Brustverweigerung durch zufüttern?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Brustverweigerung durch zufüttern?

Hallo liebe Hebammen! Mein Sohn ist gerade 16 Wochen alt geworden. Ich habe von Anfang an voll gestillt (mit Stillhütchen von Medela) und nach 2 Monaten ein paar mal Milch abgepumpt. Die hat er per Avent Fläschen bekommen, da ich mich beim stillen unterwegs total unwohl gefühlt habe. Da wir aber immer öfter und mehr unterwegs sind, reicht abpumpen nicht mehr aus, da ich dabei nie genug raus bekomme. Die Flasche hat er super gut angenommen. Nach dem dritten Monat habe ich angefangen ihm PRE HA zusätzlich zu geben, da ich auch sicher war, dass er nicht mehr richtig satt wird. Zudem hat er die rechte Brustseite ständig verweigert,und obwohl ich ihn extra öfter dort angelegt habe ist die Milch zurückgegangen. Insgesamt hat die Mischung aus Flasche und stillen aber gut geklappt. Seit ein paar Tagen macht er allerdings ständig Theater, wenn er tagsüber dann doch an der Brust trinken "soll". Er bekommt 3-4Flaschen PRE, hat allerdings mit seinen 4 Monaten immernoch einen Trink-Rythmus von 2 Stunden (ist das normal?!). Kann es sein, dass er merkt, dass die Flasche komfortabler ist und deswegen so ausrastet? Er schreit sich richtig in Rage, 30min - bis ich aufgebe. Bei der Flasche ist er sofort ruhig und zufrieden. Ich will ihn und mich damit auch nicht quälen. Abends, nachts und morgens klappts stillen allerdings problemlos. Mittlerweile geht die Milch auch deutlich zurück. Eigentlich wollte ich nicht abstillen, aber im Moment sieht es fast so aus als gäbe es keinen richtig anderen Weg. Oder haben Sie einen Rat für mich? Mit liebsten Grüssen und einem herzlichen Danke!

von Tournesol1 am 28.12.2016, 01:36



Antwort auf: Brustverweigerung durch zufüttern?

Liebe Tournesol1, dein Baby stillt wie langsam zur Flasche hin ab. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Du hast das Pech gehabt, schlecht beraten worden zu sein, doch tatsächlich besteht Hoffnung. Dazu möchte ich dich zu allererst ermutigen, nach einer Stillberaterin in eurer Nähe zu schauen. "Nah" kann auch 1 Stunde entfernt sein - es lohnt sich allemal!! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Da dein Kind prinzipiell ja noch stillt, hast du wirklich recht gute Chancen, denn es geht darum, deine Milchproduktion zu steigern. Dazu hilft viel viel viel stillen, und das machst du ja auch. In der Tat trägt auch intensiver Hautkontakt dazu bei, dass die Kleinen besser trinken, darum hilft es euch beiden, wenn ihr viel Zeit miteinander (fast) nackig im Bett kuschelnd verbringen könnt. Ich würde auf alle Fälle keine Flasche und keinen Schnuller geben und mit einem Becher oder dem Brusternährungsset arbeiten. Wenn du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt. Außerdem solltest Du regelmäßig pumpen, um die Milchmenge zu steigern, bis dein Kind gelernt hat effektiv zu trinken. Du kannst es schaffen, da bin ich fast sicher!!! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 28.12.2016



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