Guten Abend,
unser Sohn ist seit gestern 16 Monate alt. Von Beginn an schlief er an der Brust ein und auch jetzt ist es abends noch so, dass er nur mit der Brust einschlafen kann/möchte. Das Zubettbringen durch eine andere Person ist unmöglich, da er sofort in panisches Weinen ausbricht und sich kaum,bis gar nicht beruhigen lässt. Ich habe viele Kinder im Bekanntenkreis, die die Brust nicht mehr benötigen und auch ich fände es für ihn schöner, wenn er das Einschlafen alleine schaffen würde. Ich möchte ihn aber auch nicht damit triezen, wenn er es benötigt, dann ist es halt so, habe allerdings nur noch ein bisschen Hoffnung, das er den Zeitpunkt für sich selbst entscheidet/findet. Wir haben schon einiges ausprobiert, um es ihn zu erleichtern. Auch mit Schreien lassen, haben wir es probiert. Ich lag neben ihm, aber nach 20 Minuten haben meine Nerven das nicht mehr durchgehalten.... In der Krippe schläft er mittags auch mit dem Schnuller. Das klappte zuhause von Anfang an aber nicht, da er ihn verweigert hat. Für einen Tipp oder Ratschlag wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
mata
von
mata
am 20.02.2013, 20:26
Antwort auf:
Abgewöhnen von der Brust!?
Liebe mata,
es scheint so, als ob dein Kleiner einen sehr großen Bedarf an MAMA hat. Das ist gar nicht so ungewöhnlich, es ist auch nichts verkehrt daran, aber natürlich ist es wichtig, dass DU dabei nicht auf der Strecke bleibst.
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten.
Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst.
Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen.
Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht!
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
In unserer Gesellschaft ist es üblich geworden, Babys bereits sehr früh „erziehen" zu wollen, damit sie nicht „verwöhnt" werden und ihnen ihre Grenzen gezeigt werden. Manchmal kann ich mich bei diesen Diskussionen nicht des Eindrucks erwehren, dass das ein richtiges Horrorszenario entwickelt wird, in dem Eltern und Baby sich als Feinde gegenüberstehen und einander bekämpfen (müssen). Ein so kleines Wesen kann man noch gar nicht verwöhnen.
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist.
Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst.
In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt!
Fakt ist: Keiner kann wissen, warum dein Kind nachts jetzt so häufig an die Brust möchte. Es gibt tatsächlich Kinder, die aus Gewohnheit wach werden, und die lassen sich dann mit ein wenig Konsequenz von der überzeugten Mutter auch "umgewöhnen". Andere aber brauchen es wirklich, weil sie einfach von ihrer ganz persönlichen Reife noch nicht so weit sind. Es tut ihnen einfach gut, und fördert die gute Entwicklung von Gehirn, Seele und Körper, wenn sie dann auch stillen dürfen.
Wenn du aber für dich spürst, dass jetzt die Zeit ist, eure Stillzeit zu beenden, hast du mehrere Möglichkeiten:
Du kannst erst einmal nur Nachts abstillen und mit deinem Kleinen eine "stillfreie" Zeit in der Nacht vereinbaren. Elizabeth Pantley, die Autorin von "Schlafen statt schreien" hat diese Methode entwickelt:
Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest.
Außerdem solltest Du wirklich versuchen, dir Hilfe zu holen, damit DU wieder zu Kräften kommst.
• nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ...
• Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
• Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen.
Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und Kraft für die Zukunft zu tanken.
Ganz llliebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 20.02.2013
Antwort auf:
Abgewöhnen von der Brust!?
Erstmal vielen Dank für Deine Antworten. =)
Wir waren vergangene Woche im Krankenhaus und seitdem ist er noch anhänglicher als zuvor. Er schläft teilweise auf meinem Bauch mit der Brust im Mund! Ich hoffe das wird sich wieder ändern auch generell hoffe ich manchmal schon auf eine Veränderung, da ich seit Januar auch wieder arbeiten gehe und die Nächte ja nicht unbedingt erholsam sind. Ich denke deshalb lasse ich das mit dem Abgewöhnen, denn sonst werden die Nächte erstmal noch unruhiger und ich glaube das schaffe ich dann nicht mehr mit dem Arbeiten gehen. Dennoch kann ich auch verstehen, dass er einen Bedarf an Mama hat. Das war schon von Anfang an so. Ist ja auch etwas schönes ein Mamakind zu haben. =)
Trotzdem hab ich auch ein bisschen Bedenken, falls ich nochmal schwanger werden sollte und mein Bub immer noch an der Brust ist!? Wie würde das denn funktionieren?
Wünsche noch ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße
mata
von
mata
am 02.03.2013, 19:41