Piesel Pieper

 Manuela Thomä Frage an Manuela Thomä Kinderkrankenschwester

Frage: Piesel Pieper

Hallo guten Abend, mein Sohn ist 7 Jahre alt. Er geht in die 1. Klasse und ist leider nachts noch immer nicht trocken. Wir waren letztes Jahr mit ihm beim Kinderurologen. Er wurde zum Pipitraining in die Kinderklinik aufgenommen. Dort wurde auch körperlich alles abgeklärt. Da ist auch alles in Ordnung. Jedoch sagte mir die Kinderpsychologin, dass es bei Kindern mit ADHS länger dauert, bis sie nachts richtig trocken werden. Anfang Januar waren wir dann noch einmal beim Kinderurologen. Dieser gab uns den Piesel Pieper. Die erste Nacht hat prima geklappt. Doch ab der zweiten Nacht verweigerte mein Sohn dieses Ding. Als wir ihn dann trotzdem dazu bringen konnten, den Pieper zu tragen, lief es irgendwie merkwürdig ab. Die ganze Nacht piepte das Ding nicht, obwohl die Unterhose nass war. Habe dann die Verschlüsse nochmals gereinigt und mit einem weichen Tuch getrocknet. Doch trotzdem war es in der nächsten Nacht genauso. Obwohl die Hose nass war piepte die Maus nicht.Mein Sohn will seitdem den Piesel Pieper nicht mehr tragen. Seitdem ist er allerdings sehr oft nachts trocken. Von 7 Tagen ist er 4 Tage trocken. Wir loben ihn dann auch ganz viel. Trotzdem weiß ich nicht, ob wir es mit dem Piesel Pieper noch weiter probieren sollen. Was sagen Sie zu dem Piesel Pieper? Ist das eine gute Methode um ein Kind trocken zu kriegen? Oder sollen wir uns einfach in Geduld üben? Oder doch erst mal wieder nachts eine Nachtunterhose tragen lassen? Danke für Ihre Antwort Liebe Grüße Melanie R.

von Sveamaus am 03.02.2015, 21:45


Antwort auf: Piesel Pieper

Guten Abend Melanie, ja die Weckapparattherapie (= apparative Verhaltenstherapie = AVT) – für die ja der PieselPiepser als eines unter vielen Geräten steht - ist ein gutes Instrument, um das Zentrum, das für die nächtliche Blasenkontrolle zuständig ist, zu konditionieren. ABER: das Gelingen einer solchen Therapie ist nicht nur von dem Gerät abhängig; erfahrungsgemäß müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen, damit sie erfolgsversprechend ist. Zum einen ist Ihr Sohn noch sehr jung; wir erleben es in unserer Arbeit sehr oft, dass das kindliche Gehirn mit sieben Jahren noch zu unreif für eine AVT ist; es gibt natürlich Fälle, wo es geklappt hat, aber allzu oft wird uns auch von vergeblichen und frustranen Versuchen berichtet. Die Motivation des Kindes, die ja ebenfalls altersgebunden ist, spielt eine große Rolle; verweigert sich das Kind, haben Sie kaum Chancen auf Erfolg. Es sollte auch nicht der Anspruch erhoben werden, dass das Kind die AVT alleine durchführt – oft ist zu beobachten, das die Kinder anfänglich wach werden, dann aber nach ca. zwei Wochen den Alarm nicht mehr hören und zwar auch bei den hochmotivierten und älteren Kindern! Die Zusammenhänge hier zu erklären, würde zu weit führen. Wir arbeiten immer mit einem „Helfer“; das ist der Elternteil, der am besten wach werden kann (oder auch abwechselnd beide Elternteile) und der von dem Alarm geweckt werden soll, um dann die mühevolle Aufgabe zu übernehmen das Kind RICHTIG zu wecken. Es gibt noch ein paar andere Punkte zu beachten, letztendlich stimme ich aber Ihrer Psychologin zu, dass Kinder mit einem ADHS für bestimmte Entwicklungsbereiche und eben auch diesem, mehr Zeit benötigen. Sie sind in anderen Bereichen dafür ihren Altersgenossen oft voraus :-) Nach dem, was Sie von der Reaktion Ihres Sohnes berichten, sollten Sie den Weckapparat jetzt erst einmal zur Seite legen; geben Sie Ihrem Kind die Nachthose, so dass er sich erst einmal wieder beruhigen kann und warten Sie einfach noch ab, ob sich die erfreuliche Entwicklung in der Nacht nicht doch von alleine fortsetzt. Ich drücke Ihnen beiden ganz fest die Daumen :-) Liebe Grüße Manuela Thomä

von Manuela Thomä am 03.02.2015