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Wie habt ihr die Zweisprachigkeit gelebt?

Thema: Wie habt ihr die Zweisprachigkeit gelebt?

Hallo, vielleicht kann mir einer aufgrund seiner Erfahrung/ Fachwissen etwas dazu sagen... "Bringt es etwas", wenn mit dem Baby zwar von Anfang an auch in einer Zweit-Sprache gesprochen wird, also nur von einem Elternteil, aber jeweils nur ein- zwei Stunden am Tag? Oder müsste die Zweit-Sprache konsequent gesprochen werden, nicht nur stundenweise? Danke euch schonmal

von Samtpfötchen am 19.04.2015, 14:56



Antwort auf Beitrag von Samtpfötchen

Hej! Ich glaube,diesefrage kannstDu Dir selbst beantworten: Wie lernt ein Kind Sprache? Wie lernt ein Mensch Muttersprache? Wielernt ein Mensch Fremdsprachen? Bringt es etwas, wenn Du mit einem einsprachigen Kind nur 2 Std,. am Tag diese 1 Sprache redest? bringt es etwas, wenn einMensch 2 Std. in derWoche eine Fremdsprache lernt? Bringt es mehr, wenn das 4 Std. sind? Mit Fremdsprache wie mit Muttersprache - und egal wieviele - spielt der Zeitfaktor eine große Rolle. Je mehr ein Kind die verschiedenen Sprachen hört (und Gelegenheit hat,siezusprechen), umso besser kann esdie natürlich. Aber es bringt natürlich mehr, 2 Std.am Tag eine 2. Sprache zu sprechen als gar nicht - oder? Und natürlich gilt da auch: Von Anfang an ist besser als erst, wenn sich die die eine sparche schon verfestigt hat - eben auch, weil das eben eine Zeitfrage ist, die die 1.Sprache dann voraus, mehr bekommen hat. Abgesehen davon kann man die 2 Std. ererweitern, indem man Zugang zu anderssprachigen Spieklkameraden,. Spielgruppen etc.sucht, Lieder in der "knappen" Sprache singt, etc. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 19.04.2015, 15:17



Antwort auf Beitrag von Samtpfötchen

Also ich selbst bin ein Beispiel dafür, dass es klappen kann! Mein Vater ist Spanier, also Muttersprachler, jedoch lebt er schon lange in Deutschland (seitdem er 15 ist). Er sprach nie konsequent mit mir Spanisch. Manchmal sprach er sehr viel mit uns auf Spanisch, manchmal gar nichts, manchmal einen kompletten Tag, manchmal wechselt er sogar während eines Themas! Also er hat nicht wirklich nach einer bestimmten "Methode" verfahren. Meine Eltern haben sich darüber eigentlich gar keine Gedanken gemacht und er sprach einfach immer in der Sprache, nach "der es ihm gerade war".... Ich habe definitiv KEINE Sprachdefizite, weder im Spanischen noch im Deutschen. Ich spreche Spanisch genauso gut wie Deutsch. Ich denke jedoch, dass das immer aufs Kind ankommt (egal nach welcher Methode verfahren wird). Meine Schwester, die unter denselben Bedingungen aufgewachsen ist wie ich, spricht Spanisch, jedoch eher als eine gute Fremdsprache und man hört einen netten deutschen Akzent Eine Freundin aus meiner Kindheit ist mit Russisch und Deutsch aufgewachsen. Jedoch sind ihre Eltern BEIDE aus Russland und zu Hause wurde KONSEQUENT Russisch gesprochen. Sie spricht Russisch eher passiv als aktiv und hat einen sehr starken Akzent (und dies obwohl immer konsequent Russisch gesprochen wurde). Wie das "passieren" konnte, kann ich mir selbst nicht erklären (da Sie ja unter den perfekten Bedingungen aufgewachsen ist - Nicht-Umgebungssprache von beiden Eltern konsequent zu Hause gesprochen). Wie du siehst kann also in jeder Konstellation ALLES heraus kommen. Ich würde einfach mal einen Versuch wagen. Ich vermute, dass der Lernprozess (und wie gut die Sprache beherrscht wird, viel mit dem Input den das Kind in der Sprache bekommt zutun hat, aber ebenso mit dem IDENTIFIZIEREN mit der Sprache. So habe ich das zumindest erlebt. Mein Cousin lernte Englisch trotz wenig Input durch einen Nicht-Muttersprachler (meine Tante, die jedoch sehr sehr sehr gut spricht, aber eben kein Muttersprachler ist) fast perfektes Englisch. Er hat sich jedoch schon immer, obwohl er seinen Vater (Amerikaner) nie kennen gelernt hat, sehr mit ihm und den USA im Allgemeinen identifiziert. Ich spreche, trotz sehr sehr inkosequentem Input (jedoch durch einen Muttersprachler), perfektes Spanisch OHNE deutschen Akzent. Ich habe mich ebenfalls mit dem spanischen Teil meiner Familie und Spanien seeehr identifiziert und mich schon immer als Spanierin angesehen (NICHT als Halbdeutsche / Halbspanierin, sondern immer als komplette Spanierin UND komplette Deutsche.) Meine Schwester, die unter denselben Bedingungen die Sprache lernte, sah sich nie wirklich als Spanierin an, sah Spanien immer nur als netten Urlaubsort, war also viel mehr in Deutschland verwurzelt, und das merkt man auch an ihren sprachlichen Fähigkeiten im Spanischen! Meine russischsprachige Freundin hat sich immer als Deutsche angesehen und wollte nie wirklich was von Russland wissen und sah es nur als Herkunftsort ihrer Vorfahren an, den sie jedoch meist verheimlichen wollte und mit dem Sie allerdings null zutun hat. Sie lehnte diesen Teil ihrer Herkunft schon immer sehr ab. Ich vermute, dass Sie daher auch - trotz perfekten Bedingungen - die Sprache nie wirklich gelernt hat, wie Sie diese eigentlich hätte lernen "sollen". Ich würde eventuell versuchen die Sprache mit vielen Kulturbrücken zu verbinden. Den Kleinen also nicht nur die Sprache nahebringen wollen, sondern auch die Kultur, die Traditionen, das Essen... einfach alles was dazu gehört! Ihr solltet eventuell nicht so hohe Ansprüche an diesen Versuch stellen und nicht erwarten, dass euer Kind beide Sprachen PERFEKT spricht (was man nicht einmal unter perfekten Bedingungen erwarten sollte), sondern ein Kind, welches die Sprache auf sehr gutem Niveau auch im familiären, alltäglichen Bereich beherrscht.

von isabelita am 19.04.2015, 15:40



Antwort auf Beitrag von isabelita

Isabelita, wie denkst, tráumst und záhlst du? In welcher Sprache?

von Nadinnsche am 21.04.2015, 08:15



Antwort auf Beitrag von Nadinnsche

Auf Spanisch und auf Deutsch! Manchmal bin ich mir gar nicht darüber bewusst in welcher Sprache ich denke, aber mich hat diese Frage auch schon öfter interessiert da ich manchmal gar nicht sagen konnte in welcher Sprache ich gedacht habe.. Aber bei mir selbst habe ich schon festgestellt, dass ich sowohl auf deutsch als auch auf spanisch denke.

von isabelita am 21.04.2015, 10:13