Hallo Frau Welter,
Ich habe am 30.09 diesen Jahres mein drittes Kind bekommen. Irgendwie war mein Immunsystem diesmal so geschwächt, das ich so ziemlich alles an Krankheiten mitgenommen habe. Da ich aber, aus Angst des Abstillens, nicht zum Arzt gegangen bin, hat sich jetzt eine Starke Bronchitis ergeben. Ich bin mit Atemnot zu meinem Arzt gegangen. Dieser hat mir etwas gespritzt, was mich endlich wieder atmen lies. Sie meinte heute dürfe ich noch stillen, aber ab morgen, wenn ich folgende Medikamente nehme, müsste ich vier Tage auf das Stillen verzichten.
Nun bin ich etwas verunsichert, können Sie mir helfen und sagen, ob ich wirklich eine Stillpause einlegen muss?
Ich nehme morgens und Abends 1 cefpodoxim Al 200 mg, dann ebenfalls morgens und Abends je zwei Hübe von Foster nexthaler 100 Mikrogramm / 6 Mikrogramm pro Dosis (Beclometasondipropionat, Farmoterolfumarat-Dihydrat)
Und zu guter Letzt morgens eine Prednisolon acis 20 mg
Das alles über 5 Tage.
Vielen Dank für Ihre Hilfe.
Sunny
von
Sunnyte21
am 27.11.2014, 00:21
Antwort auf:
Diverse Medikamente in Stillzeit
Liebe Sunny,
wir können und dürfen keine Medikamentenempfehlung aussprechen und beraten auch nicht bezüglich der Medikamenteneinnahme.
In Deutschland gibt es das Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox"), das Ärzte, Apotheker und andere Fachkräfte berät, wenn es um den Einsatz von Medikamtenten in Schwangerschaft und Stillzeit geht.
Sie haben auch den Einsatz von Asthmamedikamenten untersucht und darum kann und sollte sich dein behandelnder Arzt von ihnen eine Stellungnahme geben lassen (das ist kostenlos!), ob du so behandelt werden kannst während der Stillzeit.
Aus der Wirkstoffdatenbank der Embryotox kann ich dir folgendes zitieren:
zum Beclometasondipopionat:
"Beclometason ist ein synthetisches Corticosteroid, das in Form des Prodrugs Beclometasondipropionat vorliegt und durch Esterasen zur Wirkform hydrolysiert wird. Es kann inhalativ und nasal angewendet werden. (...)
Stillzeit
Pharmakokinetik: HWZ: 15 h; Proteinbindung: 87%; molare Masse: 521; gastrointestinale Resorption: 90%; orale Bioverfügbarkeit: gering.
Klinik: Berichte über Symptome bei gestillten Säuglingen liegen nicht vor.
Empfehlung: Die inhalative und lokale Anwendung von Beclometason wird in der Stillzeit als unbedenklich angesehen."
(Quelle: http://embryotox.de/wirkstoffe.html)
Und zum Formoterol:
"Klinik: Es liegen keine Berichte über Symptome beim gestillten Säugling vor, systematische Studien fehlen jedoch.
Empfehlung: Formoterol kann in der Stillzeit indikationsgerecht im Rahmen des Asthmastufenplans angewendet werden."
(Quelle: Gleiche Datenbank)
Penicilline sind seit langem bewährte Antibiotika für die Stillzeit. Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann, Steinhoff, Schaefer, 7. Auflage 2006:
Antibiotika allgemein
Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht.
In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert:
Beeinflussung der Darmflora (ggf. "dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall),
Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten,
Entwicklung resistenter Keime,
Sensibilisierung.
Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993).
Penicilline, Cephalosporine und andere ß Lactam Antibiotika
Erfahrungen. Bei allen gängigen Penicillinderivaten (z.B. Isocillin®, Amoxypen®) liegt der M/P Quotient unter 1. Der voll gestillte Säugling erhält in der Regel deutlich weniger als 1 % einer therapeutischen Dosis (Übersicht in Bennett 1996).
Ähnliches gilt für Cephalosporine, die zum Teil im Darm des Säuglings inaktiviert werden (Übersicht in Bennett 1996). Benyamini und Mitarbeiter (2005) haben 67 Mütter mit Amoxicillin plus dem Enzyminhibitor Clavulansäure (in Augmentan®) sowie 38 mit Cefuroxim nach Nebenwirkungen bei ihren gestillten Kindern gefragt. Bei der ersten Gruppe wurden mit 22 % häufiger Symptome berichtet als bei Amoxicillin alleine. Die Symptome waren dosisabhängig, bedurften aber keinerlei Intervention. Bei Cefuroxim wurden in knapp 3% der Fälle leichte Nebenwirkungen berichtet, die im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Cefalexin nicht häufiger auftraten.
Bei Aztreonam (Azactam®) sind nach einer Einzeldosis an die Mutter 0,2 % als relative Dosis für das Kind in der auf die Applikation folgenden Stillmahlzeit ermittelt worden (Ito 1990).
Bei lmipenem (Zienam®) wurden in einer japanischen Untersuchung durchschnittlich 0,8 % einer gewichtsbezogenen, i.v. verabreichten Dosis in der Tagesmilchmenge gemessen (Ito 1988).
Von Sulbactam (z.B. Unacid®) beträgt die relative pro Tag übergehende Dosis maximal 1 % (Foulds 1985).
Enteral werden die zuletzt genannten Substanzen kaum resorbiert. Dies spricht zusätzlich für eine geringe biologische Verfügbarkeit beim gestillten Kind.
Zu anderen ß Lactam Antibiotika liegen keine ausreichenden Daten vor. Bisher gibt es keinen Anhalt für toxische Effekte beim gestillten Kind.
Empfehlung für die Praxis: Penicillinderivate und Cephalosporine gehören zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit. Soweit möglich, sollten länger eingeführte Substanzen bevorzugt werden, d. h. im Fall der Cephalosporine solche der 2. Generation. Wenn erforderlich, können auch andere ß Lactam Antibiotika und Clavulansäure verwendet werden."
Auch Kortison ist in der Stillzeit nicht generell kontraindiziert, vor allem bei lokalter und kurzfristiger Anwendung.
Ich zitiere dir dazu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006:
"4.11.7 Corticosteroide
Erfahrungen. Praktische Bedeutung für die Stillzeit haben vor allem die Glucocorticoide. Therapeutisch verwendet werden die nicht fluorierten Corticoide Prednison (z.B. Decortin®), Prednisolon (z.B. Solu-Decor-tin®), Methylprednisolon (z.B. Urbason®) sowie Deflazacort (Calcort®), Hydrocortison (z.B. Hydrocortison Hoechst®), Prednyliden und die fluorierten Derivate Amcinonid (Amciderm®), Beclometason (z.B. Sanasthmyl®), Betamethason (z.B. Celestamine®), Budesonid (Pulmicort®), Cloprednol (Syntestan®), Dexamethason (z.B. Fortecortin®), Flunisolid (Syntaris®), Flumetason (z.B. Cerson®), Fluocortolon (Ultralan®), Fluticason (z.B. Flutide®, Flutivate®), MOMETASON (z.B. Ecural®), Triamcinolon (z.B. Volon®). Einige Präparate werden ausschließlich inhalativ zur Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen verwendet.
Die M/P-Quotienten von Prednison und Prednisolon liegen zwischen 0,05 und 0,25.
Eine Stunde nach parenteraler Verabreichung einer Einzeldosis von 110 mg Prednisolon wurden 760 µg/l Milch gemessen. Vier Stunden später waren es 260 µg/l und etwa 9 Stunden nach Applikation noch 60 µg/l. Nach intravenöser Injektion von 1 g Prednisolon wurden entsprechend der 9fach höheren Dosis etwa 9fach höhere Werte in der Milch gemessen, 24 Stunden nach der Applikation war das Corticoid nicht mehr nachweisbar (eigene Beobachtungen).
Andere Autoren haben unter niedrigeren Tagesdosen (10-80 mg) einen entsprechend geringeren Übergang für den Säugling ermittelt (Übersicht in Bennett 1996, Greenberger 1993). Zusammenfassend ist mit einem Anteil von durchschnittlich 1-2% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis für den Säugling zu rechnen. Im Fall der oben beschriebenen 1-g-Dosis hätte der Säugling mit der ersten Mahlzeit eine Stunde nach Injektion 0,2 mg Prednisolon/kg Körpergewicht erhalten, über 24 Stunden wären es 0,32 mg/kg. Das ist selbst bei dieser mütterlichen Höchstdosis nur etwa ein Sechstel einer üblicherweise gut verträglichen therapeutischen Kinderdosis (2 mg/kg/Tag). Für den Säugling ergibt sich kein Risiko durch eine kurz dauernde Hochdosisbehandlung, selbst dann nicht, wenn gleich nach der Injektion gestillt wird.
Auch unter länger dauernder Behandlung mit 80 mg/Tag wird mit der Muttermilch nur eine Prednisolonmenge übertragen, die weniger als 10 % der körpereigenen Cortisol-Produktion entspricht.
Zu den übrigen Corticoiden liegen keine ausreichend dokumentierten Transferdaten vor.
Empfehlung für die Praxis: Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon sind Corticoide der Wahl für eine systemische Behandlung in der Stillzeit. Auch hohe Dosen bis 1 g, einmalig oder wenige Tage nacheinander verabreicht, z. B. beim Asthmaanfall oder bei multipler Sklerose, erfordern keine Einschränkung des Stillens. Bei wiederholter Gabe solch hoher Dosen sollte, wenn es sich einrichten lässt, 3-4 Stunden mit dem Stillen gewartet werden. Wirkungsgleiche Mengen der anderen Corticoide sind wahrscheinlich auch verträglich. Die regelmäßige inhalative Anwendung eines Corticoids bei Asthma ist ebenso unbedenklich wie andere lokale Corticoidanwendungen.
Ich wünsche dir von Herzen dass es dir bald besser geht!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.11.2014