Habe ich zu wenig Milch oder woran liegt es?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Habe ich zu wenig Milch oder woran liegt es?

Sehr geehrte Frau Welter. Mein Sohn ist am 13.4.2012 geboren mit einem Gewicht von 3750 g. Bei der U2 wog er 3450 g. Am 23. April hatte er sein Geburtsgewicht wieder erreicht. Ich musste im Krankenhaus zufüttern und zu Hause auch 1-2x 30-60 ml pro Tag. Seit dem 28. April habe ich nicht mehr zugefüttert sondern voll gestillt. Am 30. April wog er 4030 g und bei der U3 am 8. Mai wog er 4250 g. Also alles bestens. Jetzt ist es aber so, dass viele Kinder kräftiger sind und ich deshalb verunsichert bin. So bat ich den KiA meinen Sohn am Impftermin nochmal zu wiegen. Da hatte er 5100 g, das war am 26.6. Da rechnete mein KiA einen Moment und meinte dann, er nähme etwas zu langsam zu, ich solle mir eine Waage leihen und Stillprooben machen. Habe mir eine Waage gebraucht gekauft und komme, egal wann ich messe, immer nur auf 40 g Unterschied. Das kann doch nicht sein!? Mein Sohn macht mir nicht den Eindruck, als hätte er immer Hunger. Er spuckt oft auch wieder was heraus. Die Haut ist straff, er hat oft nasse Windeln. Alles gut. Wenn ich an meiner Brust drücke, kommt auch immer Milch, meistens spritzt es heraus. Er hat laut meiner Messung ca. 300-350 g zugenommen seit dem 26.6. Er sieht nicht zu dünn aus, er ist halt nicht so dick wie andere. Wüsste ich nichts von kräftigeren Kindern, hätte ich nie gedacht, dass was nicht stimmen könnte. So sorge ich mich aber, dass ich zufüttern und abstillen muss und es meinem Kind nicht gut geht. Entschuldigen Sie den langen Text, ich bin etwas ratlos. Achso, habe gestern mal die Windeln gewogen und kam auf 350 g, wobei einmal das Pipi auf den Wickeltisch ging im hohen Bogen. Das konnte ich nicht auffangen und müsste dazu gerechnet werden. Liebe Grüße und Danke Esther

von Hasenprinzessin am 23.07.2012, 13:47



Antwort auf: Habe ich zu wenig Milch oder woran liegt es?

Liebe Esther, ob Ihr Kind gedeiht können Sie bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine Gewichtszunahme entsprechende den Angaben der WHO Child Growth Standards WHO Multicentre Growth Referencs Study Group, 2006, d.h. im Durchschnitt: • 1. bis 3. Monat: 200 400 g/Woche, mind. 150 g/Woche • 4. Monat: 110 160 g/Woche • 5. Monat. 400 500 g/Monat • 6. Monat: 350 500 g/Monat • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. In Ihrer Situation (wenn Ihr Baby tatsächlich nur 300 Gramm im Monat zugenommen hat) ist eine Zusammenarbeit von Mutter, Kinderärztin und Stillberaterin zu empfehlen. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge: Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wach zu halten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses `Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb sollten Sie Ihr Baby zum Stillen wecken! Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können. Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Babys seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind `aufgeschürzt“ und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt `Stilltechniken, die funktionieren“, das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin bezogen werden kann. Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss. Scheuen Sie sich wirklich nicht, sich an eine Kollegin in Ihrer Nähe zu wenden. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 23.07.2012



Antwort auf: Habe ich zu wenig Milch oder woran liegt es?

Liebe Frau Welter. Vielen lieben Dank für Ihre ausführliche Antwort. Auf meinen Kindearzt kann ich in diesem Fall nicht bauen, er ist einer, der die Ansicht vertritt, dass man alle 4 Stdn. stillen sollte, da sonst Bauchschmerzen entstehen. Sein Rat hätte in meinem Fall eher auch erstmal das häufigere Anlegen statt der Waage sein sollen. Ich habe jetzt schonmal meine Hebamme informiert. Sie kommt morgen vorbei und schaut sich meinen Sohn mal an. Dürfte ich noch fragen, wie schwer die Windeln von 24 Stdn. in etwa sein sollten? Mit der Stillprobe hatte ich ja nicht wirklich Erfolg, das lass ich jetzt auch sein. Achso, ich nehme Schilddrüsenhormone. L-Thyroxin 125, kann das im Zusammenhang mit der Sache stehen? Liebe Grüße Esther

von Hasenprinzessin am 23.07.2012, 15:31



Antwort auf: Habe ich zu wenig Milch oder woran liegt es?

Liebe Esther, Zur Beurteilung der nassen Windeln kannst Du auch die nassen Windeln von 24 Stunden sammeln und abwiegen und dieses Gewicht mit den Gewicht der gleichen Menge trockener Windeln vergleichen. Es sollte ein Unterschied von etwa 300 g sein. Diese Angaben aus dem "Handbuch für die Stillberatung" der La Leche Liga sollten außerdem hilfreich sein: Nach sechs Wochen kann die Anzahl der nassen Windeln auf fünf bis sechs (Stoff) bzw. vier bis fünf (Wegwerfwindeln) zurückgehen, aber die Urinmenge pro Windel wird zunehmen (116 ml und mehr). Der Grund dafür liegt im Wachstum der kindlichen Blase, die dadurch in der Lage ist, mehr Urin zu halten. Der Urin sollte in jedem Alter blass und mildriechend sein. Zu deinem Medikamenten kann ich dir den folgenden Link geben :-): http://www.embryotox.de/levothyroxin.html LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 23.07.2012



Antwort auf: Habe ich zu wenig Milch oder woran liegt es?

Liebe Biggi, ich danke dir sehr für deine Antworten. Du hast mir sehr weitergeholfen! Bin gespannt, was die Hebamme morgen sagt und am Mittwoch bin ich beim Kinderarzt zur U4. Des Weiteren werde ich eine Stillberaterin kontaktieren. Danke nochmal und liebe Grüße Esther

von Hasenprinzessin am 23.07.2012, 16:46



Antwort auf: Habe ich zu wenig Milch oder woran liegt es?

:-)) Biggi

von Biggi Welter am 23.07.2012



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