Hallo liebe Expertinnen,
meine Tochter ist 2,5 Jahre alt und wird noch Abends zum Einschlafen gestillt, wenn auch sie statt dessen ein Nuckelfläschchen akzeptiert und dabei meist genauso einschläft.
Außerdem wacht sie seit ihrer Geburt jede Nacht mindestens einmal auf, möchte dann ins Elternbett und an die Brust. Letzte Nächte wachte sie mehrmals auf und will immer an die Brust. Bislang hat sie nur ein Mal in ihrem eigenen Bettchen durchgeschlafen (das Bett steht neben dem Elternbett).
Mein Mann befürchtet zum einen, dass sie durch das lange Stillen „Schaden nehmen“ könnte und dies ihre kindliche Entwicklung hindert. Ich bin anderer Meinung, dennoch würde ich gern selber mal wieder durchschlafen und das nächtliche Stillen auslaufen lassen. Was kann man tun, dass das Kind auf sanfte Weise von der Brust entwöhnt wird und v.a. nachts auf andere Art wieder einschläft? Zur Info, ich bin berufstätig und die Kleine wird in der Woche tagsüber von meinem Mann betreut. Wir stehen jeden Morgen sehr früh auf, wobei ich die Maus in ihr Bett lege und dort schläft sie meist noch einige Zeit weiter.
Zudem möchten wir ihr natürlich auch das Nuckelfläschchen zum Einschlafen abgewöhnen, aber nicht zuviel auf einmal. Mein Mann hat sie früher auch herumgetragen zwecks Einschlafen, aber dazu ist sie inzwischen zu schwer ;-)
Vielen Dank im Voraus für Ihre Ideen und Vorschläge,
B-chen
von
B-chen
am 27.08.2014, 09:22
Antwort auf:
Abstillen auf sanfte Art - wie?
Liebe B-chen,
der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs bewiesen. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Diese Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde).
Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind.
Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase.
Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden.
Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen.
Trotzdem ist es Euer gutes Recht, nun wieder längere Nächte zu erhoffen ;-) und da hat sich die "Stillfreie Zeit" in der Nacht bewährt. Die Pantley-Methode funktioniert meist ganz gut. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird (sie verstehen es auch dann, wenn wir denken, sie seien noch viel zu klein um zu begreifen, was los ist!), und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du - oder der Papa, wenn er für dich diese Nachtschichten übernimmt - ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Auch Milch ist möglich, und sie muss auch nicht unbedingt eine Flasche nehmen. Wenn Sie Hunger oder Durst hat, geht auch ein Trink(lern)becher. Nur, wie gesagt, zunächst wird dein Kleiner alles ablehnen, was nicht Mama heißt!
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du bzw. der Papa ihr wirklich beisteht und ihr eure Kleine nicht "straft" für ihre natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass sie damit überfordert ist und ihr einen anderen Weg finden bzw. noch etwas warten solltet.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.08.2014