Habe ich wirklich zu wenig Milch? Stillen nur alle 1 1/2 Stunden?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Habe ich wirklich zu wenig Milch? Stillen nur alle 1 1/2 Stunden?

Mein Sohn ist jetzt fünf Wochen alt. Wir hatten keinen einfachen Start. Die Geburt dauerte sehr lange und endete schließlich mit Saugglocke, Kristellerhilfe und Dammrisses 3. Grades. Wir waren beide sehr erschöpft. Leider war das Krankenhaus ziemlich stillunfreundlich. Generell haben sie sich ziemlich wenig um uns gekümmert. Habe auch erst am zweiten Tag nach der Geburt gesagt bekommen, dass ich den Damm kühlen sollte. Konnte so gut wie nicht aufstehen oder sitzen und lag praktisch nur rum. Mein Sohn hat sehr viel geschlafen. Du geforderten "alle drei Stunden Anlagen" konnte ich nicht immer einhalten. Entweder ich habe ihn erst gar nicht wach bekommen oder er war dann endlich wach, hat drei mal gesaugt und ist dann wieder eingeschlafen. Die Stillberaterin und die Krankenschwestern waren mir keine große Hilfe. Sie haben mir auch gleich ein Stillhütchen in die Hand gedrückt, als das Anlegen nicht gleich beim erstem mal geklappt hat. In der Nacht vor der Entlassung und der U2 hatte er dann etwa 7 % abgenommen und die Schwestern haben mir dann mitten in der Nacht eine Flasche in die Hand gedrückt. Da ich zu erschöpft war, habe ich leider keine Widerworte gegeben. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie dringend das Zimmer brauchten und mich so schnell wie möglich los werden wollten. Die u2 durfte also aus deren Sicht nicht "schiefgehen". Mit meiner Nachsorgehebamme habe ich es dann zumindest hinbekommen, dass wir ihm die Stillhütchen abgewöhnt haben. Das ging zum Glück auch relativ schnell. Er trinkt jetzt ganz normal an der Brust. Nun mein Problem. Nachts funktioniert alles super. Je später der Tag ist und je öfter ich ihn anlege, desto weniger Milch kommt noch. Abends meist gar nix mehr. Ich lasse ihn an beiden Brüsten im Wechsel (damit er nicht wieder einschläft) so lange trinken, bis wirklich gar nix mehr kommt. Wenn ich selbst an der Brust drücke, ist keine einziger Tropfen mehr zu sehen. Damit ich mehr Milch produziere, nehme ich auf Rat der Hebamme Píu Latte ein. Ergänzend füttere ich ihn über eine Ernährungssonde, die ich mir auf die Brustwarze klebe, zu. Das klappt soweit ganz gut. Ich habe allerdings den Wunsch, in voll zu stillen. Habe also die komplette letzte Woche probiert, in nur zu stillen. Öfter anlegen, soll ja die Milchproduktion steigern. Das führte dazu, dass er mir den ganzen Tag an der Brust hing und nur noch schrie, weil ja nix mehr rauskam. Leider hatte das über eine ganze Woche keinen Erfolg, außer, dass wir beide total am Ende waren. Ich kann meinen Kleinen einfach nicht so extrem Schrein hören. Das bricht mir das Herz. Ich verstehe das ganze nicht, da ich ja Nachts anscheinend genug Milch habe. Da klappt es auch zumindest für die erste Mahlzeit am Tag ohne zufüttern. Da reicht ihm die Milch aus. Das ist auch der einzige Moment, in dem ich denke, dass meine Brüste schön gefüllt sind. Ich habe nun bei der U3 die Kinderärztin um Rat gebeten. Sie meinte, dass zwischen den Stillmahlzeiten mindestens 1 1/2 Stunden liegen sollten, damit sich meine Brust "erholen" kann. Die meiste Milch würde eh in den ersten drei Minuten kommen. Ich solle an beiden Brüsten zehn Minuten trinken lassen und dann zufüttern. Dann erst wieder nach 1 1/2 stillen. Was haltet ihr davon? Kann es sein, dass ich wirklich zu wenig Milch habe? Das soll ja äußerst selten vorkommen. Wäre schade, wenn ich auch dieses große Los (neben dem Dammriss) gezogen hätte. Wenn ich zuflüstere (meistens zwischen 90 und 120 ml, je nach Tageszeit), ist er zufrieden. Aber reicht das Bisschen Muttermilch, dass ich ihm geben kann für seine Abwehrkräfte, etc.? Sein Vater hat sehr stark Heuschnupfen. Gibt es noch eine andere Möglichkeit? Ich trinke momentan am Tag über drei Liter, unter anderem auch Stilltee. Ernähre mich gesund und ausreichend. Ruhe habe ich im Prinzip auch. Gerade in der Woche, als ich es so probiert habe. Saß ja die ganze Zeit mit ihm auf der Couch. Kuscheln auch mindestens einmal am Tag eine Stunde nackig miteinander.

von CinniMinni am 28.04.2017, 10:50



Antwort auf: Habe ich wirklich zu wenig Milch? Stillen nur alle 1 1/2 Stunden?

Liebe CinniMinni, bitte entschuldige, dass meine Antwort dich erst jetzt erreicht. Ich saß gestern Mittag schon dran, als mein PC abstürzte und mich bis eben nicht arbeiten lassen wollte. Es tut mir so leid, dass euer Start nicht so schön verlaufen ist und du keine adäquate Unterstützung bekommen hast. Zum Glück hat deine Nachsorgehebamme dich gut aufgefangen und ihr seit auf gutem Weg. Lass dich nicht verunsichern: Es gibt keine Mindestabstände, die eingehalten werden müssen und die Brust muss sich auch weder "erholen" noch Zeit finden, sich zu füllen! Und das mit den 10 Minuten braucht es nicht. Du kannst rund um die Uhr stillen, wenn du das möchtest. Solange dein Baby korrekt angelegt ist, wirst du keine wunden Brustwarzen oder so haben. Du kannst deinen Wunsch, voll zu stillen, unterstützen, in dem du beim Stillen und wenn du dabei das Gefühl hast, es käme nichts mehr, die Brustkompression anwendest (siehe unten). Sie hilft der Milch zu fließen und ist gerade auch bei ungeduldigen Menschenkindern hilfreich. Wenn du dann auch nicht mehr ganz so angespannt bist, weil du weißt, ihr habt immer noch und immer wieder eine Chance und die Situation heute muss keinesfalls für immer so weitergehen, dann wird auch das den Milchfluss fördern. Das Stresshormon Adrenalin bremst die Milch nämlich leider... Trink nicht zuviel, das ist gar nicht nötig. Einfach nur nach Durstgefühl. Auch Stilltee lässt die Milch nicht besser fließen. Du kannst dir aber hin und wieder einen Amaranth-Riegel gönnen, in den Anden ist das ein beliebtes Mittel, die Milchbildung anzuregen. Wissenschaftlich bewiesen ist es aber meines Wissens nicht. Und schau doch mal, ob es eine Stillberaterin in deiner Nähe gibt, die dich zusätzlich unterstützen kann. AUch Stilltreffen sind Gold wert, denn im Austausch von Mutter zu Mutter sehen wir, dass es auch anderen Frauen geht wie uns, dass es also nicht an uns liegt, wenn etwas nicht so läuft, wie wir es uns wünschen. Und man bekommt viele hilfreiche Tipps! Stillberaterinnen findest du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Und last but not least: Jedes bisschen MuMi ist gold wert... Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 29.04.2017



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