Liebe Expertinnen,
seit zwei Wochen geht unser Sohn, 3 3/4 Jahre, regelmäßig - auf unsere Initiative hin - auf Toilette. Er hat sich lange geweigert, mit dem Sauberkeitstraining zu beginnen, vielleicht bedingt durch die Geburt seiner nun einjährigen Schwester. Unser Sohn ist ein sehr sensibles, nach Beurteilung seines Kinderarztes kognitiv weit entwickeltes Kind.
Seit zwei Wochen bringen mein Mann und ich unseren Sohn konsequent im Ein- bis Zwei-Stunden-Takt auf die Toilette und in den meisten Fällen ist er auch erfolgreich. Er ist hierüber i.d.R. sehr glücklich, sodass dieser erste Schritt in unseren Augen mittlerweile problemlos funktioniert.
Nun fragen wir uns, wie wir weiter vorgehen sollten. Wenn wir unser Kind fragen, ob es zur Toilette müsse, erhalten wir stets eine negative Antwort. Wenn wir es dann trotzdem versuchen, kommt meist doch etwas. Steckt dahinter wohl eher der Unwille unseres Sohnes, zur Toilette zu gehen, oder kann er dies in Ihren Augen noch nicht richtig einschätzen?
Wie machen wir am besten weiter? Wir tendieren dazu, in einer entspannten Situation (z.B. am Wochenende) die Windel einmal wegzulassen und unseren Sohn wie gewohnt zur Toilette zu bringen. Allerdings geht das aufgrund der kalten Jahreszeit ja leider momentan nur drinnen...
Außerdem weigert sich unser Sohn derzeit noch, sein großes Geschäft auf die Toilette zu machen. Würden Sie hier eher abwarten oder ist es empfehlenswert, ihn, sobald er anfängt zu drücken, auf die Toilette zu bringen? Wie kann man dies für das Kind angenehmer machen? Wir wollen ihn schließlich nicht quälen...
Vielen Dank für Ihren Rat!
Mit freundlichen Grüßen
Birgit
von
Birgit1310
am 09.01.2017, 22:21
Antwort auf:
Sauberkeitserziehung - der nächste Schritt
Hallo Birgit
Kinder regelmäßig zur Toilette zu schicken führt zwar schnell zu trockenen Windeln/ Hosen :-))) jedoch weniger zum Erreichen einer eigenständigen Blasenkontrolle. Sie nehmen ihrem Kleinen quasi die Entscheidung ab zu welchem Zeitpunkt er die Toilette aufsuchen sollte um trocken bleiben zu können ;-))).
Dies beweist auch die negative Äußerung ihres Sohnemanns, dass ER nicht zur Toilette muss. Dies bedeutet, dass er eventuell den Harndrang in bestimmten Situationen noch gar nicht spüren oder rechtzeitig reagieren KANN. Es handelt sich hier also – wie sie schon ganz richtig vermuten – nicht um den Unwillen ihres Sohnes, sondern um eine Fähigkeit die er in der Tat noch nicht so gut einschätzen kann.
Langzeitstudien haben ergeben, dass Kinder die früh regelmäßig auf Töpfchen/ Toilette gesetzt werden und Kinder die selbst diesen Lernprozess durchmachen konnten gleichzeitig eine gute Blasen- und Darmkontrolle erreichen (Remo H. Largo „Kinderjahre“).
Für welche der beiden Möglichkeiten sie sich entscheiden, bleibt sicher ihre Wahl – es sollte nur möglichst ohne Druck und Stress für alle Beteiligten stattfinden, da dies Reifungsprozesse häufig negativ beeinflusst.
Die Windel an einem Wochenende einmal auszulassen hört sich gut an. Sie könnten dem kleinen Mann dann jedoch vielleicht einmal die Chance geben, selbst zu entscheiden wann der richtige Zeitpunkt für eine Blasenentleerung ist um trocken bleiben zu können. Fragen sie ihn gerne hin und wieder ob die Blase sich gerade beim Kopf meldet, überlassen ihm jedoch dann vielleicht die Entscheidung ob er zur Toilette gehen sollte. Am Ende des Wochenendes werden sie wissen wo ihr Kleiner mit seiner eigenen Blasenkontrolle steht und ob die Windel evtl. dauerhaft ausgelassen werden kann oder die Entwicklung noch nicht soweit ist.
Sie können ihm für diese Entwicklung also gerne noch ein wenig Zeit einräumen bis er eine sichere eigene Blasen- und Darmkontrolle haben kann, denn hierfür hat er noch Zeit bis zur Vollendung seines 5. Lebensjahres.
Liebe Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 10.01.2017
Antwort auf:
Sauberkeitserziehung - der nächste Schritt
Hallo Frau Ackmann,
vielen herzlichen Dank für Ihre ausführliche, sensible Antwort!
Ursprünglich hatten wir dazu tendiert, unseren Sohn einfach selbst entscheiden zu lassen, wann er mit der Toilette beginnt. Auf sanften Druck seitens des Kindergartens hin haben wir dann aber die Strategie versucht, unseren Kleinen regelmäßig auf die Toilette zu bringen.
Nach dem, was Sie schreiben, war der ursprüngliche Ansatz, für den wir uns intuitiv entschieden hatten, aber der bessere, oder?
Noch ein Punkt macht uns "Sorgen": Mit 4 Jahren wechselt unser Kind in die Gruppe der "Großen" im Kindergarten. Ist zu erwarten, dass er, falls er - seinem eigenen Tempo entsprechend - bis dahin noch nicht ganz sauber sein sollte, Hänseleien durch die anderen Kinder ausgesetzt sein wird?
Vielen Dank und liebe Grüße
Birgit
von
Birgit1310
am 10.01.2017, 22:12
Antwort auf:
Sauberkeitserziehung - der nächste Schritt
Hallo Birgit
Ihr Bauchgefühl hat ihnen also schon einen guten Weg gezeigt :-)))).
Wichtig ist zunächst einmal, dass das Thema ohne Druck und Stress abläuft, denn trocken werden soll ja auch Freude und Spaß machen ;-))).
Zu den Hänseleien kann ich aus Erfahrung nur sagen, dass die kleinen Mäuse es mit 4 Jahren noch total normal finden, wenn andere Kinder eine Windel/ Höschen Windel tragen. Ihr Kleiner wird auch ganz sicher nicht der Einzige sein.
Viel Spaß und Freude weiterhin beim Entdecken und Lernen :-))).
Liebe Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 12.01.2017