Wieder schwanger nach 2 Fehlgeburten

Question

Hallo Herr Dr. Bluni, nachdem ich heute früh schon in einem Buch über die Verarbeitung von Fehlgeburten gelesen habe, dachte ich,ich wende mich in meiner Unsicherheit kurz an Sie. Ich bin jetzt 35 Jahre alt. Kurz vor Weihnachten 2009 hatte ich eine "stille" FG in der 10.SSW und vergangene Woche wieder in der 11. SSW (eigentlich komplett gleiches Erlebnis, keine Schmerzen, keine Blutung, einfach kein Herzchen mehr). 1998 habe ich eine gesunde Tochter geboren, die jedoch von einem anderen Vater stammt. Einige Monate nach der Geburt wurde mir die rechte Niere entfernt (Reflux rechts und links, rechts hat nicht mehr gearbeitet, ständiger Bakterienherd, links alles bestens, ich werde regelmäßig kontrolliert). Wir sind momentan unsicher. Sollen wir es einfach nochmal versuchen? Oder sollen wir ein Kinderwunschzentrum oder eine humangenetische Beratung aufsuchen? Was denken Sie, was wäre sinnvoll vor einer erneuten Schwangerschaft abklären zu lassen? Gibt es eine Tendenz? Für eine Antwort bin ich Ihnen schon jetzt sehr dankbar, denn die Gedanken kreisen doch sehr stark um das Thema. Vielen Dank, dass Sie sich hier die Zeit für jeden einzelnen nehmen und man nicht nur pauschale Antworten auf die vielen Fragen findet. Liebe Grüße, Heike R.

Mitglied inaktiv - 07.01.2011, 08:43

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Dr. med. Vincenzo Bluni · Accepted Answer

Hallo, es ist ein nicht ungewöhnlicher Vorgang, dass es bei manchen Frauen zunächst die ein der andere Fehlgeburt vor eine regulär ausgetragenen Schwangerschaft kommt, oder zwischen der ein oder anderen ausgetragenen Schwangerschaft zu ein oder zwei Fehlgeburten kommt. Dabei sind genetische Störungen die häufigste Ursache für eine frühe Fehlgeburt, gefolgt von anatomischen Ursachen, Infektionen und Medikamenten. Auch können gerade bei wiederholten Fehlgeburten angeborene Gerinnungsstörungen eine bedeutende Ursache spielen. Das Fehlgeburtsrisiko ist jedoch immer auch abhängig von bestimmten Risikofaktoren, wie z.B. dem Alter der Frau, der Frage eines Übergewichts oder ob die Frau raucht. Je älter die Frau ist, umso höher ist ihr Risiko für eine Fehlgeburt. So steigt das Fehlgeburtsrisiko ab dem 30.Lebensjahr langsam an, erhöht sich nach dem 35.Lebensjahr schon deutlich und nach dem 40.Lebensjahr steigt es dann drastisch an, was bedeutet, dass das Risiko einer über 40jährigen Schwangeren etwa doppelt so hoch ist im Vergleich zu Frauen, die jünger sind als 30 Jahre. Da das Risiko mit jeder weiteren Fehlgeburt steigt, wird bei gehäuften Fehlgeburten (habituellen = mehr als dreimal hintereinander) empfohlen, eine weiterführende Diagnostik zu veranlassen. In Ausnahmefällen und bei individueller Abstimmung auch schon früher. Dazu gehört auch ein Spermiogramm des Partners. Allgemein beträgt die Wiederholungswahrscheinlichkeit nach nur einer frühen Fehlgeburt etwa 25% und 40 bis 45% nach zwei Fehlgeburten. Gegenstand weiterführender Diagnostik ist die Untersuchung der Frau, der Genetik der Eltern und ggf. auch die Suche nach den oben genannten Blutgerinnungsstörungen. Diese bleiben die häufig unerkannt, aber dennoch sind sie in einer nicht unerheblichen Zahl die Ursache für wiederholte Fehlgeburten und Probleme in der Schwangerschaft. Als hormonelle Ursachen kommen unter anderem Schilddrüsenfunktionsstörungen, wie eine Unter- oder Überfunktion in Frage. Ein Gelbkörperhormonmangel ist eher selten die Ursache. Eine für jede individuelle Situation passende Prophylaxe haben wir bis heute nicht. Bei einer genetischen Ursache ist dieses eine Art natürlicher Ausleseprozess der dazu führt, dass es bei einigen Frauen erst zu ein oder zwei Fehlgeburten kommt, bevor sich eine intakte Schwangerschaft entwickelt. Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum individuellen Vorgehen mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt. Herzliche Grüße VB Quellen: Andersen A-M Nybo, J Wohlfahrt, P Christens, J Olsen, and M. Melbye, Is maternal age an independent risk factor for fetal loss?, West J Med. Nov 2000; 173(5): 331. Cook CL, Pridham DD., Recurrent pregnancy loss, Curr Opin Obstet Gynecol. 1995 Oct;7(5):357-66. T.Philipp, K.Philipp, A.Reiner, F.Beer and D.K.Kalousek, Embryoscopic and cytogenetic analysis of 233 missed abortions: factors involved in the pathogenesis of developmental defects of early failed pregnancies, Human Reproduction Vol.18, No.8 pp. 1724±1732, 2003 Risch HA,Weiss NS,Clarke EA,Miller AB., Risk factors for spontaneous abortion and its recurrence, Am J Epidemiol.,1988 Aug;128(2):420-30 http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-050.html (AWMF-Leitlinie 015/50 der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V., Diagnostik und Therapie beim wiederholten Spontanabort, (Stand: 31.12.2013, letzter Abruf: 16.05.2018)

Mitglied inaktiv · Answer

Hi, ich hatte 2009 auch 2 FG´s. Bei mir ist es so das ich noch keine Kinder vorher habe. Jeweil bei beiden SS war auf einmal kein Herzschlag mehr da. Aber nach der 2 FG, sind mein Partner und ich zu einer Genetikberatung gegangen und haben erstmal abgeklärt ob wir überhaupt Kinder Bekommen können oder ob irgendwas dagegen spricht. Vielleicht solltet Ihr erstmal das machen und dann könnt Ihr nach der Auswertung, die Ihr dann bekommt, weiterentscheiden. Hoffe Du kannst deine FG´s verarbeiten Grüße Kerstin

Mitglied inaktiv · Answer

Lieb von dir Kerstin! Ich gehe dieses mal anders damit um, versuche bewusst zu verarbeiten und nicht wie beim ersten mal zu verdrängen und mich in die Arbeit zu stürzen. Wie geht es dir denn? Darf ich fragen, hast du inzwischen ein Kind? LG Heike

Mitglied inaktiv · Answer

Ich habe beim ersten mal auch verdrängen. Beim zweiten mal hat es mich dann ausgehoben. Es waren Zwillinge (das war immer mein Wunsch) und das hat mich so aus der Bahn geworfen, dass ich mind. ein halbes Jahr in Theraphie war. Mir gehts gut und nein ich habe NOCH kein Kind. Aber in meinem Bauch ist gerade eins, das in etwa 8 Wochen zur Welt kommen will. War aber ein kampf. Denn trotz Terapie damals, hab ich immer Angst gehabt in der jetzigen Schwangerschaft. Ich hab es einfach nicht wegbekommen und hab immer bei jedem Anzeichen, gedacht, es ist was schlimmes. Und auch jetzt hab ich immer mal wieder mal Angst, das noch etwas passiert. LG Kerstin