Schon 6 - und tagsüber immer noch täglich Unfälle

 Ellen Janhsen-Podien Frage an Ellen Janhsen-Podien Kinderkrankenschwester

Frage: Schon 6 - und tagsüber immer noch täglich Unfälle

Guten Tag, mein Sohn, 6 Jahre und 3 Monate alt, wird dieses Jahr eingeschult. Die Schuleingangsuntersuchung hat er auch mit Bravour absolviert. Jedoch ist er immer noch nicht trocken, nachts noch nie und tagsüber (auch im Kindergarten) hat er zwischen 1 bis 8 Unfälle mit nasser Hose, teilweise richtig durchtränkt, also nicht nur ein paar Tröpfchen. Wir haben bereits eine Therapie bei einer Inkontinenztrainerin (beim Kinderpsychiater) sowie verschiedene Belohnungssysteme ausprobiert, auch in Absprache mit Kinderarzt und Psychiater. Außerdem haben wir sogar schon Medikamente versucht (eines mit Propiverinhydrochlorid sowie eines mit Oxybutyninhydrochlorid), jedoch auch ohne Resultate. Mein Sohn ist geistig nicht entwicklungsverzögert, er hat jedoch Wachstumshormonmangel (seit letztem Jahr bekommt er die Hormone und hat bereits kräftig aufgeholt) und ist daher kleiner als der Durchschnitt. Der Kinderarzt fing jetzt mit einer stationären Therapie für meinen Sohn an - das wäre jedoch für uns beide unvorstellbar, da er sehr an mir hängt. Mir geht es auch noch nicht um das Einnässen nachts, sondern nur um tagsüber - wie soll das in der Schule werden? Haben Sie noch Tipps oder Ideen, was wir machen können? Er geht immer zu spät bzw. sagt, das Pipi wollte zu schnell raus, nur wenn ich ihn im 45 Minuten-Takt schicke, geht es einigermaßen gut. Danke! ella

von ella-blue am 16.04.2014, 16:03


Antwort auf: Schon 6 - und tagsüber immer noch täglich Unfälle

Liebe Ella, Das Problem, welches sie bei ihrem Sohn schildern, kenne ich von vielen unserer Patienten die wir in unserer Spezialabteilung für Störungen der Ausscheidung kennenlernen und behandeln. Es gibt einige Kinder, die tagsüber auch mit 6 Jahren noch nicht trocken sind, aber eigentlich ganz gesunde Kindere sind. Häufig ist der Grund eine Reifungsverzögerung, die besonders dann auftreten kann, wenn auch andere Entwicklungsprobleme da sind. Dazu kann auch eine Störung des Wachstums gehören. Es ist dann aber so verstehen, dass sein kleiner Körper einfach besonders viel Energie benötigt, um an dieser Störung zu arbeiten. Darunter leiden dann wiederum andere Körperfunktionen, wie die Blasenkontrolle z.B., die somit dann erst später fertig bzw. reifen kann.  Mit einer veränderten psychischen Entwicklung hat das dann aber meist nichts zu tun, auch die Therapie diesbezüglich wird entsprechend überbewertet.  Sie erkennen die möglichen Blasenproblem ihres Sohnes auch sehr gut. Bei Kindern, bei denen sogenannte Blasenfunktionsstörungen sichtbar werden, haben meist eine überaktive Blase, auf die es sehr schwer ist aufpassen und die einem immer nasse Hosen beschert. Das ist eine richtig schwierige Situation für die Kinder und die Eltern. In einer guten Therapie steht dann einfach zunächst mal das richtige Verstehen im Vordergrund, welches sie als Mutter oder Eltern haben sollten, um das Problem richtig angehen zu können, ihren Sohn bestmöglich zu unterstützen. Bisher haben sie sicher gar nichts falsch gemacht und ihr Kleiner auch nicht. Gehe es nach ihm würde er ganz sicher lieber trocken sein. Die Idee der stationären Therapie leuchtet mir nicht ein, schon mal gar nicht wenn es um eine Trennung zu ihnen geht!!  Vor jeder Therapie muss man in dem Alter ihres Kleinen aber unbedingt einmal genau schauen, was sein Problem ganz genau ist, also eine gute Diagnostik durchführen. Die besten Untersuchungen finden dort statt, wo das Problem ganz häufig behandelt wird.  Ich rate ihnen, dass sie sich einmal an Experten wenden. Um die zu erreichen, müssen Sie evtl. einmal weiter reisen. Es gibt noch nicht flächendeckend Urotherapeutischen Teams in Deutschland. http://www.urotherapie-bonn.de/netzwerk.html Unsere Netzwerk-Liste gibt ihnen hier evtl. eine Hilfestellung. Falls sie dort keinen Ort finden, der annähernd passt, melden sie sich gerne noch einmal, wenn ich ihren Wohnort kenne, kann ich vielleicht weiterhelfen. Ich drücke die Daumen, dass sie eine gute und persönliche Beratungsstelle in ihrer Nähe finden. Liebe Grüße Ellen Janhsen-Podien

von Ellen Janhsen-Podien am 16.04.2014