Frage: Anlegeprobleme?

Liebe Biggi, ich habe einen 9 Wochen alten Säugling und es kommt immer wieder zu Stillschwierigkeiten. Wir waren nach der Geburt eine Nacht getrennt und ich konnte sie erst am nächsten Tag anlegen. Das hat gut geklappt. Leider musste sie dann noch ein paar Tage auf der Intensivstation bleiben mit Infusion. Zum stillen wurde ich geholt. Es klappte zunehmend schlechter, da ich mich aus diversen Gründen zunehmend allein und verunsichert fühlte. Sie wurde dort zugefüttert und bekam einen Schnuller. Als sie zu mir auf die Kinderstation kam, wurde es wieder besser mit dem stillen. Seit wir zu Hause sind bleibt es ein auf und ab. Mal trinkt sie ganz ruhig und schläft dabei ein. Mal windet sie sich dabei, verschluckt sich, zappelt, drückt, findet kein Ende,.... Ich hatte keinen "klassichen" Milcheinschuss und auch Abpumpen und Ausstreichen klappen nicht immer - zudem schwint sie sich oftmals mit Blähungen zu quälen. Zuerst dachte ich sie würde evt zu wenig Mlich bekommen. Nun stoße ich immer öfter auf das Thema zu starker MSR. Da mir weder Anlegen noch Ausstreichen oder Abpumpen wirklich gezeigt wurde, bin ich unsicher ob vielleicht hier schon ungünstige Voraussetzungen für sie sind. Dazu kommt, dass sie eigentlich fast nie spuckt oder ein Bäuerchen macht, dafür sich aber auch unabhängig vom stillen häufig an ihrem Speichel verschluckt oder Schluckauf hat. Ich stille möglichst nach Bedarf (auch wenn ich ihre Zeichen von Hnger und Satt noch schwer zu deuten finde) und meist haben wir einen 2-3 Stunden Rhythmus. Ich stille in der "klassichen" Position, da die anderen bei mir nicht gut klappen. Rechts scheint auch besser zu laufen als Links. Meine Stillberaterin vor Ort habe ich noch nicht erreicht. Auch wenn es schwer ist eine Ferndiagnose zu stellen, vielleicht hast du noch eine Idee?

von dejoh am 21.02.2013, 15:28



Antwort auf: Anlegeprobleme?

Liebe dejoh, es gibt zwei Hauptursachen für ein solches Verhalten: Saugverwirrung und übermäßig starker Milchspendereflex. Falls dein Kind einen Schnuller oder auch (gelegentlich) Flasche bekommt, solltest Du diese künstlichen Sauger für eine Weile weglassen und schauen, ob sich das Verhalten bessert. Wenn die Saugverwirrung noch nicht zu stark ausgeprägt ist, kann das schon ausreichen, dass das Baby wieder lernt die Brust gut anzunehmen. Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Ein Versuch wäre es daher immer wert, die künstlichen Sauger wegzulassen und stattdessen einen Becher zu verwenden. Beobachte einmal ganz genau, wie die Stillmahlzeit abläuft: Verschluckt sich das Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus der Brust fließt? Fließt dem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn Du die obigen Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: - erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst , verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wickelst Du dein Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Du dein Kind auf diese Weise eingepackt hast, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Am besten wendest Du dich auch für eine persönliche Unterstützung an eine Kollegin in deiner Nähe. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 21.02.2013



Antwort auf: Anlegeprobleme?

Liebe Biggi, das ist es ja grade...die Punkte treffen meist nicht zu. Sie verschluckt sich eher selten und Milch achiesst eigentlich nie aus mir. Das passiert eher wenn der Stillabstand sehr lange war. Was sehr selten der Fall ist... Mein Eindruck ist eher, dass sie sich oftmals mit der Verdauung abmüht. Sie drückt dabei, entspannt, drückt wieder, die Augen verdrehen sich, sie schreckt hoch. Das ist ja mein Problem, ich habe 1000 Fragen zu ihrem Verhalten. Immer wenn ich grade denke ich habe ihr Verhalten durchschaut (wann sie Hunger hat, wann sie Verauungshilfe braucht, wann sie damit in den Schlaf finden will, wann sie Trost braucht) und Wege gefunden die helfen (viele Pausen machen, zwischendurch turnen, öfter/weniger Anlegen,...) dann zeigt sie wieder ein neues Verhalten. Und ich habe dadurch den Eindruck keine Stillmahlzeit ist wie die andere. Auch schon vom Anlegegefühl nicht. Daher frage ich mich, ist das typensache und sie ist halt temperamentvoll oder gibt es ein technisches Problem?!

von dejoh am 21.02.2013, 16:39



Antwort auf: Anlegeprobleme?

ach und an saugverwirrung denke ich eigentlich auch nicht, da sie seit wir zu Hause sind keine Flasche mehr bekommen hat und den Schnuller auch schon seit Wochen ablehnt... Leider gibt es hier vor Ort nur eine Stillberaterin und die habe ich noch nicht erreicht...

von dejoh am 21.02.2013, 16:40



Antwort auf: Anlegeprobleme?

Liebe dejoh, ich KANN aus der Ferne nicht mehr dazu sagen, dazu müsste ich sehen, WIE dein Kind trinkt und wie es sich verhält. Biggi

von Biggi Welter am 21.02.2013