Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

Bräuchte mal Unterstzützung

Thema: Bräuchte mal Unterstzützung

In einem anderen Forum behauptet (schon wieder, leider) jemand, dass Kinder von Migranten ja unbedingt schon zu Hause von ihren (Migranten)Eltern die Umgebungssprache (in dem Beispiel eben deutsch) lernen müssen. Ansosten droht ja alles schlimmes und Kleinkinder könnten angeblich auch in einer deutschen (bzw. Umgebungsspracht) Umgebung ohne Förderung kein deutsch lernen. Ich weiss ja, dass das Riesenblödsinn ist, bräuchte aber hierzu einge gute Quellen. Mich rägt es nämlich mächtig auf, wenn so etwas immer noch behauptet wird. Hat jemand vielleicht was für mich?

von Fuchsina am 03.04.2014, 16:44



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Hej ! Das ist inder tat der größte Blödsinn, der leider immer wieder und überall verzapft wird - und wohl nie auszurotten ist. Mich ärgert sowas auch immer wieder, es wird ja auch genau von den Leuten hervorgekramt, die sichansonsten NIE einen Kopp darüber gemacht haben,w ie man seine Muttersprache lernt als Kind! Die einfachste Gegenfrage stelle ich immer: Was, wen die Eltern selber die Umgebungssprache noch gar oder nur unzureichend sprechen??? Ansonsten schick die Leute hier ins Mehrsparchenforum, wir alle reden unsere Muttersprachen den indern, welche eben nicht die Umgebungssprachen (Öandessprachen) sind --- trotzdem haben die Kinder auch die andere Miuttersprache gelernt, meistens sogar aufbesserem Niveau als die einheimischen Kinder (von meinen Kindern kann ich das imVergleich mit vielen dänischen Kindern wirklich behaupten! Und ich kenne viele andere, die genauso tüchtg in beiden Sparchen sind!!!). es gibt Artikel zu diesem Thema. Oft wurde früher geschrieben, daß Migrantenkinder eben erst ihe Muttersprache und dan nie Umgebungssprache lernen soltlen,was ich persönlich aber als Blödsinn empfinde,weil die Migrantenkinder ja 2 Muttersprachen haben,wenn sie diese von Anfang mehr oder weniger gleichberechtigt lernen - wer will also sagen, welche die erste oder die zweite ist?? Selbst Kinder, die erst später die Umgebungssprache lernen, werden fließend zweisprachig. Mein Patensohn (beide Eltern Deutsche) konnte noch kaum Dänisch,als er inden KIGA kam, dennoch beherrscht er heute beide sprachen - wie sein großen Brüder, fließend und ist bei den Ersten in der Klasse. Solche Beispiele gibt es viele. Danke, daß Du Dich da engagierst - es ist nur leiderso, daß man manches dumme Vorurteil nicht ausrotten kann. Die Leute wissen es nicht besser - und wollen es auch nicht anders haben! Wir werden damit leider überall und öfter konfrontiert und versuchen einfach, uns nicht zu ärgern und andere, die sich evtl. verunsichern lassen, im Gegenteil zu bestärken, denn wir haben die lebenden Gegenbeweise ja alle zuhause rumspringen. Schönes Wochenende - Ursel, DK

von DK-Ursel am 04.04.2014, 09:45



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ichdenke gerade noch so darüber nach, wie ich mich gefühlt hätte,wenn mir jemand wirklich meine Muttersprache, die ich sehr liebe und pflege, verboten hätte. In meinen ersten Jahren hätte ich mich ja noch einsamer hier gefühlt, entwurzelt, dabei bin ich ja freiwillig hierher gekommen! Wie erst bei Menschen,die womöglich geflüchtet sind oder aus wirtschaftlichen Gründen als Gastarbeiter auch nicht so ganz freiwillig und gern aus ihrer Heimat weggegangen sind!??!!! Und was für eine Mutter kann ichsein,wenn ich einsam und unglücklich bin, beraubt meiner Identität? Es gäbe unglücklichere Familien, noch unglücklichere Kinder. So etwas können wirklich nur Menschen verlangen, dienoch nie in der "Fremde" gelebt haben! Und ich glaube,darum regt mich das so auf --- denn ob jeman dseinem Kind seine Muttersprache mitgibt und wie er das macht, das ist jedermanns eigene Sache- aber niemand hat das Recht zu fordern, daß irgendjemand gänzlichauf seine Muttersprache verzichtet! gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 04.04.2014, 10:20



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

*lol* „Petzt“ du jetzt hier über mich??? – Dann aber bitte richtig: Bitte zitiere, wo ich schreibe, dass in der Familie zwangsläufig Deutsch gesprochen werden muss. Im Gegenteil ich habe zweimal ausdrücklich geschrieben, das dem nicht so ist. Und ich selber habe das Argument von Ursel, dass schlecht deutsprechende Eltern ggf. keine geeigneten Vorbilder sind, angebracht. Ich habe gesagt, dass es schwierig ist, wenn nur die Kita die Verantwortung für das Deutschlernen der Kinder übernehmen muss. Diese Verantwortung sollten die Eltern tragen, d.h. aber nicht, dass sie deutsch sprechen müssen. Aber sie müssen für geeignete sprachliche Vorbilder sorgen und für Kommunikationsmöglichkeiten (d.h. für Förderung). Sie müssen diese sprachlichen Vorbilder aber nicht selber sein! Es gibt aber Eltern, die dieses Engagement nicht haben / haben können / wollen / dem nicht nachgehen können – Die aus welchen Gründen auch immer die Startbedingungen ihrer Kinder negativ beeinflussen. Ich bin immer noch der Meinung, dass alleine die Kita (so wie ich sie erlebt habe, von den Räumlichkeiten, dem Personal, der Qualifikation, dem Betreuungsschlüssel, den Räumlichkeiten, etc.) es nicht ausreichend leisten kann Kinder, die keinerlei (!) Grundwissen in der Zweitsprache haben, ausreichend zu fördern. Deine Aussagen zum Zweitspracherwerb („Das geht doch von alleine“ „keine Förderung nötig“ „erst in der Schule - die Sprache von 0 auf problemlos gelernt“) verkennen die Anstrengung eine Sprache zu lernen und suggerieren, dass Förderung und Fördergelder unnötig sind. Wenn es so einfach ist: Warum sind dann Kinder mit fremder Muttersprache überrepräsentiert an Förder- und Hauptschulen? Warum schneiden junge Migranten bei Pisa und Iglu besonders schlecht ab? Warum sprechen manche Migranten schon in zweiter Generation nur unzureichend Deutsch? Es gibt nun mal leider einen Zusammenhang zwischen Migration und Schulerfolg. Ich plädiere für Förderung wo sie nötig ist und dort auch möglichst früh. Verschiedene Förderkonzepte (weil du gefragt hattest) habe ich in Günther und Günther „Erstsprache und Zweitsprache – Einführung aus pädagogischer Sicht“ nachgelesen. Wenn es dich wirklich interessiert, kann ich dir gerne noch etwas dazu schicken - strukturierter und fundierter als meine Laienvorschläge. Ansonsten sehe ich unsere Diskussion hiermit als beendet an, da du mich anscheinend missverstanden hast, und hoffe meine Ansichten deutlich genug dargelegt zu haben.

von Ina_84 am 05.04.2014, 21:49



Antwort auf Beitrag von Ina_84

"Deine Aussagen zum Zweitspracherwerb („Das geht doch von alleine“ „keine Förderung nötig“ „erst in der Schule - die Sprache von 0 auf problemlos gelernt“) verkennen die Anstrengung eine Sprache zu lernen und suggerieren, dass Förderung und Fördergelder unnötig sind." Doch, im Normalfall geht der Zweitspracherwerb bei Kindern schnell und ohne besondere Anstrengung, wenn sie in einem rein deutschen Umfeld sind. Da braucht es nur in Ausnahmefällen spezieller Förderung. Ich habe jahrelang an einer bilingualen Schule gearbeitet und Kinder erlebt, die dort hinkamen ohne ein Wort deutsch zu sprechen, aber nach kurzer Zeit problemlos in den Fächern die in der für sie fremden Sprache unterrichtet wurden mitkamen. Klar gabs auch Ausnahmen - Botschaftskinder z.B., die genau wussten, dass ihre Zeit in D begrenzt ist. Wozu also anstrengen. Einem solchen Jungen habe ich Nachhilfe in Deutsch gegeben. Das war nicht einfach, denn er hatte "null Bock" auf die Sprache "Warum sind dann Kinder mit fremder Muttersprache überrepräsentiert an Förder- und Hauptschulen? Warum schneiden junge Migranten bei Pisa und Iglu besonders schlecht ab? Warum sprechen manche Migranten schon in zweiter Generation nur unzureichend Deutsch? Es gibt nun mal leider einen Zusammenhang zwischen Migration und Schulerfolg." Diesen Zusammenhang sehe ich aber vor allem wenn es so wie z.B, bei den Berliner Türken eine Art Ghettoisierung gibt. Keine Ahnung, wo du herkommst, aber falls du mal in Berlin bist, geh mal im Wedding durch die Badstrasse oder fahre nach Neukölln. Dort wirst du auf der Stasse überwiegend Leute türkischer Abstammung finden, viele türkische Läden, in Neukölln Schulklassen mit 80% und mehr Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache. Da ist es doch für die Leute nicht zwingend notwendig, die Sprache richtig zu lernen - sie finden mit Sicherheit immer mehr Personen in der Umgebung, die ihre eigene Muttersprache sprechen, als welche die Deutsch als Muttersprache haben. In solchen Gebieten können sich die Lehrer noch soviel Mühe geben und dort wirst du den Zusammenhang zwischen Migration und schulischem Erfolg natürlich bestätigt finden. Von daher denke ich, auch wenn es dieses Zusammenhang geben mag, kann man dies nicht pauschalisieren. Und gerade in solchen Zentren, wird man auch nicht erreichen, dass die Eltern sich um zusätzliche Sprachförderung kümmern. Sie haben selbst die Sprache nie perfekt gelernt, sind damitaber einigermaßen durchs Leben gekommen und haben wahrscheinlich auch Berührungsängste. Sie wollen oft garnicht raus aus ihrer Welt die sie sich geschaffen haben. Nicht falsch verstehen, ich habe auch schon viele türkische Familien kennengelernt (natürlich auch welche aus anderen Ländern, aber gerade hier in Berlin ist der Anteil der türkischen Mitbürger nunmal besonders hoch) wo die Eltern und erst recht die Kinder sehr gutes deutsch sprachen - aber keiner davon lebte in einem solchen "Ballungsgebiet".

von platschi am 05.04.2014, 22:52



Antwort auf Beitrag von platschi

Hej allesammen! Ich habe eine Weile überlegt, ob und was ich uzInas Beitrag schreiben möchte. Denn einiges stimmt ja, aberso eben auch wieder nicht. Auch ich kenne viele kinder, die ohne spezielle Förderung im KIGA und auch noch in derSchule die neue Umgebungssprache fließend und gut gelernt haben, und zuhause wurde eben nur die andereSprache gesprochen. Allerdings stimtm es: Diese Kinder lebten normal wie die anderen in der Umgebungssprache - sobald sie aus der Haustür traten, änderte auch die Mutter die Sprache -- und sie beherrschte sie natürlich auch. Und das sprichst Du kja auch an, Platschi: Das Vorbild eben. Weshalb ich eben auch das Wechseln nie so problematisch betrachtet habe wie manch andere: Die Kinder sollen doch merken und lernen,daßwir je nachBedarf und Situation die Sprachen wechseln, umschalten. Und mal anders geredet: Ale unsere zweisprachigen Kinder lernen die beiden Sprachen ja auch ohne " spzeielle Förderung" -d.h. muttersprachlich. Keine einsprachige Familie macht da ja "spezielle Übungen" --- eben genauso wenig wie die zweisprachige. (Weshalb mich irgendwie immer in Ratschlägen voin mehrsprachigen Familien das Wort "Einsatz" etwas gestört hat - denn eigentlich verläuft die zweisprachige Erziehung, Entwicklung beider Sprachen, ja ganz natürilch, ohne Extra-Einsatz in der 2.Muttersprache. Es ist natürlich eine Definitionsfrage von "Einsatz", denn wenn man es so versteht, daß es einfach nur um das Sprechen, wann immer möglich, geht.) Dann kommt das sensible Thema "bildungsferne Familien" hinzu. Auch in Dtld. oder DK sprechen doch die einsprachigen Kinder aus solchen Familien, die irgendwie noch nicht verstanden haben oder es nicht können,wie wichtig Bildung ist, schlechter als die derer, die darauf Wert legen, Und das hat erstmal gar nichts mit Englisch im KIGA oder tausend anderen Kursen zu tun, die das Kind fördern sollen. Ich weiß noch, daß ich mit einem Vater, der bewundernswerterweise seinen Kindern Dänisch in Süddeutschland beigebracht hatte, mal darüber sprach, undder dannauch meinte: "Naja, aber wir leben eben auch in anderer Hinsicht vor, wie wichtig Bücher sind, wie schön Musik ist, und regen unsere Kinder auf vielerlei Art an." Oder eben nimm dieseForenhier: HIER sind (natürlich?) nur die Eltern, die ihre Kinder sowieso fördern - wieder. meint nicht zwangsläufig Kurse, - und die sich in diesem Zusammenhang eben auch Gedanken---- überhaupt Gedanken!!! ---- überdie sprachliche erziehung ihrer Kinder machen. D.h. dassoziale umfeld ist auch wichtiger als alles andere. Die Eltern können ganz ruhig zuhause nur ihre Sprache/n sprechen: Wenn ansonsten das Kind normal in der anderen Sprache lebt, auch mal in einen Fußballverein, in eine Musikgruppe etc. geht und umgebungssprachliche Freunde hat. (Schau auch mal drauf, wieviele der Kinder, die meinst, Ina, wirklich Freunde aus dem Land, in dem es lebt, haben - also in Eurem Fall:deutsch! --- ) Kurz gesagt, der Knackpunkt ist der Stand der Integration. Und das ist dann auch wieder ein sehr komplexes Thema, denn die können Eltern allein nicht unbedingt verwirklichen - selbst wenn sie durch offene Türen gehen wollen, müssen diese Türen ja auch erstmal geöffnet werden. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 06.04.2014, 10:08



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

ich habe auch ueberlegt, ob ich was schreiben soll-ich fand den Beitrag im anderen Forum naemlich ziemlich ausgeufert und verstehe bis jetzt nicht, wieso Ina so angegangen wurde und ihre Position so verquer dargestellt wurde. Und dann wird im Anschluss an den eigenen argumentativen Schiffbruch in einem voellig neuen Strang und Forum um Hilfe gerufen. Meine Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit habe ich ja auch schon mehrfach kundgetan und sehe das gerade jetzt, als Mutter von Schulkindern, vieles anderes als frueher. Und ich unterschiede inzwischen ganz klar zwischen dem Erwerb der Umgangssprache, wo ich mich der Meinung anschliessen moechte, dass das kein groesseres Problem darstellt und Kinder das qausi nebenbei in Kita und auf dem Sportplatz lernen. GANZ anders sehe ich es inzwischen beim Erwerb der Schriftsprache und der Vorbereitung auf einen Hochschilbesuch oder Teilnahme am Arbeitsleben. Aber sowas von. Kinder, die im Elternhaus hierbei keine Untestuetzung haben, haben es LICHTJAHRE schwerer, das gut hinzukriegen. Unsere Kinder sind uns ja in drei Jahren Kanada ruckyuck kanadisiert, die Kleinen haben untereinander englisch gesprochen, wir haben nur zu Hasue deutsch gesprochen. Die sprachen auc alle ganz normal deutsch, dachten wir. Bis es nach drei Jahren nur deutsch gesprochen zurueckging in die Klassen 2,5 und 7 in D. Wir haben es hingekriegt, war kein problem, die Kinder haben gelesen, wir sind alle deutschsprachig, deutsche Umgebung. Hier sind wir jetzt in einer deutschen Expertenschule, nochmal, nach Kanada, mach ich so einen Stress nicht mit. Ich vermeide die internationalen Schulen. In unserer Schule gibt es auch Kinder, deren Eltern kein deutsch sprechen. Und die tun sich zu guten teilen sauschwer. Nicht alle, aber viele, fuer die lauter DaF Kurse eingerichtet werden. Einige verlassen auc die Schule, insbesondere wenn es mit der Gymnasialempehlung nicht klappt. aber auch im einheimischen szstem, wo sie die Sprache doch scheinbar fliessend neherrschen, gibt es regelmaessig keine akademische Schulwegempfehlung. Eben weil es dort auch an der Beherrsching der Schriftsprache fehlt. Im anderen Forum sagte ja auch jemand ganz klar, dass es zuvorderst an der begabung des Kindes liege. Das stimmt. Aber die normalbegabten oder weniger begabten werden es ire schwer haben, schulischen Erfolg und damit Erfolg in der gesellschaft zu haben wenn ma die Eltern aus der Pflicht nimmt und sich komplett auf Kita und Schule verlaesst. Um es ganz deutlich zu sagen, ic h finde es ziemlich naiv, wen man sich als Elternteil drauf verlaesst, dass andere es schon richten. Und ich fand Inas Beitraege, im Original gelesen und nicht in der verfaelschten Widergabe, ziemlich konsensfaehig. Benedikte

von Benedikte am 06.04.2014, 11:52



Antwort auf Beitrag von Benedikte

Hej Benedikte! Wo ist denn die andere Diskussion? Vielleicht gilt dasauch und beosnders für Dtld., wo ja - so lese ichdas in diversen Foren -viel auf Mitarbeit derEltern gesetzt wiord. Hier in DK ist es wirklich weitgehend Sacheder Kinder, dieHausaufgaben zu machen. Erstmal gibt es die ja auch viele Jahre nur für die,die das, was in der Scuhle nicht gechafft wurde, ben uzhause zu Ende bringen müssen. Meine Töchter hatten somit keine Hausaufgaben! Natürlich helfen trotzdem viele Eltern, undwenn Fragen kamen, haben wir da auch zurSeite gestanden. Aber letztendlich arbeiten hier alle, und bis zur 3. Kl. sind alle in der Betreuung, die allerdings NICHTdie Hausaufgabenbetreuung übernimmt. Gleichzeitig gehört das irgendwo zum unausgesprochenen Erziehungskonzept, Kindern früh Verantwortung für ihr Leben zu übertragen - das ist wieder eine andere Diskussion. In vielem ist das gut, manchmal überfordert es eben die Kinder. Was Du jetzt schreibst -- verstehe ich Dich da richtig, bezieht sich auf die Nicht-Umgebungssprache, in die die Kinder jedoch nach ein paar Jahren zurückkehren und wo sie dann den schulischen Anschluß nicht mehr finden?? Das istaber schon noch wasanderesals z.B. türkische Kinder n Dtld. wo zuhause und drumherum nur Türkisch gesprochenwird, keinedeutschsprechendenVorbilder existieren, allerdings töglichdie deutschsprachige Schule besucht wird. Allerdings dann eben auch wieder ohne die Hausaufgabenhilfe durch die Eltern - wobei bei vielen Eltern ja eben auch die Notwendigkeit eines guten Schulabschlusses und dessen,was dafür nötig ist(eben deutsche Lehrinhalte) nicht so wichtig ist und dem Kind auchals so nicht vermittelt wird. Übrigens hörte ich gerade vorhin wiedervon den vielen Analphabeten in Dtld. ---- das sind ja nicht alles sog. "Zweisprachige", die da versagen !!! Das stützt dann ja eben dieThese, daß da, wo Bildung zuhause eher weniger statfindet und darauf auch womöglich noch weniger Wert gelegt wird, alles Mögliche schiefgeht. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 06.04.2014, 12:59



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Die andere Diskussion ist im Betreuungsforum. Ausgangspunkt der Diskussion war, dass ich mich dafür ausgesprochen habe, Kinder mit fremder Muttersprache bevorzugt in Kitas aufzunehmen. Mir ging es von Anfang an um benachteiligte Kinder (in welchem Zusammenhang auch immer). Genau wie Ursel schieb: Hier im Forum sind die engagierten Eltern, die sich kümmern. Aber die Kinder, deren Eltern sich eben nicht kümmern, brauchen ggf. Unterstützung. Wahrscheinlich führt auch die Definition des Begriffes „Förderung“ (oder wie Ursel schrieb „Einsatz“) zu Missverständnissen. Jeder Singkreis, jedes angeleitete Spiel, quasi jede Situation, die man mit einem Kind erlebt, ist eine Möglichkeit zu fördern. @ Benedikte: Danke für deine Rückmeldung. Vielleicht habe ich einiges zu knapp geschrieben und hätte von Anfang an ausführlicher antworten sollen, dann wäre es vielelicht nicht so ausgeufert. Ich glaube, letztendlich sind Fs und meine Ansichten gar nicht so weit von einander entfernt. LG Ina P.S. ich habe übrigens selber keine persönliche Erfahrung mit Mehrsprachigkeit. Am Rande im Studium und in der Praxis an Förderschulen. Bin also durchaus bereit dazuzulernen. Ich sehe nur, dass einige „normalbegabte“ Kinder (meist aus sozial schlechter gestellten Familien) mit Migrationshintergrund an Förderschulen sind. Ein Grund dafür sind meiner Erfahrung und Interpretation nach mangelnde Deutschkenntnisse und Folgeprobleme (insbes. im Bereich des Verhaltens), die vermutlich zumindest teilweise aus diesen mangelnden Deutschkenntnissen resultieren (ich drücke mich ganz, ganz vorsichtig aus) ;)

von Ina_84 am 06.04.2014, 18:24



Antwort auf Beitrag von Ina_84

Hej Ina und alle! Dann sind wir dochaber eigentlichwieder bei dem alten Problem. Kinder aus - und jetzt muß ich ja auch aufpassen, wie ich das chreibe, von wegen "politisch korrekt" etc. - also aus ressourceschwachen, "bildungsfernen" Familien sind eben benachteiligt. Ichhabe hier beim leseprogramm inder Scuhle mitgemacht (bin selber Bibliothekarin und engagiere mich natürilch gern auf diesem Gebiet). Alsderlehrer die begrenzten Sprachfähigkeiten einesJungen beklagte ihm menagelenicht nru Sprache, sondern auch jegliche Art von Sprachphantasie und Co, konne ich ihm genau sagen, woran das lag. DerJunge war beleibe nicht dumm -vielleicht kein Übeflieger,aberaufgeweckt, aber sein Zuhause war arm: Arm an Zuwendung, arm an Sprache (alles war mehr oder weniger im - nicht mal unfreundlichen,aber eben kurzen - Befehlston, Anordnungen statt Gespräche etc), arm an Büchern, arm an allem,was so normal zur Bildung beiträgt. Die Mutter war in meiner Müttergruppe - sie ging nicht mit unsspazieren, sondern telefonierte lieber, während das Kind im Krabbelstahl vor dem Fernseher hing - nicht unbedingt Kinderprogramm. Solche Kinder gibt es eben mit nur 1Sprache und mit 2 Sprachen - das ist keine Frage der Mutter-Sprachen-Anzahl, sondern eben der Möglichkeit, dem Kind LERNEN beizubringen. Die Pädagogin in der 0. Kl. jammerte ja auch, sie versuche, mit Singspielen etc. einiges aufzuholen -aber das gehe eben schwer in der (Vor-)Schule, Das sind Dinge, die man mit kleinen Kindern macht - und so eben die Fähigkeit für Sparche und Sprachphantasie fördert. Letztendlich also wieder das alte Problem -- unabhängig von Muttersprachen. Denn wie sagte mal eine Deutsche in Frankreich, die die Klagen über die problematischen mehrsprachigen Kinder statt hatte: Wenn es in den Schulen lauterKinderwie meine zweisprachige Tochter gäbe, ginge es dort besser! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 06.04.2014, 19:29



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Sehe ich ähnlich… Aber vielleicht kann man dann sagen, dass Kinder mit fremder Muttersprache noch mehr auf ihre Eltern und deren Engagement angewiesen sind, weil diese das Lernen von anderssprachigen Menschen hemmen oder unterstützen können? Ich denke nämlich schon, dass auch ein Kind, mit dem nur im Befehlston in Deutsch gesprochen wird, besser in seiner deutschen Umwelt zurechtkommt als ein Kind mit fremder Muttersprache, mit dem in seiner Muttersprache nur im Befehlston gesprochen wird – Zumindest kennt das deutschsprachige Kind dem Imperativ zur Genüge… Wenn dieser Junge, von dem du schreibst, das Ganze noch in einer fremden Sprache erlebt hätte (also Fernsehen, Befehle, Telefonate, etc. in seiner Muttersprache), wäre er ja arm an zwei Sprachen. In der Grundschule / im Kindergarten hätte er zunächstmal gar keine verbale Sprache. Daher würde ich schon sagen, dass Kinder mit fremder Muttersprache, die aus bildungsfernen Familien stammen, doppelt erschwerte Möglichkeiten haben (können) sich zu bilden. Wobei ich bildungsfern als mangelnde Teilhabe an unserer Gesellschaft verstehe. Aber irgendwie ist es immer schwierig mit der Begrifflichkeit. LG

von Ina_84 am 06.04.2014, 20:48



Antwort auf Beitrag von Ina_84

Hej Ina! "Wobei ich bildungsfern als mangelnde Teilhabe an unserer Gesellschaft verstehe. Aber irgendwie ist es immer schwierig mit der Begrifflichkeit" Ja, das ist es. Für mich ist bildungsfern mehr als "nichtz teilhabenan der Gesellschaft". Die angesprochene Familie immerhin aktiv im Sportverein und kanndeteDorfgemeinschaft besser als ich, die mich hier nicht so gemischt habe... und den Tratsch und Klatsch immer als letzte, wenn überhaupt, erfahre. Wenn Du schreibst. "Teilhabe an unserer Gesellschaft", dann meinst Du eben die teilhabe un - inDeinem Fall deutschen, in meinem Fall dänischen - Dingen, ichinterpretiere mal: des Alltags? Ja, das hilft. Esist nicht günstig, wenndie Einkäufe, Zusammentreffen mit Freunden, Filmabende etc. nur in der Nicht-Umgebungssprache stattfinden, eben, weil z. B. ein türkischesGhetto besteht. und man sich gern innerhalb dieer Grenzen hält. Aber das hat ja viele Gründe, und die sprachlichen sind nur ein kleiner Teil, ein kleiner Teil davon. Denn das meinte ich ja auch mit Türen, die offenstehen müsen. Esistnicht leicht, für Ausländer, in Kontaktmit der Umgebung uz treten,wenndie eherabweisend und unverbindlich ist. Dann bleibt man eben gern unter sich,v or allem natürlich, wenn man den Wert dieser Gesellschaft nicht anerkennt - auch alsWert für (Aus-)Bildung der Kinder. Und wie soll man das, wenn einem das nicht vermittelt wird? Aber dasThema führt jetzt zu weit weg. Wir sind unsja einig, daß - wienennenwir esnun - sozial benachteiligte, sprachlich arme und/oder zuwendungsarme Kinder benachteiligt sind. Soebrauchen Förderung. Für alle anderen,auchausländischenZuwanderer, gilt durchaus Fuchinas Meinmung: daß die Kinder imKIGA und drumherum die umgebungssprache auch ohne Förderung lernen. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 06.04.2014, 21:56



Antwort auf Beitrag von Ina_84

Hier Deine Zitate (nochmal): "Klar, ist es schwierig, wenn nur die Kita für das Deutschlernen verantwortlich ist. Aber Eltern, die selber kaum / kein / schlecht Deutsch sprechen sind vermutlich auch nur bedingt geeignete sprachliche Vorbilder für ihre Kinder - insbesondere in den Bereichen Grammatik und Syntax." "Grundsätzlich sind die Ursachen, warum nicht in allen Haushalten in Deutschland auch deutsch gesprochen wird, denkbar vielfältig. Mangelndes Engagement der Eltern und strukturelle Barrieren sind da bestimmt nur die Extreme." " Ein Kind sollte nicht darunter leiden müssen, dass seine Eltern sich nicht engagieren können oder wollen. "Schlechte" Startbedingungen ziehen sich leider oft durch das gesamte Leben. Und die deutsche Sprache ist natürlich die Grundvoraussetzung für Teilhabe." "Zunächst muss ein Grundwissen an Sprache vorhanden sein, um überhaupt erfolgreich kommunizieren zu können" und vor allem: "Ich meinte nicht, dass beide Eltern notwendigerweise Deutsch sprechen müssen - gibt ja genug mehrsprachig aufwachsende Kinder" Der letzte Satz impliziert automatisch, dass zumindest ein Elternteil dann aber auch zu Hause, in der Familie, mit dem Kind deutsch sprachen muss. Ich finde es doch schade, dass Du - obwohl keine Erfahrung mit einer zweisprachigen Erziehung - die Erfahrungen von Eltern mit einer solchen Erziehung nicht wertschätzt und bei Deinen Ansichten bleibst. In der Regel lernt ein Kind (und ja, auch selbst in der Schule), eine Sprache in einem sprachlich homogenen Umfeld von alleine ohne explizite Förderung. Auch dann, wenn in der Familie weiterhin die Umgebungssprache nicht gesprochen wird. Was Du hier m.E. vermischt sind die grundsätzlichen Möglichkeiten einer zweisprachigen Erziehung (und dazu gehört auch, "erst" mit 2 oder 3 Jahren in einem KIndergarten zu kommen und dort die Umgebunssprache zu lernen) und die Gegebenheiten in einigen Migrantengesellschaften in Deutschland. In einer "normalen", sprachlich einigermassen homogenen Umfeld lernt ein Kind im Kindergarten auch dann problemlos deutsch, wenn zu Hause kein deutsch gesprochen wird und der Kindergarten keine spezielle Förderung für dieses Kind anbietet. Was aber in einigen Migrantengesellschaften in Deutschland geschieht ist, dass selbst im Kindergarten deutsch nicht mehr oder nicht mehr vordergründig als Umgebungssprache angesehen werden kann. DAS ist dann der Grund dafür, dass ein Kind nicht deutsch lernen kann und auch später, in der Schule Nachteile wegen der Sprache erfährt. Die Lösung des Problems ist aber doch nicht, den Eltern zu empfehlen (künstlich) deutsch als Familiensprache einzuführen. Auch nicht, ein Kind irgendwie im Kindergarten oder gar Krippenalter extra sprachlich zu "fördern". DIe einzige Lösung m.E: - die nachhaltig eine Besserung der Situation bringen kann - ist, diese "Ballung" von nicht deutschsprachigen Kindern in einer Einrichtung dadurch zu vermeiden, dass die deutschen und nicht deutschen Kindern entsprechend auf die vorhandenen Einrichtungen "verteilt": Das heisst natürlich eventuell eine etwas höhere Entfernung für die Eltern, bringt aber den Migrantenkindern wirklich was.

von Fuchsina am 06.04.2014, 23:51



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Vielleicht interessiert auch hier den Einen oder Anderen die - m.E: - sehr schöne Quelle über Zweisprachigkeit und teils auch darüber, wieso die vorhandenen Möglichkeiten einer gelungenen, zweisprachigen Erziehung in einigen Migratengesellschaften nicht funkioniert: http://www1.uni-hamburg.de/romanistik/personal/pdf-Dateien/Zur%20Entwicklung%20der%20kindlichen%20Mehrsprachigkeit.pdf

von Fuchsina am 07.04.2014, 00:00



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Was mir die ganze Zeit bei Deinen Beiträge gefehlt hat war die Differenzierung. Du hast es - für mich so klingend - so dargastellt, als wäre es für ein Kind nie möglich im Kindergarten allein die Umgebunssprache zu lernen. Als bräuchte ein Kind immer ein "Imput" von den Eltern in Bezug auf die Umgebungssprache. Als bräuchte jedes Kind automatisch im Kindergarten eine spezielle Förderung in der Umgebungssprache. Als würde jedes Kind, das zu Hause nicht deutsch spricht, automatisch später in der Schule Probleme bekommen. Du sprichst von "nicht üblichen" Zuständen. Was mir die ganze Zeit gefehlt hat war, dass die Zustände aber eben eigentlich "nicht üblich" sind. Und auch die Erkentnis, dass "in üblichen" Zuständen das alles, was Du geschrieben hast nicht zutrifft.

von Fuchsina am 07.04.2014, 00:18



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Hej nochmal! Aber wir sind uns doch, so lese ich das bei allen jetzt, einig, daß (nur) Probleme gibt,wenndie Kinder außerhalb ihrer nicht-umgebungssprahchichen Familie nicht genug mit der Umgebungssprache in Kontakt kommen. meine Patenkinder mit beiden Eltern deutsch, (also wird zuhause wirklich nur deutsch gesprochen, es sei denn, es sind dänische Freunde da) sind trotzdem heute alle 3 Klassenbeste und der Größte auf dem Gymnaisum. Von meinen Töchtern, die immerhin allerdings die Umgebungssprache vom Vater hörten, kann ich dasselbe haben. Kinder, die in gut integrierten Familien aufwachsen, lernen eben genauso nebenher auch die 2.Muttersprache,wie Du es schilderst, Fuchsina. Wer aber in ghettoänhlichen Vierteln lebt, wo dann auch in KIGA und Schule die Umgebungssprache nicht durchgehend herrscht - und wo womöglich noch ein Englishckursus Zeit verscjlingt (augenrolL), da kann es natürlich zuproblemen kommen,wenn auch noch gleichzeitig die eltern signalisieren,daß Spracheundbildung zweitrangig sind. Und das heißt eben: Keine gelungene Integration --- aber oft auch wenig Interesse anBildung, wie esaber leider auch in einheimischen Familien vorkommt. Gute Nacht - Ursel, DK

von DK-Ursel am 07.04.2014, 00:36



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

ich glaube wir sind uns hier alle einig. Aber bei Ina habe ich diese Unterscheidung bislang vermisst. Vor allem vermisse ich auch die Erkenntnis, dass ein Kind in "normalen" Zuständen in der Regel im Kindergarten keine extra sprachliche Förderung in der Umgangsprache braucht um dies zu lernen (das Erlernen der Schriftsprache ist dann eine andere Frage).

von Fuchsina am 07.04.2014, 10:36



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Nochmal Nachtrag von mir (sorry, die Gedanken kommen immer erst später...): wie soll man aber Abhilfe in diesen "Ghettos" schaffen? Das kann man doch nur, indem die Kinder "zwangsweise" der Umgebunssprache zumindest im Kindergarten / Schule aussetzt. Oder?

von Fuchsina am 07.04.2014, 10:39



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Das ist ein total schwieriges Thema und hat viele Aspekte. Kennst Du Heike Wiese? die ist Sprachwissenschaftlerin und hat praktisch als erste das sogenannte Kiezdeutsch (das Deutsch, das die "Deutschtürken" sprechen udn uns oft "fehlerhaft" vorkommt) als eigene Varietät beschrieben. Hat eine ganz normale Grammatik - ist eben nur anders als das "richtige" Deutsch. Viele von den jungen Türken beherrschen aber beides: Kiezdeutsch und die Umgebungssprache deutsch (also das, was die Deutschen in Berlin oder anderswo sprechen). Wenn sie Kiezdeutsch sprechen, ist das schlicht ein soziales Signal: "Ich gehöre zu denen!" Ich habe einen vortrag gehört von einer Kollegin aus Potsdam, die Feldforschung in diesen Vierteln in Berlin gemacht hat. Dabei die Aussage einer Lehrerin: "Früher sprach M. sehr gut deutsch, aber jetzt, wo sie 12 ist, fängt sie plötzlich an schlechter zu sprechen." - Ich frage mich: was hat diese Frau studiert?! Linguistik etwa? Wie das mit der Schriftsprache ist, ist wieder eine andere Frage. Es gibt ja heutzutage auch (einsprachig deutsche) Deutschlehrer, die "Tieger" an die Tafel schreiben (stand unlängst in einem Spiegelartikel). Angesichts solcher Zustände ausgerechnet den Migrantenkindern vorzuwerfen, dass sie die Sprache schlecht beherrschen und deswegen "selbst schuld" sind für ihre schlechten Bildungschancen - ist schon ziemlich blind. alles eine Frage des Horizonts, den man hat und der Perspektive. Also ich sehe es wie Du: die Schule / der Kindergarten (mit ihrer geringen Integrationskraft und auch sonst eher schlechten Qualität, es sei denn, man hat genug Geld um die Wahl zu haben) ist hier schon stark in der Verantwortung (und damit meine ich nicht unbedingt die Lehrer, die ja für die schlechten Umstände auch nicht unbedingt immer können).

von Kacenka am 07.04.2014, 10:52



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hey ursel, Ja, mit Teilhabe an der Gesellschaft meine ich die sozialen, kulturellen und materiellen Bereiche des entsprechenden Landes. Aber in deinem Beispiel sollte man noch ein „sich nicht bilden wollen“ dazufügen. Bildungsfern – bildungsnah - gebildet – ungebildet - eingebildet – Bild-Zeitschrift Was ist Bildung überhaupt? Bin ich gebildet, wenn ich mir ein Spiegelei braten kann oder wenn ich Pi ausrechne? Deshalb vermeide ich diese Stigmatisierung, wenn möglich. Die Gründe dafür, warum die Teilhabe nicht gelingt, sind vielfältig und sind auch mit Sicherheit nicht (nur) bei den Betroffenen zu suchen. Bereiche, die alleine genommen keine Entwicklungserschwerung bedeuten müssen, können sich potenzieren und so die Bildung der betroffenen Kinder hemmen (wobei das natürlich auch wieder eine Frage der Persönlichkeit, des Charakters, der Resilienz, etc. ist) LG

von Ina_84 am 07.04.2014, 21:35



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Dann hast du das wohl einfach falsch verstanden. Ich habe bereits in meinem allerersten Beitrag von Kindern mit „schlechten Startbedingungen“ gesprochen in Zusammenhang mit "Eltern, die sich nicht engagieren können oder wollen". Später von dem sozialen Hintergrund und von benachteiligten Familien. Ich habe von Anfang an von Kindern aus "sozial benachteiligten", "bildungsfernen" Familien geredet. Wobei beide Begriffe nur ein Notbehelf zur Verständigung sind, weil sie beide stigmatisieren und nicht den genauen Personenkreis treffen. "Üblich" oder "normal" würde ich im Hinblick auf gesellschaftliche und familiäre Strukturen nicht gebrauchen, weil das wieder eine Wertung aufgrund eines mittelständigen (?) Erfahrungshorizontes ist. Ich glaube du hast einige "Reizworte" gelesen und dann alle meine Beiträge dementsprechend interpretiert, hätte man sicher auch anders lösen können.

von Ina_84 am 07.04.2014, 21:49



Antwort auf Beitrag von Ina_84

Gerne nehme ich das zur Kenntnis, dass Du das nicht pauschal gemeint hast. Nur: ist es nicht ein wenig unlogisch, gerade von bildungsfernen, sozial schwachen Familien zu erwarten, dass sie sich "besonders" engagieren? Da setzt man doch an der völlig falschen Stelle an, nicht? Ich finde, man sollte angesichts dessen, was seit die Gastarbeiter nach Deutschland geholt wurden, alles versäumt wurde, erst mal schlicht akzeptieren, dass man sich diese Bildungsferne in geballter Form auch irgendwo selber eingebrockt hat. (Damit meine ich jetzt niemanden persönlich, sondern die deutsche Einwanderungspolitik an sich.) Das jetzt an die Familien zurückzugeben: "Hört mal, die Zeiten haben sich geändert, wir brauchen nicht mehr so viele einfache Hilfsarbeiter, jetzt strengt Euch mal ein bisschen an, wenn ihr Euch hier weiter über Wasser halten wollt!" - und das, ohne dass sie zwischendurch die Möglichkeit hatten, ihre Situation objektiv zu verbessern - das ist es, was ich absurd finde. Ich glaube gern, dass Sozialarbeiter angesichts der Ignoranz veränderter Tatsachen bei manchen Familien verzweifeln und dabei alles versuchen, um ihnen zu helfen. Nur finde ich, dass man auch mal die andere Seite sehen sollte: die sind irgendwo auch so "erzogen" und zwar nicht nur durch ihren Hintergrund im Heimatland, sondern auch durch das, was zwischendurch hier in Deutschland passiert ist. Und man kann nun mal einer so grossen Gruppe nicht einfach so absprechen, dass sie auf die Umstände auch irgendwie durch Abschottung reagieren wird, das finde ich eine ziemlich natürliche Reaktion. Das ist natürlich nicht die Schuld einzelner, dass es so gekommen ist, sonder ein strukturelles und komplexes Problem. Nur kommt man so einem Problem nur bei, wenn man es auch in seiner Komplexität überhaupt erkennt. Und genau das ist es, was mir eben oft fehlt, wenn über diese Dinge gesprochen wird.

von Kacenka am 08.04.2014, 12:53



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Ich hatte nicht auf deinen Beitrag geantwortet. Hatte mich auch nicht mit der „anderen Seite“ angesprochen gefühlt, weil ich für gewöhnlich darauf achte in meinen Aussagen, die persönliche Motivation der Betroffenen und Barrieren im Umfeld einzuschließen (Bsp. sich engagieren können und wollen). Ich sehe auch nicht, wo sich deine und meine Beiträge widersprechen. Ich bin mir der Mehrschichtigkeit des Themas Integration durchaus bewusst. Aber wir inkludieren jetzt doch eh jeden und alles, dann sind wir alle irgendwie anders und keiner ist mehr gleich... Durchaus lesenswert dazu: http://www.migazin.de/2011/12/22/cem-oezdemir-von-integration-zur-inklusion/ Aber da ist wieder das Problem der Bezugsgruppe. Mir geht es um Eltern, die sich im Zweitspracherwerb ihrer Kinder nicht engagieren können oder wollen, die die Verantwortung für das Lernen nicht übernehmen. Das würde ich nicht nur auf „bildungsferne, sozial schwache“ Familien beziehen. Vielleicht könnte man Ursels Aufzählung noch „arm an Interesse am Kind“ hinzufügen. Es geht um benachteiligte Kinder und die kommen ja nicht zwangsläufig aus bildungsfernen oder sozial schwachen Familien. Woraus liest du, dass ich besonderes Engagement von den Eltern erwarte? Im Gegenteil ich plädiere dafür, dass betroffene Kinder entsprechende Lernmöglichkeiten im Kindergarten oder sonst wo angeboten werden. Sieh es als Versuch ansatzweise eine Chancengleichheit herzustellen. Wer fördert ist mir egal: Eltern, Kita, Staat, Großeltern, Tagesmutter – Hauptsache es kümmert sich jemand um die Entwicklung und das früh genug. Wer Schuld an fehlender Teilhabe ist (die Umstände, der Staat, die Betroffenen???), kommt für mich nur an zweiter Stelle. Die Frage ist doch viel mehr, was man ändern kann. Insbesondere damit die Entwicklung der Kinder nicht durch ihre Lebensumstände eingeschränkt wird und damit sie an der Gesellschaft teilhaben können, auch wenn ihre Eltern es nicht konnten/können. eher zukunftsorientiert. Allerdings hast du insofern Recht, dass ich Erwachsenen mehr Eigenverantwortung für ihre Teilhabe zuspreche als Kindern. Ich finde übrigens die Idee Kietzdeutsch als eine Art Dialekt anzusehen gar nicht abwegig. Aber viele Kinder mit Dialekt haben halt auch Probleme beim Schriftspracherwerb, wenn sie kein Hochdeutsch sprechen.

von Ina_84 am 08.04.2014, 21:10



Antwort auf Beitrag von Ina_84

Bin mir jetzt nicht sicher, ob Kiezdeutsch als Dialekt oder eher als Varietät bezeichnet wird, da müsste ich die Artikel genauer nachlesen. Es ist ein soziolinguistisches, also ein gesellschaftlich-sprachliches Phänomen, eine Reaktion auf die sprachlichen und gesellschaftlichen Bedingungen, in denen diese Menschen leben. Deswegen ist das mittlerweile auch mehr als eine Idee, das so zu sehen, sondern unter den Sprachwissenschaftlern als solche Varietät anerkannt: Sprachen verändern, entwickeln sich, solange sie gesprochen werden und dazu gehört auch die gegenseitige Beeinflussung von Sprachen untereinander, wenn Sprecher (was meist der Fall ist) mehrsprachig sind oder zumindest weitere Fremdsprachen lernen. So hat das Kiezdeutsch eben auch Wörter und Grammatikelemente aus dem Türkischen oder aus weiteren Sprachen (je nach Sprachhintergrund), die beim Sprechen von der jungen Generation sozusagen kreativ weiter entwickelt werden. Solche Varietäten können eben dann entstehen, wenn bei einer grösseren Gruppe die selbe Sprachkonstellation über längere Zeit besteht, wie es eben bei grösseren Migrantengruppen der Fall ist. Mittlerweile gibt es ja nicht nur Feldstudien dazu aus Berlin oder anderen deutschen Städten, sondern das wird auch in anderen Metropolen beobachtet. Wieviel Verantwortung für die Bildung man den Eltern zuschreibt und wieviel der Staat übernimmt, hängt natürlich stark von der politischen Idee ab: Von wem wurde denn die Schulpflicht überhaupt eingeführt? Vom Staat nicht? Und z.B. in dem Schulsystem, das ich durchlaufen habe, konnten Eltern wesentlich weniger Einfluss nehmen als es jetzt in Deutschland ist. Und die andere Seite der Medaille war eben auch, dass von seiten der Schule wesentlich mehr Verantwortung übernommen wurde: z.B. wurden Hausaufgaben in der Grundschule im Hort gemacht...

von Kacenka am 09.04.2014, 10:41



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Habe mich diesmal zurückgehalten (wusste ja auch nicht, welche andere Diskussion dahintersteckt), aber ich muss zugeben, dass ich hier am meisten denen zustimmen kann, die Erfahrung mit Mehrsprachigkeit und Migration / sogenannten Ghettos haben und mir die Argumente der "anderen Seite" schon ein wenig aufstossen, auch wenn sie auf viele wichtige Probleme verweisen: Von der - ich nenns jetzt mal so - Minderheit (ob sprachlich, kulturell, was auch immer) wird immer MEHReinsatz erwartet: dass denen oft Steine in den Weg gelegt werden, wenn sie sich integrieren wollen (wie konnten denn überhaupt solche "Ghettos" in Deutschland entstehen?!) und dann bei Problemen wieder die gesamte Verantwortung bei der - sozial und zahlenmässig schwächeren - Minderheit gesehen wird, geht mir schon ziemlich auf die Nerven. Wer mal selber längere Zeit im Ausland gelebt hat, denkt anders über diese Dinge und differenziert die Probleme eben auch eher: da bin ich ganz bei Ursel: Mehrsprachigkeit ist sicher nicht schuld an fehlenden (Schriftsprachen-)Kenntnissen in der Umgebungssprache und daraus folgenden Bildungsproblemen. Da muss schon mehr dazu kommen, und nicht immer kann sich eine Familie frei aussuchen, wo sie wohnen möchte, in welchen Kiga, Schule ihre Kinder gehen... Da ist der Staat auch in der Verantwortung genauso wie jeder einzelne Mitbürger - und die "Förderprogramme" kommen da oft in einem Moment, wo es schon lichterloh brennt - statt rechtzeitig die richtigen Massnahmen getroffen zu haben. Ich kenne auch viele Beispiele, wo Kinder allein im Kindergarten die Umgebunssprache gelernt haben, zu hause gar nicht. Aber da waren sie eben dann im Kiga mit ihrer "Elternsprache" in der Minderheit (oder ganz allein) und hatten - ganz ohne spezielle Förderung - mit dem Schuleintritt mit ihren Mitschülern in der Umgebungssprache gleichgezogen. Die Eltern wohnten aber eben auch nicht in "Ghettos", sondern waren im Gegenteil eher noch bemüht, die Muttersprache zu fördern, da die meist in so einer Situation eher schwächer wird... Aber das wurde hier ja schon oft wiederholt.

von Kacenka am 07.04.2014, 10:33



Antwort auf Beitrag von Kacenka

http://www.rund-ums-baby.de/grundschule/Uni-Dozentin-ueber-die-studentische-Rechtschreibung_163558.htm Eine Uni-Dozentin überdie Rechtscheibung ihrer Studenten. da befinden sich die mehrsprachigen Kinder mit diesbezügl .Problemen in "bester" Gesellschaft gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 07.04.2014, 22:57



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Bei jeglichen, schulischen oder sprachlichen Problemen von zweisprachigen Kindern wird dies sofort auf die Zweisprachigkeit geschoben obwohl die Probleme auch bei einer einsprachigen Erziehung wahrscheinlich gekommen wären. DAS ist m.E. auch das Problem: die Zweisprachigkeit ist eben sofort sicht- und greifbar, andere Ursachen für die Probleme mitunter nicht. Da betreibt man also keine Ursachenforschung sondern schiebt es auf die Zweisprachigkeit.

von Fuchsina am 08.04.2014, 21:23



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Bei ALLEM, was schiefgeht, schiebt manesauf die Zweisprachigkeit. Der Sohn einer Klassenkameradin stotterte - bevor die Logpädin das Kind gesehen hatte, hatte sie die Diagnose: Ursache -Zweisprachigkeit, laßt die andere Sprache weg. (Was hätte sie wohl einem einsprachigem Stotterer gesagt???) Damit war für meine Klassenkameradin der Fall erledigt, das Stottern hat sich ausgewachsen. In DK geht das ja soweit, daß es immer noch unausrottbar den Begriff "tosprogede børn" (zweisprachige Kinder) gibt, sobald von Problemen mit Eiwnadererkindern geht - egal, ob das soziale,kriminelle, sprachliche,schulische, gesundheitliche etc. Probleme geht. (Fazit nebenher auch noch: Der Begriff ist inzwischen derart negativ besetzt, daß die Leute fast erstaunt gucken, daß meine Kinder auch zweisprachig sind, denndie "funktionieren" ja recht gut. Oder es fällt ihnen eben wirklich gar nicht auf, weil man nämlich meistens die bezeichnet, die erst noch die Umgebungssprache,also Dänisch,.lernen müssen. Als die Kleine im KIGA anfing, erzählte die Pädagogin, die uns noch von der Großen gut kantne: Jetzt haben wir auch zweispracihge Kinder hier - ein 2 Kinder aus dem ehem.Jugoslawien. So gesehen waren ie nioch nicht zweisprachig, die lernten erst Dänisch, und als ich sie darauf aufmerksam machte, daß sie mit meinen Töchtern doch fast nahtlos ineinandergübehend zweisprachige Mädels hatten, schlug sich sie an den Kopf: Ach ja...) ja, das ist eben die Krux. Gruß Ursel, DK, gerade von einem Gospelgottesdienst zurück, wo der neue Chor unseresChorleiters UNSERE Lieder sang ..- war komisch, mal auf der anderenseite zu sitzen...

von DK-Ursel am 08.04.2014, 21:54



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Nur als Gedankenanregung: (Es widerspricht sich nämlich nicht grundsätzlich) Wie will man die Zweisprachigkeit von dem Charakter, der Persönlichkeit des Kindes trennen, um eine Ursache zu finden? Die Zweisprachigkeit ist Teil des Selbstbilds und des Bildes das andere von einem Kind haben, es prägt seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zukunft, sie ist Teil seiner Identität. Wie kann man das Kind als ganze Persönlichkeit (ggf. als ganze Persönlichkeit mit Problemen) sehen und die Zweisprachigkeit außen vor lassen? Die sprachliche Entwicklung steht nun mal in Bezug zu allen anderen Entwicklungsbereichen. Soll NICHT heißen, dass sie Ursache ist, aber sie steht in Bezug. Wie ich im Betreut geschrieben habe, kann man anhand von Fehlern schon Rückschlüsse ziehen. Es gibt halt „typische“ Schreibanfängerfehler und „untypische“ (bsp. wenn Laute nicht oder anders als im Deutschen gehört werden, weil es phonologische Unterschiede zur Muttersprache gibt, könnt aber natürlich auch an einer auditiven Wahrnehmungsstörung liegen). Ich kenne z.B. ein asiatisches Mädchen, die lacht sich tot, wenn ich ihr Fudschijama nachspreche. Ich höre keinen Unterschied, sie schon. Würde ich in ihrem Land leben hätte ich ein Problem.

von Ina_84 am 08.04.2014, 22:20



Antwort auf Beitrag von Ina_84

Ja Ina, niemand wird dir widersprechen, dass die sprachliche Entwicklung in Bezug zu anderen Entwicklungsbereichen steht. ABER das Problem liegt doch da, wo man behauptet die Zweisprachigkeit hemmt die Entwicklung. Und es gibt eben wirklich immer wieder Ärzte und andere selbsternannte "Fachleute" die der Meinung sind, Zweisprachigkeit ist an allen Fehl- oder Minderentwicklungen schuld. Mein Sohn war gut ein Jahr, da meinte eine Physiotherapeutin (!!!) wir hätten eine zu starke Mutter-Kind-Bindung (äh gibts sowas überhaupt??) und ich müsse mit ihm die Umgebungssprache sprechen, da sich diese Bindung sonst noch extremer ausbilden würde. Ja klar doch, mein Sohn kam mit zwei in den Kindergarten und galt sofort als sehr aufgeschlossen und kontaktfreudig.

von platschi am 08.04.2014, 22:30



Antwort auf Beitrag von platschi

aber schlechte Ratschläge bekommt doch jeder. Bzw. aus allen Ratschlägen muss man die rausfiltern, die zu einem passen. Vor allem sobald man nicht der vermeintlichen Norm entspricht. Ich habe z.B. meine Kinder sehr lange gestillt und viele Kommentare dafür bekommen. Na und? War meine Entscheidung und die habe ich nicht zur Diskussion gestellt. Aber es liest sich schon ein bisschen paradox: Auf der einen Seite gehört die Zweisprachigkeit zu Euren Kinder, auf der anderen Seite darf man sie (anscheinend) nicht im Zusammenhang mit Problemen ins Gespräch bringen. Beispiel: Wenn ein Kind Probleme mit den Lauten hat, frage ich ja auch eine deutsche Mutter nach der bisherigen Sprach/Sprech/Hörentwicklung, genauso wie ich eine Mutter mit Migrationshintergrund danach fragen würde.

von Ina_84 am 08.04.2014, 22:58



Antwort auf Beitrag von Ina_84

Hej Ina! jetzt vermischstDu aber etwas: Denk malan meine Klassenkameradin mit dem stotternden - spanisch-deutsch - erzogenen Kind. Da ist ohne kind uz sehen die Zwweispracihgkeit scuhld - laß dieweg,alles ist gut. Nun kommt eine deutsche Mutter mit ihrem einsprachigen stotternden Kind dahin: Was istdenndann der Rat? Und lies bei Platschi nach: Die 2. Sprache soll weggelassen werden, umeine "soziale Störung" zu verhindern - aber dasKind entwickelt sich jaaugenscheinlich trotzdem gut, obwohl sie die Sprache beibehält. Ich kann Dir aus diversen Listen und Foren, in denen ich in den mehr als 20Jahren als zweisprachi reziehende Mutter bin, zig solcherbeispiele bringen. Unsere Kinder haben durchaus Probleme, aber dieselben Pprobleme finden sichauch bei einsprachigenKindern --- es ist noch nie schlüssig bewiesenworden, daßdieProbleme mit dermehrsprachigkeit zusammenhiongen(und wenn ja: wie sol dlann um Himmels willen eben das Kind mit nur einen Sprache therapiert werden - lassen wir dann da die eine Sprache we???) Es mit Deinem Stillen zu vergleichen, hinkt auch - solche Ratschläge - zu lange gestillt, zu wenig gestillt; zu lange zuhause behalten - zu kurz zuhause behalten; zu viel gefördert - zu wenig gefördert; ... - bekommenwir ja auch. Wirsind ja nicht nur zweisparchig erziehende Mütter, wir sind ganz normale Mütter in allen anderen Bereichen -- wir bringen unseren Kindern genau wie in einsparchigen Familien das Laufen, das Essen bei Tisch, das Schimmen, das .. bei.. Wir stillen sie -oder auch nicht; wie badensie, wir duschensie, wir füttern sie, wir ... genau wie alle einsparchigen Mütter. Und oft stoßen wir da natürlich auch auf kritische Stimmen, genau wie Du beim Stillen. Bei der Sprache ist es dennoch sensibler: Da kommen Menschen von außen, die sich als Experten aufschwingen (ohne sich oft vorher mit dem Thema Mehrsprachigkeit oder auch nur "wie lernen Kinder ihre Muttersprache" beschäftigt haben) und untersagen uns mehr oder weniger freundlich - und ich kenne da eine Menge Spektren! ,- unsere Muttersprache mit unserem Kind zu sprechen. Daß ich meine Muttersprache mit meinem Kind spreche, ist mir ein Grundbedürfnis; das ist kein Entschluß, den ich mal fasse - das steckt in mir drin, das willaus mir raus, das kann durch nichts ersetzt werden. Das ist ewas ganz anderes, eineQaulität mehr, wen nDu so willst, als mir dasStillen, das Baden, das ... zu "verbieten". Sprache -das ist meine Kultur, meine Geschichte, meine Identität. Und mir die da zu verbieten,wo ich eh nicht viel mehr davon habe - das ist schon eine andere Qualität (um es neutral zu sagen, ich tendiere ja ehrlich mehr zu Ungeheurlichkeit und hat nicht so viel mit dem zu tun, was ich sonst noch meinem Kind an-tun möchte.) Wenn Du solche Vergleiche stellst, zeigst Du, daß du die Feinheiten der Problematik nicht ganz erfaßt hast - auch wenn Du in der sachlichen Diskussion in vielen Punkten Recht hattest. Du kannst Mehrsorahcigkeit inPronlemen in Zusammenhang bringen - Du wirst nur nicht belegen können, daß eben diese Mehrsprachigkeit die Ursache der Probleme oder in Zusammenhang mit ihnen steht. Denn das tun sie nicht. Das haben Ärzte versucht, die einer Amerikanerin hier in Dk einredeten, sie solle ja nicht mit ihren Kindern frühchen Ameirkanisch sprechen, das würde sie in der Entwicklung noch weiter zurückwerfen und behindern als sie durch die Frühgeburt als Zwillinge schon waren. Sie tat estrotzdem - nach viel Ratsuchen und viele "Gesprächen" bei uns auf der Liste, nach viel Lesen von Literatur, sie besser mit Mehrsprahcigkeit und Sprachentwicklung etc. auskannte - und sie erzählte uns laufend von en wundervollen ihrerKinder, die in der Tat später mit vielen Dingen anfingen, aber die dann zu ihrerFreude AUCH ihre ameirkanische Muttersprache sprachen. Daß die Kinder später mit allem dran waren, lag eben NICHT an ihrer Mehrsprachigkeit, sondern daran, daß sie als Zwillinge zu früh auf die Welt gekommen waren. Und so ibt es eben bislang immer Probleme,die mit der Mehrsprachigkeit in Verbindung gebracht werden. Wieso herrscht dann Schweigen, wenn dann die Frage zurückekommt:. Und wenn mein Kind nun nur 1 Sprache ätte,aber dasselbe Problem - was sagtest du uns dann? Ja, was? Ja, die Mehrsparchigkeit gehört zu unser aller Identität. Aber sie behindert uns nicht, sie schafft keine Probleme außer denen, die die Umwelt uns einredet, und sie wegzulassen, löst keine derProbleme, die wir evtl. wir auch alle haben. Gute Nacht - Ursel, DK

von DK-Ursel am 09.04.2014, 00:07



Antwort auf Beitrag von Ina_84

Ich bin immer wieder frustriert, wenn ich mich auf solche Debatten einlasse, denn die Situation wiederholt sich jedes Mal: wer es nicht erlebt hat, kann (und will?) es einfach nicht verstehen, ich kann mir nicht helfen. Das einzige, was ich dazu noch sagen kann, ist ein Zitat von Peter Nelde, ein belgischer Professor, der mich an der Uni in Mehrsprachigkeitsforschung "eingeführt" hat: Es sind nicht die mehrsprachig aufwachsenden Menschen, die "unnormal" sind, sondern die einsprachigen Kinder! Wenn man sich auf der Welt mal etwas genauer umsieht, stellt man fest, wie "normal" mehrsprachige Umgebungen schon im Kindesalter und entsprechende Mehrsprachigkeit eigentlich sind. Nur in den durch die Nationalstaatenideologie aus dem 19 Jh. geprägten europäischen Staaten (und in den USA vielleicht?) ist Einsprachigkeit der "Standard". Und ehrlich: will jemand behaupten, in anderen Erdteilen gäbe es in den Gesellschaften mehr zwischenmenschliche Probleme als bei uns? Es ist schlicht für den Staat bequemer, wenn alle nur eine Sprache sprechen. Billiger für das Schulsystem. Nur leider geht es an der Realität vorbei... Ich kann nur sagen: findet Euch mit Mehrsprachigkeit ab, akzeptiert sie als Realität, sie kann nicht vermieden werden.

von Kacenka am 09.04.2014, 10:50



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Ja,Kacenka, es gibt einfach Themen,die muß selbst erfahren, sonst be-greift man sie nicht. Das ist mit dem Leben im Ausland - dauerhaft -genauso wie mit dem Kinderhaben. Egal wieviel man dazu liest, sich dazu erzählen ist: Wenn man er erlebt, istes eben anders. Und so ist das wohl auch mit Mehrsprachigkeit, sonst bekämen wir ja auch die vielen netten Kommentare und Tips nicht... Genauso versuche ich hier zwischen unserem Chorleiter und dem Chor manchmal zu vermitteln, denn er als Farbiger fühlt sich fast schon rassistisch ausgegrenzt. Daß Anderssein jeglicher Art für die Dänen ein viel größeres Problem als sie selber wahrnehmen, ist ihnen eben nicht klar - ich verstehe ihn sehr gut, ich habe nicht nur eigene Erfahrungen, sondern auch die anderer Familien aus dem Ausland. Ausgrenzen findet eben auchauf vielen Ebenen statt, die die Einheimischen (und das kann auch für andere Vökler zutreffen, gar nicht wahrnehmen,denn wie höre ich so oft: "Wir sind doch oiffen, freundlich, tolerant ..." Ach ja? Eine ältere Chorschwster versteht das aufgrund eigenerErfahrungen - die klappte mir "beruhigend" auf den Kopf (sie steht beim Singen hinter mir, als mir ein zustimmendes "ja" entfuhr,als der Chorleiter eben meinte, er fühle sich oft nicht "normal", er fühle sich dauernd anders, dabei gebe er sich Mühe und nehme die Dänen auch als normale Menschen... Ja... So ist das auch mit Mehrsprachigkeit. Wer mit ihr nicht lebt, versteht sie eben nur von außen. Und das können wir denBetreffenden ja nichtmal vorwerfen. Was ichallerdings schon krisitiere, ist dann eben dieser Eifer, uns Tips zu geben (dabei meine ich jetzt nicht dezidiert Dich, Ina) oder eben zu erzählen, mitreden zu wollen, sich auszukennen ... Meistens eben sind das auch noch Leute, die sich vorher nicht mal ernsthaft gefragt haben, wie sie ihrem Kind die einzige Muttersprache, die sie haben, beibringen - zu Recht natürlich. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 09.04.2014, 11:33



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Klar, hinkt der Vergleich. Mir ging darum zu sagen, dass es immer „Experten“ gibt, die anderer Meinung sind, die man aber ja nicht übernehmen muss. Jeder bekommt mal Gegenwind bei den Entscheidungen, die er für sich und seine Familie trifft. Nur scheint es bei der Sprache gleich super emotional zuzugehen, vielleicht weil es auch eine Frage der Identität ist? Und natürlich kann ich es nicht 100%tig nachvollziehen, natürlich nicht, das können nur Betroffene. Aber so grenzt man sich ja auch von allen Einsprachigen ab – die verstehen das ja eh nicht, können nicht mitreden, kennen sich nicht aus, sind „unnormal“, … Wahrscheinlich habe ich einfach den umgedrehten Blick: Ich sehe die Kinder an der Förderschule und sehe, dass viele Probleme mit der Sprache haben (aber natürlich haben auch einsprachige Kinder). Ich ziehe aber nicht den Rückschluss, der mir vorgeworfen wurde, es gäbe einen Kausalzusammenhang. Wenn ich sehe, dass ein Kind Probleme mit der Sprache hat, spreche ich das natürlich auch an – egal ob es ein-, zwei- oder noch mehrsprachig aufwächst. Muss ich mir deshalb Gedanken machen, dass Eltern mit Migrationshintergrund es als Angriff auf ihre private Lebensführung verstehen? Die Ratschläge oder Lösungsvorschläge mal außen vor gelassen. Ich hüte mich vor Zusammenhängen, wie die frühe Geburt/Mehrsprachigkeit/soziale Herkunft/das lange Stillen ist Schuld an dem und dem Problem. Direkte Zusammenhänge kann man nämlich quasi nie belegen und genau das meine ich ja damit, dass man auf diese Art und Weise das Kind nicht als Ganzes sieht. Man kann weder Probleme noch herausragende Leistungen auf nur einen Entwicklungsbereich beziehen, sondern es betrifft immer das ganze Kind. In deinem Beispiel: Die frühe Geburt UND die Mehrsprachigkeit gehören zu diesen Zwillingen, es können beide, es kann ein oder aber auch gar keiner der beiden Faktoren Ursache für eine verlangsamte Entwicklung sein. Muttersprache ist auch die Kultur, Identität und Geschichte deiner Kinder, deshalb steht sie natürlich in einem Zusammenhang mit deren gesamter Entwicklung (Aber die kann ja genauso gut ein protektiver Faktor sein – das Beispiel mit den Problemen als Auswirkung von Mehrsprachigkeit kam nicht von mir). Ich möchte nur kurz noch mein Gefühl beschreiben: Vermutlich aufgrund der gemachten Erfahrungen, werden Aussagen anscheinend schnell als Angriff interpretiert und dementsprechend darauf reagiert. Das finde ich schade, weil doch gar nicht nötig wäre – Es verhindert ja nur die Entwicklung eines Dialogs. Ich will aber niemanden mehr mit meiner eigenen Erfahrung und meiner Unkenntnis frustrieren, deshalb verabschiede ich mich jetzt auch wieder aus diesem Forum und danke trotzdem für einige Aspekte, die ich mitnehmen konnte. Adieu

von Ina_84 am 09.04.2014, 13:41



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Danke! so ähnlich, wie mit Euerm Chorleiter ging es mir mal vor Jahren, als ich mit der Gebärdensprache in Kontakt kam und wir mit Kollegen darüber diskuttierten, was Gehörlose für Unterstützung brauchen. Es schien, als hätte ich als Einzige "verstanden", worum es dem Verfechter der Rechte von Gehörlosen ging - so hat er es mir dann nach der Debatte gesagt. Ich habe einfach nur meine Erfahrungen auf deren übertragen. So funktionieren ja letztlich all die Selbsthilfegruppen für welche Lebensumstände auch immer - man trifft Gleichgesinnte und fühlt sich endlich verstanden und das tut einfach gut. Und ja es stimmt - man wird irgendwann empfindlich für bestimmte "Reizwörter" und vielleicht verbaut man sich auch selber viel, weil man so keinen "echten Dialog" erreicht, wenn man sich immer gleich angegriffen fühlt. Trotzdem - ich bin überzeugt, würden diese Leute, die einem das vorwerfen, in dieselbe Situation geraten, sie würden sich auch nicht "besser" verhalten (und sich auch ziemlich wundern, wie es aus der Gegenperspektive auch manchmal aussieht) und deshalb stört mich eben diese "Überlegenheit", mit der da argumentiert wird. Da ich selber in eine Gruppe der "Schwachen" gehöre (und davor auch nicht davonlaufe), habe ich eben eine "Schwäche" für die schwachen Glieder unserer Gesellschaft...

von Kacenka am 09.04.2014, 15:56



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Ihr habt recht gut beschrieben, was ich die ganze Zeit als Gefühl hatte - ohne es beschreiben zu können - und mich verleitet hat auf Ina`s Post entsprechend zu reagieren und auch diesen Thread hier aufzumachen. Es ist für mich - genauso wie für Euch - schlichtweg keine Entscheidung und erst recht kein Diskussionsthema sondern einfach nur selbstverständlich, dass ich mit meinem Kind meine Muttersprache spreche. Ich denke, dies ist für jede Mutter und jeden Vater genauso selbstverständlich - mit vielleicht einigen, wenigen Ausnahmen. Unterschied dabei ist: die eine Mutter lebt in dem Land ihrer Muttersprache, ich tue das nicht. Nun wenn ich aber von "netten" Familienmitglieder oder Freunde vermeintlich witzige Sprüche wie "was sprichst Du denn komisches zum Kind" oder "wie soll denn das Kind je sprechen lernen wenn Du so komisch mit ihm sprichst" und ähnliches höre, dann finde ich das schlicht verletztend. Am liebsten würde ich fragen: "sprichst Du denn nicht in Deiner Muttersprache mit Deinem Kind? Ich tue doch auch nichts anderes", mache es meist des lieben Friedens wegen aber doch nicht. Wenn dann noch hier - vermeintlich - Ansätze formuliert werden die Zweisprachigkeit als Problem darstellen und für schulische Probleme verantwortlich machen - bzw. die Posts so verstanden werden können, dass sie dies ausdrücken wollen - dann werde ich in der Tat recht emotional.

von Fuchsina am 10.04.2014, 01:23



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Hier: http://www.rund-ums-baby.de/aktuell/Wie-sollen-die-Kinder-noch-gutes-Deutsch-lernen_606712.htm Ich hoffe, der Link leitet direkt zu Golstars weiter, die dann einige Beiträge später, selbst auf einen Fehler aufmerksam gemacht, behauptet, Deutsch sei "nur" ihre Vatersprache. Bin gerade schon wieder in Rage.... habe jetzt noch einen unangenehmen Auftrag vor mir, da paßt das ja... Gruß Ursel,DK

von DK-Ursel am 10.04.2014, 09:40



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hallo DK-Ursel, meine Mann ist ja nun auch zweisprachig aufgewachsen, aber für ihn ist es irgendwie natürlicher deutsch zu sprechen, auch mit den Kindern. Auch wenn er beides gleich gut kann.Selbst im Urlaub in DK und auf den ganzen Familienfeiern, ist es für ihn selbstverständlicher deutsch mit ihnen zu sprechen. Was denkst Du, wie würden Deine Mädels, wenn sie hier in D leben, oder aber auch in DK, mit ihren Kindern sprechen? Mein Mann hat ja gleich viel Zeit in beiden Ländern verbracht. Interessierte Grüße maxikid

von Maxikid am 10.04.2014, 11:01



Antwort auf Beitrag von Maxikid

Hej Maxi! ich bin in zahlreichen Mehrsprachenforen unterwegs und kenne daher auch durchaus Mütter/Väter, die nicht die eigentliche Muttersprache mit ihren Kindern sprechen. (Ich kenne sogar einen Hamburger hier, dem ich erst sehr spät anmerkte, daß er kein Däne ist und der sogar MICH amTelefon(!) erstmal dazu brachte, Dänisch mit ihm zu reden. ) Weil sie eben eine andere als"Muttersprache" empfinden, warum auch immer. Das hat aber wiederum weniger mit praktischen Überlegungen als mit dem Wohlbefinden in der Sprache zu tun und widerspricht meinen grundsätzilchen Anmerkungen nicht. Abgesehen davon haben Männersowieso überwiegend (auch da kenne ich rühmliche Ausnahmen) ein geringeres Interesse für Sprache als solche - für sie ist das Kommunikationsmittel -Schluß-Punkt.. Wieso - glaubst Du - tauschen sich auf solchenListen oder überhaupt in Foren meistens Frauen aus?? Wieviel Dänisch kannst Du??? Auch das ist bei vielen ein Grund, nicht die 2. Muttersprache einzusetzen, denn vielen ist das dann zu mühsam, zu traurig für den Partner etc. Und daß zweisprachig aufgewachsene Kinder sich da womöglich entscheiden müssen - zumindest, wenn sie ihren zweisprachigen Kindern ihre 2.Muttersprache beibringen wollen, ist ja klar, die haben nunmal 2 Muttersprachen. Die Entscheidung hängt dann aber von sehr vielen anderen Faktoren AUCH ab. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 10.04.2014, 11:12



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hallo Ursel, hab Dank für Deine Antwort. Ich kann dänisch gut verstehen, aber beim Sprechen hapert es an der Übung. Mein Mann spricht mit seinen Brüdern immer deutsch, auch wenn sie bei ihrer Mutter zu besuch sind. Mit seiner Mutter redet er mal so und mal so. Und auf den Familienfesten, ist es bei ihm auch sehr gemischt, kommt aufs Gesprächsthema an. Gruß maxikid

von Maxikid am 10.04.2014, 11:33



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Du hast absolut recht in dieser Sache und doch ist es schier unmöglichh, das Leuten zu vermitteln, die eben die Situation nicht aus eigener Erfahrung kennen. Hinzu kommen unzählige "Aussiedler" in Deutschland (sicher auch anderswo), die sich - aus meiner Sicht absurderweise - nicht so verhalten wie Du und tatsächlich lieber deutsch mit ihren Kindern sprechen, obwohl sie in dieser Sprache zwar flüssig sind, aber einen Akzent haben und auch grammatische Fehler vorkommen. die bestätigen ja der Mehrheit noch, dass das "vernünftiger" ist. Diese Studien, die da zitiert werden, von wegen "typische Grammatikfehler" usw. überraschen doch niemanden wirklich, oder? Ich meine, wer hat denn mal eine Studie darüber gemacht, welche typischen Probleme Kinder im Deutschunterricht haben, wenn sie bayrischen, sächsischen oder berlinerischen Dialekthintergrund haben?! Klar gibts da Interferenzen, ist doch logisch, das hätte ich denen aus dem Stegreif prognostizieren können und zwar ganz umsonst, ohne öffentliche Gelder zu verschleudern :-) Aber auf die typischen Dialektprobleme der "Mehrheit" wird eben in den Lehrbüchern auch gleich von Anfang an eingegangen (jeder Deutschlehrer hat ein Grundwissen in deutscher Dialektologie) - wer zeigt mir die Deutschübungen speziell für Kinder mit Türkisch, Russisch, Rumänisch oder was auch immer als Elternsprache? Zumindest bei den Türkischmuttersprachlern wäre es ja durchaus machbar, solchen Unterricht zu gestalten, die Gruppen wären oft gross genug, dass es sich "lohnen" würde. Aber zeig mir die Deutsch-Grundschullehrer mit Sprachkenntnissen im Türkischen, wie viele haben die pro Schule in den entsprechenden Stadtvierteln? Und nichtzuletzt: in Kanada haben sie in den 70ern auch solche "wissenschaftlichen" Studien gemacht, die "bewiesen" wie schädlich die französisch-englische Zweisprachigkeit für die schulischen Leistungen sind. Dann haben sie aber später festgestellt, wo es wirklich hakte: wenn man den französisch-Kanadiern nämlich anständigen Französischunterricht ermöglichte, wurde - Oh Wunder! - plötzlich ihr Englisch auch viel besser! Aber das wäre ja dann - übertragen auf die Situation in Deutschland mit seinen bunten Migrantengruppen - nun wirklich zu teuer und überhaupt - wer soll solchen Unterricht in einer fremden Sprache auch noch inhaltlich unter Kontrolle behalten, nicht wahr?! Bevor die Notwendigkeit für türkischen Lese- und Schreibunterricht als Grundangebot für türkische Kinder in Neukölln von der ersten Klasse an (und zwar damit all die super gemeinten Förderstunden in Deutsch überhaupt auf fruchtbaren Boden fallen können!) in die Köpfe deutscher Beamter sickert, wird wohl noch viel Zeit vergehen und die Lage sich um vieles zuspitzen müssen. Ich glaube nicht, dass ich sowas noch erleben werde, leider. Trotz der derzeitigen Mode der frühkindlichen Fremdsprachenförderung (die ich widerum kritisch sehe...). Naja, aber dann denke ich wieder an unseren Professor, der sagte so treffende Sätze wie: "Es gibt keinen Sprachkontakt ohne Sprachkonflikt!" "Man lernt eine Sprache nur, wenn man es muss." Und: "Würde man nur danach gehen, welche Sprache für ein Kind nützlich ist, müssten wir ja alle Englisch mit unseren Kindern sprechen. Warum nur macht das kaum jemand?" Die Sprachenvielfalt ist eben - trotz der grossen Zahl weltweit bedrohter Sprachen - nicht auszurotten :-) K

von Kacenka am 10.04.2014, 16:02



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Hej Kacenka! "Die Sprachenvielfalt ist eben - trotz der grossen Zahl weltweit bedrohter Sprachen - nicht auszurotten :-)" Daran sind wir hier alle ja "schuld", denn wir können eben nicht anders, trotz vieler andersgearteter Tips und Forderungen, s. u. die Diskussion im Aktuell, auf die ich ja bereits verwies. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 10.04.2014, 16:10



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Ohne mich an der Diskussion in der einen oder anderen Richtung beteiligen zu wollen, ein Beispiel aus meinem unmittelbaren Umfeld: Eine türkische Familie, Vater spricht gut Deutsch, die Mutter dafür gar nicht, zieht in ein rein deutsches Wohnviertel. Sohn kann kein Deutsch und kommt mit 5 Jahren in den Kindergarten. Innerhalb weniger Wochen spricht er gut Deutsch, absolviert die Grundschule mit hervorragenden Noten und geht später sehr erfolgreich auf's Gymnasium. Silvia

von Silvia3 am 12.04.2014, 05:12



Antwort auf Beitrag von Silvia3

Genau Silvia! Davon gehe ich einige Beispiele --- persönlich und von Foren/Listen wie diesem. Mein Patensohn ist auch so einer --- die (dän.) Erzieherinnen waren skeptisch, meine Freundin zuversichtlich, und nach wenigen Wochen plapperte der Knabe beide Sprachen fließend. Heute brilliert er auch in der Schule.. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 12.04.2014, 10:07



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hallo, Ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen, möchte aber dennoch etwas dazu sagen. Ist leider nur die eigene Erfahrung, einen wissenschaftlichen Artikel kenne ich dazu nicht. Ich bin im Auslland geboren und wir sind erst nach Österreich gezogen da war ich 4 Jahre alt. Da hat keiner bei uns Deutsch gesprochen vorher. Ich kam im Herbst direkt in den Kindergarten und zu Weihnachten habe ich ganz gut Deutsch gesprochen. In der Volksschule war ich dann auch in Deutsch Klassenbeste. In der AHS war Deutsch dann zwar nicht mein Lieblingsfach, aber auch eher wegen den literarischen Inhalten, die ich weniger spannend fand als beispielsweise Naturwissenschaften. Mein Deutsch war aber auch in der AHS ausreichend um bei Schreibwettbewerben die vorderen Plätze zu ergattern und auch mal was zu veröffentlichen. Mittlerweile ist Deutsch definitiv meine Muttersprache, meine 'ursprüngliche Sprache' kann ich zwar sehr gut, aber leider nicht so gut wie Deutsch. Ähnliche Beispiele habe ich noch einige in meiner Umgebung. Teilweise sogar mit 3 oder 4 sprachigen Kindern.

von Indigo86 am 04.05.2014, 16:50