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"Verbot" - Keine deutsche Bücher lesen????

Thema: "Verbot" - Keine deutsche Bücher lesen????

Hallo. Hat jemand Erfahrung mit dem Lesen in der Zweitsprache? Ab wann "dürfen" wir z.B. damit anfangen? Wir leben in Frankreich und unsere Jungs ( 7 / 5 / 2 Jahre alt) sind hier geboren. Unsere Logopädin hat uns "verboten" die Jungs deutsche Bücher lesen zu lassen, da jetzt erstmal der korrekte Spracherwerb der Landessprache wichtig ist. ( Die Lögopädin behandelt unsere 2 Großen nicht wegen Problemen auf Grund von Zweisprachigkeit.) Lesen Eure Kinder verschiedensprachige Bücher? Wenn ja ab welchem Alter? Gibts dabei Probleme ? z.B. mit der Ausspache und dem separieren verschiedener Laute in der jeweiligen Sprache? Unsere Jungs schauen deutsches sowie französisches TV und DVDs und können auch gut die Sprachen auseinanderhalten bzw. sprechen mit mir deutsch und mit meinem Mann und allen anderen französisch. Danke für Eure Erfahrungsberichte.

von Lillipups am 22.01.2015, 12:32



Antwort auf Beitrag von Lillipups

Wieso sollten sie denn keine deutschen Bücher lesen, wenn sie die deutsche Sprache sowie so sprechen? Das macht doch überhaupt keinen Sinn. Geht es bei Euch ums vorlesen durch die Eltern oder ums Lesenlernen der deutschen Schriftsprache? Wenn es nur ums Vorlesen geht, dann vergiss den Rat, das ist Quatsch. Aus meiner Erfahrung macht es allerdings Sinn, zu Schulbeginn erst einmal das Lesen in der Schulsprache zu lernen. Das Lesen der Minderheitssprache ergibt sich dann relativ schnell von alleine, die Kinder fragen nach, wenn sie soweit sind, manche lernen es auch ganz von alleine. Mit Schreibenlernen würde ich wirklich warten, bis sich das Schreiben im Französischen verfestigt hat, sonst kommen sie durcheinander (allez - Allee). Silvia

von Silvia3 am 22.01.2015, 12:43



Antwort auf Beitrag von Silvia3

Italienisch udn franzoesisch sind ja aehnlich. Ich hatte fuer mein Kind damals Erstlesebuecher auf deutsch gekauft und wir haben gleich mit deutsch lesen angefangen. Ich kann gut italienisch und bin mir der Unterschiede in der Aussprache bewusst (z.B. sch, ch+Vokal). Geschrieben haben wir am Anfang wenig. Mein Kind hatte Probleme mit einigen Buchstaben (p / b, d / t). Das ist der Lehrerin auch im italienischen aufgefallen. Wir haben das dann im deutschen geuebt. Die Lehrerin hat damals die ganzen Probleme auf die Zweisprachigkeit geschoben, hat aber wohl keine Ahnung von Zweisprachigkeit (woher auch). Jetzt haben wir einen zweisprachig aufgewachsenen Schulleiter. Der meint, dass unsere Kinder mehr Zeit brauchen. Die Lehrerin hatte ihn auch informiert, was unser Kind fuer Probleme im Italienischen hat und ich habe ihm gesagt, dass Kind im Deutschen die gleichen Probleme hat. Auf LRS ist in der 1. Klasse getestet worden. War negativ. Jetzt wird wohl erst in der 6. Klasse wieder getestet. Die Probleme sind aber besser geworden.

von germanit1 am 22.01.2015, 16:53



Antwort auf Beitrag von Silvia3

Also meine Kinder haben von Anfang an in beiden Sprachen Bücher vorgelesen bekommen. In der Schule wars dann so, dass der Große zwar zuerst das Lesen in Englisch gelernt hat, er dann aber von selbst ganz fix auch deutsche Bücher gelesen hat. Die Kleine ist jetzt in der ersten Klasse und mittlerweile werden die Kinder in beiden Sprachen gleichzeitig alphabetisiert. Ein Gedanke den ich gewöhnungsbedürftig finde. Ich stelle es mir ungleich schwerer vor, denn ich kannte bis dato nur, dass die kinder zunächst in einer Sprache Lesen und Schreiben lernen. Es ist natürlich immer schwierig, Kinder miteinander zu vergleichen - aber der Große hat damals nach ein paar Monaten Schule komplette Bücher fließend (vor-) gelesen, die Kleine bringt bisher gerade mal Sätze zusammen. Liegt es an der anderen Methode oder am Kind? Ich weiß es nicht.

von platschi am 22.01.2015, 22:21



Antwort auf Beitrag von Silvia3

Hej Silvia! "Aus meiner Erfahrung macht es allerdings Sinn, zu Schulbeginn erst einmal das Lesen in der Schulsprache zu lernen. Das Lesen der Minderheitssprache ergibt sich dann relativ schnell von alleine, die Kinder fragen nach, wenn sie soweit sind, manche lernen es auch ganz von alleine. Mit Schreibenlernen würde ich wirklich warten, bis sich das Schreiben im Französischen verfestigt hat, sonst kommen sie durcheinander (allez - Allee)." Hier möchte ich dann doch noch widersprechen. Kinder, die beide Sprachen muttersptrachlich beherrschen, kapieren jaden unterschiedlichen Sinn sofort. Sie koppeln ja auch beim Sprechen um. ich habe mir ja nie sehr viele Gedanken um die zweisprachige Erziehung unsrer Töchter gemacht, aberals die Große in die 1.Kl. kam, fragte ich ihrenLehrer, ob es eigentlich gut sei, wenn sie auch gleichzeitig auf Deutsch schreibe und lese (letzteres konnte sie ja schon gut). Das hat auch er verneint. Und mit einer Frendin,die sowohl mit 2-sprachigerErziehung Erfahrung hat als auch selbst Lehrerin ist, sprach ich auch mal drüber. Die meinte, sie ließen die Kinder in der 3.Kl. (in der sie damals mit Englisch starteten), noch auf Englisch nicht schreiben und lesen. Denn die schalteten eben erstmal nur mündlich um, d.h. mußten lernen, daß es fürdenselbenbegriff in einer anderen Sprache eben ein anderes Wort gibt. Da sie gleichzeitig auch noch sehr mit dem Schreibenlernen in ihrer eigenen einzigen Muttersprache beschäftigt seien, würde das dann sicher wirklich etwas reichlich., da Englisch für diese Kinder es ja als Fremdsprache ganz anders erarbeiten müßten. Bei 2 Muttersprachen aber ist der Wortschatz nebst Grammatik ja bereits vorhanden., daher ist die Verwirrung im Normalfall eben nicht so wie bei den einsprachigen Kindern. Und meine Erfahrung, auch inerpatenfamilie mit 3 Jüngs deutsch-dänisch, fließend in beidenSprachen, war es genau wie bei meinen Töchtern. Auch in anderen Foren hat sich eher bestätigt, daß die Kinder esgut verstehen, daß die Wörter nicht nur anders heißen, sondern eben auch anders geschrieben werden. Das ist ja das Gute an der Mehrsprachigkeit: Man ist flexibel! Schönes Wochenende - Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.01.2015, 10:02



Antwort auf Beitrag von Lillipups

Hej! Oh, ich "liiiiieeebe" solche Experten! Wieviel Erfahrung hat sie generell mit Mehrsprachigkeit??? Was soll denn das Lesen von dt. Büchern mit der franz. Aussprache zu tun haben???? Wir haben ja sowiesio immer in beiden Sprachen vorgelesen, (mein Mann ist Däne), also hatten wir immer Bücher in beiden Sprachen für jedes Alter rumliegen. Und sobald die Kinder danach selber griffen,als sie lesen konnten - und das war bei Großen sofort nach (Vor-)Schulbeginn und bei der Kleinen noch vor der Einschulung, haben die einfach gelesen, worauf sie Lust hatten. Die haben sie nicht nach Sprache ausgewählt. Die Jüngste hat de fakto in den Ferien vor der Einschulung in unserer HH-Woche ein dickes Erstlesebuchfür Fortgeschrittene Erstleser auf Deutsch gelesen, in Nullkommanichts trotz vieler Unternehmungen. Zuhause in DK fiel uns plötzlich auf, daß sie uns ein dän. Buch mit dt. Aussprache vorlas. Eine kurze Schrecksekunde, dann haben wir sie darauf aufmerksam gemacht, daß sie jetzt ein dän. Buch habe und das anders hieße -sofort konnte sie umstellen. ich würde ehrlich gesagt auf die Logopädin pfeifen und weiter beide Sprachen sprechen, hören und lesen lassen!!! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.01.2015, 07:58



Antwort auf Beitrag von Lillipups

Mein Sohn, jetzt 2, hat seit Geburt mehrsprachige Buecher (englisch, deutsch und franz.) in seinen Händen, von Lesen kann ja noch keine Rede sein;-) Er spricht noch nicht viel, versteht uns aber in allen 3 Sprachen... Ich verstehe die Logopädin nicht.

von Kika1975 am 23.01.2015, 08:30



Antwort auf Beitrag von Lillipups

Danke für Eure Meinung. Wir lesen seit der Geburt unseres ersten Sohnes auf deutsch und französisch vor und sprechen auch beides. ( Ich deutsch, mein Mann + alle anderen französisch) Und benutzen auch in diesen Sprachen TV, DVD; Kassetten, CD. Es ging hierbei um das Selberlesenlernen. Nun suchen sich die Jungs auch ihre Bücher nicht nach Sprache, sondern nach Gefallen aus. Ich werde nochmal mit der Lögopädin sprechen. Danke und Euch eine schönen Tag!

von Lillipups am 27.01.2015, 11:39



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Hej nochmal! " Nun suchen sich die Jungs auch ihre Bücher nicht nach Sprache, sondern nach Gefallen aus." Wie bei uns - und so würde ich das auch lassen! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 27.01.2015, 11:41



Antwort auf Beitrag von Lillipups

... bzw. allenfalls, um ihr zu sagen, dass ich es mache wie ich es für richtig halte (da mehr Erfahrung/Ahnung von Mehrsprachigkeit, + kenne ich mein eigenes Kind am besten). Ich sehe es so wie Ursel oben. So ein "Verbot" ist Quatsch. Sollte es zu irgendwelchen Verwirrungen kommen, kann man das dem Kind doch erklären und fertig. Solche selbsternannten "Experten" wie diese Logopädin hab ich ja gefressen!

von MM am 01.02.2015, 18:45



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Hihi, da sind wir schon zwei! Belustigter Gruß - Ursel, DK

von DK-Ursel am 02.02.2015, 14:52



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Drei

von germanit1 am 03.02.2015, 18:32



Antwort auf Beitrag von Lillipups

"Wir" lernen gerade lesen (in Frankreich). Vorgelesen wird auf deutsch und französisch - "selber" gelesen erst mal nur auf französisch, da Töchterchen etwas Probleme mit dem lesen lernen hat. Sobald es aber besser geht, dann gibt es Bücher in beiden Sprachen - in einem ist a-u halt dann au, im anderen "o". LG Connie

von streepie am 03.02.2015, 16:42



Antwort auf Beitrag von streepie

Ja, genau darum gehts wohl auch. Ich habs mir verkniffen die Logopädin drauf anzusprechen. Wir machens wie gehabt. Die Jungs suchen sich die Bücher aus und sage wenns nötig wird wie die Aussprache einzelner Wörter ist.

von Lillipups am 04.02.2015, 10:21



Antwort auf Beitrag von Lillipups

Genauso würde ich es auch machen - und es bringt nicht viel, sich mit den Erziehern/Lehrern etc anzulegen. Die Lehrerin in der PS hatte Anfangs auch sehr grosse Bedenken, als sie hoerte, dass wir zu Hause nur deutsch sprechen (und mein Französisch auch nicht perfekt ist) - aber am Ende des Schuljahres hat sie dann anerkennend festgestellt, dass Töchterchens französisch genauso gut ist wie das ihrer Klassenkameraden, die nur französisch sprechen.

von streepie am 04.02.2015, 11:45



Antwort auf Beitrag von Lillipups

Kennt jemand das Buch "Zweisprachig Aufwachsen" von Barbara Abdelilah-Bauer ? Oder kann mir jemand ein Buch zur Zweispachigkeit empfehlen?

von Lillipups am 04.02.2015, 10:22



Antwort auf Beitrag von Lillipups

Im Internet gibt es sehr viele Seiten, die sich mit dem Thema beschaeftigen. Die meisten werden aber auf Englisch sein. Guck mal, ob es fuer Frankreich eine IDA-Gruppe gibt. Die hier in Italien schlaeft tief und fest. Auch die neu angelegte Gruppe auf fb ist nur sehr wenig aktiv.

von germanit1 am 04.02.2015, 16:42



Antwort auf Beitrag von Lillipups

... fand ich gut und aufschlussreich.

von MM am 07.02.2015, 22:09