zurück| Geschrieben von Tonic2108 am 03.04.2014, 11:27 Uhr |
Borderline oder was?
Hallo zusammen,
da ich mich nicht so toll auskenne, möchte ich mal fragen.
Es geht um die Stiefmutter meiner Freundin. Seit sie in derem Leben aufgetaucht ist, geht die tolle Beziehung zu Ihrem Vater den Bach runter und meine Freundin leidet sehr darunter. Ich beschreibe mal, wie sie sich verhält:
- alle wollen ihr immer nur Böses
- Sie ist völlig unschuldig und sieht Fehler nur bei anderen
- jeder, vor allem der Ehemann ist verantwortlich für ihre Probleme
-wenn etwas nicht so läuft, wie sie will, macht sie ihm das Leben zur Hölle,
sie brüllt, heult und tobt stundenlang
- meine Freundin darf sich nicht mit ihrem Papa alleine treffen, sie fühlt sich immer ausgeschlossen und nicht akzeptiert
- Familienfeiern will sie nicht - ihr ist das zu stressig und alleine darf der Vater nicht kommen, da sie sich ja sonst ausgeschlossen fühlt
- wenn er trotzdem kommt, kann er sich auf was gefasst machen
- sie macht alles schlecht, was mit der verstorbenen Mutter meiner Freundin zu tun hat und zieht äußerst respektlos über sie her
(die Familie war sehr glücklich, der Tod der Mutter war ein Schock für alle)
- der Vater leidet eigentlich sehr, will sie aber nicht verlassen, warum auch immer, er sitzt immer zwischen den Stühlen, ist eigentlich unglücklich
Ich denke auf jeden Fall, dass die Stiefmutter krank ist. So verhält sich eigentlich kein gesunder Mensch.
Was kann man da tun, bevor die Beziehung zwischen meiner Freundin und ihrem Vater endgültig kaputt ist?
Danke für eure Denkansätze
Tonic
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Re: Borderline oder was?
Antwort von Strudelteigteilchen am 03.04.2014, 11:44 Uhr
Ad 1: Ich halte Ferndiagnosen um drei Ecken rum in 100% aller Fälle für unserös.
Ad 2: Was hülfe es, wenn Du eine Diagnose wüßtest?
Ad 3: Wäre es nicht sinnvoller herauszufinden, warum dein Vater sich nicht von der Frau lösen kann?
Ich würde mal den Fokus verschieben. Weg von der Frau, hin zu deinem Vater.
Re: Problem liegt woanders...
Antwort von Windpferdchen am 03.04.2014, 12:35 Uhr
Hallo,
das Verhalten der Stiefmutter klingt eher nach einem schlechten Charakter, kombiniert mit ein paar psychischen Problemen. Borderline aber äußert sich denn doch ganz anders. Ich habe eine Freundin mit Borderline, deren Hauptsymptome ich aber bei der Stiefmutter und in Deiner Beschreibung nicht wiederfinde.
Ich glaube, der Kern des Problem ist eher in einem anderen Bereich zu suchen: Es gibt ein paar ungeschriebene psychologische Gesetze, was die Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder zueinander angeht. Werden diese Gesetze missachtet, entsteht immer große Missstimmung und auch Leid. Eines dieser Gesetze lautet: Die leibliche erwachsene Tochter kommt im Rang immer VOR der neuen Partnerin des Vaters. Dies muss eine neue Partnerin wissen und akzeptieren, sonst kann sie mit der Stieftochter und dem Mann nicht in Frieden leben. Sie wird versuchen, die erwachsene Stieftochter zu dominieren, oder bei deren Vater den "ersten Platz" einzunehmen - wie es in diesem Fall ja auch ist.
Die neue Partnerin des Vaters missachtet dieses Gesetz nicht nur, sondern der Vater setzt ihr vielleicht auch nicht ausreichend Schranken. Offenbar kann die Stiefmutter nicht akzeptieren, dass der Mann eine natürliche und enge Gefühlsbindung zu einer anderen Frau (Tochter) hat, und sie möchte diese Tochter nicht mit in ihre Beziehung zum Mann hineinnehmen, sondern ausschließen. Deshalb ihre albernen, kleinmädchenhaften und aggressiven "Auftritte".
Diese psychologischen Gesetze stammen übrigens aus der systemischen Familientherapie. Sie sind auch keine graue Theorie oder so, sondern Erfahrungswerte, die aus der Beobachtung sehr vieler Familien entstanden sind. Die Beobachtung zeigt einfach, dass Familien nicht funktionieren, wenn einige grundsätzliche Gesetzmäßigkeiten missachtet werden. Das ist eigentlich total spannend.
Jedenfalls: Deine Freundin sollte darauf bestehen, dass ihr Vater der Stiefmutter ein Stoppschild hinhält und sagt: "Egal, wie sehr du keifst und tobst - ich liebe meine Tochter, sie ist mir wichtig, auch wenn sie erwachsen ist oder nicht mehr hier wohnt - sie darf hier sein, sie hat bei mir eine Stimme. Damit musst du zurechtkommen, sonst geht es mit uns nicht." Okay, das ist der Idealfall... Ob er das kann, weiß ich nicht.
LG
Re: Problem liegt woanders...
Antwort von Tonic2108 am 03.04.2014, 13:59 Uhr
Danke für deine Antwort.
Ich denke auch, dass das Hauptproblem beim Vater liegt. Er kann oder will sich einfach nicht klar äußern und er schafft es nicht seine Frau in ihre Grenzen zu weisen. Ich habe meiner Freundin auch schon oft gesagt, dass solange ihr Vater sich nicht distanziert beziehungsweise klar Stellung bezieht, sich an der Situation wenig ändern wird. Eine Veränderung im Verhalten der Stiefmutter ist leider nicht zu erwarten.
Leider ist zu befürchten, dass die Stiefmutter auf Dauer schafft, das Verhältnis zwischen Vater und Tochter zu zerstören. Raus helfen kann er sich wohl allerdings nur selber. Ich hoffe wirklich sehr, dass seine Leidensfähigkeit irgendwann mal an seine Grenzen stößt und er einen Schlussstrich zieht. Davor hat er allerdings Angst. Ich denke auch, dass er Angst vor dem alleine sein hat.
Re: Borderline oder was?
Antwort von Tinchenbinchen am 03.04.2014, 15:00 Uhr
Ich schließe mich bei STT an. Bei der Frau anzusetzen ist mMn der falsche Weg.
Das Problem in solchen Situationen ist, dass man nicht wirklich etwas tun kann. Sie kann für den Vater da sein, wenn er es braucht, aber mehr nicht. Da kann man sich nur distanzieren und schauen, was passiert und vielleicht immer mal wieder was sagen und die Vater darin bestärken, dass es so nicht sein muss.
Und ich würde das dem Vater auch ganz klar so sagen.
Re: Borderline oder was?
Antwort von kirshinka am 03.04.2014, 15:03 Uhr
Ja - genau so war's bei meinem Vater und seiner Partnerin - genauso!
Was kann sie tun? Warten bis der Vater seine Eier wieder gefunden hat... Was unter Umständen am Sankt Nimmerleinstag sein wird. Oder wenn sie tot ist - und dann darf sie sich um seine Pflege kümmern.
Oder den Vater ebenso rumbossen wie die Stiefmutter - also einfach sagen, und drauf bestehen dass sie den Vater alleine sprechen will - Vater besuchen fahren und mit zu einer Aktivität nehmen, die die verrückte nicht ausstehen kann. Fahrkarten zum nächsten Event für beide besorgen
Oder aber einfach nix mehr erwarten von Papa!
Re: Borderline oder was?
Antwort von mams am 03.04.2014, 22:24 Uhr
das muss nicht gleich borderline sein. vielleicht ist es auch "nur" eine ausgeprägte neurose, was es nicht einfacher macht.
letztlich hilft hier nur eine ausgedehnte psychotherapie, zu der die meisten menschen (vor allem, wenn sie schon älter sind) nicht bereit sind. dann hilft nur eines: auf abstand gehen, sicher selber schützen. der vater ist erwachsen und muss für sich selber sorgen. wenn er nicht erkennt, dass die frau ihm nicht gut tut, ist das sein problem. nicht das deiner freundin.
