Frage: Baby schreit beim Stillen

Hallo, mein 7 Wochen alter Sohn schreit seit einiger Zeit während dem Stillen. Er trinkt generell nicht lange (5-10min.) und lässt dann die Brust los, sucht wieder danach, schreit, saugt nur kurz oder nicht richtig an, schreit wieder, usw. Meist nahm ich ihn hoch damit er aufstoßen kann. Er ließ sich dann gut beruhigen, ist dann mit dem Schnuller auch schnell zufrieden. Ich dachte bislang, er ist halt satt und mag nicht mehr. Er spuckt auch hin und wieder, aber das hält sich derzeit in Grenzen. Mit 2-3 Wochen war es ziemlich viel. Generell ist er ausgeschlafen und gestillt ein zufriedenes, gut aufgelegtes Baby, das sehr interessiert an der Umwelt ist. Er nimmt gut zu, derzeit 4800g. In der Nacht schläft er gut, mit 2-3 Stillmahlzeiten. Tagsüber lege ich ihn an, wann er Durst/Hunger hat. Das ist eigentlich stündlich, außer er schläft im Tragetuch mal 2-3 Std. Die Windeln sind immer nass, lediglich in der letzten Woche hatte er 4 Tage keinen Stuhlgang. Kürzlich war ich dann bei der Stillambulanz um das Schreien an der Brust abzuklären und seitdem bin ich total verunsichert und unsere Stillzeiten sind die reinste Katastrophe! Ich hatte den Eindruck die Hebamme kannte sich nicht wirklich aus, sie ging auch immer um bei einer Kollegin nachzufragen. Aufgrund des Schreiens an der Brust und des fehlenden Stuhlganges wurde dann die "Diagnose" "zu wenig Milch" gestellt. Ich soll nun 10 Tage Bockshornkleesamenkapseln nehmen und den Kleinen mehrmals hintereinander an der selben Brust anlegen, und nicht aufgeben ihm die Brust anzubieten, damit er zur sättigenden Muttermilch kommt. Generell soll ich ihn sooft es geht anlegen, damit mehr Milch gebildet wird. Und wenn nichts hilft, soll ich ihm abends ein Fläschchen geben. Das möchte ich aber auf keinen Fall! Das häufige Anlegen habe ich gemacht, er trinkt nun manchmal ein bisschen länger(10-12min.), bzw. nuckelt nun gerne an der Brust, sobald der Milcheinschuss (der ziemlich zu Beginn des Stillens kommt) vorbei ist. Trotzdem lässt er die Brust bald wieder los. Er dockt dann wieder an, lässt aber gleich wieder los, schreit und überstreckt sich neuerdings, bzw. presst den Kopf richtig in die Brust und wird ganz wild. Je mehr ich darauf "bestehe" dass er nochmal andockt, desto mehr protestiert er. Vorher war er mit dem Hochnehmen und Ablenken zufrieden. Heute war es besonders schlimm, er ließ sich dann gar nicht mehr beruhigen, als ich ihn abends gestillt habe, und ihm die Brust noch einmal nach dem Hochnehmen angeboten habe. Ich habe auch den Eindruck, das Schlucken schmerzt ihn, er macht nach dem Stillen glucksende Geräusche beim Schlucken, als ob er Luft schlucken würde. Heute war das besonders schlimm, dass er einen großen Schleimpfropf erbrochen hat. Er wurde übrigens in der 2.Woche schon vom Kinderarzt bezüglich Erbrechen untersucht, keine Anzeichen auf Reflux. Gerade bin ich ziemlich verzweifelt, weil ich nicht weiß ob ich tatsächlich zu wenig Milch habe, oder ob es ihm zuviel ist. Nach dem Stillen kam bislang eigentlich immer noch Milch raus, andererseits sind meine Brüste auch recht weich, und beim Abpumpen komme ich nur auf 40 ml. Ich möchte auf keinen Fall mit dem Stillen aufhören, meinen ersten Sohn habe ich 18 Monate gestillt, und ich finde es (wenn es funktioniert) einfach wunderbar! Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort!

von Gundula am 15.08.2017, 21:34



Antwort auf: Baby schreit beim Stillen

Liebe Gundula, ich glaube, dass dein Baby saugverwirrt ist und nicht mehr korrekt und effektiv trinken KANN außer im Halbschlaf. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Am besten wendest Du dich deshalb einmal an eine Stillberaterin in deiner Nähe und lässt dir beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann dir erklären, woran Du erkennst, ob dein Kind korrekt saugt und dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 15.08.2017