Liebe Biggi,
nach anfänglichen Schwierigkeiten hat das Stillen bei mir geklappt, allerdings nur mit Stillhütchen. Ich habe lange probiert es abzugewöhnen, ohne Erfolg.
Jakob ist jetzt 15 Wochen alt und hat nimmt leider zu wenig zu. Meine Hebamme hat mir jetzt geraten einmal täglich zuzufüttern. Ich habe Jakob daraufhin wieder öfter angelegt (spätestens alle zwei Stunden) und wie besprochen einmal zugefüttert. Leider hat Jakob letzte Woche nur knapp hundert Gramm zugenommen.Meine Hebamme meint,ich solle zweimal am Tag zufüttern. Ich habe Angst, dass ich bald nicht mehr stillen kann. Abpumpen geht nicht, da der kleine nur im Tragetuch einschläft.
Wenn ich abstillen muss, gibt man die Fläschen dann auch nach Bedarf und werden die dann nach und nach durch das Stillen ersetzt?
Liebe Grüße
Sarah
von
Z84
am 16.12.2014, 19:06
Antwort auf:
abstillen?
Liebe Sarah,
ja, wenn Pre-Nahrung gegeben wird, kann die Flasche nach Bedarf gegeben werden. Allerdings sollte zusätzliche Nahrung eher mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, da es sonst passieren kann, dass Ihr Baby die Brust bald ganz verweigert und sich komplett zur Flasche hin abstillt.
Ich befürchte, dass Sie inzwischen schon ziemlich tief in diesem Kreislauf stecken und eine Fernberatung reicht nicht mehr aus, um diese Entwicklung umzukehren. Deshalb kann ich Ihnen nur wärmstens ans Herz legen, sich so rasch wie möglich an eine Stillberaterin zu wenden, die mit Ihnen gemeinsam überlegt, wie Jakob wieder an die Brust zurückgeführt werden kann. Solange er die Brust überhaupt noch annimmt, bestehen immer noch Chancen, dass sich das Problem noch aus der Welt schaffen lässt.
Erhöhen Sie in den nächsten Tagen im Gegenteil die Stillfrequenz deutlich. Versuchen Sie in
den nächsten Tagen Ihr Baby häufig anzulegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn
der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und falls Ihr Baby einen
Schnuller bekommt, reduzieren Sie zumindest vorübergehend den Einsatz des Schnullers. Der
Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Babys, ohne dass er dabei Nahrung erhält. Bei
einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Bitte keinen Tee oder Wasser oder Saft
geben. Diese Flüssigkeiten braucht ein gestilltes Kind nicht und sie können zu massiven
Gedeihstörungen führen.
Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wachzuhalten, können Sie es mit Wechselstillen
versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es
wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald
es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den
Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren
es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der
anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es
wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas
ermuntert haben. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang
ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Essen Sie genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinken Sie
entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die
Milchmenge aus. Nochmals: Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange Sie sich nicht
ausgedörrt fühlen, ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Es gibt
keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn Sie Milchbildungstee
trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim
Kind verursachen.
Geben Sie Ihrem Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung nach. In vielen Fällen hat es sich bewährt,
wenn die Mutter sich für ein paar Tage mit dem Baby ins Bett legt und sich nur um die Versorgung des
Babys kümmert. Vielleicht kann Ihnen ja Ihr Partner oder eine andere Person den Haushalt
abnehmen.
Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor
Ort wenden, die sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Ihr Baby korrekt an der Brust
saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.12.2014