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Geschrieben von Kaka_b am 08.04.2014, 21:54 Uhr

Welche Schule bei Rueckzug nach Deutschland

Wir sind letzten Sommer - nach 12 wunderschönen Jahren - von England nach Deutschland. Die Große war gerade 5 und wäre in England in Year 1 gekommen, der Kleine gerade 2 geworden und ging in den Kindergarten.

Da Deutschland nur als einjährige Zwischenstation geplant war, bevor es weiter gehen sollte, und die Große zu jung war, um in eine deutsche Regelschule zu gehen (mal abgesehen davon, dass mir vor dem deutschen System graute), war die Entscheidung schnell gefallen.

Sie geht also nun seit einem Dreivierteljahr in eine extrem amerikanisch geprägte Internationale Schule. Da wir in die Nähe der Schule gezogen sind, in dessen Umfeld viele amerikanische Familien wohnen, und wir nicht mehr unsere morgendliche Mama-Tochter-Erzählstunde haben, hat sich witzigerweise ihr Deutsch erheblich verschlechtert, seit wir hier sind.

Mit der Schule bin ich nicht so hundertprozentig zufrieden, aber ich fürchte, wir waren in England in der Hinsicht einfach hoffnungslos verwöhnt. Zum Beispiel werden wir zwar fast täglich mit Emails überschüttet, während man in England 'nur' die wöchentliche Schulzeitung vom Direktor erhielt, ich habe aber den Eindruck, dass ich in UK besser Bescheid wusste, was meine Tochter so getrieben und gelernt hatte. Hier habe ich kaum Ahnung, welche Unterrichtseinheiten sie durchnehmen, geschweige denn, welche Erwartungen an sie gestellt werden oder welche Fortschritte sie macht. Man muss ständig nachfragen, bekommt dann überschwenglich-begeisterte Teilausschnitte, dann wieder nichts, bis man ihnen das nächste aus der Nase zieht.

Zudem folgt die Schule dem amerikanischen System, das gefühlt ein Jahr hinter dem britischen ist. Sprich, sie haben das letzte Jahr gemacht, was meine Tochter bereits das Jahr zuvor gelernt hat, so ist sie also eher auf der Stelle getreten, als sich schulisch weiter zu entwickeln - und meiner Meinung nach wurde sie durch fehlende adequate Beschäftigung und Lob, was sie schon alles könne, dazu erzogen, sich auf ihren billigen Lorbeeren auszuruhen. In England wurde dagegen sehr viel gezielter auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen.

Zudem fallen viele der Nachmittagsbeschäftigungen weg (sie gingen in Schwimmkurse, Fußballkurse, Theater, Musik..) bzw. finden hier in einem deutlich reduzierten Umfang statt.
Beispiel Kunstunterricht: meine Große ist eine Katastrophe, konnte noch nie malen. Dazu fehlt ihr die Konzentration. In England ließ man sie ein paar mal wilde Kleksbilder machen, mit denen sie selbst unzufrieden war, weil sie Menschen malen wollte. dann kniete sich die Lehrerin neben sie, nahm sie in den Arm und fragte: sag mal, wie sieht denn deine Freundin aus? Schau mal - sie hat einen Kopf, der ist rund - mal das doch mal. Richtig - aber guck, sie hat doch auch zwei Ohren, oder? Sind sie groß? Klein? In welchem Verhältnis zum Kopf?
Und auf einmal fing meine Große an, die Umgebung zu beobachten und zu versuchen, sie auf Papier zu bringen. Die Bilder waren immer noch keine Kunstwerke, aber sie ging rihctig auf dabei, und entwickelte ihre Beobachtungsgabe, während sie vorher nur flusig über alles hinweg ging. Hier sind wir inzwischen wieder bei Kleksen und besseren Kopffüsslern angelangt :-(

Nun wird der Kleine drei, und wir sind am überlegen, was wir mit ihm machen. Es steht noch nicht fest, was aus uns wird (das Projekt endet, aber mein Chef möchte mich hier in Deutschland behalten).

Meine Sorge ist, dass sich die beiden sprachlich auseinander entwickeln. In England waren sie dreisprachig, da mein Mann Italiener ist. Nun verschieben sich die Gewichte: die Große hat ihr immer starkes Englisch noch weiter ausgebaut, ihr Deutschund Italienisch leiden ein bisschen (fließend, aber sie verwechselt Dativ und Akkusativ oder setzt mal den falschen Artikel).
Für den Kleinen standen neben der alles dominierenden englischen Sprache das Deutsch und das Italienisch gleichwertig als Familiensprachen; hier verschiebt es sich gerade ganz schlimm zugunsten der deutschen Sprache. Neuerding muss mein Mann darum kämpfen, eine italienische Antwort zu bekommen, und Englisch versteht er zwar noch, antwortet aber nur noch auf Deutsch.

Aber ganz ehrlich: sollten wir hierbleiben, würden wir uns vermutlich bei ihm aufs Italienische konzentrieren und das Englische 'wegsterben' lassen. Denn das kann er immer noch lernen.

LG Katia

 
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