Sehr geehrter Herr Hackelöer,
mein Frauenarzt hat laut der DEGUM-Seite keine DEGUM-Stufe. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Feindiagnostik gerne in einer spezialisierten Praxis machen würde. Er meinte jedoch, er würde diese übernehmen und mich nur überweisen, wenn ihm etwas auffalle. Mir gibt das kein sicheres Gefühl, ich bin 36 und möchte gern, dass jemand mit viel Erfahrung diesen Ultraschall übernimmt. Ohne Überweisung kostet es aber ja ca. 230 €, die ich nicht habe.
Ich bin nun verunsichert und möchte meinen Frauenarzt nicht vor den Kopf stoßen, gleichzeitig fühle ich mich auch nicht ernst genommen und übergangen und frage mich, warum er mich nicht direkt an einen Spezialisten überweist, wenn ich das wünsche. Daher meine erste Frage:
1. Habe ich ein Recht darauf überwiesen zu werden oder liegt es im Ermessen des Frauenarztes eine Überweisung nur dann auszustellen, wenn er einen Grund dafür sieht?
Ich habe gelesen, dass es passieren kann, dass ein unerfahrener Untersucher im Fehlbildungsultraschall etwas seltenes übersieht. Meine Sorge ist daher, dass mein FA eine Fehlbildung oder ähnliches übersieht und mich daher nicht an einen Spezialisten überweist.
2. Frage: Um welche Behinderungen oder Erkrankungen geht es, die dabei übersehen werden könnten, für die es aber wichtig wäre, dass sie früh erkannt werden? Mir geht es hier darum, dass entweder schon im Mutterleib behandelt werden könnte (hier weiß ich, dass ein offener Rücken unter bestimmten Umständen im Mutterleib operiert werden kann) oder ich die Geburt dann in einer entsprechenden Klinik durchführen könnte, die das Kind gleich angemessen versorgen kann (z.B. bei einem Herzfehler). Ein Abbruch käme für meinen Mann und mich nicht in Frage. Bisher sah es bei den Ultraschalluntersuchungen immer gut aus.
3. Unter welchen Umständen ist es empfehlenswert eine Fehlbildungsdiagnostik zu machen? Ist das mit 36 Jahren, Asthma und zwei Herzfehlern in der Familie schon zu empfehlen? Es geht mir wie gesagt nicht darum, frühzeitig von einer Behinderung zu erfahren um abzutreiben, sondern es geht mir um die Fälle, in denen es für die Gesundheit meines Kindes jetzt sinnvoll wäre, schon Bescheid zu wissen.
Vielen Dank für ihre Hilfe!
von
glueck36
am 03.05.2016, 10:56
Antwort auf:
Wann Feindiagnostik empfehlenswert? Morgen schon Termin!
Hallo glueck36,
1. eine qualifizierte Fehlbildungsdiagnostik ist in jeder Altergruppe wichtig
2.Viele Fehlbildungen,z.B. Herzfehler,offener Rücken sind enorm wichtig zu erkennen für den weiteren Verlauf der Schwangerschaft(auch evtl.Abbruch) sowie für Vorberitung für die Geburt,um z.B,.in einem Zentrum zu entbinden.
3.Ein Recht auf Überweisung haben Sie nicht,aber,wenn Ihr Frauenarzt keine spezielle Erfahrung und Qualifikation hat wäre es nicht richtig von Ihm,Sie nicht zu überweisen.Fragen Sie Ihn,welche Erafhrung er hat,bzw.wieviele fehlbildungen er denn schon diagnostiziert hat.
4.Läßt er nicht mit sich reden und geht er nicht auf Sie ein,liegt es an Ihnen zu entscheiden,ob dies weiter der richte Arzt für Sie ist.
Alles Gute
Prof. Hackelöer
von
Prof. Dr. med. B.-Joachim Hackelöer
am 03.05.2016
Antwort auf:
Wann Feindiagnostik empfehlenswert? Morgen schon Termin!
Sehr geehrter Herr Hackelöer,
vielen Dank für ihre schnelle und ausführliche Antwort! Ja, leider ist es so, dass mein Frauenarzt mir sagte, er habe die DEGUM I Stufe, bei der DEGUM kennen sie ihn aber gar nicht. Das hat (zusätzlich zu anderen Vorfällen in der Praxis) mein Vertrauen in eine ehrliche Beantwortung der Frage, wieviel Erfahrung er hat und wie viele Fehlbildungen er schon gesehen hat, sehr gemindert! Ich bin daher nun am überlegen, den FA zu wechseln, leider ist dies mitten im Quartal schwierig, wegen der Abrechnung und im nächsten Quartal wäre es dann zu spät für die Feindiagnostik. Können sie mir sagen, bis wann diese gemacht werden könnte? Kann ich auch von einem anderen Arzt (z.B. Hausarzt) eine Überweisung zur Feindianostik bekommen? Ich habe die Befürchtung, dass wenn ich die Feindiagnostik nun nicht von meinem bisherigen FA machen lasse, ich sie gar nicht mehr machen kann.
Mit besten Grüßen!
von
glueck36
am 03.05.2016, 17:34
Antwort auf:
Wann Feindiagnostik empfehlenswert? Morgen schon Termin!
Hallo glueck36,
die Feindiagnostik ist zu jedem Zeitpunkt möglich.Bis zur ca. 23.Woche nur kann man jedoch bei einem schlechten Ergebnis Konsequenzen in Form eines Schwangerschaftsabbruches daraus ziehen.Ausnahmen wären nur extreme Fehlbildungen,dann ginge ein Schwangerschaftsabbruch bei entsprechend schwerer Belastung Ihrerseits auch bis zum Termin.Bedeutung hat allerdings eine spätere Feindiagnostik immer,da man z.B. bei dem frühen Wissen um eine nach der Geburt behandelbare kindliche Auffälligkeit eine entsprechende Geburtsplanung in einem Zentrum vornehmen könnte.
Wenn Sie verunsichert sind bliebe nur bei einem wirklich guten Spezialisten eine Feindiagnostik auf Ihre Kosten machen zu lassen und dann zu schauen ,ob Sie einen für Sie besser passenden Frauenarzt finden.
Ales Gute
Prof. Hackelöer
von
Prof. Dr. med. B.-Joachim Hackelöer
am 04.05.2016
Antwort auf:
Wann Feindiagnostik empfehlenswert? Morgen schon Termin!
Sehr geehrter Herr Hackelöer,
vielen Dank für ihre hilfreichen und freundlichen Antworten, sie sind eine große Hilfe!
Ich habe nun, nachdem das letzte Gespräch wieder nicht gut lief, entschieden den FA zu wechseln und das große Glück, dass dies tatsächlich innerhalb von diesem Quartal noch klappt. Mein alter FA hat beim letzten Termin (04.05.; SSW 20+1) keinen Ultraschall gemacht, es gab nur ein Gespräch. Dadurch findet nun das im Mutterpass angegebene II. Screening, das laut Mutterpass in SSW 18+0 bis 21+6 vorgesehen ist, gar nicht statt. Ich habe aber in einem Zentrum für Pränataldiagnostik einen Termin zur Fehlbildungsdiagnostik an SSW 23+3 bekommen. Wäre es wichtig, trotzdem das II. Screening noch innerhalb der vorgesehenen Zeitspanne zu machen? Aktuell bin ich bei 20+6. Bei meinem neuen FA habe ich den ersten Termin erst in drei Wochen (23+6).
Vielen Dank und einen schönen Tag!
von
spring36
am 10.05.2016, 07:21