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Frankreich: Strikte Regeln in der Grundschule...

Thema: Frankreich: Strikte Regeln in der Grundschule...

Hallo, meine große Tochter ist gerade in die 1. Klasse der Grundschule gekommen und macht sich und uns mit allen möglichen neuen Regeln verrückt, die sie jeden Tag von der Lehrerin gesagt bekommen. Z.B.: Während der Stunde darf man unter keinen Umständen zur Toilette gehen, selbst wenn man noch so dringend muss (folglich rennt sie morgens vor der Schule mind. 3 Mal zum Klo), es dürfen zum Hände abtrocknen maximal ZWEI Papiertücher genommen werden (Folge: sie weigert sich, die Hände zu waschen, weil ihr zwei Tücher nicht zum Abtrocknen reichen und sie mit nassen Händen ja ihre Hefte nicht anfassen darf) etc.etc. Mir wird das langsam ein bisschen viel, da sie total nervös ist, weil sie bloß nichts falsch machen will und gleichzeitig uns Eltern ständig an den Kopf wirft, dass wir alles falsch sagen würden, nur die Lehrerin weiß ALLES und darf sagen, was gemacht werden soll und wie... seufz... In meiner Erinnerung ist Schule in Deutschland ein bisschen liberaler (bin aber mittlerweile auch schon so lange in Frankreich, dass die alte Heimat übermäßig rosig erscheint ;o) Wie erlebt Ihr das in Euren jeweiligen Ländern? Ist wahrscheinlich auch wieder nur so eine von den unzähligen Phasen....

von krokotiger am 15.09.2015, 09:33



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Hej! Glückwunsch zum I-Dötzchen! Hier in DK wirdman alsdtz. Mutter genau andersrum oftan Grenzen geführt - da dachte ich oft, einbißchen mehr disziplin wäre angebracht... Aber auch diesen Kindern wird was Ob Deine Tochter nicht bald entspannter sein wird, wenn sie sich an die neuen Gegebenheiten gewöhnt hat und die Lehrerin auch besser einschätzen kann? Und daß das Wort der Lehrer erstmal Gesetz ist, ist ja auch nicht unbedingt neu - das machen wohl alle durch. Entspannt Euch, ich bin sicher, sie wird auch bald tun... jahrelang hält soviel Schuleifer wohl kaum vor!!! Einen shcönen Tag - Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.09.2015, 10:04



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Hallo Ursel, du hast vermutlich recht damit, dass der Schuleifer irgendwann wieder etwas abflauen wird. ;o) Es tut mir halt leid, wenn ich sehe, dass sie sich wegen solcher Regeln stresst, die mir zum Teil - gelinde gesagt - etwas übertrieben streng vorkommen. Aber leider wird in Frankreich eben häufig darauf gesetzt, strikte, für alle gleiche Regeln aufzustellen und durchzusetzen, anstatt die Individualität der Kinder zu beachten oder ihnen in gewissem, angemessenen Maß, Eigenverantwortung zu geben. Hat auch Vor- und Nachteile, wie alles. In Dänemark geht es dann ja offensichtlich, wie du schreibst, eher in die gegenteilige Richtung. Neulich las ich in einer französischen Elternzeitschrift auch einen Artikel über dänische Schulen und wie es dort zugeht - mit Respekt und Bewunderung, aber auch gewissem Befremden in der französischen Zeitschrift geschildert. Ich glaube, da prallen Welten aufeinander. ;o)

von krokotiger am 15.09.2015, 13:03



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Hallo, Das Schulsystem in Deutschland ist liberaler als in Frankreich. Für mich ist es manchmal zu liberal (bin in Frankreich groß geworden). Aber ich habe mich daran gewöhnt und habe erkannt, dass die Kinder selbständiger und selbstbewusster in Deutschland erzogen sind und groß werden. Wo ich in Deutschland wenig klar komme ist, dass es kein Übergang zwischen KiGa und Schule gibt. Für mich unverständlich. Und auch beim Abitur dass die Vergleiche nur schwer machbar sind zwischen den verschiedenen Ländern, und dass die Prüfungen nicht anonym sind (dass die Prüfer die Schüler kennen und umgekehrt). Dass je nach Land die Schulzeit und die Systeme unterschiedlich sind (z. b. G8 / G9). In Frankreich ist alles einheitlich und vergleichbar, sogar auf den Inseln oder in den frz. Schulen im Ausland. Für dich ist es anscheinend auch ein Kulturunterschied du musst erstmal klar kommen. Aber die Lehrerin erscheint mir doch sehr bestimmend. Vielleicht wenn das Problem besteht oder sich verstärkt, kannst du das Gespräch mit der Lehrerin suchen.

Mitglied inaktiv - 15.09.2015, 13:06



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Liebe En_cloque, ich kann gut nachvollziehen, dass du das deutsche Mischmasch aus Schuljahren, Prüfungsordnungen, Schulformen usw. befremdlich findest! Oft finde ich es richtig schwierig, das französischen Freunden und Bekannten zu erklären, die sich nach der Struktur des deutschen Schulsystems erkundigen... Den Übergang vom KiGa bzw. der Ecole maternelle in die Grundschule finde ich in Frankreich sehr gut, die Kinder werden wirklich toll vorbereitet. Und auch die Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit in ganz Frankreich ist auf jeden Fall vorteilhaft, um als Eltern die Schulprogramme und Lehrinhalte schon in der Vorschule nachvollziehen zu können. Persönlich gefällt mir gut, wie ganz Frankreich jedes Jahr mit den Abiturienten mitfiebert. Na ja, wahrscheinlich nicht jeder, aber da immer am gleichen Tag mit der gleichen Philo-Prüfung begonnen wird, ist es ja sogar eine Meldung in den Abendnachrichten wert. Das finde ich sehr aufwertend für die Abiturienten. Ich werde noch ein wenig die erste Schulaufregung meiner Tochter abwarten - am Freitag ist sowieso Elternabend - und ggf. mal vorsichtig ein paar Dinge bei der Lehrerin hinterfragen. Offensichtlich scheint sie einen großen Eindruck bei meinem Töchterlein zu hinterlassen.

von krokotiger am 15.09.2015, 13:43



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Hej nochnal! Das mit den Abiturienten ist ihir auch sehr nett: Die frischgebackenen erkennt man ja an den Studentenmützen, an denen der Kundige auch den Abschluß erkennen kann -also Wirtschaftsgymnasium, normales Abitur, oder wie meine Große und ihre Freundin z.B. Abitur mit 5 (statt 4) Hauptfächern auf höchstem Niveau. Da gibt es noch vieles andere... Und wenn man dann imMai/Juni die erstensieht, freuen sich alle mit -das ist so eine fröhliche Stimmung: Frühling, die Erleichertung dieser jungen Menschen -ahch, Lebensfreude pur! Man gratuliert wildfremden jungen Menschen -. und die antworten nett zurück - und alle versinken in ihre eigenen Erinnerungen undundund... Ja, jedesLand ist eben anders! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.09.2015, 13:49



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Hier in Italien gibt es auch Zentralabitur. Einige Pruefungsfaecher sind fuer alle Gymnasien gleich. Dann gibt es noch eins fuer die jeweilige Art von Gymnasium (Naturwissenschaftlich, Klassisch,...). Eine Pruefung macht wohl jede Schule selbst. Die Kidner in dem Alter hoeren mehr auf die Lehrer als auf die Eltern. Das Gefuehl habe ich jedenfalls auch manchmal bei meinem (der ist seit heute in der 5. Klasse (letztes Jahr GS)). Das wegen Toilette wuerde ich auf jeden Fall ansprechen. Bei usn gab es mit eienr Lehrerin deswegen auch Probleme. Meiner wollte sogar in der Pause nichts mehr trinken, weil er Angst hatte waehrend des Unterrichts auf's Klo zu muessen (hier haben die Kidner in 5 Zeitstunden nur 15 Minuten Pause). Seitdem wir bei der Schulleitung waren udn ich auch klar gemacht habe, dass die paar Klos nicht reichen wenn alle Kinder in den 15 Minuten Pause hingehen muessen, duerfen die Kinder gehen wenn sie muessen.

von germanit1 am 15.09.2015, 16:25



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hm, das ist schon ein bisschen krass, auch mit den Papierhandtüchern. Als ich in die Schule ging, wurde uns aber auch erklärt, dass wir für den Toilettengang die Pause nutzen sollen, im Notfall durften wir uns aber auch in der Unterrichtsstunde melden und die Lehrerin ließ uns dann gehen. Also eher so ein Heranführen an etwas mehr Ordnung ohne allzu großen Stress. Weiß nicht, wie das hier jetzt gehandhabt wird.

von Kacenka am 15.09.2015, 18:24



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Hej nochmal! Naja, man weiß aber auch nie, wie wörtlich die Kinder das nehmen. Alles ist neu, die Lehrerin greifterstmal durch - und die Kinder halten es für Gesetz mit Strafandrohung. Ich denke, das normalisiert sich noch. Halt ein Auge drauf und sprichesan,.wenn es zulangeso stressig geht, aber erstmal würde ich abwarten, ob sich das Kind den Streß nicht auch ein bißchen selber macht. Ich habe mir als Erstkläßlerin auch einen Kopf um Dinge gemacht, die ich etwas später dann aiuch lockerer sah. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.09.2015, 22:10



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Ich kenne das aus den USA auch so. Auch die Eindringlichkeit, die natürlich nicht wörtlich zu nehmen ist, sondern darauf abzielt, dass das Handtrockenpapier nicht verschwendet werden soll. (Hier in D gibts oft kein Papier und niemals Seife, deswegen gibt es keine Anweisungen dazu.)

von Pamo am 16.09.2015, 13:41



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Ich denke, es ist in unserem Fall eine Mischung aus beidem: - Meine Tochter nimmt die Dinge gerne sehr wörtlich und lässt sich dadurch manchmal ziemlich verunsichern; - Die Lehrer stellen offensichtlich zu Beginn des Schuljahres direkt sehr deutliche Regeln auf, um von vorneherein die Klasse "im Griff" zu haben (sowas wie die Toiletten- und Papierhandtuchgeschichte habe ich mittlerweile auch aus anderen Klassen und Schulen gehört). Hinzu kommt, dass die Pausen jetzt in der Grundschule kürzer sind als in der Vorschule, so dass meine Tochter fürchtet, währenddessen gar nicht alles zu schaffen: Pausenbrot essen, aufs Klo gehen, noch ein bisschen spielen... Das ist sicherlich eine Frage der Gewöhnung. Wir planen jetzt einfach bewusst ein paar Minuten mehr morgens ein, damit sie nochmal ganz in Ruhe zur Toilette kann, bevor der Unterricht anfängt, und falls die zwei Papiertücher nicht reichen, habe ich immer ein Paket Taschentücher dabei. Ist zwar auch Papier, aber das stört sie nicht, weil sie somit nicht gegen die Regel der Lehrerin verstößt (soviel zur Sinnhaftigkeit... ;o))

von krokotiger am 17.09.2015, 09:29



Antwort auf Beitrag von krokotiger

... in Deutschland sowie in Frankreich kann ich dir bestätigen, dass es tatsächlich Unterschiede gibt, was die Strenge im Unterricht und im gesamten System Schule gibt. Eltern in Frankreich hinterfragen das auch gar nicht so intensiv wie die Eltern in Deutschland und akzeptieren diese - für uns Deutsche - ungewohnte Strenge einfach oft. Das klingt in manchen Ohren sicherlich nachteilig und ich selbst würde wohl bei der einen oder anderen französischen Lehrerentscheidung im Hinblick auf meine Töchter empfindlich reagieren und mich aufregen, andererseits hat das auch Vorteile. Vielen Klassenclowns, die in Deutschland das gesamte Lernen der Klasse behindern, wird in Frankreich von Anfang an der Wind aus den Segeln genommen. Ich an deiner Stelle würde die Lehrerin einfach vorsichtig und ganz freundlich ansprechen und ihr von den Ängsten deiner Tochter erzählen. Sie wird dann sicherlich darauf reagieren. In diesem Sinne liebe Grüße aus Paris, Isi.

von isi1980 am 21.09.2015, 18:13



Antwort auf Beitrag von isi1980

Hallo isi1980, danke für deine Antwort. Bisher habe ich nur die Erfahrungen aus der Ecole maternelle vorzuweisen, jetzt entdecke ich so langsam die Grundschule.... Toll, dass du in beiden Ländern unterrichtest/unterrichtet hast! Dann weiß ich ja, an wen ich mich bei Bedarf mal mit Fragen wenden kann.... Viele Grüße aus dem heute regnerischen Nord-Pas de Calais!

von krokotiger am 22.09.2015, 10:58



Antwort auf Beitrag von krokotiger

Hallo Krokotiger, ich bin schon eine Weile aus dem Geschäft, da ich gerade zwei kleine Monster erziehe und sie noch nicht in die école maternelle schicken möchte. Im nächsten Jahr aber möglicherweise. Zudem habe ich in Frankreich nur als Fremdsprachenassistentin gearbeitet. In fünf verschiedenen Grundschulen ... und ob du es glaubst oder nicht, die Schüler haben mich wie kleine Hündchen verfolgt, da mein in Deutschland eher normaler Unterrichtsstil in Frankreich einfach paradiesisch gewirkt hat. Nichts desto trotz - auch französische Lehrer sind Menschen mit denen man sich ganz nett unterhalten kann. Aber du darfst mir trotzdem gerne schreiben. Ich freue mich immer über Deutsche, die das Leben nach Frankreich verschlagen hat. Liebe Grüße aus dem ebenfalls regnerischen Paris, Isi.

von isi1980 am 22.09.2015, 17:08



Antwort auf Beitrag von isi1980

Definitiv sind französische Lehrer auch nur Menschen! Sämtliche Lehrkräfte, die ich in verschiedenen écoles maternelles kennen gelernt habe, waren immer sehr herzlich mit den Kindern, angenehm im Umgang mit den Eltern und insgesamt sehr professionell. Nach der Bemutterung in der maternelle ist die Grundschule halt ein wenig anders. :o) Viele Grüße nach Paris!

von krokotiger am 24.09.2015, 13:55