Frage: Depression/Angstzustände

Hallo, ich bin in der neunten Woche schwanger. Ich leide unter Panikattacken, also Angstzuständen mit entsprechenden Symptomen. Diese wurden bisher mit Cymbalta seit einem Jahr behandelt (niedrigste Dosis, 30mg). Diese habe ich unter ärztlicher Kontrolle abgesetzt. Die Symptome verschlechtern sich allerdings seit ein paar Tagen. ich möchte aber eigentlich auf das Medikament während der Schwangerschaft verzichten. Gibt es nicht eine Alternative? Vielleicht homöopathisch? Wie finde ich dazu Hilfe? Ich wäre ihnen für eine Antwort sehr dankbar und wäre ihnen dankbar meine Daten sehr vertraulich zu behandeln. Dankeschön. Viele Grüße

von LouisaMertens am 29.01.2011, 00:28



Antwort auf: Depression/Angstzustände

Hallo, bei bis zu 80% aller Frauen kann es in der Schwangerschaft zu irgendeiner Form der Stimmungsbeeinträchtigung oder kurz danach kommen. Jedoch nicht immer liegt gleich eine behandlungsbedürftige Depression vor. Die Übergänge zur Depression können dabei fließend sein. Deshalb wird es für Sie am besten sein, wenn Sie zu diesen Verstimmungen mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt sprechen, die/der wohl am besten die Situation einschätzen kann. Leichte Formen von depressiven Verstimmungen treten bei etwa 25 bis 35% der Schwangeren und bei etwa 13% der Frauen im Wochenbett auf. Die Kriterien für eine so genannte Minor oder Major Depression finden sich jedoch nur bei weniger als 20% der Schwangeren. Ungeachtet dieser Häufigkeiten werden diese psychischen Störungen sowohl von den betroffenen Frauen als auch von Ihren Hebammen und Ärztinnen/Ärzten häufig nicht als Erkrankung wahrgenommen und bleiben damit in bis zu 50% der Fälle unerkannt. Die adäquate und fachgerechte Behandlung der Depression in der Schwangerschaft ist auch deshalb wichtig, weil Depressionen in der Schwangerschaft einen Risikofaktor für die Wochenbettdepression darstellen. Darüber hinaus zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass psychische Erkrankungen der Mütter in der Schwangerschaft und im Wochenbett zu Entwicklungsverzögerungen ihrer Kinder führen und dass Kinder depressiver Mütter nicht unerhebliche gesundheitliche Folgen davontragen können: • Verringertes Geburtsgewicht und Gesundheitsprobleme innerhalb des ersten Lebensjahres • Verminderte kognitive Leistungen • Verminderte sprachliche Entwicklung • Verringerte Anpassung an schulische Anforderungen Bei bereits vorbelasteten Frauen ermöglicht die rechtzeitige Beratung – schon vor Beginn der Schwangerschaft - eine Risiko- Nutzen-Abwägung sowie das Erstellen eines Behandlungsplans für den Fall eines Wiederauftretens der Depression. Hier sollte dann in jedem Fall der Facharzt für Neurologie/Psychiatrie und/oder eine Psychotherapeutin/Psychotherapeut eingebunden werden. Im Fall von schweren oder sich wiederholenden Depressionen ist heute neben der begleitenden Psychotherapie auch eine Fortsetzung der Pharmakotherapie möglich und erforderlich. Die Auswahl des Wirkstoffs hängt von dessen möglichen Risiken für den Fetus in angemessenem Verhältnis zu den Vorteilen für die antidepressive bzw. rezidivprophylaktische Behandlung der Schwangeren ab. Werden diese therapeutischen Chancen verpasst, so besteht neben den beschriebenen Folgen für die Kinder eine erhebliche Chronifizierungsgefahr für die betroffene Frau. Eine hilfreiche Anlaufstelle für Betroffene ist die Internetseite der Selbsthilfe-Organisation zu peripartalen psychischen Erkrankungen „Schatten & Licht e. V.“. Zu erreichen unter der Internetadresse http://www.schatten-und-licht.de (letzter Abruf:15.05.2018) Welche medikamentösen Therapieformen stehen bei Depressionen in der Schwangerschaft zur Verfügung? Es können eine Reihe von Substanzen eingesetzt werden. Jedoch sollte die medikamentöse Behandlung zeitlich begrenzt werden, um teratogene und toxische Effekte zu vermeiden. Wenn möglich, sollten aber Antidepressiva in der Schwangerschaft und besonders im ersten Schwangerschaftsdrittel, also während der Organentwicklung, nur bei schweren Erkrankungen verordnet werden. Auf Grund der aktuellen Datenlage (Empfehlungen der amerikanischen Aufsichtsbehörde, FDA) sollte bei Diagnose einer Schwangerschaft in einer laufenden Therapie mit dem Wirkstoff Paroxetin, die Therapie umgestellt werden. Und bis zum Vorliegen neuer Sicherheitsdaten ist Patientinnen, die eine Schwangerschaft beabsichtigen oder im 1. Trimenon schwanger sind, von einer Behandlung mit Paroxetin abzuraten. Was Neuroleptika anbelangt, so dürfen Butyrophenone während der Schwangerschaft verabreicht werden, ebenso sind Phenothiazine kaum teratogen. Bei Benzodiazepinen besteht eine relative Kontraindikation. Schlafmittel und Tranquilizer vom Benzodiazepin-Typ werden während des ersten Trimenons am besten gemieden und zwei bis drei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin nicht mehr verabreicht. Generell sind in der Schwangerschaft nur bewährte und gut untersuchte Substanzen zur Behandlung der Depression zu empfehlen. Hier empfiehlt sich aber immer die Abstimmung mit dem behandelnden Arzt/Therapeuten vor Ort. Bei weiteren Fragen zur medikamentösen Therapie wenden Sie sich doch bitte an unseren Experten für Medikamente in der Schwangerschaft, Herrn Dr. Paulus. Er hat übrigens hier bei rund-ums baby.de auch ein Forum zu solchen Fragen. Die Adresse ist https://www.rund-ums-baby.de/medikamente-in-der-schwangerschaft VB Quellen: http://www.sign.ac.uk/assets/sign127.pdf (Guidelines des Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN), SIGN Publication, Management of perinatal mood disorders, A national clinical guideline, Stand: März 2012, letzter Abruf: 15.05.2018) www.fda.gov/drugs/drugsafety/postmarketdrugsafetyinformationforpatientsandproviders/ucm053346.htm (Food and Drug Administration (FDA), US Department of Health an Human Services: Public Health Advisory: Paroxetine,23/12/2014, letzter Abruf: 15.05.2018) http://www.kbv.de/media/sp/Patienteninformation_Depression_Schwangerschaft_und_Geburt.pdf (Informationen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, KBV zum Thema Depression – Schwangerschaft und Geburt, Stand Mai 2018, letzter Abruf 15.05.2018 https://www.gesundheitsinformation.de/depression-nach-der-geburt-was-kann-helfen.2686.de.html?part=nachdergeburt-kl (Depression nach der Geburt – was kann helfen. Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), letzter Abruf 15.05.2018) http://www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/2/4/1/CH1452/CMS1382012804966/ratgeberppd.pdf (Broschüre „... eigentlich sollte ich glücklich sein ...“ Psychische und soziale Belastungen in der Schwangerschaft und nach der Geburt - Ein Ratgeber für Mütter, Väter und Angehörige. Österreichisches Ministerium für Frauengesundheit. Stand März 2017, letzter Abruf 15.05.2018 Beck, CT. The effects of postpartum depression on child development: a meta-analysis. Arch Psychiatr Nurs. 1998;12:12–20. Cooper,PJ; Campbell, EA; Day, A; Kennerley, H. and Bond, A., Non-psychotic psychiatric disorder after childbirth. A prospective study of prevalence, incidence, course and nature. Br J Psychiatry. 1988 Jun;152:799-806. Cox A. 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von Dr. med. Vincenzo Bluni am 29.01.2011



Antwort auf: Depression/Angstzustände

Hallo, ich verstehe dich voll und ganz. Leide auch unter Angstzuständen, die mal mehr und mal weniger sind.Hatte vor der SS fluoxetin 40 mg genommen und wo ich erfuhr das ich schwanger bin, sofort abgesetzt. Ich bin jetzt in der 39 ssw und bis jetzt gings ohne tabletten mal besser mal schlechter. Ich habe angst vor Wochenbettdepression, deshalb habe ich mit ärztlicher aufsicht versucht ab der 32 ssw wieder fluoxetin zu nehmen, aber damit gings mir noch schlechter. Arzt meint, dass wenn man nicht gerade ne Attacke hat, soll man nicht vorbeugend AD nehmen. Besprich mit deinem Arzt, was man in der SS nehmen darf. Also von citalopram habe ich gutes gehört und das man das in der ss auf jedenfall nehmen darf. Und versuch vielleicht noch mit Therapie, das hilft auch ganz gut. Weil wenn es dir nicht gut geht, muss man das behandeln. Vielleicht hilft sogar nur die Therapie ohne medis. Ich wünsche dir auf jedenfall alles, alles gute und eine sehr schöne SS. Liebe Grüße Vero1303

Mitglied inaktiv - 29.01.2011, 03:25



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