Hallo liebes Stillberaterinnen- Team,
meine Tochter ist 19 Monate alt und ich stille noch- einmal tagsüber (weil sie die Brust stetig einfordert ist das sehr schwer das einzustellen) und nachts im Dauertakt.
Weil sie einige Monate im Rahmen der Kitaeingewöhnung richtig krank war mit Mandelentzündungen, ständig hohem Fieber usw habe ich statt abzustillen weitergestillt, gerade auch weil sie auch gar nicht richtig gegessen hat bzw. nicht essen konnte. Sie schläft auch nicht im eigenen Bett, sondern noch bei uns.
Es ist auch nicht einfach sie nachts abzudocken und sie wehrt sich richtig, wenn ich versuche, sie von der Brust zu lösen. Sie würde am liebsten die ganze Zeit an der Brust sein, was für mich langsam sehr belastend ist. Meinen Mann akzeptiert die Kleine ab den Abendstunden leider nicht mehr und er kann sie auch kaum beruhigen. Ich bringe sie immer ins Bett und stille sie in den Schlaf.
Schnuller und Flasche hat sie nie genommen. Empfiehlt es sich jetzt noch nachts die Brust durch den Schnuller zu ersetzen (mein Mann lehnt das ab, sie jetzt noch an den Schnuller zu gewöhnen), damit ich "frei" bin oder gibt es da andere "Ersatzmethoden"?
Wir haben also 2 Baustellen: Das Abstillen (auch vor dem Hintergrund, dass ich bald wieder schwanger werden möchte) und das Schlafen. Ich weiß gar nicht, wie ich das alleine hinbekommen soll.
Empfiehlt es sich komplett auf einmal abzustillen oder das phasenweise zu reduzieren?
Sollte ich erst abstillen und sie dann an ihr Bett gewöhnen oder ist es besser dass ich mich erst vielleicht mit ihr in ihr Bettchen lege, damit sie dort schlafen "lernt" (in der Kita klappt das Schlafen mittags wohl ganz gut ohne mich)?
Ich weiß es gibt keinen allgemeingültigen Tipp, aber ich weiß wirklich nicht wo ich anfangen soll...
Ich freue mich auf eine Antwort. Ganz lieben Dank!
Liebe Grüße
Andrea
von
supersonnenschein
am 18.08.2017, 10:41
Antwort auf:
Abstillen mit 19 Monaten ?
Liebe supersonnenschein,
eines gleich vorweg: Abstillen ist keine Garantie dafür, dass die Nächte ruhiger werden. Manchmal passiert genau das Gegenteil...
Deine Maus scheint das Stillen noch zu brauchen, so wie sie deine Nähe nachts braucht - beides völlig natürlich und völlig normal. Du machst nichts verkehrt, wenn du es zulässt :-)
Wenn du aber am Anschlag bist, MUSS deine Maus es akzeptieren, dass du ihr Stillpausen nachts abverlangst. Ganz abstillen würde ich wie gesagt nicht, jedoch eine stillfreie Zeit einführen.
Du hast vielleicht Angst vor ihrem Wüten und Weinen, wenn sie (was ja natürlich ist) gegen eine Veränderung protestiert. In diesem Fall hilft es sich klarzumachen, dass unsere eigenen Überzeugung und Überzeugtheit unseren Kinder sehr helfen kann. Es gibt ihnen die Sicherheit, dass Mama weiß was sie tut. Erstaunlicherweise lassen sich dann die meisten Babys auf die Veränderung ein. Denn sie spüren: Mama ist cool, gelassen und absolut sicher in dem, was sie tut.
Mit diesem Hintergrund lässt sich vielleicht doch etwas verändern?
Die Ansätze von Elizabeth Pantley, der Autorin von "Schlafen statt Schreien", könnten dir dann vielleicht helfen. Von ihr stammt auch eine Idee zur Einführung einer stillfreien Zeit in der Nacht. Hier fasse ich dir kurz zusammen, wie es geht:
Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird (sie verstehen es auch dann, wenn wir denken, sie seien noch viel zu klein um zu begreifen, was los ist!), und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die stillfreie Zeit allmählich länger, und du findest Schritt für Schritt mehr Ruhe in der Nacht.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihm während der stillfreien Zeit einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du die stillfreie Zeit nicht zu lang ausdehnen solltest pro Nacht, oder vielleicht doch noch ein bisschen warten und durchhalten solltest.
Die Autorin selbst meint, dass ca. 15-monatige noch recht jung für diese Form von Schlaftraining sind. Allerdings ist ihr Ansatz um Welten besser als jede Ferber-Methode, bei der ein Baby schreien gelassen wird nach bestimmten Schemata bzw. Zeitintervallen. Und dabei allein gelassen wird. Solche Methoden sind schädlich, weil sie das Urvertrauen des Babys kaputt machen und dem Kind das Gefühl geben, dass sowieso niemand kommt, wenn es in Not ist. Dies ist übrigens der Grund, warum diese Trainings auch "funktionieren": Weil das Baby jede Hoffnung verliert... Und das ist sicher nicht das, was wir unseren Kleinen als Botschaft mit auf den Lebensweg geben wollen, oder?
Es ist übrigens gar nicht ungewöhnlich, dass ein 19 Monate altes Baby häufig stillen will.
Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Darum ist Abstillen in der Regel auch keine Lösung sondern nur eine Verschiebung der Belastung. An der Brust findet es eben nicht nur Milch, sondern auch Geborgenheit, die ebenso wichtig ist wie die Milch an sich :-) Und die gerade in der Nacht gebraucht wird.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 18.08.2017