Liebe Expertinnen,
Mein sieben Monate alter Sohn und ich haben gerade harte zwei Wochen hinter uns: erst hatte er die erste Bronchitis seines Lebens und es ging ihm richtig schlecht. Der Kinderarzt hat bei ihm erhöhte Entzündungswerte sowie pfeifendes Atmen festgestellt, sodass schnell klar war, dass er ein Antibiotikum nehmen sollte (Cefaclor 125 TS). Damit wurde es auch schnell besser. Diese eine Woche hat bei mir allerdings derartige Spuren hinterlassen, dass ich prompt eine fette eitrige Nebenhöhlenentzündung bekommen habe. Mit Fieber, Gliederschmerzen, etc. Ich kann mit Fug und Recht sagen, dass ich noch nie einen vergleichbaren Infekt hatte. Es hat mich derart aus den Latschen gehauen, dass ich nicht mehr richtig für mein Baby sorgen kann, und Mann und Schwiegermutter einspringen müssen. Trotzdem kann ich ja keine strikte Bettruhe einhalten... Nachdem ich es jetzt vier Tage mit allen Haus- und pflanzlichen Mitteln probiert habe, und es nicht besser wird, empfahl mein Arzt mir ebenfalls ein Antibiotikum zu nehmen (Amoxicillin). Das bedeutet jedoch, dass mein Kleiner durchs Stillen noch ein zweites AB obendrauf bekäme... auch wenn es ein AB der Wahl beim Stillen ist. Eine Stillpause wäre wirklich schwierig und zusätzlich stressig weil er die Flasche hartnäckig verweigert.
Was mache ich nun? Ich hoffe, Sie verstehen meinen Zwiespalt. Der Papa und die Schwiegermutter können ab jetzt auch nicht länger mitbetreuen aus diversen Gründen.
Vielen Dank für eine gute Idee,
Tinipix
von
Tinipix
am 22.03.2017, 13:38
Antwort auf:
Antibiotikum nehmen trotz dem Stillbaby gerade selber Antibiotikum genommen hat?
Liebe Tinipix,
bitte quäle dich nicht länger!
Zu dem Amoxicilin zitiere ich dir aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer:
„Erfahrungen. Bei allen gängigen Penizillinderivaten (z.B. Isocillin, Amoxypen) liegt der M/P-Quotient unter 1. Der vollgestillte Säugling erhält in der Regel deutlich weniger als 1 % einer therapeutischen Dosis (Übersicht in Bennett 1996).
Ähnliches gilt für Cephalosporine (z.B. Cephorexin, Oracef), die zum Teil im Darm des Säuglings inaktiviert werden (Übersicht in Bennett 1996).
...
Empfehlung für die Praxis: Penicillinderivate und Cephalosporine sind neben Erythromycin das Antibiotikum der Wahl für die Stillzeit. Soweit möglich, sollten länger eingeführte Substanzen bevorzugt werden. Wenn erforderlich können auch andere Beta-Lactam-Antibiotika und Clavulansäure verwendet werden"
...
Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Falle bakterienhemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht.
In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert:
• Beeinflussung der Darmflora (als Folge eventuell Durchfall)
• Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Falle einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten
• Entwicklung resistenter Keime
• Sensibilisierung
Erwiesen haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht. Am ehesten ist - im seltenen Fall - mit einer vorübergehenden, nicht therapiebedürftigen Abnahme der Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993)."
Gute Besserung und LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 22.03.2017