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Warum spricht mein Sohn nicht?

Thema: Warum spricht mein Sohn nicht?

Ich habe schon zwei große Kinder und hätte schwören können, dass mich beim dritten mal nichts mehr überraschen kann. Nun, falsch gedacht. Unser Nesthäkchen etwickelt sich so komplett anders als seine zwei Geschwister, dass man kaum glauben kann, es handelt sich ums gleiche genetische Material. Und weil ich etwas ratlos bin, wollte ich hier nachfragen, ob jemand eine ähnliche Situation von seinen Kindern kennt. Der Kleine ist jetzt 20 Monate alt und spricht so gut wie gar nicht. Er sagt Mama und Papa, manchmal auch Ella (zu seiner Schwester) und kaczka (polnisch: Ente). Das war's eigentlich. Er hat mittlerweile die nonverbale Kommunikation absolut perfektioniert und kann uns auch komplizierte Sachverhalte mitteilen, ohne reden zu müssen. Es ist eine Mischung aus Pantomime und Lautmalerei, eigentlich total süß und wirklich sehr effektiv, mit etwas Übung versteht man ihn sofort. Fordert man ihn auf, Sachen nachzusprechen, ignoriert er einen komplett. Im besten Fall kriegt man ein Kopfschütteln als Zeichen, dass er einen überhaupt wahrnimmt. Dabei ist er kein introvertierter Typ, im Gegenteil, er geht offen auf Menschen zu und ist sehr mitteilungsfreudig, nur eben auf seine Art. Wir sind eine zweisprachige Familie. Mein Mann ist Deutscher, ich Polin, die großen Kinder (17 und 14,5) sprechen beide Sprachen, auch wenn Deutsch eindeutig die stärkere ist. Der Kleine hört also von Anfang an Beides im fast gleichen Umfang. Er versteht auch Beides gleichermaßen gut. Wir haben schon verschiedene "Tests" gemacht um festzustellen, welche Sprache er besser versteht, aber es scheint für ihn keinen Unterschied zu geben. Nun vertritt mein Vater die Theorie, dass er durch die zwei so komplett unterschiedlichen Sprachsysteme verwirrt ist, sich bzw. nicht entscheiden kann, welches er selber benutzen soll und deshalb das Reden verweigert. Kann das überhaupt sein? Ich kann es irgendwie nicht so recht glauben, auf der anderen Seite habe ich keine andere Erklärung. Es ist nämlich so, dass er offensichtlich durchaus in der Lage ist, Sachen zu sagen. Das kam durch Zufall raus, als mein Bruder mit seiner einjährigen Tochter zu Besuch war. Die Kleine plappert sehr gerne und wir haben ihr Sachen zum Nachsprechen vorgesagt. Da kam auf einmal mein Sohn und hat auch alles wiederholt. Und das recht verständlich für jemanden, der nie spricht. Er kann es also, er will normalerweise einfach nicht!!! Hat jemand eine Idee, was das soll? Überforderen wir ihn etwa wirklich? Ich bin eigentlich meistens ziemlich entspannt und grundsätzlich denke ich, irgendwann wird er schon sprechen. Aber so langsam fange ich an, mir doch Gedanken zu machen..... Ich danke Euch im Voraus für Eure Tipps.

von malla am 12.11.2016, 01:23



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Hallöchen! Der Sohn einer damaligen Freundin hatte das "Problem" auch. Das eigentliche Problem war aber wohl, dass jeder sowieso verstanden hat was der Kleine will. Die Mutter hat damals dann angefangen komplett seine selbsterfundene Pantomime-Lautensprache zu ignorieren. Sie musste einige Wochen lang konsequent sein aber siehe da, auf ein Mal hat er gesprochen! Ganze Sätze, sogar komplizierte Wörter! Und dass dein Kind sprechen kann weißt du ja selber. Versuchs mal! Aber wirklich konsequent sein! Viele Grüße, Moni

von MamaMon1 am 12.11.2016, 07:53



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Hej! Ich finde 20 Monate nun auch noch keine deutliche verzögering, kenne allerdings dieses Überraschungsmoment auch: Nach einer sprachbegabten und -begeisterten Frühanfängering, die ihre inesprachigen kameradinnen übertrumpfte bzw,t otquatschte, kam die kleine Schwester erst 1 Jahr später als diese im Vergleich - so mit 3 in Gang. Solange ich aber sehen kann, daß mein Kind mich hört und versteht - nach dem 2. Geburtstag irgendwann auch ein bißchen klmpliziertere Sachverhalte als nur "mach bitte die Tür zu", solange habe ich abgewartet und für mich gestaunt. Gibt es z.B. nichts, womit Dein Junior gegenüpberden anderen früher dran ist? Sowas wiird leicht übersehen, aber manche Kinder stecken ihre Energie erstmal in andere Entwicklungsprojekte, so to speak . Unsere war motorisch eindeutrig wagemutiger udn weiter als die erste i mVergleich. Warte ab, rede normal mit dem Kind, laß ihn nicht dauernd Erwatrzungenspüren, die er vielleicht irgendwan nauch fürchtet, nicht guzt genug erfüllen zu können. Eine Möhre wächst nicht schneller, wenn Du daran ziehst - heißt: Kinder brauchen IHRE Zeit, sie entwickeln sich nicht nach unseren Olänen. Keine Grund zur Panik, wie gesagt, unsere war fast 3 Jahre lang auch sehr mundfaul und spricht heute auch sehr gut Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 12.11.2016, 08:52



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Dein Sohn ist garantiert NICHT durch die Zweisprachigkeit verwirrt! Er macht isch (im moment) nicht durch Sprache, sonder durch Pantomine/Lautmalerei verständlich, und da ihr alle versteht, was er möchte, ist das doch OK. Irgendwann wird er euch auch die Ohren vollquasseln. Meine Tochter (frz.-dt) war auch nicht gerade schnell in der Sprachentwicklung - es ging mit dem richtig sprechen so erst mit 2 Jahren los. Bleib einfach weiterhin entspannt, dein Sohn kann sich mitteilen, und wird verstanden - und er versteht beide Sprachen. Das ist das wichtigste.

von streepie am 12.11.2016, 11:02



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Hallo! Ich kann die vorangehenden Antworten nur unterstreichen: damit ein Kind spricht, muss es die NOTWENDIGKEIT haben, sich auf diese Weise zu verständigen. Wenn Pantomime im Alltag vollkommen ausreicht, hat er kein Bedürfnis sich verbal auszudrücken. Das klingt für uns Erwachsene etwas absurd, ist für ein Kleinkind aber eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung. Sobald er sich in seiner Kommunikationsform unverstanden fühlt, MUSS er sich anders ausdrücken (lernen). Das muss auch überhaupt nichts mit der Zweisprachigkeit zu tun haben, ich kenne zumindest einen vergleichbaren Fall von einer absolut einsprachigen Familie. Und da hat sich das Problem irgendwann von selber gelöst und das Kind fing plötzlich an fließend zu sprechen. Wenn ich mich recht erinnere, war das Kind etwa vier Jahre alt (und die Eltern schon am Rande der Verzweiflung). Wenn du dir sicher bist, dass dein Kind keine Hörprobleme oder vergleichbares hat, würde ich mir keine Sorgen machen und versuchen es zum Sprechen zu herauszufordern. Alles Gute!

von Miba am 12.11.2016, 17:44



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1. fällt mir der alte Witz ein, wo das Kind auch stumm ist - es sagt zur Verzweiflung der Eltern nichts, egal was die auch mit dem Sohnemann anstellen! Bis zu dem Tag, als er plötzlich mitten in der Mahlzeit in feinster Sprache um etwas Salz bittet. Alle schauen wie vom Donner gerührt und dann stürzen die begeisterten Rufe und der Jubel auf das Kind ein, bis hin zur Frage: "Wieso hast du denn nie was gesagt, wieso hast du denn nie gesprochen?" Darauf das Kind ungerührt: "Bis jetzt war ja auch immer gut abgeschmeckt und es hat nichts gefehlt." Ja, so ist das. Trotzdem würde ich - unddas ist 2. - keine extra-Veranstaltungen mit ihm anleiern, damit er nun endlich redet. Er ist sowieso noch nicht spät dran, wie erwähnt war meine eine Tochter mit 3 dann endlich beiden Zweipwrtsätzen #1ß1, und Kinder mißverstehen sehr schnell etwas. Was Du als Hilfe ansehen magst, kann auf ihn wirken, als reiche er nicht so aus, wie er ist. Als müsse er nun reden, um Euch zu gefallen (unterschwellig gleichbedeutend, vor allem für Kinder, mit: geliebt werden). Auch unausgesprochene Erwartungen machen Druck, denn Kinder spüren sie. Sprich einfach normal weiter mit ihm. Stell auch Fragen, die er auf seine Art beantworten wird, lies vor, sing mit ihm --- alles kommt zu dem, der warten kann --- nicht nur ein Satz, den meine Töchter hörten, wenn sie zu klein für etwas waren, sondern den wir Erwachsene in unseren Erwartungen an die kinder uns auch oft auf die Fahne schreiben sollten. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 13.11.2016, 17:22



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Ihr macht alles richtig und habt einen tolles Sohn. Wenn er alles versteht, kommuniziert und doch mehrere Wörter spricht, würde ich weder ihn noch mich unter Druck setzen. Macht weiter. Manche Kinder brauchen Übung bei sprechen, andere warten ab und fangen in ganzen Sätzen. Beides ist richtig. Meine beiden haben erst zwischen 2 und 2,5 gesprochen, von heute auf Morgen in ganzen Sätzen. Vorher so gut wie gar nichts. Wir haben viel gesungen (die süß mit pa-pa-pa), Bücher angeschaut, Fingerspiele gemacht. Beide sind jetzt weit voraus im Vergleich mit einsprachigen Kindern.

von lubasha am 18.11.2016, 06:36