Sehr geehrte Experten,
mein Sohn wird im Juli sechs und in diesem Sommer auch eingeschult.
Er war ursprünglich mit 3,5 Jahren tagsüber trocken, mit vier Jahren auch nachts. Seit seinem 5. Geburtstag macht er tagsüber wieder bis zu 5-6 Mal in die Hose. Nachts ist er nach wie vor immer trocken. Wir wissen als Eltern nicht, wie wir uns richtig verhalten sollen. Zunächst haben wir abgewartet - vielleicht war es nur eine Phase (bei der Oma wurde zur selben Zeit ALS diagnostiziert, was uns alle sehr mitgenommen hat). Aber statt besser (zunächst bestand diese Problematik nur an Kindergartentagen) wurde es schlimmer und nun macht er täglich in die Hosen (Anfang letzten Sommers waren es nur ein paar Tropfen, die Unterhose war immer feucht, mittlerweile ist er nass bis zur Mitte des Oberschenkels), auch zu Hause. Im Kindergarten sagte man uns, er sei einfach zu faul, bzw. durch das Spiel abgelenkt und würde deswegen nicht rechtzeitig gehen. Also haben wir versucht ihn zu motivierten, er konnte Sternchen sammeln für Tage, an denen er trocken blieb und als Belohnung für 5 Sternchen durfte er am Wochenede mit uns Eltern länger aufbleiben und Spiele spielen oder einen Kindeefilm schauen. Ein paar Tage klappte es, aber die fünf Sterne schaffte er nicht, was ihn selbst sehr traurig machte. Also haben wir das System wieder abgeschafft. Wir versuchten eine Weile die Problematik gar nicht zu beachten um ihm keine "negative" Aufmerksamkeit zu schenken, sondern wiesen ihn bei nasser Hose nur kurz darauf hin, dass er sich umziehen müsse (was aber trotzdem immer zu Tränen und Geschrei seinerseits führte). Wir machen uns Sorgen, dass er in der Schule ausgelacht werden wird. Windeln haben wir ihm auch angeboten, damit er nicht ständig nass ist und es für die anderen nicht so sichtbar (und riechbar) ist, aber das empfindet er als Bestrafung, weint, wenn wir diesen Vorschlag machen und verspricht hoch und heilig, nicht mehr in die Hosen zu machen, was natürlich nicht klappt. Wie können wir ihm helfen. Ungewollt hat sich bei uns allen mittlerweile ein Druck aufgebaut... der sicher nicht förderlich ist.
Vielen Dank für Tipps!
von
Nordlys2107
am 12.05.2015, 10:30
Antwort auf:
Einnässen tagsüber fast sechsjähriges Kind, wie soll ich mich verhalten?
Hallo Nordlys2107
:-) Zunächst einmal ein dickes Lob an die Eltern. Sie verhalten sich genau richtig, indem sie die Problematik nicht mehr als nötig thematisieren. Es ist normal und völlig in Ordnung, dass sich trotzdem bei ihnen als Eltern Frust und Stress aufbauen – angesichts der Wäscheberge und Ratlosigkeit. Haben sie deswegen bitte kein schlechtes Gewissen – auch Eltern sind nur Menschen ;-).
So wie sie das Problem beschreiben und wenn der Kinderarzt organische Ursachen ausgeschlossen hat, kann es sich bei ihrem Sohnemann um eine Reifungsverzögerung im Bereich der Blasenkontrolle am Tag handeln. Das ist noch bei 15 bis 20% aller Kinder in dem Alter der Fall, also gar nicht so ungewöhnlich.
Zu Beginn dieser Entwicklung hat er noch gut mithalten und auf seine Blase achten können, weil Alles neu und spannend war. Im Laufe der Zeit wachsen jedoch die Bedürfnisse, Interessen und Anforderungen in seinem jungen Leben.
Sind dann in dieser Entwicklungsphase Verzögerungen vorhanden, wird der Lernprozess zur großen Anstrengung für die Kinder und sie können in bestimmten Situationen nicht mehr so gut auf ihre Blase achten.
Da verpassen sie beim intensiven Spiel, Fernsehen, Computer usw. schon einmal den Anruf der Blase beim Kopf oder treffen eine falsche Entscheidung, entscheiden sich später auf die Toilette zu gehen (tun wir Alle irgendwie manchmal oder? ;-)) ) und schon ist es zu spät und die Hose ist nass – „und nur weil meine Blase noch nicht wunschgemäß arbeitet“ - so ein Pech.
Bei einer Entwicklungsverzögerung kann es ebenfalls geschehen, dass die Kinder noch eine recht unruhige Blasenmuskulatur haben – dies bedeutet, dass die Blase sich ständig GANZ PLÖTZLICH bei sehr geringen Mengen anspannt und zwar mit einem vielfachen des Drucks, den wir als Erwachsenen bei sehr heftigem Harndrang kennen.
Den Druck hält in dem Moment kein Schließmuskel und häufig auch nicht die dann praktizierten Haltemanöver :-(((. Der Kopf kämpft sich jedoch so langsam durch und entspannt den Blasenmuskel wieder, sodass bei den Kindern im Kopf ankommt – „JETZT MUSS ICH JA GAR NICHT MEHR“ weshalb soll ich denn jetzt noch auf die Toilette gehen ;-).
Hinzu kommt, dass Stress und Druck – egal welcher Art - die Blase noch unruhiger machen können.
Mit Faulheit hat das Ganze also nichts zu tun und es gelingt leider auch nicht spontan besser, wenn er es sich ganz fest vornimmt.
Wichtig für eine gute Entwicklung ist eine ausreichend und regelmäßig über den Tag verteilte Trinkmenge – 7 gleiche Portionen am Tag (z.B. 100 – 200 ml ) ca. alle 2 Stunden und der Toilettengang bei Harndrang – auch wenn ich nach einer Weile keinen Harndrang mehr habe.
Fördern sie die Wahrnehmung ihres Sohnes in solchen Situationen, lassen ihn die Hände auf den Bauch (Blasenbereich) legen, überlegen ob er Harndrang hat und lassen IHN entscheiden ob er jetzt gehen sollte.
Um dem kleinen Mann nasse Hosen zu ersparen könnten unter Umständen Höschenwindeln eingesetzt werden – die könnte er im Kindergarten alleine händeln wie eine Unterhose. Auch dünne Binden, in die Unterhose geklebt, sind eine gute Lösung.
Inzwischen gibt es auch sogenannte Inkontinenzhosen für Kinder – im Internet zu finden – ist allerdings nicht gerade die sparsamste Möglichkeit.
Geben sie ihrem Sohnemann also gerne weiterhin entspannt und ohne Druck noch ein wenig Zeit für diese Entwicklung.
Sollte sich in den nächsten 6 – 12 Monaten keine Besserung einstellen und sie sehr beunruhigt sein, könnte ihr Kinderarzt sie eventuell zu einem unserer urotherapeutischen Kollegen zur Diagnostik überweisen, zu finden unter
http://www.urotherapie.de/downloads/urotherapeutenliste_11-2014-offen.pdf
Liebe Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 12.05.2015
Antwort auf:
Einnässen tagsüber fast sechsjähriges Kind, wie soll ich mich verhalten?
Ersichtlich ist jetzt leider nicht ob alles nun i.o. ist.
Meine Tochter hat sich sehr häufig "verspielt" oder wollte nicht gleich morgens aufstehen. Ich habe soweit gar nichts gesagt und bin nicht darauf eingegangen. Was ich aber gemacht habe war: sie musste mit helfen das Bett abzuziehen, in die Waschmaschine zu stopfen usw. Also das nasse genauso anfassen wie ich. Auch die Sachen aus den Tüten vom kiga hat sie selbst in die Waschmaschine getan. Ohne schimpfen. ...Sie sollte sich an dem Prozess das "unglück" zu beseitigen einfach beteiligen um es vom Unterbewusstsein mehr ins Bewusstsein zu ziehen. Nach drei Wochen kam es nur noch ganz selten vor und nach fünf war das ganze vorbei.
lg
von
nina @----
am 25.05.2015, 15:30