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Ich hätte da mal eine theoretische Frage

Thema: Ich hätte da mal eine theoretische Frage

Hallo, ihr Lieben, mein französischer Mann und ich leben zur Zeit in Frankreich. Unsere große Tochter ist fast 4 Jahre alt und kaut uns sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch die Ohren ab. Ihr Deutsch ist dabei um Welten besser, ihr Wortschatz ist beeindruckend und ihre Grammatikkenntnisse übersteigen gelegentlich meine. Ich bin Bayerin. ;-) Doch auch ihr Französisch ist nicht schlecht und seit sie halbtags in die französische Vorschule geht, macht sie täglich enorme Fortschritte. Zu Hause spricht der Papa ausschließlich Französisch mit den Kindern, immer mehr auch mit mir. Ich selbst spreche den ganzen Tag über Deutsch, ertappe mich aber dabei, meinem Mann abends hin und wieder auf Französisch zu antworten. Das nun zur Ausgangssituation. Möglicherweise werden wir nicht für immer in Frankreich wohnen und daraus ergibt sich meine theoretische Frage, die keine aktuelle Bedeutung für uns hat, die mich aber doch neugierig auf eure Antworten macht. Würdet ihr die Familiensprache in Deutschland ändern, d.h. sollten wir dann ausschließend Französisch zu Hause sprechen? Es ist klar, dass es sehr viel schwieriger würde, die französische Sprache in Deutschland zu pflegen. Mein Mann würde - wie auch hier- tagsüber arbeiten und damit wäre der französische Zeitfaktor sehr gering. Na, und ich müsste mich gerade auch nicht furchtbar zwingen, in einer Sprache zu sprechen, die nicht meine Muttersprache ist. Allerdings mache ich natürlich hin und wieder Fehler und habe einen enormen Akzent. Was wiederum vielleicht gar nicht gut wäre ... Hmm, kompliziert die Sache. Was meint ihr denn nun dazu? Liebe Grüße aus dem grauen Paris, Isi.

von isi1980 am 23.03.2016, 18:23



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Ähhm, auch wenn es so klingt. Wir mischen die Sprachen nicht. Wir führen die eine Diskussion in der einen, die andere Diskussion möglicherweise in der anderen Sprache. Ich werde in Zukunft aber wieder mehr darauf achten, nur Deutsch zu sprechen. Aber das gehört ja auch gar nicht zur Frage.

von isi1980 am 23.03.2016, 18:30



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Hej ! Ja, wen nich umdrehen könnte (Macht der Gewohnheit), würde ich dann in Dtld. auf die Nicht-Umgebungssprache wechseln. Wie Duselbst schreibst,. wäre dan nder franz. Einfluß sehr begrenzt. Das wird übrgens, egal wo, mit zunehmendem Alter der Kinder immer mehr so - sie wollen oder können (aus Zeitgründen) irgendwann (bei uns mitca. 12 J.) nicht mehr vorgelesen bekommen, es kommen immer mehr (bei und : dänische) Freunde zu Besuch, für die ich dann auch Dänisch sprach, sie bleiben über Nacht, ein Wochenende - oder die eigenen Kinder sind eben bei diesen Freunden ,auch über Nacht, ein Wochenende etc.--- der Einfluß wird also geringer und man muß die Chancen dort ergreifen, wo sie sind. Von daher nochmal: Ja, ichw ürde die Sprachsituation unmdrehen und dann Dänisch - bei Euch französisch- zu Familiensprache machen. Noch aber ist da Deutsch bei Euch besser angesagt. Familiensprache = Nicht-Umgeungssprache erhöht logisvcherweise den Input in genau der Sprache, die über kurz oder lang schwächer wird, weniger genutzt wird, daher. ich müßte mir sicher sehr viel Mühe geben, aber ich würde es tun. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.03.2016, 20:35



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... für deine Antwort, Ursel. Momentan flutscht das Französisch leicht aus mir heraus. So gesehen hätte ich wohl kein Problem damit, in Deutschland Französisch mit den Kindern zu sprechen. Nur was ist, wenn sie dadurch mit meinen Fehlern und meinem Akzent konfrontiert werden? Besser als gar kein Französisch zu hören und zu sprechen? Liebe Grüße aus dem eher grauen Paris, Isi.

von isi1980 am 24.03.2016, 10:28



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Hej Isi! Wieviel Zeit hätte Dein Mann für die Kinder? Wir haben es ja auch so gemacht, daß unsere Familiensprache hier in DK Deutsch ist. Mein Man nspricht es fließend, aber nicht fehlerfrei - keins der Kinder ist dadurch beeinflußt. Ihr könnt und werdet Französisch dann ja sicherlich durch anderes ergänzen - Lieder, Filme, TV, etc. Ich habe noch nie wirklich gehört, daß Kinder durch den Akzent oder Fehler eines Ehepartners schlechter gesprochen hätten --- solange sie nicht nUR dem ausgesezt sind. Übrigens: Die Alternative wäre ja in der Tat "gar nchts", und da von nichts nichts kommt, kannst Du Dich doch selber fragen, was Du lieber möchtest. Selbst wenn ein Akzent oder Fehler hier und da aufträte - wäre das nicht besser als nichts? Sprechen wir nicht jede Fremdsprache sowieso so? Muttersprache jedoch lernen sie vom Vater und seinem Input - und Du ergänzt, indem Ihr Französisch zur Familiensprache macht. Familiensprache heißt ja sowieso nur, daß Ihr gemeinsam diese Sprache - z.B. beim essen habt. Bei uns geht das ziemlich kreuz und und quer - Vater dänisch, Mutter deutsch, Kinder je nachdem, wer sie gerade anspricht bzw. auf was sie antworten. Der dt. Input des Vaters häklt sich da trotz allem noch in Grenzen. Genauso wäre also dein franz. Inpuit gering gegenüber dem ,was Dein Mann zu "leisten hätte". Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 24.03.2016, 10:36



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Ich wuerde Kind nach Moeglichkeit auf eine zweisprachige Schule schicken und Kontakt zu franzoesischen Muttersprachlern suchen.

von germanit1 am 24.03.2016, 17:00



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Ich habe auch einen starken Akzent in der Sprache meines Mannes und mit unseren damals kleinen KIndern nur deutsch gesprochen. Aber als sie älter wurden und deutsch zu stark wurde haben wir alle abends in der Sprache meines Mannes gesprochen und meinen Kindern hat mein Akzent überhaupt nicht mehr geschadet. Ich will damit nur sagen, deine Kinder werden größer und wenn ihr in ein paar Jahren zurück nach D kommt, sind deine Kinder so gefestigt im Französischen, dass dein Akzent mit Sicherheit keine (negativen) Auswirkungen haben wird.

von Aprilbaby am 27.03.2016, 20:55



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Muss es zwingend eine Familiensprache geben? Ich denke sowas ist vielleicht sinnvoll wenn die Partner sich nur über eine dritte Sprache verständigen können. Wenn beide Partner und die Kinder beide Sprachen können, muss nicht unbedingt eine Familiensprache sein. In unserem Fall reden wir alle Bund gemischt, da sowieso jeder alles versteht. Es gibt also keine Familiensprache (wenn dann 2, dt und frz ) Natürlich soll die Nicht-Umgehung Sprache mit allen möglichen Mitteln gestärkt werden (Kultur, Kontakte. ..) aber nicht unbedingt durch eine Familiensprache.

Mitglied inaktiv - 30.03.2016, 00:44



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Hej ! Nö - muß es nicht. es gibt so viele Varianten bei der mehrsprachigen Erziehung wie Familien, denn nur so klappt es doch wie selbstverständlich und natürlich, nicht, indem man Regeln aufstellt und Prinzipien, um sie einzuhalten. Natür lich eine reine Familiesprache nur die, die dann z.B. Tisch alle sprechen,w eil sie alle verstehen. Z.B. die Umgebungssprache, weil der Ehepartner die Nicht-Umgebungssprache (im Gegensatz zu den Kindern) nicht versteht. Oft aber ist die Familiensprache eben aufgeweicht, vermischt, so wie Du das ja auch erzählst. Bei uns ist es so, daß mein Mann und ich Deutsch (in DK) miteinander reden. D.h. er spricht nur Dänisch, wenn er die Kinder anspricht - das muß er mir natürlich nicht mehr übersetzen, darauf reagiere ich ggf. auch direkt, aber auf Deutsch. Was er dann wieder auf Dänisch kommentieren könnte... und die Kinder mittendrin wechseln hin und her, je nachdem, wem sie gerade antworten. Besuchern hat dann immer der Kopf geschwirrt, aber das funktioniert wudnerbar. Aber, Du hast schon Recht: Es MUSS keine Familiensprache geben,die man ausschließlich benutzt. Wir schreiben das wohl oft udn meinen dann so ein Gemisch, in dem tunlichst die Nicht-Umgebungssprache auch fleißig einfließt, damit die soviel wie möglich Zeit bekommt udn "geübt" wird. Gru ßUrsel ,DK

von DK-Ursel am 30.03.2016, 15:14



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Danke Ursel ich werde oft gefragt welche Familiensprache wir denn hätten und ich weiß nicht was ich antworten soll. Bei uns ist es sowie bei euch, nur dass mein Mann meine Sprache (frz) sehr gut beherrscht. Ja ich denke dieses Kreuz und Quer schadet für die Sprache nicht. Und auch das mit dem Akzent schadet nicht das glaube ich auch nicht. Ein Aspekt fällt mir noch ein für die AP. Ich würde auch gucken, ob es für mich wichtig ist, die Fremdsprache täglich zu pflegen, etwa für den Beruf. Wenn nicht dann würde ich vielleicht doch weiterhin dt reden, je nachdem wieviel Input die Kinder sonst so kriegen können und wie sie in frz. gefestigt sind.

Mitglied inaktiv - 30.03.2016, 17:09



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Hej nochmal! Mein Mann spricht auch (meine Sprache (Deutsch) fließend, jedoch mit kleinen schönheitsfehlern. Die haben aber ebenso wenig wie sein Akzent dazu geführt, daß die Kinder etwas davon angenommen haben - sowas habe ich auch noch nie gehört. Letztendlich hörten sie Deutsch von ihm ja auch nur, wenn er mit mir direkt sprach. Es ist immer wichtig, der Nicht-Umgebungssprache soviel Raum und Zeit wie möglich zu geben, weil der Einfluß i mlaufe der Jahre abnimmt. Eben wei ldie Kinder nicht mehr soviel zuhause sind oder dann auch Kinder dabei haben, die nur di Umgebungssprache können. Voon daher: Soviel wie möglich in der Sprache, die die Umgebung nicht liefern kann. Wer fragt Dich denn nach der FAMILIENsprache? Ich wurde höchstens (mal mehr, mal weniger erstaunt) gefragt, o bwir (immer noch???) Deutsch zuhause reden. Der Begriff Familiensprache ist einsprachigen Menschen ja eher unbekannt -die befassen sich ja selten damit, wie und wieviele Muttersrachen Kinderl lernen können. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 30.03.2016, 17:19



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Ich werde öfters gefragt welche Sprache wir zu Hause sprechen. Leute sind meistens sehr neugierig und wenn sie sehen wie gut es klappt fragen sie wie wir es handhaben. Also ich merke meistens gar nicht mehr welche Sprache nun gesprochen wird. Ich versuche konsequent frz. zu sprechen, mein Mann (Deutscher) mischt, wobei es natürlich nicht innerhalb eines Satzes passiert. Die Kinder sprechen überwiegend die Umgebungsprache (dt); wenn es darauf ankommt (z. Bsp mit meinen Eltern) sprechen sie dann ziemlich gut ihre Muttersprache. Dass ich konsequent frz. rede geht ein bißchen zu Lasten meiner dt Sprache (bin in Dt seit 20 Jahren, habe aber immer noch einen starken Akzent und mache einige Fehler). Aber mir ist halt total wichtig, dass ich den Kids soviel Input wie möglich gebe.

Mitglied inaktiv - 30.03.2016, 23:17



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Hej nochmal! Ahja, auf diese Art, das kenne ich auch - wie wohl die meisten, die in bilingualen Familien leben. Daß Du soviel Input geben willst wie möglich, ist doch gut und richtig. Ich weiß auch,d aß mein Dänisch sicherw eitaus besser wäre, wenn wir Dänischg als "Familiensprache" gehabt hätten. Wennw ir bei unserem Unzug aus Dtld. umgeschaltet hätten auf Dänisch,d amit ich die Sprache noch schneller drauf habe. Aber letztendlich hat es sich für die kinder als gut erwiesen und meinem Dänisch so gesehen auch nicht wirklich egschadet. Eine meiner Freundinnen ist Pädagogin und meinte Ostern erst, daß sie ihren ausländischen Eltern im KIGA immer wieder sagen,s ie solltend och bitte ihre Muttersprache zuhause sprechen, denn nur da geben sie ihren Kindern mit, was diese sprachlich brauchen: Sprachphantasie, die Möglichkeit zu sehen, zu welche Facetten Sprache möglich ist etc. Genau was ich sage: Wenn ich mit meinenm Dänisch reden würde, mit meinem heutigen Niveau (was ic h ja auch noch nicht voh mehr als 20 Jahren hatte), dann würde ich ihnen doch ein weitaus begrenzteres Sprachbild mitgeben - ich würde ihre abstrakt sprachlichen Möglichkeiten (für jede weitere Sprache auch) eingrenzen. Nicht wei lich deutsch spreche, schränke ich ihr Dänisch ein, sondern wenn ich Dänisch mit ihnen spräche, kämen wir ben nicht so "wweit rund". Bißchen schwierig zu verstehen, aber mein Dänisch ist bei aller güte dennoch niemals so differenziert, facettenreich, ... wie mein Deutsch. Ich war froh, das von ihr zu hören. Da hat soch doch einiges geändert in der dänischen Auffassung unter Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 31.03.2016, 23:07



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Das von der Pädagogin ist sehr interessant Danke dass du das hier weitergibst. LG Angie

Mitglied inaktiv - 01.04.2016, 13:25



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Hej nochmal ! Ja, das fand ich auch. Hier war sehr, sehr lange das Wort für "Zweisprachige" = tosprogede mehr ein Synonym für probleme: es war in den Nachrichten und im Sprachgebrauch der Politiker, folglich auch de rGesellschaft meistens verbunden mit Schwierigkeiten ind er Scule, soziale Brennepunkte, Kriminalität, etc. Wen nic auf Dänisch was zu mtehma Zweisprachigkeit googeln wollte, bekam ich erstmal massenhaft Artikel zu solchen Problemen - die "tosproegde" eben (angeblich oder auch nicht) verursacht hatten. Thema Sprache kam erst nach zig Seiten! Dabei ist das Wort in seiner Bedeutung eben gannz genau: zwei.-sprachig. (to =2, sprog = Sprache). Gleichzeitig war auch das Bewußtsein nochmal anders. Als meine Jüngste im KIGA der großen Schwester anfing und wir wieder rumgeführt wurden, erklärte uns die Päfdagogin stolz: Wir haben jetzt auch 3 zweisprachige Kinder! Damit meinte sie zwar, ioh Wunder für damailige Zeit, tatsächlich bilinguale Kinder, aber eben 1 aus dem früheren Jugoslawien und 2 aus der Türkei, die die dän. Sprache noch gar nicht konnten! Ich wies dann spontan darauf hin, daß sie das doch schon länger hatten: Meine große ist imemrhin fließend zweisprachig"! Meine Jüngste käme nun ja dazu - auch fließend, udn es gab noch ein dänisch-schottisches Mädchen ,auch fließend in beiden Sprachen. Öh, ja, --- so hattend ie das gar nicht wahrgenommen --- letztendlich bedeutete "tosproget" auch hier und ohne böse Absicht "mehr Arbeit", weild ie gemeinten Kinder ja erst Dänisch lernen mußten. Daß nun also sogar die andere Muttersprache ermutigt wird, daß die Kinder auch gern mal ein fehlendes Wort in dieser Sprache verwenden dürfen (ohne Angst zu haben, eine ablehnende Reaktion hervorzurufen), finde ich einen enormen Fortschiritt nid er dänischen Pädagogik in Sachen Mehrsprachigkeit. Diese Freundin, die eben auch Pädagogin ist, ist die Mutter unserer "3. Tochtrer", d.h. sie hat natürlich durch die Freundschaft unserer Töchter hautnah miterlebt, wie Mehsprachigkeit fuinktioniert. Dahers etzt sie das alles umso überzeugter und überzeugender um. Entschuldige den Exkurs in deinem Thread , Isi - ich hör auch schon auf. Ich fand es nur auch sehr interessant. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 01.04.2016, 16:16