Liebes Expertenteam,
erstmal ein großes Lob: toll, dass es euch gibt!! :-)
Ich habe mich ein wenig hier eingelesen und sehe, dass ich mit meiner Frage nicht ganz allein bin - das beruhigt schon mal.
Mein Sohn (3 Jahre alt) verweigert seit einigen Wochen die Windel, sagt aber auch bescheid, wenn er Pipi machen muss. Jetzt im Winter braucht er Hilfe mit der Hose, weshalb ich immer dabei bin. Dass er selbst Pipi auf der Toilette machen kann, fasziniert ihn durchaus. Das große Geschäft allerdings mag er nicht dort lassen, und als ich ihn fragte, weshalb, meinte er, er habe "Angst vor dem AA" - genauer jedoch vermag er es nicht zu erklären.
Meine Frage ist die: Was genau steckt (entwicklungspsychologisch) dahinter? Wovor kann er wirklich Angst haben?
Da er die Windel verweigert, setzt er den Haufen dann in die Hose, was natürlich nicht wirklich schön ist (aber auch kein riesiges Problem, solange wir zuhause sind).
Gestern ging er zur Toilette fürs kleine Geschäft. Dann widmete er sich wieder seinem Spiel, meinte dann plötzlich, ich solle rausgehen, er wolle AA in die Hose machen. Ich dachte, ich packe die Gelegenheit beim Schopf und bewege ihn vielleicht doch noch dazu, die Toilette zu benutzen, aber der Schuss ging voll in den Ofen: eine geschlagene Stunde saß er auf der Toilette und hielt mit Gewalt ein. Ich habe ihn dann doch gewickelt und ins Bett gelegt, wo ich ihn ein paar Stunden später mit voller Windel vorfand. Habe ihn gewickelt und ihm zur Sicherheit eine neue Windel gegeben - normalerweise trägt er auch nachts keine mehr. Die Windel war morgens vollkommen trocken, und er ist ganz normal fürs kleine Geschäft wieder zur Toilette gegangen.
Wäre es besser, ihn weiterhin das große Geschäft in die Hose machen zu lassen oder sollte ich ihn bitten, mir bescheid zu geben, damit er eine Windel bekommen kann (letzteres wäre sicher mit Protest verbunden)?
Dankeschön im Voraus!
Babyproject05
von
Babyproject05
am 13.02.2013, 09:03
Antwort auf:
Kein Stuhlgang auf der Toilette - was steckt dahinter?
Liebes Babyproject05,
Ehrlich gesagt, kann es einige entwicklungspsychologische Erklärungsansätze für die Angst vor der Stuhlausscheidung geben. Da sind die Sichtweisen der unterschiedlichen Professionen allerdings vielfältig, sie gehen von Mutter-Kind-Konflikten über Toiletten-Phobien...
Wir sehen es gerne zunächst mit einer einfachen individuellen Sicht auf die Kinder, im Falle ihres Sohnes ein Kleinkind, 3 Jahre alt. Typisch ist, dass er sein Handeln noch nicht erklären, also in Worte fassen kann , dafür weiß er aber umso mehr, was er will und kann das auch mit ganzer Kraft verteidigen. Ihr Sohn findet die Toilette noch unheimlich, davon berichten viele Eltern. Vielleicht erscheint sie groß, kalt...Vielleicht mag er den Geruch nicht...Hier sollten sie zum Einen Alternativen anbieten: Töpfchen, Toilettensitz, sie brauchen ein bisschen Geduld und Verständnis für seine Angst- wo genau die herkommt kann er nicht und damit auch keiner so genau sagen. Nehmen sie ihn einfach immer mit, wenn sie zur Toilette gehen und zeigen sie ihm wie normal die Darmentleerung sein kann (natürlich nur, wenn er zuschauen mag!). Angst vor der Stuhlausscheidung in die Toilette ist erfahrungsgemäß schwer zu erklären aber zeitlich begrenzt, es muss also nur vorübergehend eine Zwischenlösung gefunden werden. Es kann sich zu einem hartnäckigen Problem entwickeln, wenn es zur Verstopfung kommt. Damit man in dieser Zeit keine solche Verstopfungsproblematik riskiert, ist es also gut, wenn es weiterhin regelmäßig zur Stuhlentleerung kommen kann. Ihr Versuch mit dem Toilettengang war prima, aber ihr Sohn war in dem Moment dann offensichtlich zu wenig entspannt, um den Stuhlgang los zu lassen, nachts und in die Windel ging es dann besser.
In ihrem "Fall" muss es einen Kompromiss zwischen ihnen geben. Ihr Sohn traut sich nicht zur Toilette, das ist erst mal in Ordnung, aber die Entleerung in die Hose ist für sie so unpassend, dass sie nicht im Angebot sein sollte. Wenn ich ihnen hier einen Rat geben darf, würde ich mich an dieser Stelle durchsetzten, wie bei einigen anderen Aspekten in der Erziehung auch, selbst wenn er dann vielleicht wieder gaaanz schön böse werden wird :-) Klo, Töpfchen oder halt Windel.... das kann ihr Angebot sein. Schauen sie doch mal, ob das funktioniert... Ich drücke die Daumen.
Mit vielen Grüßen
Ellen Janhsen-Podien
von
Ellen Janhsen-Podien
am 13.02.2013