Guten Tag Herr Dr. Bluni,
Ich kenne ihre Antworten hier bezüglich Magnesium, dass eine Therapie mit 300mg pro Tag sehr wirksam sein soll, dass aber Magnesium gegen Geburtsreife Wehen nichts mehr ausrichten kann.
Meine Hebamme mit 25 Jahren Berufserfahrung hat uns im letzten GVK gesagt, dass wir Magnesium ab der ca. 36. SSW weglassen sollten, da es verhindert, dass Wehen auftreten. (Gelegentliche Einnahme bei Wadenkrämpfen wäre aber kein Problem)
Woanders hab ich gelesen, dass die Wirkung von Magnesium als krampflösendes Mittel während der Schwangerschaft komplett umstritten ist. D.h. wenn Wehen auftreten, dann treten sie auf, ob man nun Magensium nimmt oder nicht.
Können sie mir einen Verweis o.ä. geben wo ich das nachlesen kann, was sie sagen?
nut theoretisch: wenn ich am Tag 1000mg Magnesium zu mir nehme (und wahrscheinlich die meiste Zeit auf der Toilette verbringe) könnte ich den ET herauszögern?
Oder hilft da auch viel, nicht viel?
Noch eine Frage, die Wirkung von Magnesium mal nicht in Frage gestellt.
Macht es einen Unterschied, ob ich Magnesium in 300mg Einmalgabe zu mir nehme, oder es auch 2*150mg oder sogar noch niedrig dosierter und häufiger schlucke?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei 300mg alles auf einmal resorbiert werden kann.
Ich wünsche ihnen einen schönen sonnigen Sonntag und eine angenehme Woche.
Gruß Jera
Mitglied inaktiv - 17.02.2008, 12:16
Antwort auf:
Was bringt Magnesium wirklich?
Liebe Jera,
1.wenn auch die „erfahrene Hebamme“ diese Überzeugung vertritt, so entspricht diese Vorstellung eben nicht mehr den vorliegenden, wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sprich, diese vertretene Meinung ist Historie.
In einem Leserbrief in der Fachzeitschrift „Gynäkologische Praxis“ (gynäkol. prax. 26, 465-466 (2002)) von 2002, wurde diese Frage gestellt und von Priv.-Doz. Dr. Usula von Mandach Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe Universitätsspital Frauenklinikstraße 10, CH-8091 Zürich beantwortet. Das Fazit ihrer Antwort ist das, was Sie auch von mir an dieser Stelle immer wieder hören:
Bei entsprechender Indikation kann diese Therapie bis zum Geburtstermin fortgeführt werden: „Man weiß, dass eine orale Therapie selbst bei Höchstdosierung (30 mmol Mg2+/d) keine signifikante bzw. über einen Zeitraum von mehreren Stunden anhaltende Erhöhung des Magnesiumplasmaspiegels bewirkt, sondern dass dies erst durch eine i.v. Zufuhr von Magnesiumionen gelingt.“
Weiterhin beantworte im gleichen Beitrag Herr Professor Dr. K. Vetter (Abt. Geburtsmedizin Neukölln, Berlin) diese Frage wie folgt:
„Oral eingenommenes Magnesium eignet sich dazu, einen erniedrigten Spiegel aus¬zugleichen, d. h. einen normalen Magnesiumspiegel zu erzielen. Überschüssiges Magnesium wird nicht resorbiert und wirkt als salinisches Abführmittel.
1. Eine Geburt wird durch oral eingenom¬menes Magnesium nicht verzögert.
2. Magnesium muss, aus welchen Grün¬den es auch immer eingenommen wird, nicht abgesetzt werden.
3. Um eine tokolytische Wirkung zu erzie¬len, muss Magnesium parenteral (Anm. V.Bluni: Verabreichung über die Vene) appliziert werden; die Dosierungsvorschriften sind einzuhalten, da es bei Überdosierung schwerwiegende Nebeneffekte haben kann.“
Hierzu gibt es die folgenden Literaturstellen:
1. Witlin AG, Friedman SA, Sibau B M. The effect of magnesium sulfate therapy on the duration of labor in women with mild preeclampsia atterm: A randomized.
double-blind, placebo-controlled trial. Am J Obstet Gynecol 1997; 176: 623-627.
2. Atkinson MW, et al. Does magnesium sulfate affect the length of labor induction in women with pregnancy-associated hypertension? Am J Obstet Gynecol 1995; 173: 1219-1222.
3. Leveno KJ, et al. Does magnesium sulfate given for prevention of eclampsia affect the outcome of labor? Am J Obstet Gynecol 1998; 178: 707-712.
4. Szal SE, Ooughan-Minihane MS, Kilpatrick SJ. Effect of magnesium prophylaxis and preeclampsia on the duration of labor. Am J Obstet Gynecol 1999; 180: 1475-1479.
5. Kraus A, Schwab A. Die Konzentration des ionisierten und des Gesamtkalziums im Blut von Hündinnen mit Wehenschwäche. Tierarztl Prax 1990; 18: 641-643.
2.Auch bei der zweiten Anmerkung der Hebamme kann nur darauf verweisen, dass es mittlerweile sehr viele Untersuchungen zu dieser Frage gibt, die sicherlich auch kontrovers diskutiert werden, allerdings scheint es unzweifelhaft zu sein, dass die orale Magnesiumsubstitution zu weniger Wadenkrämpfen, Frühgeburten und Fällen einer „Gestose“ kommt.
Lechner, Adelheid: Generelle Magnesiumsubstitution in der Schwangerschaft - Einfluss auf den Blutdruck / Adelheid Lechner, 1999. - XII, 256, [15] Bl.
Innsbruck, Univ., Diss., 1999
Zur Literaturrechcherche bitte ich Sie , dieses über die Suchmaschinen zu versuchen, wenn Ihnen dieses noch nicht ausreichen sollte.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 17.02.2008
Antwort auf:
Was bringt Magnesium wirklich?
Vielen Dank Dr. Bluni, ich freue mich sehr über ihre Antwort und die ausführlichen Quellenangaben.
Sie haben mir sehr geholfen!
Gruß Jera
Mitglied inaktiv - 17.02.2008, 15:21