar nicht so das Gefühl hatte, dass es mich allzusehr belastet, nachts andauernd zu stillen, ich schlief dabei meist weiter. Aber Ärztin hatte das verordnet, und so wurde es gemacht. Unsere Tochter bekam Hilfen an die Hand und sie wusste, wenn Papa aufsteht (so gegen halb fünf) darf sie wieder stillen: - Wieder stillen, wenn Licht durch die Vorhänge zeigt, dass es Morgens ist - wenn sie nachts wach wird, schön an Papa kuscheln, noch mal umdrehen, an was Schönes denken, dann gehts leichter, wieder einzuschlafen Sie hat das von einer Nacht auf die andere akzeptiert und ohne Widerspruch sofort durchgeschlafen. Später gab es mal hier und da eine Nacht, in der sie aufwachte und weinte, aber Papa konnte sie gut wieder in den Schlaf begleiten. Zeitgleich habe ich ihr erlaubt, beim Mittagsschlaf sich wieder in den Schlaf zu stillen. Das haben wir damals sowohl abends als auch mittags nicht mehr gemacht. Sie tut es auch heute noch und genießt das. Wenn sie schläft, kann ich andere Dinge tun. Klappt gut. Heute denke ich, es ging so leicht, weil sie spürte, dass es nun eben so sein soll und Mama hilft, und so kooperierte sie eben. Weil wir uns sicher und einig waren und wussten, es muss nun so sein. Die Krankheit hat dabei natürlich "geholfen". Eine gernervte Mama hilft keinem Kind. Du brichst auch nicht ihren Willen, indem Du Deine Bedürfnisse auch befriedigt sehen möchtest und das durchsetzt. Das wird bestimmt erst mal Krach geben, aber dann darf sie auch toben und heulen, ist doch so schön, nachts gemütlich weiterzustillen! Wenn Ihr das wisst und ihr den Zorn und den Kummer lasst, sie aber sonst verlässlich abholt, wenn es dann wieder ums Stillen abends und morgens geht, dann klappt das auch. Ganz hilfreich finde ich die Hinweise auf der Seite http://www.stillkinder.de/das-10-naechte-programm-fuer-besseres-schlafen-im-familienbett/ Lass Dich nicht von anderen verunsichern! Es muss nicht so sein. Dein Kind hat vielleicht einfach auch sehr viel Dampf. Ist doch fein. Du machst alles richtig. LG Sileick

Mitglied inaktiv - 19.09.2014, 22:56



Antwort auf: LZS und die Nächte

Hallo, dein Post ist schon ein paar Tage alt, aber er hat mich sehr berührt, drum möchte ich noch kurz was dazu schreiben. Du hast Deinem Kind drei Jahre lang alle Geborgenheit, Liebe und ganz viel Halt und Sicherheit gegeben - und gerade darum kannst Du es jetzt auch verantworten, etwas zu beenden, was für Dich nicht mehr in Ordnung ist. Damit machst Du gar nichts zunichte und brichst auch nicht ihren Willen! Gerade weil sie viel Halt bei Dir erfahren und großes Vertrauen hat, wird sie das akzeptieren können - ohne jeden Schaden, denn Du wirst sie ja trösten, wenn sie nun diese so liebgewonnene, beruhigende Gewohnheit des nächstlichen (Dauer-)Stillens aufgeben muss. Da bin ich ganz sicher!! Außerdem müssen Kinder auch lernen, dass Bedürfnisse wichtig sind - und zwar nicht nur die eigenen, sondern auch die anderer! Auch Mama darf "eine Grenze" haben, auch Du hast das Recht auf Deine Bedürfnisse - und natürlich auf Schlaf, denn sonst gehst Du auf dem Zahnfleisch!!! Ich kenne das selbst... Du bist für Dein Kind auch ein Vorbild! Es sollte, denke ich, nicht lernen, dass man selbst alle Bedürfnisse zurückstellt und sich aufopfert bis über die Belastungsgrenze hinaus (ja, das klingt etwas dramatisch, aber ich hoffe, Du weißt, was ich meine). Vielmehr kann Deine Tochter doch an Deinem Vorbild schon lernen, dass es wichtig ist, konstruktiv und freundlich für die eigenen Bedürfnisse und Grenzen einzutreten, oder? Ganz liebe Grüße!

von Schlumpfi11 am 23.09.2014, 21:48



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