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Seid ihr konsequent, was EINE Familiensprache angeht..?

Thema: Seid ihr konsequent, was EINE Familiensprache angeht..?

Hallo! Noch haben wir keine Kinder, könnte aber bald werden;) Somit haben wir uns schon Gedanken gemacht, wie wohl der Alltag im Umgang mit Mehrsprachigkeit ausschaut. Zur Zeit ist es so, dass mein Mann und ich untereinander ständig 2 Sprachen wechseln (meine und seine Muttersprache) - damit auch unter uns wenigstens ein wenig "Struktur" reinkommt, haben wir beschlossen: Zu Hause sprechen wir Sprache A (meine Muttersprache), draußen Sprache B (diese ist zur Zeit Umgebungssprache). Klappt auch zu 80%. ;-) Nun habe ich des Öfteren gelesen, es sei am Besten, wenn mit den Kindern zu Hause EINE Familiensprache (am besten die NICHTumgebungssprache) gesprochen wird, und jeweils Vater/ Mutter alleine mit dem Kind in der eigenen Muttersprache (klar, nur da ist man idR wirklich "heimisch") kommuniziert. Das klingt alles so schön und logisch...aber klappt das wirklich? Bzw. wenn das bei einigen von Euch tatsächlich erfolgreich praktiziert wird, habt ihr da Tricks, was eure eigene Konsequenz angeht? Der springende Punkt ist, dass wir ggf. nicht langfristig in einem Land leben, sondern auch mal "umziehen" werden, so das u.U. noch eine Drittspache reingrätschen würde... Zudem, so zu 100% habe ich das mit dem Konzept Familiensprache / eigene Muttersprache noch nicht gerafft: Ich stelle mir grad einfach vor, mein Mann spricht in Sprache B zu mir und Kind ("lasst uns Äpfel kaufen"), Kind fragt uns daraufhin auch was in Sprache B ("Können wir dann auch ein Pony kaufen?", ich antworte dann dem Kind in "meiner" Sprache A (zB "Ponies are sold out")? Oder der Einfachheit halber eben doch B: "Nein mein Kind, heute jibbet kein Pony...?" Wie ist das so bei euch, im "praktischen" Leben? Danke sehr und einen guten Start in die neue Woche! VG Tante Lisbeth

von Tante Lisbeth am 11.01.2015, 23:33



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GutenMorgen tante Lisbeth! Also, zu allererst mal: Mach Dir um Himmels willen nicht soviel Gedanken um das alles. Du sitzt ja jetzt auch nicht da und überlegst, wie Du Deinem Kind Laufen und Sitzen beibringst ---Muttersprachen kommen eben letztendlich "von allein". und je natürlicher und selbstverständlicher sie in Eurem Alltag stattfinden, umso leichter geht es. Bei uns ist es so: Wir wohnen in DK, sprechen beide die Sprache des anderen sehr gut und haben die Nichtumgebungssprache, also Deutsch, als Familiensprache. D.h.: Ich spreche Deutsch mit meinen Kindern, so of twie möglich. Natürlich IMMER, wenn wir allein sind bzw. wir 4 unter uns. Mein Mann spricht immer Dänisch mit den Töchtern. Untereinander sprechen mein Mann und ich Deutsch. Situation am Eßtisch: Gespräch fängt auf Dänisch an, weil Vater nach der Schule fragt, kInd erzählt auf Dänisch, ich frage auf Deutsch, bekomme dt.Antwort, Vater kommentiert dies auf Dt. zu mir und die kinder antworten wieder deutsch. D.h. nur in der direkten Ansprache spricht mein Mann dänisch mit den Kindern. Mit der Konsequenz ist das so eine Sache: Je älter die kInder werden, umso mehr Rücksichten muß man auch sprachlich auf Spiel-und Klassenkameraden Rücksicht nehmen, die da sind - auch beim Essen. Dann wurde natürlich die Umgebungssprache Dänisch gesprochen. Auch wenn wir Besuch haben oder zu Besuch oder eben draußen, wo wir zusammen mit Menschen, mit denen wir in Kontakt stehen, sind, haben wir Dänisch gesprochen (bis auf so kleine Sachen wie "Mach bitte die Jacke zu" oder sowas). Draußen in der Warteschlange vor der Kasse oder im Bus haben wir allerdings Deutsch gesprochen - die Umstehenden da waren ja nicht in direktem Kontakt mit uns und miußten daher nicht zewangsläufig verstehen, was wir reden. D.h. wer die Nicht-Umgebungssprachespricht, sollte eben da konsequernt sein, wo er/sieallein mit den Kindern ist, denn derZeitfaktor spielt natürlich eine große Rolle für das gute Erlernen einer Sprache! Und die Zeit allein mit Kind wird seltener, je ältersiewerden. Ansonsten ist es ein steter Wechsel und man sollte das alles nicht zu verbissen sehen. Gruß Ursel, DK mit 2 erw.. fließend zweisprachigenTöchtern

von DK-Ursel am 12.01.2015, 06:59



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also konsequent sind wir eigentlich nicht wirklich, erst recht nicht bei der Familiensprache. Solange die Kinder selbst nicht sprechen, ist es ja kein Problem, sie konsequent in der Muttersprache anzusprechen. Das legt schon mal einen sehr guten Grundstein. Es ist für mich auch kein Problem, auf eine Aussage eines Kleinkindes - egal in welcher Sprache oder ob gemischt mit Elementen aus beiden Sprachen - in einem ganzen korrekten Satz in meiner Muttersprache (konsequent :-)) zu antworten, so dass ich die evtl. fehlenden Wörter und Formeln ergänze. Mit meinem Mann spreche ich die Umgebungssprache, in der haben wir uns kennengelernt und diese Gewohnheit konnten wir nie wirklich aufgeben. In Gegenwart der Kinder, bzw im Gespräch mit ihnen sprechen wir aber oft auch meine Muttersprachen, die nicht Umgebungssprachen sind. Dabei überwiegt die eine, die ich mit den Kindern sonst meistens spreche - es sei denn, jemand ist dabei, der die andere Muttersprache spricht oder mein grosser Sohn fragt direkt danach und will meine andere Muttersprache sprechen. Du siehst, es gibt in den Lehrbüchern kein Patentrezept, dagegen sicher so viele Lösungen, wie es mehrsprachige Familien gibt. Der ständige Wechsel im Familiengespräch dürfte in vielen Familien normal sein, zumindest, wenn die Kinder beide Sprachen aktiv verwenden. Ich kann verstehen, dass Du Dir Gedanken machst, die habe ich mir auch vorher gemacht, und das obwohl ich selber mehrsprachig aufgewachsen bin. Letztlich reagiere ich oft einfach intuitiv auf das Verhalten der Kinder und fahre damit bisher sehr gut. Meine Kinder sind 4 Jahre und 7 Monate alt. Der Grosse spricht meine erste Muttersprache und die Umgebungssprache gleich gut, die dritte ist hinterher in Grammatik und Wortschatz. Vieles hat er aber auch von seinen Omas und Tanten gelernt. Bücher lese ich in allen drei Sprachen vor, Lieder und Kinderreime hört er von uns gleichfalls nach Lust und Laune in allen drei Sprachen.

von Kacenka am 12.01.2015, 10:30



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normalerweise rede ich nur deutsch mit meinem sohn. er wird im september 15 liebe gruesse aus south dakota

von lakotagirl am 18.01.2015, 05:31



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Wir sind ein Sonderfall: Mein Mann und ich sprechen Deutsch, das ist inzwischen auch Schulsprache. Kinderfrau spricht die Zweitsprache und kann kein Deutsch. Mann spricht nicht die Zweitsprache. Sitzen wir ohne Kinderfrau am Tisch, sprechen alle Deutsch. Ist die Kinderfrau dabei, sprechen die Kinder und ich je nachdem, mit wem wir sprechen die jeweilige Sprache, manchmal eben auch beide Sprachen.

von Astrid18 am 12.01.2015, 11:21



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Nicht immer, leider! am Anfang hat es sehr gut geklappt, inzwischen aber vermischen wir oft die Sprachen. Die Kinder scheinen aber ganz gut damit zu Recht zu kommen. Sie sind 3 und 4 und verstehen beide Sprachen sehr gut.

von loukia am 13.01.2015, 18:57



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Ich spreche mit Kind nur deutsch, es sei denn ich mache eine Bemerkung, die mehr fuer die Einheimischen gedacht ist. Familiensprache ist die Umgebungssprache. Frueher habe ich den Leuten immer erklaert, dass Kind zweisprachig aufwaechst und beide Sprachen versteht. Manchmal wurde ich auch gefragt, ob Kind die Umgebungssprache spricht / versteht. Mittlerweile beantwortet Kind diese Frage selbst. Die Erzieher im Kindergarten und auch die Lehrer in der Schule waren nicht sonderlich begeistert von der mehrsprachigen Erziehung. Einige Probleme wurden auch gleich auf die Mehrsprachigkeit geschoben und uns wurde geraten mit Kind die Umgebungssprache zu sprechen. Seit diesem Schuljahr haben wir einen zweisprachig aufgewachsenen Schulleiter, der die Probleme unserer Kinder aus 1. Hand kennt und fuer Eltern und Lehrer ein Ansprechpartner bei Problemen ist. Nur muttersprachlichen Deutschunterricht bekommen unsere Kinder leider nicht.

von germanit1 am 12.01.2015, 16:44



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Wir waren es , bis meine große Tochter anfing, richtig ( deutsch) zu sprechen, und da es die Umgangssprache ist, öfter mal Oma oder Opa oder Nachbarskinder mit am Tisch saßen, sind wir mit NL doch lange nicht mehr so konsequent wie früher. Mein Mann ist leider nicht so sprachbegabt ( redet seine Mama sogar manchmal in Deutsch an und wundert sich, wenn sie es nicht versteht) und es fällt ihm schwer, mit den Kindern konsequent NL zu sprechen. LG Muts

von Muts am 12.01.2015, 21:32



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Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten und interessanten Einblicke:) Hehe, ja Theorie und Praxis sind 2 paar Schuhe, klar lassen wir auch vieles "natürlich" passieren und einfach mal auf uns zukommen;) Prima, schön zu hören, bei euch allen klingt das ja ganz gut! Viele Grüße aus den Tropen Tante L.

von Tante Lisbeth am 12.01.2015, 21:37



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Nein, nicht immer Es kommt durchaus vor, dass wir z.B. beim gemeinsamen Mittagessen schön mixen. Da wird dann oft so geantwortet wie gefragt wird, also wenn die Kinder den Papa auf englisch ansprechen, reagiert er auch so. Wenn ich gerade mit meinem Mann deutsch gesprochen habe, kommt es auch vor, dass ich dann die Kinder in deutsch anspreche obwohl ich sonst mit ihnen englisch spreche. Ich habe mal irgendwo gelesen (ich glaube es war bei Elke Montanari), dass in mehrsprachigen Familien das Mixen völlig normal ist. Im großen Bereich der Mehrsprachigkeit macht die Bilingualität einen vergleichsweise kleinen Teil aus und je mehr Sprachen zum Einsatz kommen, desto natürlicher wird es zu Mischen.

von platschi am 14.01.2015, 12:44



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Hej Platschi! Schön, Dich auch mal wieder zu lesen!!! Tja, vielleicht sollten wir auch mal (wieder) Familiensprache definieren? Denn meinMann richtet dasWort eiogentlich nie auf Deutsch an dieKinder. Dabin ich flexibler - z.B. wennanderemit amTischsaßen,dieDeutsch nicht verstandne. Aber das hängt ja auch davon ab, ob dieFamiliensprache dieUmgebungssprache oder andere Sprache ist. Esmacht ja wenig Sinn, daß ichauf Deutsch diskutiere,wenn z.B. Freundin der' Ältesten mitdiskutiert - da schaltete ich dann auf Dänisch über. Unter uns, habe ich die (dänischen) Argumente meines Mannesdann auf Deutsch aufgenommen und umgekehrt; es oblag dann (auch) den Töchtern, hin und her zu wechseln. Es gibt da eben keine Regeln. ich wiederhole mich, ich weiß: Als wir so einen Flyer ausgearbeitet haben für frischgebackene merhsprachige Eltern, kam Konsequenz, OPOL etc. an letzter Stelle. Es sollte so natürlich, so selbstverständlich, also so leicht wie möglich für alle sein. Und es sollte natürlich für jede Sprache soviel Zeit wie möglich erübrigt werden. D.H,. wer in erNicht-Umgebungssprache "erzieht", sollte möglichst immer dann diese Sprache sprechen,wenn er/sie allein mit den Kindern ist! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 14.01.2015, 12:56



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Bei uns läuft es so: ich spreche zu hause französisch und außerhalb deutsch. Genau so bin ich damals auch erzogen worden.

von French_mum am 19.01.2015, 00:06



Antwort auf Beitrag von Tante Lisbeth

Ja. Aber wir haben auch alle dieselbe Familiensprache und Nationalitaet ( deutsch). Unsere Tochter spricht dennoch die Umgebungssprache ( niederlaendisch ) fuer eine 3jaehrige sehr gut und voellig akzentfrei. Es kommt allerdings schon vor, dass wir niederlaendische Buecher vorlesen. Wenn niederlaendischer Besuch da ist, wechseln wir zwar die Sprache, aber mit meiner Tochter spreche ich trotzdem deutsch. Wir fahren mit dieser konsequenten Trennung sehr gut. Sie kommt dieses Jahr in die Schule, dann ueberwiegt bei ihr sicher niederlaendisch. Umso wichtiger, dass wir deutsch beibehalten.

von NinnyM am 19.01.2015, 16:56