Stuhlenthalt als Machtmittel - Teil II

 Conny Ackmann Frage an Conny Ackmann Kinderkrankenschwester

Frage: Stuhlenthalt als Machtmittel - Teil II

Hallo Frau Ackmann, Danke für Ihre ausführliche und schnelle Antwort! Ich bin auch sehr stolz darauf, dass sie zum Pipi machen keine Windel mehr braucht. Den Stuhlgang setzt sie aber weder auf der Toilette, auf dem Töpfchen noch in die Windel ab. Sie verkneift es sich ganz einfach und ich weiß nicht, wie wir aus dem von Ihnen beschriebenen Teufelskreis wieder herauskommen sollen. Ich denke nämlich auch, dass sie irgendwann die Erfahrung gemacht hat: Stuhlgang tut weh. Ich darf die Dosis der Medikamente erhöhen, aber das hilft auch nicht viel, weil sie den Stuhl ja trotzdem zurückhält, er sich verhärtet und nur noch durch Klistier oder Einlauf (gegen ihren Willen und unter heftigsten Schreianfällen) entleert werden kann. Deshalb wurde mir auch geraten, sie auf die Toilette zu setzen und sie "pressen" zu lassen, bzw. mit ihr zu pressen, damit sie den Stuhl wieder alleine absetzen kann. Haben Sie andere Vorschläge? Irgendwas, damit ich ihr die Angst vor dem Stuhlgang wieder nehmen kann? Vielleicht auch spielerisch? Ich denke nämlich auch, dass Druck in ihrem Fall das allerschlechteste Mittel ist - vor allem nach dem traumatischen Einlauf-Erlebnis am Sonntag... Ultraschallkontrolle wurde seltsamerweise noch nicht vorgenommen - vielen Dank für den Vorschlag. Werde ihn sofort ansprechen. Das Thema Verstopfung wird bei Ärzten generell als 'nicht so schlimm' abgetan, wie mir scheint. Aber für meine Tochter entsteht ein extremer Leidensdruck. Ich bin - wie man vielleicht herauslesen kann - schon ziemlich verzweifelt und entschuldige mich, dass ich eine zweite Antwort hinterherschieben musste. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Restwoche! LG, Fräulein Sorglos

Mitglied inaktiv - 12.05.2015, 21:20


Antwort auf: Stuhlenthalt als Machtmittel - Teil II

Hallo Fräulein Sorglos :-))) sie müssen sich nicht entschuldigen – ich betreue sehr viel Patienten mit Verstopfung und weiß was die Familien durchmachen. Gerade bei Verstopfung sollte es engmaschige ärztliche Verlaufskonrollen mit Ultraschall geben um rechtzeitig auf Verschlechterung oder Besserung reagieren zu können. Je länger eine Verstopfung andauert umso länger braucht es bis Alles wieder in Ordnung ist. Es gibt Kindergastroenterologen, die sich bestens damit auskennen. Sprechen sie ihren Kinderarzt doch einmal darauf an mit der Bitte ihre Tochter dorthin zu überweisen. Gegen die Angst ihrer kleinen Maus vor Schmerzen bei der Entleerung können SIE leider gar nichts unternehmen. Das muss ihre Tochter in lang andauernder Selbsterfahrung – Entleerungen ohne Schmerzen – selbst wieder lernen und das ist ein sehr langwieriger Prozess. Als Unterstützung dürfen sie großzügig mit den stuhlaufweichenden Medikamenten sein, auch wenn der Stuhlgang so dünn wird, dass er unabsichtlich in der Windel landet – das ist so gewollt. Spielerisch ist da eher wenig zu machen, da die Kinder völlig blockieren. Gehen sie einfach ganz normal mit dem Thema um und lassen ihre Tochter alleine entscheiden was sie sich zutraut. Ich kann ihre Verzweiflung gut nachvollziehen aber eine andere Lösung als Zeit und Geduld gibt es da leider nicht :-((. Aus Erfahrung mit eigenen Patienten weiß ich, dass dieser Prozess (leider) manchmal Jahre dauern kann. Noch ein Tipp – sollte noch einmal eine Entleerung mittels Einlauf stattfinden müssen – wir führen diese Prozedur grundsätzlich unter Beruhigungsmitteln durch. Es gibt ein Medikament (Dormicum), bei dem die Kinder hinterher keine Erinnerung an das vorherige Geschehen haben um die kleinen Mäuse nicht zusätzlich zu traumatisieren. Ich wünsche ihnen und ihrer Kleinen sehr viel Kraft und Durchhaltevermögen. Glauben sie mir bitte – es kommt Alles in Ordnung – aber es ist ein langer Prozess. Liebe Grüße Conny Ackmann

von Conny Ackmann am 12.05.2015