Natürlich kann man mal etwas vergessen

Mache ich ständig!

Aber ich finde es vermessen, dafür dann Verständnis einzufordern. Verständnis (und Verzeihen) sind Geschenke, da hat man genausowenig Anspruch drauf wie auf von Oma gestrickte Jacken.

Kleine Anekdote am Rande: Eine gute Bekannte von mir - 92 Jahre alt - wurde, als Weihnachtsgeschenk, von ein paar Freunden ins Theater eingeladen. Sie wollte am nächsten Tag eine Dankes-Email schreiben, leider ging der Computer nicht. Ein handschriftlicher Dank scheiterte auch, weil ihr das Schreiben so schwerfällt (bitte, die Frau ist 92!), am übernächsten Tag war so viel zu tun - wie es halt so ging.... Nach fünf (FÜNF!!!!) Tagen (TAGEN!!!!) war es ihr so peinlich, sich noch nicht bedankt zu haben, daß sie sich kaum mehr traute, diese Freunde auch nur anzurufen. Ich war am 6. Tag zufällig dort und habe ihr dann geholfen, einen langen Dankes- und Entschuldigungsbrief zu schreiben, dem sie eine größere Packung Pralinen beilegte.

Ich habe das meinen Kindern erzählt, weil meine Mutter auch gerne stinkig ist, wenn die sich nicht zeitnah bedanken - und ich kann es verstehen. Meine Kinder brauchen nur kurz bei Oma anzurufen, wenn sie irgendwas haben wollen - ein Buch, ein bestimmtes T-Shirt, neue Handschuhe - und meine Mutter zuppelt los und besorgt das. Einzige "Bedingung" ist, daß man anruft und sich bedankt, sobald das Paket angekommen ist. Man darf sogar sagen, daß es leider das falsche T-Shirt ist, das ist wirklich kein Problem, aber BEDANKEN muß man sich. Ist das denn so schwer? In Zeiten von Whatsapp reicht bei meiner Mutter sogar ein Bild von den frisch behandschuhten Händen mit einem Herzchen-Emoticon drunter - es ist inzwischen doch so einfach, sich kurz zu melden.

Und für mich gibt es einen großen Unterscheid zwischen "nichts bezahlen" und "nicht bedanken".