Unser Sohn (5 Jahre) ist immer noch nicht trocken. Seit er 3 Jahre alt ist trägt er tagsüber keine Windel mehr (nachts trägt er immernoch Windel). Tagsüber ist er oft nass. Es ist nicht so, dass die Hose triefnass ist, er hat immer mal größere, mal kleinere nasse Flecken im Schritt. Im Sommer, wenn er nackt im Garten herumgesprungen ist, konnte man sehen, dass der Urin tröpfchenweise aus seiner Harnröhre kommt. Irgendwann, je nachdem wie abgelenkt er ist, merkt er es dann und rennt zur Toilette.
Wir haben sicher viel falsch gemacht, geschimpft, ihn unter Druck gesetzt, andauernd zur Toilette geschickt ( woraus resultierte, dass er gar nicht mehr von alleine gegangen ist). In der letzten Zeit versuchen wir ihn in Ruhe zu lassen. Wir schicken ihn nicht mehr, wenn ein größerer Fleck in der Hose ist, geben wir ihm eine neue Hose und versuchen gelassen zu bleiben ( was nicht einfach ist). Leider wechselt er die nassen Hosen nicht von selbst, sondern zieht sich nach dem Toilettengang einfach wieder hoch und hofft, dass es keiner merkt. Im Urlaub und am Wochenende klappt es etwas besser, aber an Kindergartentagen haben wir mehrere nasse Hosen am Tag. Auch beim Spiel mit Freunden ist es katastrophal.
Urologisch wurde er untersucht. Dabei wurde eine geringe Blasenkapazität festgestellt und er bekommt seit einem halben Jahr Oxybutynin mit dem Erfolg, dass die Kapazität etwas gestiegen ist. Trotzdem nässt er weiterhin ein.
Wir haben das Gefühl, dass er seinen Harndrang einfach nicht richtig wahrnehmen kann. Beim Essen, Malen, Bücher anschauen, Fernsehen klappt es viel besser. In Bewegung, auf dem Spielplatz und im Spiel mit anderen Kindern dagegen klappt es gar nicht gut.
Der Urologe meint, wir müssen warten, bis er von selbst bereit ist, sein Spiel zu unterbrechen. Allerdings machen wir und große Sorgen, da er nächstes Jahr in die Schule kommt und bestimmt bald gehänselt wird. Man merkt auch zunehmend dass es ihn selbst stört. Er überspielt das zwar und zieht es ins Lächerliche, aber das kommt uns vor wie ein Schutzmechanismus.
Auch die Tatsache, dass der Urin tröpfchenweise abgeht gibt uns zu denken. Verliert ein Kind im Spieleifer nicht den kompletten Blaseninhalt auf einmal?
Haben Sie vielleicht eine Idee, wie ihm geholfen werden kann, bzw. wie wir uns verhalten können?
von
Col12
am 08.10.2014, 20:59
Antwort auf:
Ständig nasse Hose mit 5
Hallo Col12
Die Entwicklung der Blasenkontrolle ist ein Reifungsprozess der in der Regel mit dem 2. bis 3. Lebensjahr beginnt und spätestens mit Beendigung des 5. Lebensjahres abgeschlossen sein sollte. Ihr Söhnchen ist also jetzt mal gerade an der Grenze und sie haben selbst schon festgestellt, dass Ablenkung eine große Rolle spielt.
Dieser Prozess beinhaltet, dass die Kinder in diesen Situationen den Harndrang häufig erst sehr spät spüren und dann sind schon wenige Tröpfchen und manchmal mehr in der Hose (nie komplette Blasenentleerung) bis sie auf der Toilette ankommen. Manchmal entscheiden sie sich auch bewusst später zur Toilette zu gehen und verschätzen sich am Anfang noch total und plötzlich ist es zu spät :-(.
Dies geschieht häufig in sehr intensiven Spielsituationen, bei Stress, Krankheit. Im Urlaub/ Wochenenden ist die Situation entspannter und dann ist auch dieser noch unreife Blasenmuskel (kleine Blasenkapazität) ruhiger und gibt nicht so häufig plötzlichen Alarm.
Oxybutinin ist eine Möglichkeit ihrem Sohn vorübergehend eine ruhigere Blase mit größerer Blasenkapazität zu verschaffen, hat jedoch keinen Einfluss auf die Entwicklung. Auch wirkt es nicht bei allen Kindern und wenn die Kinder trotzdem weiter soviel einnässen muss überlegt werden ob es wirklich die richtige Entscheidung ist.
Die Blase kann auch sehr gut mit einem guten Trinkverhalten – 7 gleiche Portionen regelmäßig über den Tag verteilt – beruhigt werden und sich darunter entspannen.
Es ist genau richtig wenn sie jetzt den Druck herausnehmen und ihn selbst entscheiden lassen wann er zur Toilette gehen muss, denn er soll ja selbstständig herausfinden wann der richtige Zeitpunkt für die Blasenentleerung ist um auch noch trocken die Toilette zu erreichen. Diese Verantwortung haben sie ihm vielleicht ein wenig zu lange abgenommen ;-).
Machen sie sich aber bitte keine Vorwürfe – sie wussten es doch nicht besser, wollten ihrem Kleinen sicher nur helfen und haben sich damit selbst eine schwere, stressige Zeit gemacht :-(.
Sie können ihn besser unterstützen, ohne ihm die Verantwortung abzunehmen, indem sie ihn zwischendurch hin und wieder fragen ob seine Blase sich vielleicht gerade beim Kopf meldet und auf die Toilette möchte. Damit machen sie ihn zwar auf den Harndrang aufmerksam, lassen ihn aber selbst entscheiden ob jetzt der richtige Zeitpunkt für die Blasenentleerung ist. Sollte er sich gegen einen Toilettengang entscheiden, ist es auch in Ordnung. Beim nächsten Mal entscheidet er sich dann vielleicht, früher zu gehen ;-).
Ich denke nicht, dass er hofft die nasse Hose würde schon niemand bemerken sondern ER wird derjenige sein der nicht spürt, dass die Hose nass ist und in dem Alter schaut man auch nicht automatisch beim Toilettengang in die Hose. Unsere Nerven nehmen Reize, die ständig da sind, irgenwann nicht mehr wahr und das ist der Grund weshalb es ihm auch gar nicht auffällt. Machen sie ihn also gerne darauf aufmerksam, dass die Hose nass ist und er sich jetzt umziehen sollte.
Sein Verhalten, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen und zu überspielen ist ganz sicher ein Schutzmechanismus, wie sie schon vermuten, denn ER kann sich am wenigsten erkären weshalb seine Blase einfach noch nicht wunschgemäß arbeitet.
Ich kann mich da nur der Meinung des Urologen anschließen und ihnen raten ihm ganz in Ruhe und ohne Druck noch ein wenig Zeit zuzugestehen, denn in einem Jahr bis zu seiner Einschlung kann noch viel geschehen :-).
Sollte sich bis dahin nicht viel geändert haben, könnte der Arzt sie an eine/n unserer urotherapeutischen Kollegen in ihrer Nähe weiterleiten, zu finden unter:
http://www.urotherapie-bonn.de/netzwerk.html
hier gibt es eine Landkarte auf der sie eine Adresse in ihrer Nähe finden können.
Liebe Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 09.10.2014