Frage: Fast 3-jährige Brustfetischistin

Liebe Biggi, liebe Kristina, nach langer Zeit brauche ich auch mal wieder eure Hilfe… Meine kleine Maus ist bald 3. Eigentlich wollte ich sie nie länger stillen als bis 2, maximal 2,5. Aber sie ist sowas von vehement, ich komme einfach nicht gegen sie an… Ja, es ist tatsächlich schon ein Machtkampf geworden. Eigentlich hatten wir schon tagsüber abgestillt, aber durch äußere Umstände (sehr kranker Vater, ich arbeite wieder, wir renovieren, mein Sohn ist in die Schule gekommen und hat einen schwierigen Start) hatte ich nicht die Kraft, das aufrecht zu erhalten. Sie bedient sich mitunter, wann sie will, spielt an der Brust, was mich total nervt, kneift manchmal… Das macht mich teilweise auch ziemlich aggressiv. Besonders schlimm finde ich das nächtliche Dauergenuckel ab 5 Uhr morgens. Ich hab tatsächlich das Gefühl, dass es meist nur Genuckel ist. 4 Tage die Woche ist sie bis 2 Uhr in der Kita, dort kommt sie super ohne Brust klar. Ich weiß, ich muss mir in Ruhe überlegen, was ich noch will und was nicht und das dann konsequent durchziehen. Das mache ich auch, aber nach ein paar Tagen passiert wieder irgendein äußeres Chaos (Kind wird krank, mein Vater muss ins Krankenhaus o.ä.) und schwupps, hab ich nicht mehr die Kraft zu meinem Entschluss zu stehen. Und brauch dann vielleicht auch einfach die Pausen, die ich durch das Stillen bekomme, um mal Ruhe zu haben. Sie akzeptiert weder Flasche noch Schnuller und schreit selbst beim Papa abends teilweise bis zum Erbrechen, wenn ich nicht da bin (zumindest war es als Baby so, jetzt kommt das Erbrechen nur noch ab und zu vor). Habt ihr einen Tipp für mich? Ich krieg echt langsam die Krise…. Meinen Sohn hab ich bis 2,5 gestillt, er hat allerdings immer Nucki und Fläschchen genommen. Aber meine kleine Maus ist wesentlich willensstärker…. Danke und liebe Grüße, Corinna

von Kim2008 am 20.10.2014, 15:48



Antwort auf: Fast 3-jährige Brustfetischistin

Liebe Corinna, Du kennst die Antwort, leider gibt es keine Alternative zur Konsequenz. Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind abstillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der Du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Abstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Und ja, es ist normal, wenn dein Kind noch deine Nähe sucht und die Geborgenheit an der Brust vermisst und vehement einfordert! Wichtig ist, dass Du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn Du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Fällt deine Entscheidung für das Weiterstillen, bedeutet dies keineswegs zwingend, dass dein Kind noch jahrelang gestillt werden will, im Gegenteil: es kann sein, dass deine Tochter sich dann sehr bald von selbst abstillt, eben weil sie auch dann nicht mehr mit einem Zwiespalt leben muss. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 20.10.2014



Antwort auf: Fast 3-jährige Brustfetischistin

Hallo Kim 2008, meine Kleine ist auch knapp 3 und stillt ebenfalls noch gern und viel. Wenn ich Deinen Text lesen, denke ich, vielleicht geht es gar nicht ums Aufhören, sondern mehr darum, WIE das Stillen vonstatten gehen soll. Was mich echt eine Weile genauso gestört hat, war das ewige Pulen an der anderen Brust. Das hab ich unterbunden, und mit etwas Konsequenz ist das auch nicht so schwer gewesen: Z.B. dem Kind sagen, es solle der Hand mal beibringen, das nicht zu tun, weil es für Dich unangenehm ist und Du dann nicht mehr stillen möchtest. Dem Kind ankündigen, falls das nicht funktioniert, dass dann die Brust zugemacht wird, weil es Dir zu sehr wehtut. Das tun, falls Kind weitermacht. Noch eine Chance geben, weiterzustillen, aber ohne zu pulen, und falls doch, muss eben das Stillen diesmal abgebrochen werden. Auf diese Weise musst Du nicht gleich mit Kanonen schießen, aber die Konsequenz kann dennoch gelebt werden, und Dein Kind hat die Chance zu kooperieren. Solche Gewohnheiten brauchen einfach ihre Zeit, abzugewöhnen. Das Sich-Selbst-Bedienen ist die andere Sache. Auch das würde ich so wichtig nehmen (mich so wichtig nehmen), es zu unterbinden. Es gibt einfach Situationen, in denen es nicht passt. Für mich z.B. wenn ich erst eine Arbeit beenden möchte, wenn wir unterwegs sind und es aufgrund der äußeren Umstände oder Gesellschaft nicht passt. Ich finde es ungeheuer wichtig, dass unsere Kinder lernen, dass sie unsere Grenzen einhalten müssen. Wie sollen sie sich sonst später vorstellen, sich anderen gegenüber abzugrenzen. Wir sind die Vorbilder, erst Recht bei Mädchen. Die morgenliche Aufwachnuckelei kenne ich auch. Mittlerweile merke ich, dass ich dabei ungeduldig bin und selbst nicht mehr weiterschlafen kann. Ich habe daher meiner Tochter gesagt, sie darf sich volltanken (oben/unten) und dann wieder umdrehen und weiterschlafen. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Z.Z. hab ich beim Stillen etwas angegriffene Brüste, hormonell bedingt, und da wollte ich es einfach WIRKLICH nicht! Und siehe da, Kind hat getobt, geschrieen wie am Spieß, aber nur kurz, dann geschluchzt, ich bot ihr an zu kuscheln, was sie erst in größtem Zorn und Verzweifelung ablehnte, aber ich mochte einfach nicht jetzt wieder schmerzhaft angedockt werden und blieb bedauernd standhaft, hab ihr signalisiert, dass es mir sehr Leid tut für sie, aber einfach nicht geht. Am Schluss schluchzte sie, sie wolle nicht stillen, aber doch kuscheln, und wir schliefen ganz schnell beide Arm in Arm ein. Was mir danach durch den Kopf ging, war, wie wahnsinnig toll das ist, dass unsere Kinder noch einfach ihren Zorn, die Enttäuschung, den Frust, die Trauer mit so viel "Stoff" rausschreien können. Man muss es aushalten, aber der Teil ist auch so wichtig, und beide, Dein Kind und Du, Ihr wachst daran! Stillen ist für unsere Kinder wahnsinnig schön, und warum auch nicht? Aber sie müssen lernen, unsere Grenzen zu akzeptieren. Wenn Dein Kind sich nun mit Geschrei und Gegenwind aufgrund Deiner inneren Stimmung immer wieder über Deine Grenzen hinweggesetzt hat, dann wird es das genau so weiter lange versuchen, wie Du nicht ernsthaft und dauerhaft dagegen was unternimmst. ;-) Meine Erfahrung: Machst Du die Grenzziehung konsequent und nimmst Dich wahr und ernst, immer wieder mit Möglichkeiten, wie Dein Kind gut kooperieren kann (z.B. Angeboten von Handlungsalternativen) wird Dein Kind schneller als Du je erwartest, sehr zufrieden mit Deinen Vorgaben sein. Also warum nicht weiter stillen und die Pausen, die Dir das verschafft, zu genießen, aber das Stillen selbst so einfordern, dass es für Dich auch schön ist. Genau das würde ich dem Kind auch so erzählen. Ich glaube, dass diese Probleme dann so kulminieren, wenn bei uns ein Unterprogramm (z.B. eigene Kindheitserfahrungen von zu wenig Zuwendung, oder alte Muster, wenn Chaos herrschte und wir damals gelernt hatten, dass für unsere Bedürfnisse kein Platz ist.) seine eigenen Wege in uns geht und verhindert, dass wir uns selbst wichtig nehmen. Dein Kind darf weinen, schreien, toben! Das ist ok, den Zorn muss man ihr lassen, und bedauern kann man auch, dass es für sie schwer ist. Und dann kann man gemeinsam schauen, wie man das ohne ewiges Streiten hinbekommt. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft dabei, Deine eingenen Wünsche wahrzunehmen und durchzusetzen! Und hoffentlich bald mehr Normalität im Alltag!!! LG Sileick

Mitglied inaktiv - 21.10.2014, 01:46