bakterielle Meningitis in der schwangerschaft

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: bakterielle Meningitis in der schwangerschaft

Ich komme gerade erschüttert und besorgt aus dem krankenhaus, wo wir meine sehr gute freundin (24.ssw) mit einer bakteriellen meningitis auf der intensivstation zurücklassen mussten. nachc etwa 8 stunden schwersten kopfschmerzen wurde endlich eine lumbalpunktion gemacht. Der liquor war trüb weisslich. Sie bekam ab da ceftriaxon. Ich sah noch wie sie einen krampfanfall erlitt, bevor wir gingen. Meine konkrete Fragen sind: 1. Können sie auskunft für die allgemeine Prognose bakterieller meningitiden in der schwangerschaft für mutter und ungeborenes geben? (das baby war am leben) 2. Im engen umkreis ist eine weitere schwangere (9.Monat). Sie hatte aber keinen engen Kontakt, nur händeschütteln, begrüßendes umarmen mit der erkrankten. Was soll ich ihr raten? Zur info: wir leben hier in sarajevo (bosnien und Hercegowina) und ich bin frischgebackene Ärztin und berate oft meine deutschen Freunde und Bekannten medizinisch. Hier stösst aber mein wissen auf seine grenzen. Vielen Dank für schnelle antwort. Josy

von johod am 28.03.2013, 22:53



Antwort auf: bakterielle Meningitis in der schwangerschaft

Liebe Josy, 1. die bakterielle Meningitis ist schon außerhalb einer Schwangerschaft eine sehr gefürchtete Erkrankung, die je nach Ausprägung auch trotz Therapie nicht immer folgenlos verläuft. In der Schwangerschaft ist sie nur sehr selten anzutreffen. In mehr als 20 Jahren habe ich noch keinen Fall erlebt oder von einem aus dem Umfeld gehört. 2. bei der bakteriellen Meningitis (Erreger z.B. Meningokokken) wird der Erreger durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Kontaktpersonen wird zur Chemoprophylaxe geraten. Diese ist wohl indiziert für enge Kontaktpersonen (weniger als 1 m Distanz) der Erkrankten. Diese Maßnahme ist sinnvoll bis max. 10 Tage nach dem Kontakt. Dieses können Sie hier nachlesen http://www.medmikro.ruhr-uni-bochum.de/inf_ag/index.html (Reiter Meningitis: "Akute Bakterielle Meningitis", Empfehlungen der AG Infektiologie der Ruhr-Universität Bochum) Sehr ausführlich sind die Chemoprophylaxemaßnahmen auch beim niedersächsischen Landesgesundheitsamt unter der Adresse http://www.nlga.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=6637&article_id=19322&_psmand=20 und dem Informationsblatt der Stadt Kiel mit Angaben zu den empfohlenen Antibiotika http://www.kiel.de/leben/gesundheit/infektionsschutz/informationsblaetter/Infoblatt_Meningokokkenmeningitis-sepsis_Chemopropylaxe.pdf beschrieben. Für Deutschland liegen mir keine Daten vor, aber in den USA sind es jährlich etwa 4.500 Fälle an bakterieller Meningitis, die auftreten und diese Erkrankung kann bei der Schwangerschaft – gerade bei schwerem Verlauf – das Fehlgeburtsrisiko erhöhen. Nachzulesen beim Centers for Disease Control an prevention unter der Adresse http://www.cdc.gov/meningitis/bacterial.html Ich hoffe, dass Ihnen diese Informationen ein wenig weiterhelfen werden. Beste Grüße nach Sarajevo VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 29.03.2013