Verhalten nach Harnverhalt

 Conny Ackmann Frage an Conny Ackmann Kinderkrankenschwester

Frage: Verhalten nach Harnverhalt

Sehr geehrte Damen, unser Sohn ist viereinhalb Jahre alt und kann sich weder von seiner Windel trennen noch die Toilette benutzen. Die Windel bleibt unterwegs und nachts in der Regel trocken. Allerdings wirkt er im Moment des Wasserlassens oft ein wenig überrascht. Sämtliche Versuche (Töpfchen, Bücher,etc), ihn an das Thema Sauberwerden heranzuführen, wurden ignoriert oder mit Widerstand beantwortet. Bis zu seinem vierten Geburtstag hofften wir, dass sich das "Problem" durch Reifung erledigen würde. Leider geschah nichts... Mit vier Jahren (massiv trennungsängstliches Kind mit drei Jahren) begann für ihn der Kindergarten. Ich wies die Erzieherin in einem Vorgespräch auf seine Windel hin. Leider reagierte sie ziemlich verständnislos und riet mir, ihm die Windel konsequent abzunehmen. Ich entgegnete, dass ich ihm die Windel nicht wegnehmen würde und es keine Umstände machen würde, da unser Sohn sein Geschäft nur zu Hause erledigt. Sollte es doch mal passieren bat ich um einen Anruf. In der Folgezeit begann ich schon, mit ihm verstärkt über das Sauberwerden zu sprechen und ihn zu bitten, es doch wenigstens zu versuchen. Ohne Erfolg. Ich bemerkte lediglich, dass seine Windeln immer länger trocken blieben, dachte mir aber nichts Böses dabei.. Am ersten Kindergartentag, der zu unserer Freude ohne Tränen begann, kam es natürlich direkt zur Konfrontation. Irgendwie kam es dazu, dass die anderen Kinder seine Windel zu sehen bekamen. Das Problem war leider vergessen worden. Unser Kind erzählte nur davon... Wirkte aber einigermassen gefasst. Am nächsten Tag suchte ich erneut das Gespräch und es wurde vereinbart, dass man zukünftig darauf achten würde, eine solche Situation zu vermeiden. Ich zog ihm von da an, eine normale Unterhose als Sichtschutz über die Windel. Seither haben wir ihn zugegebenermassen immer mal wieder auf die Vorteile des Toilettengangs hingewiesen. Er sagt, dass er (wenn ich 5 bin) in weiterer Zukunft auf die Toilette gehen würde, oder wenn seine kleine Schwester keine Windel mehr bräuchte. Jetzt aber nicht. Wenn man ihn bittet, Pipi in die Windel (z.B. vor der Nacht) zu machen, versucht er es manchmal kurz, aber es kommt nichts. Kurze Zeit später laufen aber manchmal gefühlte 2 Liter in die Windel... Letzte Woche litt er plötzlich unter starken krampfartigen Bauchschmerzen. Nach einigem Rätselraten fiel mir auf, dass er 18 Stunden nicht Wasser gelassen hatte. Die Windeln wurden von unterschiedlichen Personen gewechselt, daher dauerte es ein bisschen bis der Groschen fiel. Der Verhalt löste sich erst bei einem massiven Wutanfall. In den folgenden Tagen konnte er nur noch in der Badewanne Wasser lassen. Also setzte ich ihn zweimal am Tag in die Wanne, wo er sofort Wasser ließ. Jetzt sind die Bauchschmerzen zum Glück verschwunden. Heute hat er auch einmal spontan und zweimal per Badewanne Pipi gemacht. Natürlich waren wir beim Kinderarzt. Wir sind extrem besorgt und habe uns vorgenommen, das Thema erstmal konsequent zu vermeiden. Auch der Kindergarten, dem ich keine böse Absicht unterstelle, scheint jetzt ehrlich besorgt um ihn zu sein. Trotz allem geht unser Sohn übrigens recht gerne hin. Kann man hoffen, dass sich die Sauberkeitsproblematik noch von selber gibt? Oder brauchen wir professionelle Hilfe? Was raten Sie uns? Herzlichen Dank für Ihren Rat und die Mühe, die Sie sich machen!

von Miezemau1978 am 02.12.2014, 21:47


Antwort auf: Verhalten nach Harnverhalt

Hallo Miezemau1978 Ja, das ist einmal eine Herausforderung :-) und so spontan auch nicht gut zu beantworten. Zunächst einmal könnte man tatsächlich davon ausgehen, dass es sich noch im Rahmen der ganz normalen Entwicklung der Blasenkontrolle bewegt, da sie ja auch beobachten, dass er z.T. überrascht erscheint beim Pipi machen. Organische Ursachen sollten von ihrem Kinderarzt allerdings ausgeschlossen worden sein. Das hieße, wie sie auch schon für sich entschieden haben – abwarten und das Problem zunächst gar nicht mehr zum Thema machen - evtl. dem kleinen Mann nur hin und wieder spielerisch und ohne Druck die Toilette anbieten, z.B. vor und nach dem Schlafen, und ihn entscheiden lassen ob er gehen möchte oder nicht. Interessant ist allerdings, dass er offenbar sehr lange die Ausscheidung hinauszögern kann ohne einzunässen und das ist dann doch recht ungewöhnlich und will nicht so recht zu einer nicht funktionierenden Blasenkontrolle passen. Begleitend zu diesem Verhalten besteht aus unseren Erfahrungen häufig auch noch ein Obstipationsproblem – die Kinder also auch den Stuhlgang zurückhalten. Hier machen sie dann häufig die Erfahrung, dass Ausscheidung Schmerzen verursachen kann???? Genauso gut kann es sich aus irgendeinem Grund um ein oppositonelles Verhalten handeln :-( oder er hat aus irgendeinem Grund Angst und traut sich einfach noch nicht auf diese „große Toilette“ zu gehen ;-). Gut wäre zunächst herauszufinden wie groß an „normalen Tagen“ (Wochenende) die Ausscheidungsmenge einer einzelnen Portion ist und sie könnten vielleicht einmal über 2 Tage kontrollieren (evtl. stdl. fühlen??) wann er eine nasse Windel hat und diese dann wiegen. Das sollte dann noch einmal mit dem Kinderarzt besprochen werden. Stellen sich hier Auffälligkeiten heraus, könnte ihr Kinderarzt sie zu einem Spezialisten – KINDERurologen, KINDERnephrologen weiterleiten. Ich denke, man muss sich langsam an dieses Problem – wenn es denn Eines ist :-) – herantasten ohne den kleinen Mann zu überfordern oder verunsichern. Bis eine Ursache gefunden ist, lassen sie ihm zu seiner eigenen Sicherheit gerne ohne Stress seine Windel. Liebe Grüße Conny Ackmann

von Conny Ackmann am 03.12.2014