Frage: Partusisten

Hallo Hr. Dr. Bluni! Ich bin jetzt in der 32. SSW und bei mir war der Gebärmutterhals von Anfang an sehr kurz (3cm). Jetzt hat er sich nochmals auf 2cm verkürzt und es wurden vorzeitige Wehen festgestellt. Ich verbrachte auch ein paar Tage in der Klinik bei ständigen CTG- und Blutdruck- und EKG- Kontrollen, da ich auch Partusisten verabreicht bekam. Jetzt soll ich mich weiterhin schonen (nur leichte Tätigkeiten und kurze Spaziergänge), und weiterhin 4 mal täglich alle 6Std eine Tablette nehmen. Gottseidank halten sich bei mir die Nebenwirkungen in Grenzen, lediglich abends hatte ich zu Beginn der Einnahme leichtes Herzklopfen. Die Herzfrequenz vom Kind ist wohl leicht erhöht, was angeblich nicht schlimm ist. Allerdings habe ich jetzt schon öfter gelesen, daß dieses Medikament sehr umstritten ist wegen seinen Nebenwirkungen und weil es auch angeblich nicht immer wirklich gegen die Wehen hilft. Mein Frauenarzt ist zu allem Übel noch gerade für 3 Wochen im Urlaub, die Kontrollen finden in der Zeit weiter in der Klinik statt. Ich bin sehr beunruhigt, mache mir große Sorgen, dem Baby zu schaden und wollte nun gerne eine zweite Meinung zu den Tabletten hören. Vielen lieben Dank dafür schonmal im Voraus!

von clothilde am 08.06.2011, 13:51



Antwort auf: Partusisten

Hallo Clothilde, 1. hier kann ich Sie beruhigen, dass diese Therapie nach der bisherigen Datenlage für Ihr Kind nicht mit negativen Folgen verbunden ist. 2. so genannte Wehenhemmer können bekanntermaßen zu unangenehmen Nebenwirkungen, wie innere Unruhe mit Herzrasen führen („shaky woman syndrome“, Zitat Prof. K. Nikolaides, London). Für das Kind schädlich sind sie nach bisheriger Datenlage nicht. Was hier für Ihre persönliche Situation das beste Vorgehen ist, kann am besten mit Frauenärztin/Frauenarzt oder der Entbindungsklinik besprochen werden. Nicht nur wegen der beschriebenen Nebenwirkungen wird die orale Wehenhemmung von vielen Fachvertretern, wenn überhaupt, sehr streng indiziert. Von vielen wird nur noch die intravenöse Gabe in der Akutsituation für sinnvoll erachtet und die orale Wehenhemmung als obsolet angesehen. VB Quellen http://www.agmfm.de/_download/unprotected/g_0 4_03_01_medikamentoese_wehenhemmung.pdf (AWMF-Leitlinie 015/025 „Medikamentöse Wehenhemmung bei drohender Frühgeburt“ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (Expertenkommission), Stand: September 2006, letzter Abruf:8.6.2011 Gyetvai K, Hannah ME, Hodnett ED, Ohlsson A. Tocolytics for preterm labor: a systematic review. Obstet Gynecol 1999; 94: 869–77 Lewis R, Mercer BM, Salama M, Walsh MA, Sibai BM. Oral terbutaline after parenteral tocolysis: a randomized, double-blind, placebo controlled trial. Am J Obstet Gynecol 1996;175:834-7 von Mandach U, Hermer M, Huch R, Huch A. Ist die Dauertokolyse sinnvoll? Geburtsh Frauenheilk 2002; 62:52–9

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 08.06.2011