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Zweifel an der Dreisprachigkeit

Thema: Zweifel an der Dreisprachigkeit

Hallo! Wir haben 2 Töchter (fast 4 und 6 Jahre) in einer dreisprachigen Konstellation (Deutsch = ich, Englisch = Vater und Schwedisch = Umgebungssprache). Ich spreche Deutsch, mein Mann Englisch mit den Kindern, mit meinem Mann unterhalte ich mich abwechselnd auf Englisch oder Deutsch, d.h. zuhause wird von uns Eltern kein Schwedisch gesprochen. Als die Kinder klein waren, waren sie (v.a. die Ältere) mit den Sprachen gleichauf, nun aber dominiert das Schwedische extrem. Die Beiden sprechen miteinander nur Schwedisch, antworten mir meistens auf Schwedisch, sie verstehen Deutsch und Englisch aber das Sprechen wird meiner Meinung nach schlechter, es mischen sich viele schwedische Wörter und Satzbauweisen ein. Und nachdem anfänglich alle die Dreisprachigkeit so positiv gesehen haben, kommt jetzt viel Kritik daran: Die Grosseltern verstehen ihre Enkelkinder nicht und finden das wir die Mutter/Vatersprache besser fördern sollten. Meine Freundin deren Kinder auch dreisprachig aufwachsen (und deren Kinder wirklich perfekt trennen) findet ich sollte alles Schwedisch zuhause ignorieren - ich mache es eigentlich so, dass ich immer auf Deutsch antworte und versuche das von den Kindern auf Schwedisch gesagte noch einmal zu wiederholen. Der Kindergarten fragt sich ob die Dreispachigkeit der Grund ist warum unsere Grosse das schwedische (vorne mit der Zunge gerollte) R nicht kann und mein Mann kam letzte Woche auch mit der Ueberlegung an ob unsere Kinder in der Schule dann nicht mit der Dreispachigkeit ueberfordert werden. Ich war bis jetzt eigentlich ueberzeugt, dass das fuer uns das Richtige ist, aber langsam kommen mir etwas Zweifel. Hätte mal gerne Eure Erfahrungen und Meinungen gehört. Herzliche Gruesse, Alexandra

von baby_im_juli am 05.05.2014, 14:18



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Hej Alexandra! ich kann Dir nicht konkret zuDreisprachigkeit Ratschläge posten, da ich nur zweisparchig erzogen habe. Wohl aber zu den (manchmal sehr wohlmeinenden, manchmal auch nachvollzehbaren9 Ratschläge, Zweifelnm, kritikpunkten der Umwelt. Davon gibt es wirklich massig, ichstaune immer wieder, an was die Mehrsprachigkeit Sculd sein soll. Undselten zeigt sich doch, daß sie es in der tat ist. es gibt doch sicher auch noch einsprachige kleine Schweden, die das R nicht sprechen können - oder andere Ausländer. Hallo ---- was sollendie armen Eltern den nda machen? Und frag mal zurück, wie Ihr als Ausländer dennden Kindern so einen laut vermitteln sollt???? Damit wäre ein punkt vom Tisch - da müssen sich die anderenwas einfallen lassen. (Meine sprachbegabte Große hat bis zur Einschlung das dt. "sch" nicht sprechen können, obwohl die - in meinen Augen schwierigeren und dem Dänischen entfernteren - verschiedenen "ch"s gut konnte. Und obwohl wir das ignorierten, kam esmit der Einshculung, wieso auch immer -war ja eben nicht die umgebungssprache für dasKind, kama ber trotzdem!) Daß sich die Spielsprache in Richtung Umgebungssprache entwickelt, ist oft zu beobachten,war bei uns auch so. Und es ist auch natürlich, daß mit zunehmendem Alter die Umgebungsspracher aufholt, vor allem, wenndie Restzeit auch noch auf 2 Sprachen verteitl wird. Trotzdem wü+rde ich weitermachen wie bisher. Die Kinder verstehen Euchdoch,also wächst der Wortschatz wenigstens passiv mit. Und wennsie älter werden, bekommen sie mind. Engilsch inder Scule, in Schweden sind die Filme auch nicht synchronisiert, nicht wahr? da müssen eben die Großeltern ein bißchen geduld haben. Schweden ist übrigens auch beispielhaft für Muttersprachenunterricht, den würde ich dann für die schwächste Sprache wählen - so sind sie da dann auch nochmal extra gefördert. Deine Kinder sind noch nicht so groß. Bbleibt amBall, ich glaube ehrlich nicht, daß die Dreisprachigkeit bei einer derartigen Sprachenkonstellation eine ernsthafte "Gefahr" für irgendwas ist. Ihr habt gute Hiflen in der Umgebung - schwierigerwäre es ganz sicher mir entfernteren Sprachen. Vielleicht bekommst Du noch konkrete Ratshcläge zu 3 Sprachen --- ich wollte Dir nur Mut machen! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 05.05.2014, 17:32



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Hallo! Leider kann ich Dir kaum Erfahrungen vermitteln, da mein Sohn noch jünger ist - bisher spricht er alle drei Sprachen aktiv, eine davon auf deutlich niedrigerem Niveau, da er sie seltener hört, aber auch hier sind immer noch kontinuierliche Fortschritte erkennbar. Wegen der Aussprache: also hier in Tschechien ist das Zungen-R auch nicht bei jedem Kind mit 6 da, und zwar auch nicht bei einsprachig tschechischen Kindern. Viele gehen zur Logopädie deswegen und es gibt sogar ein paar Leute, die es selbst als Erwachsene nicht können. Komischerweise kommt bei einer Reihe von Kindern das Gaumen-R (wie im Deutschen) spontan als "Ersatz" - obwohl sie es von den Erwachsenen eigentlich nicht kennen können. Das habe ich bei einigen kindern im Bekanntenkreis gesehen, im Tschechischen gibt es dafür sogar ein extra Wort... Und was macht unser Sohn? Er spricht Gaumen-R im Deutschen ohne Probleme, aber das Zungen-R kann er noch nicht - im Tschechischen setzt er aber ein L an dessen Stelle. also an der Mehrsprachigkeit kanns ja wohl nicht liegen oder? Ansonsten: es ist ja normal, dass das Schwedische dominiert, dagegen kann man wenig tun. Unterricht in der Schule vielleicht, versuchen Bücher und Filme schmackhaft zu machen, Ferienaufenthalte in England/Deutschland... natürlcih ist es frustrierend für die Grosseltern, wenn sie ihre Enkel nicht verstehen, aber mehr als mit den Kindern deutsch und englisch sprechen könnt Ihr ja kaum tun? Und wenn die Grosseltern nicht verstehen, vielleicht ist das für die Kinder eine Motivation nach den passenden Wörtern zu suchen und weniger zu mischen? Deine Reaktion, dass Du alles noch mal "richtig" wiederholst, ist in meinen Augen schon das beste, was Du tun kannst. Und zum Schluss noch ein Denkanstoss: wenn Du die Dreisprachigkeit jetzt aufgeben willst, wie willst Du denn eigentlich weiter machen? Schwedisch sprechen? oder zu Hause eine der beiden Elternsprachen aufgeben? welche denn dann? Für mich erscheint das wenig sinnvoll - Eure Kinder brauchen schlicht alle drei Sprachen, daran kann man wenig ändern. Lasst Euch daher nicht verunsichern und versucht einfach an die Basis, die Ihr habt, anzuknüpfen.

von Kacenka am 05.05.2014, 19:51



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Die erste Frage ist der Tat, was wäre die Alternative? Es wäre sicherlich nicht sinnvoll, eine der Sprachen der Eltern aufzugeben. Also kann es nur bedeuten, weiter zu machen. Zum Zungen-R: Ich komme aus dem Frankenland und kann nur das Zungen-R. Das Gaumen-R habe ich als Kind nie gelernt, und auch später niemals. Man kann bei mir so also trotz grds. hochdeutscher Aussprache die regionale Herkunft hören. Deshalb würde ich mir darüber echt keine Gedanken machen. Wenn es sooo wichtig ist, könnt Ihr immer noch Übungen machen.... Meine Kinder sind auch "nur" zweisprachig, aber als die beiden Großen im Kindergarten waren, in dem nur die Umgebungssprache gesprochen wurde, dann haben sie auch oft in dieser Sprache gespielt, wobei das meist von der Jüngeren so ausging (die Größere war schon fast vier, als sie die Zweitsprache gelernt hat). Meine Kinder benutzen auch manchmal Begriffe der Umgebungssprache, bei uns ist wird das allerdings immer weniger, seit sie in einer deutschsprachigen Kita/Schule sind. Bei uns gibt es viele mehrsprachige Kinder, und auch hier gibt es dann von Seiten der Kita oft Panik, ob die Kinder gut genug Deutsch können, das ist nun einmal so, da würde ich mir keine Gedanken machen. Selbst bei meiner Tochter, bei der Deutsch die mit Abstand stärkste Sprache ist, ist es so, dass sie manche Begriffe im Deutschen nicht kennt. Im Englischunterricht (ist hier Fremdsprache) ging es neulich um Tiere im Regenwald, und sie erzählte mir dann von einer Schlange, deren Namen sie nicht auf Deutsch wisse, aber auf Englisch laute er "Anaconda". Wir hatten uns auf Deutsch einfach noch nicht damit befasst, und so wird es oft sein, bis der Wortschatz gleichwertig da ist.

von Astrid18 am 06.05.2014, 05:51



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Hej Astrid! Diese Panikmache der Pädagogen kenne ich auch gut - vom Hörensagen, uns ist sie zum Glück nie passiert. Aber mein Patensohn - Vater UND Mutter Deutsche in DK - kam auch mit geringem bis keinemWortschatz iinDänisch in denKIGA und wurde mit Skepsis begrüßt, allerdings hat sich die Mutter eben nicht beirren lassen (was ja auch verrückt wäre, 2 Deutsche,die zuhause Dänisch reden) und nach wenigen Wochen kamen die Komplimente. Selbst wenn man nicht Sorge um Mehrarbeit, sondern ernsthafte Sorge ums Kind unterstellt, fürchtendiePädagogen ebenausunwissenheit. Die Frage letztendlich ist auch immerwieder hilfreich: Wie kompetent sind die Leute, die mir einen Rat geben, wirklich? Wieviel Erfahrung haben sie wirklich auf dem Gebiet, auf dem sie mir gerade Ratschläge erteilen? Hätte meine Tochter weiter kein dt. "sch" sprechen können, hätte mich das soviel berührt wie der Reissack inChina, der umfällt - aber okay, deutsch istauch nicht umgebungssprache. Mir wäre viel wichtiger, daß sie verstandenwirdu nd einigermaßen dieGrammatikl beherrscht plus einen gutenWortschatz hat. Deshalb ist Dein Beispiel mit dem Franken-R --- stimmt, meiner Studienfreundin ausnürnberg konnte man dieHekrunft auch immer daran anhören - so what? und da sind wir bei der Anaconda:: Kein Mensch, auch kein einsprachiger, kennt alle Wörter in seiner Sprache, vor allem eben, wenn es Fachbegriffe in Fachbegebieten sind. Ich kann mich erinnern, daß eine 2-sprachig erziehende Muter, deren Tochter wirklich auch sehr hochkarätig beide Sprachen beherrschte, trotzdem meinte, daß ihreTochter in der Nichtumgebungssprache Lücken hätte - und dann kamen eben einige dt. Wörter, die auch ich so gut wie nie benutze und deshalb kaum kenne. Ist das wirklich ein Kriterium für die gleichwertige Beherrschung? Bei Übersetzungen aus dem medizin. techn.oder auch - na, sagen wir mal bibliothekarischen Bereich hätten viele Einsprechige auch Probleme, den Fachbegriff zu kennen --- ich kenne die bibliothekarischen besser auf Deutsch, das habe ich studiert - Otto Normalverbraucher kennt sie nicht mal in seiner EINEN Muttersprache. Das sollte also kein Kriterium sein. Meine Schwiegermutter kannte viele Vögelarten, sie konnte meinen Kindern die Sorten auf Dänisch sagen, die wir beim Spazierengehen hier einen sahen - ich kannte die nicht mal auf Deutsch, ich bin ein Stadtkind, meine Mutter kannte sie nicht, ging nicht mit uns spazieren, es interessierte mich auch nicht so wie meine Schwiegermutter. Also: Woher sollte ich sie kennen - und warum? Dafür kennt man dann andere Wörter aus Bereichen, die sie wiederum nicht kennt - so ist das doch wirklich auch bei Einsprachigen. Also, mit dem Hinweis auf die fehlende Alternative würde ich alle Zweifel beiseite wischen und akzeptieren, daß manches vielleicht wirklich ein bißchen langsamer vorangeht, aber eben VORANgeht. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 06.05.2014, 10:13



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Danke fuer Eure Beiträge, es ist schön auch mal etwas Konstruktives bezueglich der Mehrsprachigkeit zu hören. Ich habe mir das gestern Abend noch einmal ueberlegt: Eigentlich will ich gar nicht so viel ändern. Die Alternative zu bisher wäre, dass wir zuhause nur noch Englisch reden und das Deutsche komplett streichen. Ich rede lieber Englisch als Schwedisch, aber am Liebsten/Einfachsten ist es fuer mich natuerlich Deutsch zu reden ;-). Und eigentlich möchte ich, dass meine Kinder wenigstens ein Grundverständnis fuer Deutsch behalten. Und wie Ursel ja schon gesagt hat, muessen sie (wenn sie kein grösseres Sprachinteresse haben) wenigstens keine weitere Fremdsprache in der Schule lernen sondern können Englisch und Deutsch machen. Das mit den unterschiedlichen "R"s ist interessant - ich habe immer gedacht, dass alle Leute die das Zungen"R" können auch das Gaumen"R" sprechen können... Habe unserer Ältesten gestern mal zugehört: Im Englischen hört sich das R fast Richtig an, auch im Deutschen ist es nicht so weit entfernt aber im Schwedischen (Zungen-R) ist es ein klares "L". Sie versucht da nicht einmal ein englisches oder "hoch"deutsches R zu machen. Fuer sie scheint das wie ein anderer Buchstaben zu sein. Also, ich werde weiter so machen, demnächst vielleicht mal wieder etwas Geld in deutsche Kinderfilme und Buecher investieren und versuchen die Kommentare der Umgebung einfach zu ignorieren. Alexandra

von baby_im_juli am 06.05.2014, 12:00



Antwort auf Beitrag von baby_im_juli

Huhu! Von mir auch der Rat nichta zu ändern, was auch? Wie kacenka sagt- eure Kinder brauchen alle drei Sprachen. Unser Sohn konnte lange das englische 'th' nicht sprechen und hat es durch 'L' ersetzt ("look at lat over lere" :-D ) und wir haben uns rebellisvh gemacht und nach einem Logopäden gesucht der das in Dtl vermitteln kann. Mein englischer Schwager kam dann (da war Ben knapp fünf) mit seiner neuen Freundin an- eine englische Logopädin. Die lachte nur, meinte der Erwerb des 'th' sei auch bei einsprachigen Kindern erst mit ca 7 Jahren abgeschlossen und selbst wenn es bis dahin nicht da sei, würde es nicht therapiert. Unnötig da es je nach Region eh anders bzw gar nicht gesprochen würde. Sie fände unseren Sohn auf einem sprachlich ausgezeichneten Niveau. Und siehe da- kein halbes Jahr später war das th plötzlich glasklar da. Alle Sorge umsonst! Liebe Grüße!

von Elanna am 06.05.2014, 16:21



Antwort auf Beitrag von baby_im_juli

Meine Kinder wachsen auch dreisprachig auf (ich spreche nur Deutsch mit ihnen), mein Mann (Crow, das ist ein Indianische Sprache) und der größte Teil unseres Umfeldes spricht entweder Englisch oder Crow. Mein Mann und ich sprechen miteinander nur Englisch. Mein Sohn versteht alle drei Sprachen und spricht sie auch alle ein wenig. Er ist jetzt vier. Als er klein war, hat er meistens Deutsch gesprochen, weil er ja meistens bei mir war. Mittlerweile spricht er sehr viel English, da er in den Kindergarten geht, wo viel English (aber auch Crow) gesprochen wird. Mit seiner Schwester spricht er alles gemischt. Also, ich denke, dass in deinem Fall du zu Hause kein Schwedisch sprechen solltest, wenn du willst, dass deine Kinder mehr die beiden anderen Sprechen lernen sollen. Sie hören und sprechen es ja ausserhalb ihres Zuhause sowieso. Wenn wir im Sommer nach Deutschland fliegen, dann wechselt mein Sohn sehr schnell auf Deutsch um und macht jeden Sommer sehr viele Fortschritte, was sein Deutsch angeht. Ich weiss nicht, manchmal ist finde ich es auch frustrierend, wenn mein Sohn mir auf Englisch anstatt auf Deutsch antwortet. Aber ich denke, dass dreisprachig aufwachsende Kinder einen sehr grossen Vorteil anderen Kindern gegenüber haben.

von littleCrow am 08.05.2014, 20:53