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Erfagrungen, wenn einer die Sprache des anderen nicht spricht?

Thema: Erfagrungen, wenn einer die Sprache des anderen nicht spricht?

Hallo, der Titel ist ein wenig kompliziert bzw. undeutlich, aber mir fällt grad nichts besseres ein. Und wenn es die Frage schon gab, schickt mich bitte zu den Einträgen. Wir haben folgende Situation: Ich bin deutsch muttersprachig, mein Mann war bis er 12 war in Russland und spricht deutsch und russisch als Muttersprachen, seine Verwandtschaft spricht russisch und nur sehr gebrochen deutsch (trotzdem haben alle ihre Kinder deutsch erzogen). Ich kann zwar ein paarWorte russisch und lerne ein wenig mit meinem Sohn mit, aber mehr leider nicht. Jetzt meine Frage: Wenn wir alle drei zusammen erzählen muss mein Mann ja auch deutsch sprechen, weil ich sonst nicht mitkomme. Aber ist das für den Lütten komisch, wenn Papa dann plötzlich auch mit ihm deutsch redet? Das ganz konsequent Muttersprache sprechen geht nicht ganz. Wer hat da Erfahrungen?

von sarita2853 am 10.01.2014, 09:18



Antwort auf Beitrag von sarita2853

Wir haben im Familienkreis ein deutsch-italienisches Paar (Mutter Italienerin, Vater Deutscher). Die Eltern haben sich untereinander immer auf Deutsch unterhalten (und Umgebungssprache war auch Deutsch), aber jeder hat mit dem Kind die eigene Sprache gesprochen (auch wenn der Partner da war). Das war für das Kind kein Problem, es sprach und spricht fließend beide Sprachen. Die Kommunikation mit Kleinkindern ist ja relativ simpel und am Anfang wiederholt man einfache Wörter und Sätze immer wieder. Wenn z.B. dein Mann zehnmal "Ball" auf russisch sagt und dem Kind dabei den Ball zeigt, wirst auch du das Wort kennen. Also gerade wenn er konsequent Russisch mit dem Kind spricht, wirst du auch relativ schnell mitbekommen, WAS er mit dem Kind spricht und dich nicht ausgeschlossen fühlen.

Mitglied inaktiv - 10.01.2014, 09:40



Antwort auf Beitrag von sarita2853

Hallo! Wir ahben auch einen ziemlichen Sprachensalat zu Hause. Ich spreche deutsch mit unseren Kindern, main Mann walisisch. Untereinander verständigen wir uns auf Englisch. Das ist nicht meine Muttersprache aber meiner grossen hat das nicht geschadet, sie redet zwar kaum Englisch versteht aber sehr viel mehr als wir zunächst dachten. Ob das ähnlich ist wenn die Familiensprache eine der zwei Muttersprachen ist weiss ich leider nicht.

von sosej am 10.01.2014, 12:06



Antwort auf Beitrag von sarita2853

Mein Mann und auch meine Schwiegereltern verstehen zwar fast alles, was ich mit meinem Sohn spreche, aber so hunderprozentig One Person One Language läuft es bei uns auch nicht - und lief es auch in meiner Kindheit nicht, ich bin auch zweisprachig. Dein Mann sollte trotzdem aufpassen, dass er nicht allzusehr ins deutsche rutscht, wenn ihr zu dritt seid, einfach, weil russisch die schwächere Sprache sein wird, da ihr - nehme ich an - in Deutschland wohnt. Auf lange Sicht kann es also gut passieren, dass Euer Sohn ihm deutsch antworten wird, obwohl Dein Mann ihn auf russisch anspricht - einfach weil er weiss, er wird verstanden und die Umgebung ist ja eh deutsch. Deshalb, wenn der Kleine russisch möglichst viel lernen soll, würde ich versuchen, die Grosseltern unbedingt mit einzubinden - sie sollten viel russisch mit dem Kleinen sprechen (und sogar: auch wenn sie das mit ihrem Sohn zuletzt nicht mehr getan haben, jetzt vielleicht wieder zu russisch wechseln, wenn sie mit Deinem Mann sprechen), das schafft auch für die Nichtumgebungssprache ein Milieu und ein bisschen "Normalität" - dann wird sie von den Kindern leichter akzeptiert und auch gesprochen. Aber solange er noch klein ist, besteht das Problem ja erst mal nicht so... Dass Du dann nicht so mitkommst, ist unangenehm, aber lässt sich mit ein bisschen Toleranz und Offenheit auch überbrücken - bestimmt findet sich öfter jemand, der Dir übersetzt und bald wirst Du mehr verstehen, als Du Dir jetzt vorstellen kannst (ein bisschen "Immersion" schadet auch bei Erwachsenen nicht - schliesslich würdest Du es ja auch lernen, wenn Ihr jetzt nach Russland ziehen müsstest...) Viel Glück! K

von Kacenka am 10.01.2014, 12:32



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Ja, wir leben in Dtl. Und mein Mann spricht auch russisch mit seinen Eltern. Sie wollen mit dem Kleinen auch gern russisch sprechen, müssen sich aberr auch erst wieder dran gewöhnen und grad kommt dann doch immer wieder deutsch dazwischen, einfach aus Gewohnheit. Aber deshalb wurd ja jetzt schon angefangen, damit sie sich langsam wieder dran gewöhnen können.

von sarita2853 am 10.01.2014, 13:35



Antwort auf Beitrag von sarita2853

Dann wird das schon :-) Ich weiss dass viele Kinder von Spätaussiedlern aus dem russischsprachigen Raum eher Schwierigkeiten mit dem Russischen haben, die studieren dann Russisch, weil sie meinen das wird einfach für sie oder auch weil sie etwas "nachholen" wollen und die Profs sind dann manchmal enttäuscht, wie wenig sie können. Teilweise wurden dann sogar mit diesen "Halbrussischmuttersprachlern" Untersuchungen gemacht, wo geschaut wurde, wie sich da die Grammatik verändert... Bei Deinem Mann dürften die Grundlagen aber gut sitzen, wenn er erst mit 12 herkam, da sind auch so schwierige Kategorien wie der Aspekt schon weit ausgebildet (das dauert nämlich scheinbar ziemlich lange, bis die Kinder das richtig drauf haben...) Trotzdem ist die Macht der Gewohnheit ziemlich gross, deshalb ist es gut, dass Ihr jetzt schon dran seid, die richtigen Weichen zu stellen. Viel Glück!

von Kacenka am 10.01.2014, 15:58



Antwort auf Beitrag von sarita2853

Bei uns ist das auch so. Ich bin Ungarin und sprecht mit meinen Kindern ungarisch. Mein Mann ist Deutscher und spricht kein ungarisch. In den von Dir erwähnten Situationen mache ich es so: entweder spreche ich sofort deutsch (meist eher nur wenn ich vielleicht etwas genervt bin oder dem Kind etwas untersage) oder ich sage es dem Kind erst auf ungarisch und widerhole es für meinen Mann auf deutsch (natürich nicht alles, nur das was für ihm in den Moment relevant ist).

von Fuchsina am 11.01.2014, 23:34