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Sechs bis neun

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Geschrieben von Hexhex am 24.04.2017, 10:56 Uhr

Liegt an der Situation, nicht am Kind!

"Normal" ist ja in einer Trennungsfamilie rein gar nichts. Deshalb hilft es nicht, wenn Du sagst, es sei normal, wenn sich Mama- und Papa-Phasen abwechseln. Das ist vielleicht in einer intakten Familie so (aber auch nicht immer). Kein Kind aber geht aus einer Trennung ohne Schaden hervor, vielleicht unterschätzt Du dieses Problem und seine Langzeit-Wirkungen etwas.

Es ist sicher absolut nicht leicht für Dich, dass Du das Gefühl hast, Deine Tochter hätte den Papa lieber als Dich. Das würde mich auch sehr verletzen. Aber Deine Tochter sitzt vollständig zwischen den Stühlen: Sie spürt, dass Du enttäuscht bist, wenn sie lieber zum Papa will. Andererseits ist der Papa natürlich automatisch ihr "Superstar", weil er sie nach Strich und Faden verwöhnt, während Du für die unangenehmen Seiten des Alltags zuständig bist. Das ist sehr ungerecht für Dich, aber es ist leider normal in einer Trennungsfamilie: Der Papa lebt nicht mehr bei der Familie, er kann deshalb bei Besuchen ungestört seine Schokoladenseiten zeigen - er ist nicht mehr für den Alltags-Mist zuständig, der Eltern oft Nerven kostet und in dem sie auch mal schimpfen oder Grenzen setzen müssen.

An dieser Situation ist aber nicht Eure Tochter und auch nicht allein der Vater Schuld, sondern beide Erwachsenen haben diese Situation verursacht (das gilt auch, wenn die Trennung richtig war!). Eure Maus kann null für die Situation, sie ist hin- und hergerissen zwischen Euren Gefühlen, Wünschen, Forderungen. Es ist schlimm für sie, wenn der Papa ihr ein schlechtes Gewissen macht, weil sie nicht kommen will. Es ist aber auch schlimm für sie, wenn sie merkt, dass Du unterschwellig enttäuscht bist, wenn sie lieber zum Papa will. Wie soll sie da seelisch heil herauskommen...?

Um Schaden von Deiner Tochter (und nur um sie geht es!) abzuwenden, glaube ich: Du musst es - sozusagen als Preis für die Trennung - aushalten, dass Deine Tochter den Papa favorisiert: Er ist ganz allein für sie da. Er verwöhnt sie. Er hat keine weiteren Kinder, konzentriert sich daher ganz auf sie und nimmt sich viel Zeit für sie. Er schimpft nicht viel, denn er hat die besseren Nerven (er hat ja keine Familie, um deren Bedürfnisse er sich auch noch kümmern muss, so wie Du). Klar ist das attraktiv für ein Kind! Vor allem, wenn es seelisch angeschlagen ist: durch die Trennung der Eltern, den neuen Partner der Mama, die Halbgeschwister, die einen anderen Vater haben. Das ist alles eine Riesen-Herausforderung! Da kann so ein Papa eine Rettungsinsel sein, die sich viel bequemer anfühlt, als der Patchwork-Alltag zu Hause.

Ich würde versuchen, Deine Tochter Dein Herzeleid nicht spüren zu lassen. Gönne ihr den Papa. Seine Fürsorge (und auch seine Verwöhnung!) sind nicht nur schlecht! Sie können so manche seelische Wunden heilen, die die schwierige Situation für Euer Kind mit sich bringt.

Sage Deiner Tochter aber auch, dass sie nicht zum Papa muss, wenn sie nicht möchte. Erkläre ihr, dass der Papa schon groß ist. Und das große Leute es gut aushalten, wenn man mal nicht zu ihnen gehen möchte. Es ist natürlich wichtig, dass auch Dein Ex nicht zu sehr klammert. Eure Tochter muss - vor allem später mit beginnender Pubertät - die Freiheit haben, auch mal keine Lust auf den Papa-Besuch zu haben. Sie ist kein Ersatz für eine Partnerin oder für eine Liebesbeziehung.

Wenn sie die einzige Bezugsperson des Vater ist, ist dies eine schwere Überforderung. Wenn sie aber bei Dir bleibt, damit Du nicht traurig bist, ist dies ebenfalls eine Überforderung. Denn nicht sie ist zuständig dafür, dass Ihr gute Gefühle habt - sondern Ihr Beide seid zuständig dafür, dass es IHR gut geht.

LG

 
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