Mictonetten-Wirkung wann?

 Ellen Janhsen-Podien Frage an Ellen Janhsen-Podien Kinderkrankenschwester

Frage: Mictonetten-Wirkung wann?

Hallo, mein Sohn (fast 7) hat die Diagnose primäre Enuresis nocturna, nach ausgiebiger Untersuchung und führen von Trink- und Ausscheidungsprotokollen wurde als Ursache hierfür eine zu kleine Blasenkapazität festgestellt, zudem trinkt mein Sohn abends zu viel. Hieran arbeiten wir jetzt, zudem hat er seit 4 Wochen Mictonetten verordnet bekommen. Mir ist klar, dass dies evtl. nur ein erster Schritt ist und wir auch noch mit einer Klingelhose arbeiten müssen, da er offenbar auch nachts einfach nicht aufwacht, wenn er muss. Meine Fragen: 1)mich würden Ihre Erfahrung interessieren, ob es mit den Mictonetten gelingen kann, ihn nachts trocken zu bekommen und ob dies evtl. nur einfach etwas dauert. Die Urologin hat uns Hoffnung gemacht, dass sich innerhalb von 2-3 Monaten Erfolge einstellen werden und eine Vielzahl der Nächte dann trocken sein werden. Ich sehe das eher kritisch, da ich überhaupt keine Veränderung - bislang - sehe. 2) Ich dränge ihn nun täglich viel zu trinken, damit sich die Blase unter der Medikation auch dehnen kann. Er möchte aber eigentlich nichts trinken, hat keinen Durst, diesen hat er meist erst abends. Er ist zwar sehr kooperativ, trotzdem bin ich unsicher, wieviel er tagsüber tatsächlich trinken muss und mit wieviel Nachdruck ich das einfordern sollte. Zum Hintergrund: Das Thema macht uns eigentlich keine Druck, allerdings geht mein Sohn im Juni auf Klassenfahrt und ich möchte ihm eigentlich gerne ersparen noch mit Windel fahren zu müssen, da es mit Sicherheit zu Hänseleien führen wird und mein Sohn sowieso schon sehr ruhig und zurückgezogen ist. Vielen Dank für Ihre Antwort, Ottifant

von Ottifant77 am 14.01.2015, 07:32


Antwort auf: Mictonetten-Wirkung wann?

Liebe Ottifant77, ich antworte mal der Reihe nach. zu 1: unsere Erfahrungen zeigen auch, dass man tatsächlich ein bisschen abwarten sollte, bis sich ein Effekt der Therapie durch Mictonetten einstellt. Das Medikament sollte aber ausreichend hoch dosiert sein und muss dann immer noch vertragen werden ( Empfehlung der maximalen Dosis: 0,8 mg/kg Körpergewicht/Tag aufgeteilt in 2 Gaben, hier müssen sie sich aber natürlich unbedingt! mit der Urologin absprechen- ich gebe ihnen diese Angabe- vielleicht könnte die Urologin noch erhöhen??- Sprechen sie sie bei Bedarf an). Wenn es nach 3 Monaten nicht hilft, würden wir es aber wieder absetzen. 2. Der Sinn des Trinken ist ein Thema, was gut erklärt sein will, damit Kinder (oder Menschen überhaupt) ihr Trinkverhalten ändern mögen. Erklären sie ihrem Sohn, dass er regelmäßig am Tag trinken soll,damit seine Blase etwas lernt- nämlich besser zu entspannen, das braucht sie damit sie das Pipi speichern kann. am tag aber auch in der Nacht, um sie trocken durchschlafen zu können. Die Blase hat zwei Aufgaben: Entspannen- zur Speicherung des Urins (was die Blase ihres Sohnes eben noch nicht gut kann...das lernt man auch tatsächlich später) und Anspannen - zum "Bescheid geben" (hierbei spricht sich die Blase sozusagen mit dem Gehirn ab) und um den Urin herauszupressen. Mit dem Trinken beginnt man ein Training für die Blase, sie muss üben besser zu speichern. Das kann sie aber nicht von jetzt auf gleich. Es ist wie beim Fußballtraining- ohne Ball kann man nicht lernen Fußball zu spielen, ohne ständiges und hartes Training (was auch nicht immer Spaß macht) kann man nicht besser werden... Trinken sie gemeinsam- erwarten sie nicht, dass ihr Sohn der Einzige in der Familie ist, der nun regelmäßig trinkt. Machen sie ein Ritual daraus, alle 2 Stunden einen Becher ansetzen und ....weg damit!! :-) Das hat richtig viel Erfolg! Und abends ist der Durst dann nicht so groß und erst dann kann man eigentlich auch die Wirkung des Medikaments überprüfen. 3. Zur Klassenfahrt. natürlich soll er mitfahren!!! Er ist doch nicht krank, nur noch nicht trocken, das geht immerhin in seinem Alter 10-15 % aller Kinder ebenso! Ich möchte ihnen empfehlen ihn hierfür stark zu machen, eine soziale Ausgrenzung deshalb ist gar nicht angebracht (für die man sorgt, wenn man nicht mitfährt). Unserer Erfahrung nach fällt eine Windel unter dem Schlafanzug gar nicht auf, man muss die Lehrerin/ den Lehrer einweihen, die Windel in ihrem Zimmer ganz kurz vor dem Schlafengehen umtun und auch dort am nächsten Morgen entsorgen. Außerdem, wenn es dennoch jemand sehen würde, wenn sie hinter ihm stehen, ihn darin bestärken, dass er sich gar nicht zu schämen bräuchte, würde ihm emotional gar nichts Schlimmes passieren. Von ihrer Haltung als Eltern dazu hängt sehr viel ab. Ich hoffe ich kann sie auf diesem Weg dafür stark machen!!! :-)))) Noch ein Hinweis: gut ausgebildete Physiotherapeuten können helfen, dass die Blase gezielt trainiert wird für eine bessere Speicherung. Schauen sie doch einmal ob eine Expertin in ihre Nähe wohnt, das kann ich gut empfehlen. http://www.ag-ggup.de/therapeutenliste/therapeutenliste-kinder/ Liebe Grüße Ellen Janhsen-Podien

von Ellen Janhsen-Podien am 14.01.2015


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