Mehrsprachig aufwachsen

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Geschrieben von Dor am 03.05.2014, 19:29 Uhr

Ich wohne in einer zweisprachigen Stadt...

Und unterrichte an einem Gymnasium (Gymnasium ist hier erst ab 16 Jahren), allerdings nicht Sprachen. Was mir sehr oft auffällt sind die Aussagen der Sprachenlehrer, z.B. sagt der Deutschlehrer, dass XY wohl Muttersprache Französisch hat, der Französischlehrer sagt dann, nein ich denke XY hat Muttersprache Deutsch.

Logische Konsequenz: XY wirkt weder muttersprachlich in D noch in F, dabei spricht und schreibt XY beide Sprachen auf sehr hohem Niveau. Ich erlebe das bei meinen Schülerinnen und Schülern weniger stark, weil sie bei mir in einer formalen Sprache reden und arbeiten.

Kennt Ihr dieses Phänomen aus anderen zweisprachigen Städten auch, oder gibt es hier jemanden, der das für sich selbst so erlebt, beide Sprachen auf hohem Niveau zu beherrschen, aber eben keine hundertprozentig sattelfest betreffend Vokabular und Ausdruck?

Grüsse, Doris

 
8 Antworten:

Re: Ich wohne in einer zweisprachigen Stadt...

Antwort von DK-Ursel am 03.05.2014, 21:42 Uhr

Hej Doris!

Das sind ja interessante Beobachtungen!
ich behaupte ja immer, aß man meinen Kinder nnicht anmerkt, daßsie in DK geboren und aufgewachsen sind - und in Dtld. wird mir das auch immer wieder bestätigt.
Beide sprechen deutsch auf sehr hohem Niveau, genau wie ihre andere Muttersprache, Dänisch.
Aber waskleine Fehler angeht:
Wer genügt denn diesem Abnspruch immer und überall, auchals iensparchiger Muttersprachler:
"aber eben keine hundertprozentig sattelfest betreffend Vokabular und Ausdruck?"
Meine Töchter SIND grammtaikalisch sehr sattelfest, was die schwierigere dt. Grammatik angeht, aber selbst wenn das anders wäre --- ich weiß, daß kleine Fehler doch ruckzuck verschwänden, wenn sie in der. dt. Sprache lebten.
Darum übershe ich manchenrechtschreibfehler der einen Tochter großzügig.

Trotzdem finde ich Deinen Beitrag interessant - ganz neuer Aspekt!
Gruß Ursel, DK

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@Ursel

Antwort von Dor am 04.05.2014, 16:06 Uhr

Hallo

Bei uns ist es auch so, dass man den Kinder in beiden Sprachen nichts anmerkt. Ich denke aber, dass das damit zusammenhängt, dass mein Mann und ich zu Hause nur D sprechen. Wie wäre das, wenn nur ein Elternteil Deutsch sprechen würde? Wäre das Deutsch dann wirklich astrein und auf hohem Niveau?

Das ist hier bei meinen Schülern nämlich der Fall, es herrscht in der Stadt oft eine wilde Mischung. Die Schule ist zweisprachig, einige Klassen sind zweisprachig, Informationen ebenfalls.

Unsere Kinder haben im Deutschen immer noch einen grösseren Wortschatz als in F, sie sind aber erst 12 und 9. Das wird sich vermutlich noch ändern, weil sie älter werdend dann noch mehr ausser Haus sein werden.

Gruss, Doris

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Re: @Ursel

Antwort von DK-Ursel am 04.05.2014, 20:54 Uhr

Hej Doris!

nein, natürlich wärte das anders, ich kenne etliche zweisprachige Kinder, deren 2. Muttersprache längst nicht so gut ausgeprägt istwie die Umegbungssprache.

Bei meiner Cosuine (Englisch-Deutsch) liegt es daran, daß die größeren Kinder die Sprache der Mutter alsbabysprache mepfanden -sie hat dannwirklich nur noch mit den kleinenKidnern deutscg gesprochen,die Großen sprachen undsprechen nglisch auch heutenoch mit ihr, auch,wnendie nicht englisch-sprechendengroßeltern (in Dtld.!) dabeisind.
Für mich unedenkbar!

Oder ich kenne die Kinder, die beim Muttersprachenunterricht der Großen kamen und teilw. damals älter als sie waren, aber durchaus von ihr hätten lernen können.
Warum die2.Muttersprache weniger gut ist als die Umgebungsprache, kann viele Gründe haben - und ich habe wohl nicht gesagt, daß es überall so gut wie bei uns läuft.

Bei Freunden, die zuhause nur Deutsch sprechen, da beide Eltern Deutsche sind,sind beide Sprachen ebenso gut wie bei uns -klar.


Also, ich bin ja nicht uneinig mit Dir.
Aber ich finde dennoch,daß derBericht von einer zweisprachigenStadt interessant ist...

Gruß Ursel, DK

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Ich finde das auch interessant! Hm... kann es vielleicht sein...

Antwort von MM am 05.05.2014, 19:14 Uhr

... dass es auch eine Wahrnehmungssache von seiten der Lehrer ist? Ich meine, jeder Lehrer achtet besonders auf "seine" Sprache, ist da akribisch und sucht quasi Fehler - und schiebt es dann, vor dem Hintergrund der zweisprachigen Realität in eurer Stadt - darauf, dass das Kind wohl die jeweils andere Sprache als Muttersprache haben müsse...?

Wäre das woanders, in einer nicht-zweisprachigen Stadt, gäbe es diese Erklärungsmöglichkeit so nicht - und dann würden die Lehrer vielleicht generell über das sinkende Sprachniveau der "heutigen Jugend" lamentieren oder den Niedergang der deutschen Sprache bejammern, die niemand mehr richtig beherrscht, auch die Muttersprachler nicht... (siehe "Aussterben des Dativs" und andere Phänomene)... ;-)))

Keine Ahnung, fällt mir nur so ein...

Denn "hundertprozenzig sattelfest" ist, denke ich, niemand - auch nicht in seiner eigenen Sprache. Da ist man zwar i.d.R. am sichersten, aber Fehler kann man auch da machen, z.B. bestimmte Wörter nicht kennen oder falsch gebrauchen, Gross- und Kleinschreibung, falsche Anwendung der Fälle, neue Unwörter wie "Bespassen"... "mögen" statt "wollen/möchten" usw. Vielleicht ist der Masstab in einer zweisprachigen Gegend nur strenger,gerade bei Lehrern weil man bei Schwächen in einer Sprache darauf verweisen kann, dass ja bestimmt "die andere" Sprache die stärkere ist...?

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Re: Ich finde das auch interessant! Hm... kann es vielleicht sein...

Antwort von Dor am 06.05.2014, 14:40 Uhr

Das kann natürlich durchaus sein, dass man in einer zweisprachigen Stadt genauer hinsieht!

Die besagten Lehrer sprechen allerdings nicht von den Bäumchen und Blümchen, die man dann meist nur in einer Sprache namentlich kennt, sondern eben wie du ansprichst Audrucksweise, Vokabular, teilweise auch Textverständnis, usw...

Die Schüler sind ja auch nicht gezwungen, jedes Wort in der anderen Sprache zu kennen, sie sagen es dann oft einfach in der Sprache, in der sie es eben kennen, und da es jeder versteht, ist es auch für Niemanden ein Problem.

Mich würde ja mal die Sicht eines Sprachwissenschaftlers dazu interessieren.

Grüsse,
Doris

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Re: Ich finde das auch interessant! Hm... kann es vielleicht sein...

Antwort von Kacenka am 06.05.2014, 15:28 Uhr

schwer zu beurteilen. Sind denn die Lehrer selber mehrsprachig aufgewachsen? Und was heisst bei denen denn "Muttersprache" eigentlich? (Ich habe auch schon von einer Soziolinguistikstudie gehört, in der die Probanden/Informanten u.a. gefragt wurden, ob sie schon einmal ihre Muttersprache gewechselt haben.)
Wenn es nicht so sehr um den Wortschatz geht (wobei Ausdrucksweise ja auch wortschatzgebunden ist und Vokabular nichts anderes ist als Wortschatz), was genau wird denn bemängelt? Wenn der Schulunterricht gleichwertig in mehreren Sprachen läuft, ist das ja auch noch mal eine ganz spezielle Situation, da müsste man schon genau hinsehen, was von den Schülern erwartet wird und wieviel sie wann und wo in welcher Sprache sprechen/schreiben/lesen. Die gesamte Schulzeit entwickelt sich ja das Sprachvermögen noch intensiv weiter, mit der sogenannten Allgemeinbildung kommt auch ein allgemein erwartetes Repertoir an Formulierungen, Grammatik, Fachbegriffen... Und schliesslich braucht es, um so etwas zu beurteilen, doch mehr als eine Handvoll Schüler und deren sprachliche Entwicklung innerhalb dieser spezifischen Situation - zweisprachige Stadt, mehrsprachige Familie, mehrsprachiger Unterricht... Ich kenne keine Studie, die so eine Situation schon mal untersucht hätte, bin aber auch nicht so sehr spezialisiert auf dem Gebiet - meine Spezialstrecke ist eine andere im Bereich der Sprachwissenschaft und Mehrsprachigkeit interessiert mich mehr "nebenbei" aus persönlichen Gründen.
Andererseits sehe ich auf dem Gebiet der Mehrsprachigkeitsforschung noch viele andere offene Fragen. Sprachliche Entwicklung - egal ob ein- oder mehrsprachig - ist eben auch eine sehr individuelle Sache, man kann da schlecht verallgemeinern, weil sich gar nicht alle Faktoren immer so kontrollieren lassen, die hier hineinspielen.

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Re: Ich finde das auch interessant! Hm... kann es vielleicht sein...

Antwort von DK-Ursel am 06.05.2014, 17:00 Uhr

Hej nochmal!

ich finde sauch etwas gewagt, so eine Aussage wirklich zu treffen.
Wir wissen doch alle,die wir mehrsprachig erziehen,daß sich selbst Geschwisterkinder auf unterschiedlichsten Nibveaus bewegen, und dies nicht nur, weil sie als Erstgeborene die Nichtumgebungs-Sprache mehr gehört haben oder als Zuletztgeborene eben gerade nicht.
Sonder eben auch,weil bei einem Kind das Interesse, die Begabung, das Medium mehr Sprtache ist und beim anderen nicht - das hat andere Prioritäten und kann sich darum trotzdem guta usdrücken:
nur ein facettenreicherer Stil wie beim anderenKind ist da eben nicht - wei ler auch nicht benötigt und deshalb "gesucht" wird.

Wenn ich so nachdenke, was eben oft auf die Mehrsprachigkeit geschoben wird, dann kann man eben oft nur staunen, denn viele einsparchige Kinder kämpfen genau mit denselben Problemen, nur muß die ursachenforshcung da anderslaufen

Was wäre wohl, wenn die Beurteilenden nicht wüßten, daß ihre Schüler mehrsprachig sind?
Wieviele davon sind womöglich doch nicht in einer zweisprachigen Stadt aufgewachsen, sondern nur zugezogen - und wann?
Und wie wirkt sich das aus?
Welche Sprache wird zuhause prioritiert - nnhängt doh auch davon ab,welche Sprachen die Eltern sprechen...

Also, ich glaube, letztendlich ist das schwer festzulegen.
Aber ein interessanter Aspekt ist das allemal!

Gruß Ursel, DK

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Re: Ich wohne in einer zweisprachigen Stadt...

Antwort von isabelita am 25.05.2014, 19:31 Uhr

Hallo!
Was ich mir vorstellen könnte, dass das Leben in einer solchen zweisprachigen Stadt oftmals zu dem sogenannten Semilingualismus führen könnte, also der doppelten Halbsprachigkeit. Da du ja bereits auch geschrieben hast, dass es nicht wirklich erwartet wird, dass die Kinder unbedingt alle Wörter in beiden Sprachen können. Denn falls sie wirklich mal das Wort nicht in der einen Sprache wissen sollten, wird es einfach in der anderen Sprache benutzt.
Jedoch könnte ich mir auch vorstellen, dass es in einer zweisprachigen Stadt auch öfter dazu kommt, dass sich im familiären Bereich auch eine sogenannte Mischsprache entwickelt. Du weißt ja nicht, in welcher Sprache die Eltern zuhause mit ihren Kindern sprechen. Ist auch möglich, dass sich im Laufe des Lebens der Eltern sich eine sogennante Mischsprache entwickelt hat, die sie nun an ihre Kinder weitergeben. Hierbei werden ja Eigenschaften (also Grammatik, Satzbau, Ausdrucksweise usw.) jedoch auch Wörter der einen Sprache in die andere Sprache übernommen. Dies geschieht meist durch intensiven Kontakt zweier Sprachen (was ja in eurer Stadt gegeben ist) und manche Leute einfach nicht mehr zwischen den 2 Sprachen unterscheiden und in ihrer Umgebungssprache diese zwei Sprachen zu einer "neuen" Ausgangssprache vereinen und somit auch nicht jedes Wort in beiden Sprachen kennen müssen.Dies führt dann bei den Kindern auch zu dieser "doppelten Zweisprachigkeit", wodurch das Kind einige deutsche Strukturen im Französischen behält (auch wenn es sich im Unterricht konzentriert NUR Französisch zu reden), jedoch im Deutschen auch einige französischen Strukturen behält, wodurch die Sprachlehrer denken, das jeweils die andere Sprache die Muttersprache des Kindes sei.

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