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Zweisprachigkeit trotz Fremdbetreuung

Thema: Zweisprachigkeit trotz Fremdbetreuung

Hallo, Ich habe mal eine Frage an Euch und bräuchte Eure Erfahrungen/ Meinung. Wir wohnen in Frankreich. Mein Sohn ist genau 2 Jahre alt und ich spreche nur deutsch mit ihm und mein Mann nur französisch. Unsere Familiensprache ist französisch da mein Mann kein deutsch spricht. Momentan geht mein Sohn 2 Tage in die Krippe und 3 Tage kümmer ich mich um ihn. Ich werde Ende des Monats wieder voll arbeiten gehen und mein Sohn wird 5 Tag in die Krippe gehen Er spricht (dem Alter entsprechend) bis jetzt schon recht gut deutsch und auch französisch und versteht beide Sprachen sehr gut. Ich habe nun grosse Angst dass er, wenn ich wieder voll arbeiten gehe, kein deutsch mehr sprechen wird und auch vergisst was er bis jetzt schon versteht. Ich bin die Einzige weit und breit die im Alltag mit ihm deutsch spricht und sonst ist sein Umfeld komplett französisch. Ich spiele sogar schon mit dem Gedanken noch bis September zu Hause zu bleiben ( da kommt er dann sowieso schon in die Vorschule) und spricht bis dahin noch viel besser. War jemand von Euch in einer ähnlichen Situation. Klappt die Zweisprachigkeit trotzdem auch wenn ich nun wesentlich weniger Zeit mit meinem Sohn verbringen werde? Es ist mir sehr wichtig dass er deutsch spricht und versteht da es ja auch meine Wurzeln sind und er bis jetzt ein grossartiges Verhältnis zu Oma/Opa Tanten usw in Dtl hat. Danke für Eure Meinung und Erfahrung.

von Nettchen80 am 11.01.2016, 11:05



Antwort auf Beitrag von Nettchen80

Hej! Zuerst einmal herzlich willkommen hier. Ja, die Sorge haben viele Eltern, aber wirstecken ja alle mehr oder weniger in der Situation, daß wir die einzigen für die Nichtumgebungssprache sind. Ich kann zwar nicht aus eigener Erfahrung sprechen, weil mein Mann so gut Deutsch kann, daß unsere Familiensprache Deutsch war und ist. Ich war auch sehr lange mit den Kindern zuhause. Immerhin kamen sie aber auch normal in den (ganztätgigen) KIGA und hatten oft dänische Freunde zuhause, so daß wir dänisch sprachen. ABER ich weiß von befreundeten familien,daß es auch klappt, wenn es wie bei Euch nochmal anders läuft. Ich kenne sogar einen Vater, der in Süddtld. bereits vor ca. 20 Jahren -also in den Anfängen des Internets (wenn überhaupt)und ohne räumliche Nähe zu DK für Kurzbesuche o.ä. - seinen Kindern Dänisch beibrachte, so gut, daß sie bei einem Umzug hierher ohne Probleme klarkamen. Eine bilinguale Familie in schweden hat absolut zweisprachige Kidner, inzwischen erwachsen; auch eine andere bilinguale Familie i nKopenhagen, die ich kenne, hatte trotz Früh-Fremdbetreuung und alleiniger Deutschsprache der Mutter keine größeren Probleme. Natürlich ist der Zeitfaktior wichtig. Aber Du hast jeden Morgen ,jeden Abend - lies vor, versuich soviel zeit wie möglich (allein) mit Deinem Kinde zu verbringen. und im Alter Deines Sohnes kan ndein Mann vieles auch noch erahnen, wenn Du es denn doch h mal auf Deutsch sagst - so lernt sich eine Sprache übrigens sehr gut! Ich will Dir nicht raten, ob / daß Du länger zuhause bleiben sollst. Der Zeitfaktor ist wichtig,aber kein Garant dafür,daß Dein Kind auch wirklich gut und gerne Deutsch sprechen wird. Das hängt von vielen Faktoren ab, die wir nicht immer beeinflussen können. Daher: Starker Einsatz bringt natürlich eher starke Ergebnisse, aber den kannst Du auf vielerlei Art leisten. Alles GUte- und erzähl doch hin und wieder, wie es läuft! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 11.01.2016, 12:21



Antwort auf Beitrag von Nettchen80

Hallo, Hier ist es fast umgekehrt. Bin Französin und wohne seit ca. 20 Jahren in Deutschland. Familiensprache ist eher Französisch, da mein Mann sehr gut spricht. Aber er mischt viel und unsere 5 Kinder sprechen viel deutsch, aus Bequemlichkeit. Alle meine Kinder sind relativ früh und meist ganztags in die Krippe gegangen. Der Älteste ist 19, die Kleinste 1. Alle (bis auf der 1-jährige, klar) beherrschen sehr gut ihre Muttersprache. Inzwischen sind die Kinder in Deutschland auch lang in der Schule und haben ja auch ihre Hobbies, alles in dt natürlich. Also ich hatte auch Sorge als sie in die Krippe gingen aber mein heute fast 5-jähriger Sohn ging mit 1 1/2 ganztags in die Krippe und das hat der frz Sprache überhaupt nicht geschadet. Das Erlernen einer Sprache geht sehr viel über die Kommunikation, und da dort die Kinder wenig untereinander geredet haben, war es halt so. Erst mit dem Kindergarten würde dt dominanter, davor hat der Kleine wunderbar weiter frz mit mir geredet, nachdem ich ihn abgeholt hatte. Ja und später wirst du auch sehen, das ist sehr beweglich. Je nachdem welche Möglichkeiten dein Kind hat, in Berührung mit der dt Sprache haben, wird er die Sprache gut beherrschen können. Das Beste ist z. Bsp, wenn das Kind "gezwungen" ist, die Sprache zu sprechen, etwa wenn es im Land allein ist, bei einem Austausch oder einer Aufenthalt. Mein 16-jähriger hat z. Bsp. 6 Monate in Frankreich verbracht bei einem Austausch programm, das hat ihn natürlich für die Sprache total weitergebracht. Mein 19-jähriger studiert in Dt Jura und sein Studiengang ist Dual mit Frankreich, d. H er wird das 3. Jahr in Paris verbringen wenn alles gut geht. Und er ist momentan mit vielen Franzosen zusammen und praktiziert derzeit sehr viel. Dein Kind ist erst 2 aber ich wollte damit zeigen, dass es sich immer entwickelt. Selbst wenn du den Eindruck kriegst, er verlernt viel, ist es vielleicht zwar so, aber es kommt schnell irgendwann wieder, je nachdem welche Umgebung / Bedingung da ist. Ganz zu schweigen von dem Akzent, der ja von Anfang an gut sein wird (im Gegensatz zu wenn man eine Sprache viel später lernt, meistens) LG

Mitglied inaktiv - 11.01.2016, 15:33



Antwort auf Beitrag von Nettchen80

Bei uns ging das mit der Fremdbetreuung auch schon ca. 1 Monat vor dem 1. Geburtstag los. Zu Hause sprechen wir Deutsch (ich) und Französisch (der Vater). Obwohl Kind 1 unter der Woche den ganzen Tag nur Katalan hört und spricht, hat er Vater- und Muttersprache auch altergemäß drauf. Im Vergleich zu einsprachigen Kindern wird man bestimmt Unterschiede feststellen je älter er wird, aber zur Zeit sind wir sehr glücklich darüber, dass es klappt. Achja, er ist 2,5 Jahre alt. Ich habe mir hier aber auch noch weitere deutsche Bezugspersonen gesucht, da die Familie naturgemäß weiter weg ist. Französische Bezugspersonen gibt es meiner Meinung nach weniger, aber die Sprache läuft auch ganz gut. Also Durchhalten! Es klappt!

von Lunalein am 17.01.2016, 19:32