Kann ich trotz Cortisonsalbe stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kann ich trotz Cortisonsalbe stillen?

Hallo, ich stille mein 19 Monate altes Kind noch ca. alle 6 Stunden. Ich musste zum Hautarzt (nach vielen Monaten Schmerzen und dem Versuch, ohne Cortison eine Lösung zu finden), da ich sehr sensible Haut habe und mit dem Zahnen meines Kindes ein beidseitiges Brustwarzenekzem auftrat. Rissige Brustwarzen, Nässen, trockene Haut, etc. Ich hatte alles probiert über fünf Monate, nichts half wirklich. Nun habe ich 3 Wochen Mometason Glenmark auf die Brustwarzen aufgetragen und die Haut ist wieder intakt (vor jedem Stillen natürlich vorsichtig abgewischt). Ich habe die Salbe ausgeschlichen (von 2x täglich auf 1x täglich auf alle zwei Tage) und seit heute Nacht habe ich erneut Risse, die nässen. Ich will um fast jeden Preis weiterstillen - aber meine großen Bedenken sind die möglichen Nebenwirkungen für mein Kind und mich. Ich kenne mich mit Cortison nicht aus und die embryotox Datenbank ist nicht wirklich ergiebig zu diesem Thema. Zum Hautarzt will ich nicht mehr gehen, der rät zum Abstillen und kennt sich nicht mit diesem spezifischen Problem aus. Ich wäre für einen Rat bzw. verlässliche Informationen/Erfahrungen sehr dankbar!

von jmom2014 am 21.08.2014, 12:39



Antwort auf: Kann ich trotz Cortisonsalbe stillen?

Liebe jmom2014, Kortison ist in der Stillzeit nicht generell kontraindiziert, vor allem bei lokalter und kurzfristiger Anwendung. Ich zitiere dir dazu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006: "4.11.7 Corticosteroide Erfahrungen. Praktische Bedeutung für die Stillzeit haben vor allem die Glucocorticoide. Therapeutisch verwendet werden die nicht fluorierten Corticoide Prednison (z.B. Decortin®), Prednisolon (z.B. Solu-Decor-tin®), Methylprednisolon (z.B. Urbason®) sowie Deflazacort (Calcort®), Hydrocortison (z.B. Hydrocortison Hoechst®), Prednyliden und die fluorierten Derivate Amcinonid (Amciderm®), Beclometason (z.B. Sanasthmyl®), Betamethason (z.B. Celestamine®), Budesonid (Pulmicort®), Cloprednol (Syntestan®), Dexamethason (z.B. Fortecortin®), Flunisolid (Syntaris®), Flumetason (z.B. Cerson®), Fluocortolon (Ultralan®), Fluticason (z.B. Flutide®, Flutivate®), MOMETASON (z.B. Ecural®), Triamcinolon (z.B. Volon®). Einige Präparate werden ausschließlich inhalativ zur Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen verwendet. Die M/P-Quotienten von Prednison und Prednisolon liegen zwischen 0,05 und 0,25. Eine Stunde nach parenteraler Verabreichung einer Einzeldosis von 110 mg Prednisolon wurden 760 µg/l Milch gemessen. Vier Stunden später waren es 260 µg/l und etwa 9 Stunden nach Applikation noch 60 µg/l. Nach intravenöser Injektion von 1 g Prednisolon wurden entsprechend der 9fach höheren Dosis etwa 9fach höhere Werte in der Milch gemessen, 24 Stunden nach der Applikation war das Corticoid nicht mehr nachweisbar (eigene Beobachtungen). Andere Autoren haben unter niedrigeren Tagesdosen (10-80 mg) einen entsprechend geringeren Übergang für den Säugling ermittelt (Übersicht in Bennett 1996, Greenberger 1993). Zusammenfassend ist mit einem Anteil von durchschnittlich 1-2% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis für den Säugling zu rechnen. Im Fall der oben beschriebenen 1-g-Dosis hätte der Säugling mit der ersten Mahlzeit eine Stunde nach Injektion 0,2 mg Prednisolon/kg Körpergewicht erhalten, über 24 Stunden wären es 0,32 mg/kg. Das ist selbst bei dieser mütterlichen Höchstdosis nur etwa ein Sechstel einer üblicherweise gut verträglichen therapeutischen Kinderdosis (2 mg/kg/Tag). Für den Säugling ergibt sich kein Risiko durch eine kurz dauernde Hochdosisbehandlung, selbst dann nicht, wenn gleich nach der Injektion gestillt wird. Auch unter länger dauernder Behandlung mit 80 mg/Tag wird mit der Muttermilch nur eine Prednisolonmenge übertragen, die weniger als 10 % der körpereigenen Cortisol-Produktion entspricht. Zu den übrigen Corticoiden liegen keine ausreichend dokumentierten Transferdaten vor. Empfehlung für die Praxis: Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon sind Corticoide der Wahl für eine systemische Behandlung in der Stillzeit. Auch hohe Dosen bis 1 g, einmalig oder wenige Tage nacheinander verabreicht, z. B. beim Asthmaanfall oder bei multipler Sklerose, erfordern keine Einschränkung des Stillens. Bei wiederholter Gabe solch hoher Dosen sollte, wenn es sich einrichten lässt, 3-4 Stunden mit dem Stillen gewartet werden. Wirkungsgleiche Mengen der anderen Corticoide sind wahrscheinlich auch verträglich. Die regelmäßige inhalative Anwendung eines Corticoids bei Asthma ist ebenso unbedenklich wie andere lokale Corticoidanwendungen. Ich wünsche dir von Herzen dass es dir bald besser geht! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 21.08.2014