Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

3-sprachige Erziehung?

Thema: 3-sprachige Erziehung?

Hallo zusammen, ich bin neu hier und hoffe ein paar Tipps und Anregungen zur mehrsprachigen Erziehung zu bekommen. In ein paar Tagen erwarten mein Partner (Däne) und ich (Deutsch) unsere erste Tochter. Wir werden zusammen in Dänemark wohnen und geplant ist, dass Papa mit ihr Dänisch und ich mit ihr Deutsch rede. Soweit sehe ich das auch als unproblematisch an. Nun ist es aber so, dass mein Partner und ich untereinander Englisch sprechen, zwar sehr gut aber kein muttersprachliches Niveau. Hat jemand Erfahrung mit einer vergleichbaren Situation? Ich mache mir ziemlich Gedanken, ob das Englisch als Familiensprache unser Kind total durcheinanderbringen wird, zumal es kein muttersprachliches Niveau hat, sondern eben nur fließend ist. Wir hatten auch an einen bilingualen Kindergarten ab 1 Jahr dänisch-englisch gedacht. Es wird aber in der Nähe unseres Wohnortes leider kein entsprechendes Angebot geben, so dass diese Option entfällt. Grundsätzlich kommen aber Deutsch, Dänisch und Englisch aus derselben Sprachfamilie, haben also auch viele Parallelen... Ich würde mich sehr über evtl. vergleichbare Erfahrungsberichte, Tipps und Anregungen freuen. Ganz herzlichen Dank im Voraus. Viele Grüße Nina

von Emilia2014 am 19.09.2014, 17:54



Antwort auf Beitrag von Emilia2014

Hej Nina! Wo in DK werdet Ihr leben? Ichhabe hier bei Aarhus 2 Töchter großgezogen, zusammen mit meinem dänischen Mann. Obwohl auchwir uns auf Englisch kennengelernt haben und langeZeit so miteinander kommunizierten, haben wir dann auf Deutsch als Familiensprache umgeschaltet und beibehalten, als die Kinder kamen. Dashat ganzsicher dazu beigetragen, daß beide Mädchendeutschsehr gut und fließend sprechen! Mein Mann hatte denVorteil,e rst einigeJahre mit mir in Dtld. gelebt zu haben, bevor wir nach DK zogenm und Kinder bekamen. Wieviel Deutsch kann Dein Mann - könntet Ihr das evtl.so anpacken? Oder könntet Ihrt jeder in seiner Sprache sprechen - so daß der andere erstmal nur passive kenntnisse haben muß? Wieviel Dänisch kannst Du, Du wirst es hier ja schnell lernen müssen, damit Du Dich integrieren kannst. Grundsätzlich geht es sowie Du schreibst auch. Aber natürlich, und das schneidest Du ja selber an, ist es eben nicht optimal, eineFremdsprache - wenn auch nur indirekt - weiterzureichen, die man selber nur halbwegs beherrscht. Trotzdem steht dem nichts entgegen, und wenn es die einzige Sprache ist, in der Ihr Euch derzeit gut verständigen könnt, dann ist das so und paßt auch so. Es kommt ja hauptsächlich darauf an, daß Ihr die beste Lösung für Euch findet,dann haltet Ihr es auch am selbstverständlichsten durch. Viel Glück für die nächsten Tage - held og lykke med det hele! Hilsen Ursel, DK

von DK-Ursel am 20.09.2014, 00:11



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Liebe Ursel, danke für Deine Antwort. Wir werden auf Sjælland in der Nähe von Holbæk wohnen. Englisch ist für uns aktuell am einfachsten, da wir es beide "im Schlaf" können - jeder braucht es für die Arbeit. Bei mir ist es die komplette Arbeitssprache. Insofern ist unser Englisch wirklich sehr gut. Mein Partner kann Deutsch passiv. Er versteht sehr viel, spricht aber selbst fast nicht. Ich spreche ein wenig Dänisch, aber es ist aktuell noch nicht vergleichbar mit meinem Englisch-Niveau. Es wird natürlich immer besser, aber bislang fanden wir es in unserer Beziehung immer "gerechter und unkomplizierter" Englisch zu sprechen. Im Gegensatz zu mir sieht er das mit dem Englisch auch eher als Vorteil für unsere Tochter. Die Bedenken, die ich so habe teilt er nicht... Ich kann mir schon vorstellen, dass wir zu Dänisch als Familiensprache wechseln, nur kann ich schlecht prognostizieren wann. Evtl. wenn das Kind 1-2 Jahre alt ist, würde ich schätzen. Ein schönes Wochenende, Nina

von Emilia2014 am 20.09.2014, 10:18



Antwort auf Beitrag von Emilia2014

Hej Emilia! Dänisch alsFamiliensprache wäre sozusagen die ungünstigste Lösung, wenn man wirklich mal werten will, was ich ungern tue. Denn Dänisch wird Euer Kind ja vermutlich überall mitbekommen - und wenn sie erst in den ganzen Tag über bei einer (dän.!) Tagesmutter ist oder in der (dän.) Krippe, dann wird es schwer, mit 2 anderen Sprachen dagegen zu steuern. Englisch ist nun eine Sprache, die gerade in DK ja auch sehr stark vertreten ist - in der Schule, aber auch früh für die Kinder, wenn sie Filme sehen, weil schon relativ früh nichts mehr synchrtonisiertist und die meisten Sachen eben aus UK/USA kommen. Wenn man - was Ihr ja nicht primär tut - Wert auf Englisch als 3. Sprache --- bei Euch dann aber FREMDsprache legt, dann bekommt das Kind die ja nun wirklich schnell mit, auch ohne Elternsprache. Und somit bietet sich eben Deutsch als Familiensprache dringend an, denn das hört Euer Kind kaum, da bist erstmal DU die einzige, die gegen starkes Dänisch und Englisch gegensteuern kann/muß. Ich erinnere michan einefrau auf einer Mehrsprachenmailingliste, die erzählte, ihreKinder hätten kaum dieumgebungssprache gekonnt,als sie i nden KIGA kamen - kaum warensie ein paarWochendort, hattendie beiden Muttersprachen zuhause es sehr schwer, dagegen anzukommen. Das bestätigt sich immerwieder. Also, DeutschalsFamiliensprach, wenn derVater sowieso Deutsch versteht, bietetsich an. Vielleicht solltet Ihr versuchen,daß er Deutsch hört und Englisch antwortet, Du aber konsequent Deutsch redest - das übt für ihn,aber gibt eurem Kind auch eine viel bessere Ausgangspositiion für Deutsch. Englisch hört es dann immer - Englisch ist aber eh Fremdsprache, und Dänisch kommt ja auch durch die umgebung, Ihr werdetja nicht nur zuhause hocken! Viel Glück für alles, und lies/schreib doch weiter hier mit! Schönes Wochenende Euch allen -Ursel, DK

von DK-Ursel am 20.09.2014, 10:37



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich kann hier zwar nur von meiner Erfahrungen schreiben, die ich durch die Arbeit an einer zweisprachigen Schule gesammelt habe, aber generell ist es für Kinder kein Problem, auch mit drei Sprachen groß zu werden. Die Fälle, die ich kenne waren meist in der Kombination englisch/deutsch/spanisch oder englisch/deutsch/russisch. Bis auf eine Ausnahme, wo für das Kind englisch erst in der Schule dazu kam, sprachen diese Kinder alle drei Sprachen fließend - zumindest nach Aussagen der Eltern, denn für Russisch und Spanisch kann ich das nicht beurteilen. Ein ganz markantes Beispiel war die kleine I. Sie kam mit knapp vier in die Vorschule - Mama Britin, Papa Spanier, die Familie war zu dem Zeitpunkt seit ca. einem Jahr in Deutschland, seither hatte I den Kindergarten besucht. Sie sprach fließend Englisch, machte in deutsch vielen muttersprachlich deutschen Kindern noch was vor und laut Aussage des Papas war auch ihr Spanisch völlig altersentsprechend. Allerdings belegt dieses Beispiel auch nochmal, was Ursel schon schreibt - die Umgebungssprache lernt ein Kind ganz schnell. Von daher denke ich auch, dass Du deutsch sprechen solltest. Der Vorschlag dass du deutsch sprichst und dein Mann in Englisch antwortet ist doch prima.

von platschi am 22.09.2014, 20:41



Antwort auf Beitrag von platschi

Ich kann auch nur aus meiner Erfahrung berichten: mein Freund (französisch) und ich (deutsch) haben uns auf Englisch kennengelernt und hatten eigentlich vor der Geburt unseres Sohnes beschlossen, auf Familiensprache Deutsch umzustellen, da die Umgebungssprachen Spanisch und Katalan sind. Wir sind ziemlich gescheitert. Unser Sohn ist jetzt 16 Monate alt, und wir sprechen immer noch Englisch miteinander. Wenn Ihr also auf Deutsch umstellen wolltet, dann müsste Dein Mann sich wirklich Hilfe holen und vielleicht nochmal einen Kurs machen oder ähnliches. Und ich würde empfehlen vor der Geburt anzufangen. Miteinander Deutsch und Englisch zu mischen, halte ich für unnatürlich und auch ziemlich schwierig durchzuhalten. Am im Endeffekt müsst Ihr das selber ausprobieren. Vielleicht habt Ihr bessere Ausdauer! Ich drück die Daumen!

von Lunalein am 24.09.2014, 22:03



Antwort auf Beitrag von platschi

Ich kann auch nur aus meiner Erfahrung berichten: mein Freund (französisch) und ich (deutsch) haben uns auf Englisch kennengelernt und hatten eigentlich vor der Geburt unseres Sohnes beschlossen, auf Familiensprache Deutsch umzustellen, da die Umgebungssprachen Spanisch und Katalan sind. Wir sind ziemlich gescheitert. Unser Sohn ist jetzt 16 Monate alt, und wir sprechen immer noch Englisch miteinander. Wenn Ihr also auf Deutsch umstellen wolltet, dann müsste Dein Mann sich wirklich Hilfe holen und vielleicht nochmal einen Kurs machen oder ähnliches. Und ich würde empfehlen vor der Geburt anzufangen. Miteinander Deutsch und Englisch zu mischen, halte ich für unnatürlich und auch ziemlich schwierig durchzuhalten. Am im Endeffekt müsst Ihr das selber ausprobieren. Vielleicht habt Ihr bessere Ausdauer! Ich drück die Daumen!

von Lunalein am 24.09.2014, 22:03



Antwort auf Beitrag von Lunalein

...sorry, ich weiß nicht, warum dieser Beitrag jetzt doppelt erschienen ist und Frühling heißt....seltsam...

von Lunalein am 24.09.2014, 22:06



Antwort auf Beitrag von Lunalein

Hej Luna! Ach, wäre es nicht schön, wenn wir jetzt den Frühling begrüßen könnten??? Irgendwer fand den Gedanken wohl nett Ihr habt ja wirklich viele Sprachen für Eure Familie! Esist immerschwierig, eingefahrene Strukturen undGewohnheiten zu ändern,aber esgeht. "Miteinander Deutsch und Englisch zu mischen, halte ich für unnatürlich und auch ziemlich schwierig durchzuhalten" Das ist natürlich nicht die Methode,die die meisten praktizieren, aber sie könnte a) langsam hin zumDeutschen alsFamiliensprache führen und b) zumindest den dt. Einlfuß vergörßern (und den Engl. erstmal verkleinern -das würde ja eh als Fremdsprache "untergeordnet" rangieren). Ich weiß zumindest, daß ein norwegisch-dänisches Paar so agierte - mit einigem Erfolg. Aber ich bin auch gespannt, wie sich das in der kleinen Familie einspielt, hoffentlich erzählt Emilia uns dasdann! Gute Nacht - Ursel, DK

von DK-Ursel am 24.09.2014, 22:16



Antwort auf Beitrag von Lunalein

Vielen Dank für die vielen Antworten! Das hilft sehr :-) Gegen Frühling hätte ich gerade auch nichts ;-) Ich denke wir bleiben erst einmal bei der Familiensprache Englisch so wie Lunalein das auch beschrieben hat. Mal schauen wie das klappt. Und sonst müssen wir es ändern wenn wir merken, dass es nicht funktioniert... Auf der deutschen Seite wird unsere Tochter eine große Familie mit Großeltern, Tante, Neffe etc. haben, so dass ich denke wir haben häufig deutschen Besuch und sind auch regelmäßig in Deutschland. Auch Freunde mit kleinen Kindern haben gesagt, sie werden wohl künftig den Familienurlaub häufiger bei uns machen..Das wird sicherlich helfen, dass auch Deutsch sich ganz gut entwickelt... Also, vielen Dank noch mal, für die Anregungen und Erfahrungsberichte!

von Emilia2014 am 25.09.2014, 10:18



Antwort auf Beitrag von Emilia2014

Ich kenne ein paar Familien, in denen Englisch die Sprache der Eltern untereinander ist, aber Vater und Mutter jeweils in ihrer Muttersprache mit den Kindern sprechen. Häufig kommt dann noch als vierte Sprache die Sprache der Nanny ins Spiel. Die "Elternsprache" Englisch ist dabei sehr schwach bei den Kindern, sie verstehen zwar viel, aber sprechen kaum Englisch. Bei den anderen beiden Sprachen hängt es davon ab, wer mehr Zeit mit dem Kind verbringt, und welche Sprache in der Umgebung gesprochen wird. Heimaturlaube bzw. intensiver Kontakt mit den Großeltern bringt auch noch einmal viel, um in der schwächeren Sprache aufzuholen. Generell kann man sagen, je mehr sie einer Sprache ausgesetzt sind, desto besser sprechen sie diese.

von Astrid18 am 25.09.2014, 08:49



Antwort auf Beitrag von Astrid18

Liebe Astrid18, danke für deine Antwort. Hast Du denn den Eindruck, dass die Kinder mit der Elternsprache Englisch zurechtkommen auch wenn sie bei ihnen schwach ausgeprägt ist? Meine Sorge ist ja, dass unsere Tochter durch das Englisch irgendwie verwirrt werden könnte. Um das Dänisch mache ich mir gar keine Gedanken und Deutsch sollte durch mich und meine Familie, zu der wir einen engen Kontakt haben, auch klappen...

von Emilia2014 am 25.09.2014, 12:38



Antwort auf Beitrag von Emilia2014

Hej Emilie! ich bin zwar nichtAstrid,aber ich habe noch nie gehört (und ich bin schon lange dabei ), daß Kinder durch mehrere Sprachen verwirrt werden - das wird einem höchstens von denen eingeredet, die keine Ahnung von mehrsprachiger Erziehung haben. Manche kinder wachsen jasogar mit 4 Sprachen auf. Wie gut sie die beherrschen können, ist eine andere Sache, aber verwirrt? Nein! Im Gegenteil wird Dein Kind schnell wissen, daß Englisch Elternsprache ist und Ihr eben in Euren Muttersprachen mit ihm redet. Das sortieren die Kleinen sehr schnell - als bei uns eine (dän.) Moster anfing, für das arme Kind Deutsch zu reden, schaute dieses sie völlig entsetztan. Sprechen konnte sie noch nicht,aber der Blick sagte: Du redest Dänisch mit mir! Also, mach Dir nicht so vieleS orgen und redet einfach drauf los - das wird! VielSpaß beimDänischlernen - Ursel, DK

von DK-Ursel am 25.09.2014, 16:34



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Nein, die Kinder sind nicht verwirrt durch das Englisch der Eltern. Es ist halt nur so, dass sie selbst wahrscheinlich fast alles auf Englisch verstehen, aber nicht so gut sprechen. Das ist aber auch nicht schlimm. Ich habe übrigens festgestellt, dass es den meisten zweisprachigen Kinder sehr leicht fällt, eine Fremdsprache zu lernen. Also selbst wenn Dein Kind nicht viel Englisch sprechen wird, wird es ihm sicherlich in der Schule sehr leicht fallen.

von Astrid18 am 27.09.2014, 05:26



Antwort auf Beitrag von Astrid18

genau, das mit der Verwirrung ist ein Mythos. Die Kinder können die Sprachen meist sehr gut unterscheiden, noch bevor sie selber sprechen. Bei meinen Kindern war das definitiv schon vor dem ersten Geburtstag so, obwohl ich selber alle drei Sprachen, die sie umgeben, aktiv spreche. ich spreche meine Kinder immer in einer Sprache an (es sei denn, mein Sohn hat sich ausdrücklich eine andere gewünscht) - die anderen Sprachen verwende ich nach Bedarf im Gespräch mit anderen Personen. Man sieht aber deutlich, dass schon Babys ganz aufmerksam schauen, wenn sie von jemandem in einer anderen als der gewohnten Sprache angesprochen werden. Und frühkindliche Mehrsprachigkeit fördert eindeutig das Fremdsprachenlernen später, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

von Kacenka am 27.09.2014, 10:17