Mehrsprachig aufwachsen

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Ein paar Fragen...

Thema: Ein paar Fragen...

Hallo zusammen, Ich hätte da mal ein paar Fragen zur zweisprachigen Erziehung. Ihr könnt mir da sicher weiterhelfen... Kurz zu uns: mein Sohn ist 20 Monate alt. Ich und meine Familie (die wir aber nicht besonders oft sehen, nur ein Mal im Monat für ein paar Tage) sprechen mit ihm Deutsch und mein Mann und seine Familie sprechen mit ihm Italienisch. Die Umgebungssprache und auch die Familiensprache (mein Mann kann kein Deutsch) ist Italienisch. Er spricht schon sehr viele Wörter in beiden Sprachen aber noch keine Sätze aus mehreren Wörtern. Es gibt Wörter sie sagt er ausschließlich auf Deutsch und umgekehrt und welche die kann er super auf beiden Sprachen und manchmal sagt er es so und manchmal anders... Ein kleines Beispiel: wir sehen uns ein Bild von einem Bauernhof mit Tieren an und frage ihn was die einzelnen Sachen sind dann geht es so: Traktor, Katze, Bagger, Schaf auf Deutsch und dann mucca, maiale, cane auf Italienisch. Manchmal 'korrigiere" ich ihn und sage: mucca ja brav das ist eine Kuh usw. Handle ich da richtig? Ich bin mir sicher dass er später besser italienisch sprechen wird auch wegen Kindergarten, Freunde usw. Deshalb versuhe ich so gut es geht die deutsche Sprache zu fördern. Ab wann kann er dann ganz gezielt die einzelnen Sprachen trennen? Und mit mir nur deutsch sprechen und mit meinem Mann nur italienisch? Ab wann kann ich ihn auch zb fragen wie man mucca auf Deutsch sagt? Ich bedanke mich schon mal im voraus für eure Hilfe und Anregungen... Sarah

von italienmama am 27.01.2017, 13:46



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Da hast du Glueck, dass du deine deutsche Familie so oft siehst. Wir sind auch in Italien und bei uns laeuft es wie bei dir (ausser dass mein Mann Deutsch einigermassen spricht und versteht (Familiensprache ist trotzdem Italienisch), wir aber keinen Kontakt nach Deutschland haben). Sprecht weiter in eurer Muttersprache mit Eurem Sohn. Ich hatte viel Kinderlieder auf Deutsch an. Mittlerweile haben wir auch KiKa. Allerdings guckt Kind mittlerweile auch schon Sendungen im normalen deutschen Fernsehen. Kind hat seinen ersten deutschen Satz mit fast 5 Jahren gesagt als ich mit ihm mal allein in Deutschland war. Mittlerweile waren wir mit der ganzen Familie ein paar Mal in Deutschland und Kind darf dem Papa immer helfen. Ich wuerde Kind nicht fragen wie mucca auf Deutsch heisst. Das versteht das Kind wahrscheinlich noch nicht. Ich wuerde eher fragen was Mama dazu sagt. Wir hatten mal Touristen da, die von Kind wissen wollten was verde auf Deutsch heisst. Konnte Kind nicht sagen. Als ich dann auf Deutsch gefragt habe welche Farbe das Gras hat, kam "gruen". Wenn Kidn ein Wort auf Italienisch benutzt, frage ich mittlerweile einfach nach. Dann kommt es normalerweise auf Deutsch oder Kind fragt, was das auf Deutsch heisst. Im KiGa war meiner nur 1 Jahr. Hab von der Kindergaertnerin teilweise keine (richtigen) Infos bekommen. Mehrsprachigkeit war auch nicht erwuenscht. Kidn sollte den ganzen Tag in den KiGa, was wir aber u.a. wegen der Mehrsprachigkeit nicht wollten. In der Schule war die Lehrerin am Anfang auch nicht so von der Mehrsprachigkeit begeistert, hat dann aber gemerkt, dass das kein Nachteil ist. Jetzt in der Mittelschule finden die Lehrer das gut (viele wussten das gar nicht und haben davon erst von uns am Elternsprechtag erfahren) und ein Lehrer erzieht seine Kinder auch mehrsprachig. Wo in Italien lebt du denn?

von germanit1 am 27.01.2017, 17:03



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Hej! Ich gebe Germanit absolut Recht. Mir war es schon immer komisch, wenn die Leute von den Kindern quasi "Übersetzungen" einforderten. Das geht absolut an der Atr,d ie Sprache zu lernen vorbei - mehrsprachige Kinder denken ja nicht wie wir in Fremdsprachenkategorien, sondern lernen beide Sprachen parallel. D.h. sie übersetzen niemals, sie denken jeweils i nder einen oder anderen Sprache. Daß Kinder erstmal beide Sprachen mischen ,ist doch eigentlich auch ein Anzeichen von Intelligenz, denn sie haben die 100% Wortschatz, den auch einsprachige Kinder haben, auf 2 (oder sogar mehr) Sprachen verteilt. Dabei gibt es natürlich eine gemeinsame Schnittmenge, meistens sind das die gängigen Wörter, die sowohl Mutter wie auch Vater immer wieder benutzen. Dann aber eben auch Wörter, die das Kind nur in der reinen oder in der anderen Sprache kennt. Mit der Zeit und regelmäßigem "Input" wird der gemeinsame Wortschatz größer. Das kommt also, wen nihr weiter wie bisher das Kind mit beiden Sprachen "füttert", denn Sprachen lernt man nicht anders als durch Hören und Reden. Sprache unterscheiden können Kinder von Anfang an ,sie wissen auch genau, welche Person sie in welcher Sprache adressiert (sofern die Person ihm nicht fremd ist - dann kann es das natürlich nicht mal ahnen) . Macht nur weiter wie bisher -w ie sich dan ndie Mehrsprachigkeit entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht imemr ist gesagt, daß die Nicht-Umgebungssprache wirklich schwächer ist als die umgebunsgsprache. Ich kenne nicht nur meine Kinder (die allerdings auch viel Deutsch gehört haben,w eil ich viel mit ihnen zusammen sein konnte), sondern auch reichlich genug andere in anderen Konmstelalltionen, die das wunderbar gleichberechtigt hinbekommen. Viel Spaß beim Sprache(n)-Sprechenlernen - das ist eine faszinierende zeit! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 27.01.2017, 17:43



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Vielen vielen Dank für eure Tipps und für eure Erzählungen. Dann mache ich das einfach wie bisher... Bin froh dass ich bis jetzt scheinbar alles richtig gemacht habe! :-) Ich wohne in Verona und meine Familie in Bozen deshalb können wir uns auch so oft sehen... Wo wohnst du in Italien Germanit?

von italienmama am 28.01.2017, 13:36



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Du wartest zwar auf Germanits Antwort, aber ich dfrängel mich dennoch nur kurz ein: Es gibt eigentlich kein falsch oder richtig in der (mehrsprachigen) Erziehung. Direkt verkehrt kannst du ja schließlich auch nichts in der einsprachigen Erziehung machen. Es gibt soviele Varianten wie ees wohl Familien gibt,denn immer muß es ja passen - ein aufgesetztes Prinzip kann ein zu starres Korsett sein, an das sich dann niemand hält, egal wie genial es theoretisch sein mag. Und wie bei einsprachigen Kindern plaudert Ihr ja auch als binationale Eltern erstmal einfach in der Muttersprache los - nur daß es eben verschiedene sein können. Wichtig ist immer der Zeitfaktor - je mehr man eine Sprache hört, spricht, übt - umso besser kann man sie , da gilt für ja eigentlich sowieso für alles, was man lernen möchte oder muß: Übung macht den Meister. Und je natürlicher alles bei Euch abläuft, je überzeugter Ihr auch davon seid, das Richtige zu tun, umso leichter akzeptieren dies auch die kinder. Aber auch das ist ja auch ein generelles "Prinzip" in der Erziehung. Viel Erfolg weiterhin - Ursel, DK

von DK-Ursel am 28.01.2017, 16:07



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Wir sind in der Toskana am Meer. Mir hat vor Jahren mal ein mehrsprachig aufgewachsener Jugendlicher gesagt, dass es fuer ihn am Anfang schwer war, er aber jetzt froh waere zweisprachig zu sein. In der GS hat die Klassenlehrerin Kind mal gefragt in welcher Sprache er denken wuerde. Er konnte die Frage nicht beantworten. Ich habe ihr auch mal einen Link ueber zweisprachige Erziehung geschickt. Fand sie gut, weil sie darueber nichts wusste. Uebrigens hat mir mal eine albanische Mutter, die fliessend Italienisch spricht, davon abgeraten Kidn zweisprachig zu erziehen, weil er Probleme in der Schule bekommen wuerde. Ihr juengstes Kind ist nicht zweisprachig. Ich bin froh, dass unsere Kinder nicht mehr in einer Klasse sind. In der Klasse von meinem Kind ist noch ein Kind, was Russisch und Italienisch aufwaechst. Unsere zweisprachigen Kinder gehoeren zu den Besten in der Klasse.

von germanit1 am 28.01.2017, 16:53



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Ja, so ist das. Wir hatten die Diskussion erst neulich im Fremdsprachenunterricht - man geht ja sogar davon weg, Übersetzungen einzufordern. Wenn ich an meine Lehrbücher denke, was haben wir übersetzt, hin und zurück! Nun macht man das gar nicht mehr. Eben weil man auch fremdsprachlich so weit wie möglich an die Muttersprachenmethode ran möchte. Man paukt hier keine Vokabeln stupide, man lernt Wörter in ganzen Redewendungen, man wiederholt dieselben Dialoge in abgewandelter Form (statt z.B. das Part. Perfekt von machen zu pauken) etc. Und so ist es ja auch: wer eine Sprache wirklich gut beherrscht, übersetzt nicht von einer zur anderen - der fummelt sich rein, der fühlt sich in die jeweilige Sprachart, denn wörtlich übersetzen wird ja eh schief und krumm. Meine Senioren machen das manchmal i mEifer des gefechts - dann frage ich nachderÜbersetzung von einem dt. Satz ins Dänische, o bsie wirklich so auf Dänisch reden? Nee. Nur weil sie übersetzen sollten (da jemand anderer was nicht verstand), denken sie dann nicht mehr so sehr in ihren Sprach"flow", sondern holpern sich wörtlich durch. Bislang habe ich eigentlich noch jemanden getroffen,der es bedauert hat, zweisprachig zu sein oder seine kinder mehrsprachig aufwachsen gelassen zu haben - nur umgekehrt. Da kenne ich auch einige, sowohl Kinder als auch die Eltern, die das Versäumnis beklagen. Gru ßUrsel, DK

von DK-Ursel am 28.01.2017, 21:56



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Du hattest gefragt, wann die Kinder konkret unterscheiden. Das kann man wohl pauschal nicht sagen, aber bei uns hat es mit 3 1/4 J. regelrecht klick gemacht. Richtig gemischt hat er nie, aber bewusst unterschieden erst dann. Ab 2 1/2 konnte jemand fragen: Wie sagt die Mama dazu? Ich selbst wúrde mich aus dem Italienischen ganz raushalten. Also Buch/Tiere nicht auf beiden Sprachen von derselben Person. Später kann man das immer noch machen. Jedenfalls sind wir dann als der Kleine 3 1/4 war ein paar Tage in Deutschland gewesen, meinte er: "Mama, die reden ja alle so wie du". Und seitdem fragt er auch selbst: Wie heisst das auf deutsch? Und weil ich merke, ,er hat das Prinzip sehr genau verstanden kann ich in der Öffentlichkeit, wenn nötig viel mehr Spanisch reden, weil ich weiss, er versteht warum (andere sollen es auch verstehen).

von Nadinnsche am 28.01.2017, 22:12



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Nadinsche - da solltest Du die lieben Kleinen nichtunterschätzen! (Die Diskussion hatten wir leider recht unfreundlich schon gerade.) Unterscheiden können Kinder schon verschiedenen Sprache (udd wer sie zu ihnen spricht(, bevor sie selbst etwas sagen können. Das ist durchaus erwiesen. Und nur, weil sie noch nichts sagen, heißt das ja nicht, daß sie es ncht können - wir merken es eben an anderen Dingen,wenn wir aufmerksam beobachten. Mischen im Kleinkindalter heiß´t ja auch nicht, daß die kinder die Sprachen nach Lust und Laune mischen, sondern heißt, daß sie einen Schnittmengenwortschatz in beiden Sprachen haben (gängige Sätze wie ich habe Hunger, ich habe Durst, mir etc.) und daß sie sich dann, wenn sie mit einem in der eine Sprache reden und ihnen ein Wort fehlt, sie sich das aus der anderen Sprachen quasi "leihen", wenn sie es da schon kennen. Einsprachige Kinder fragen dann ja auch noch oft "wie heißt das?" oder benennen etwas falsch, weils ie das Wort noch nicht kennen, noch nicht gelernt haben. wenns ichder Wortschatz vn 100% nu nauf 2 oder gar mehr Sprachen verteilt, ist ja klar, daß das anfangs nicht deckungsgleich sein kann. es kommt dann drauf an, wie sehr die einzelnen Sprachen im Alltag getrennt sind. Wir haben z.-B. alle zuhause gelebt und gearbeitet,d .h. die kinder wuchsen im zweisprachigen Milieu sehr gleichberechtigt auf,daher haben sie auch weniger "leihen" müssen als vielleichtein Kind, das tagsüber meist nur eine Sprache (von der Mutter) hört . Du schreibst: "Und weil ich merke, ,er hat das Prinzip sehr genau verstanden kann ich in der Öffentlichkeit, wenn nötig viel mehr Spanisch reden, weil ich weiss, er versteht warum (andere sollen es auch verstehen)." Wer in binatiomalen Ehen lebt, ist oft genötigt, nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb der Familie zwischen den Sprachen zu wechseln. Und macht dies natürlich von Anfang an und nicht erst ab dieser magischen 4. Angefangen beim Ehepartner, der die Nicht-Umgebungssprache nicht versteht,über Gäste (Großeltern und andere Verwandte), die häufig kommen und auch nichts verstehen von der Nicht-Umgebungssprache bis eben hin zur Öffentlichkeit. Daher waren z.B. meine wie viele andere Kinder es gewöhnt, daß Mutter mal die eine und mal die andere Sprache auch zu ihnen sprach -- es hat ihrem Deutsch = Nichtumgebungssprache nicht geschadet. Da muß man nicht warten,bis die Kinder 4 Jahre sind - ich weiß gar nicht,wieso da dauernd so magische Grenzen für das eine und das andere gezogen werden? Wer es so machen will - bitte sehr, aber einen vernünftigen Grund gibt es nicht - es geht auch von Anfang an so und dies sehr gut. Weiterhin viel Spaß bei der Sprachentwicklung - Ursel, DK

von DK-Ursel am 29.01.2017, 00:25



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DK-Ursel, ich denke bei uns wäre das schief gegangen, so wie z.B. bei meiner Schwägerin in Deutschland. Mein Neffe spricht mit 7 nur deutsch, und das sehe ich auch hier oft, nur eben umgekehrt, weil sie von Anfang an beides mit dem Kind gesprochen hat. Man muss zusehen, dass der Input reicht. Das mag bei euch genug gewesen sein, aber heutzutage gehen Mütter früh wieder arbeiten, noch eher in Spanien als in Deutschland, die Zeitfenster sind kleiner. Und das kann man hier sehr gut sehen. Mein Sohn hatte immer wieder Tendenzen nur spanisch zu sprechen, z.B. als er ein paar Tage mit 2 Jahren bei der spanischen Oma war, zum Ausgleich haben wir keine deutschen Grosseltern. Ich bin mir sicher, dass es hätte passieren können, dass er nur noch spanisch sprechen würde wie viele Kinder hier. Mein Mann, der heute noch kaum deutsch spricht, hat mich immer animiert zu Hause deutsch zu sprechen, auch wenn er anwesend ist. Dass wir jetzt zu 3. mehr Spanisch sprechen als ich zu übersetzen liegt einfach daran, dass jetzt 3-er Konversation möglich ist, das Kind konnte ja vorher noch nicht reden. Hätte ich in 3-er Konstellation immer spanisch gesprochen (was mein Mann nie wolllte) hätte es sicher nicht geklappt, der Input wäre zu klein gewesen. Heisst nicht, dass ich in der Öffentlichkeit immer nur deutsch gesprochen habe, aber schon mehr. Erst hat mein Kind gar nicht mit mir gesprochen, wenn ich Spanisch gesprochen habe und ne ganze Weile hat er nur auf deutsch geantwortet....Jetzt klappt es aber wunderbar. Das hat nix mit einer 4 Jahre Regel zu tun, er ist eh erst 3 3/4, sondern von der Sprachreife, es hat sich so ergeben. Man kann auch sagen, egal wie, Hauptsache der Input reicht, aber dass man nix falsch machen kann würde ich auch nicht sagen, ich kenne viele Gegenbeispiele, bei denen es nicht geklappt hat, und das war meistens fehlende Konsequenz oder zu wenig Exklusivzeit gehabt.

von Nadinnsche am 29.01.2017, 09:36



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Nadinsche, wir sind uns ja prinzipiell einig: Es gibt kein Falsch oder Richtig, weil es immer zur Familie passen muß. Wer einen Rat von hier 1oo% auf die eigene Familie anwendet, obwohl das eigene "Vergewaltigung" ergibt, kommt nicht authentisch rüber. Ich kann halt wesentlich schwerer etwas vermitteln, hinter dem ich nicht stehe. Und vermutlich gebe ich sowas auch recht schnell auf,weil es einfach undurchführbar in der Pra xis ist, weil es nicht paßt. Und ich schrieb ja nicht nur hier, daß einer der wichtigsten Faktoren beim Sprachenlernen, egal ob Fremd- oder Muttersprache(n), immer der Zeitfaktor = Input ist. Das gilt so gesehen für alles: Wer nie Fahrraffahren, Schlittschuhlaufen, Violinespielen übt, lernt es nicht - bestenfalls theoretisch, aber er bleibt unsicher und ungeübt. Jedoch wehre ich mich dann gegen so als allgemeingültige Regel verkaufte Aussagen wie: Erst ab 4, wenn die Kinder die Sprachen unterscheiden, darf man in beiden Sprachen vorlesen, darf man auch mal wechseln, darf man dies tun und anderes nicht. Das ist Blödsinn, weil es genug Gegenbeispiele gibt. Woran es letztendlich liegt, daß es bei denn einen besser als beiden anderen klappt, ist eh schwer nachzuweisen. Aber glaube mir, ich kenne sogar Familien - deutsch-dänisch, deutsch-schwedisch, dänisch-englisch etc., wo die Eltern auch nach 6 Monaten beide wieder vollberuflich außer Haus tätig waren und die Kinder dennoch so gut Deutsch sprechen wie die Landessprache (bzw. wie meine Kinder ). Genauso wie man nicht sagen kann, daß generell die mehrsprachige Erziehung besser klappt wenn die Mütter die Nicht-Umgebungssprache vermitteln, als wenn es die Väter sind - denn auch da kenne ich persönlich und aus Foren zahlreiche (!) Gegenbeispiele. Was für die eine Familie stimmt und richtig ist, muß für die andere nicht funktionieren, auch dies gitl ja bekanntlich für vieles in der Erziehung und kann sogar innerhalb der Familie von Kind zu verschieden sein. Aber daß DEINE Aussage von oben nicht passen KANN, siehst Du vielleicht, wenn Du nochmal über die Eltern nachdenkst, die z.B. in Amerika sitzen, wo der amerikan. Gatte kein Wort Deutsch, Dänisch, Französisch spricht -- wo die Mutter also auch in seinem Beisein (ganz zu schweigen von anrauschenden Schwiegermüttern, Tanten, anderen Spielkameraden etc.) immer die Umgebungssprache, auch mti dem Kind, spricht und und wo die Kinder dennoch sehr gut zweisprachig sind. Zugegeben: Diese Eltern sind dann interessiert an der Mehrsprachigkeit, lesen viel vor, kaufen / zeigen (nur/weitgehend) Filme in der Nicht-Umgebungssprache oder leisten eben ansonsten einen guten Einsatz für die Sprache, die sonst zu kurz käme. Aber: Die KÖNNEN gar nicht warten, bis das Kind 4 Jahre ist, sonst ist der innerfamiliäre Dialog ja von Babyzeit an unterbunden. Abgesehen davon, daß es ja keine nachgewiesen Sprachverwirrung bei den Kindern gibt noch die Unterscheidung der Sprachen erst in einem späteren Alter stattfindet. Grundregel ist jedoch, und da waren wir ja einig: Soviel Input wie möglich - für jede der Sprachen, die das Kind (gerne) lernen soll. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 29.01.2017, 13:19



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Super, dass du Vz arbeitende Eltern kennst, die vor Kindern immer nur die Umgebungssprache in der Familie sprachen und die Nicht-Umgebungssprache genauso beherrschen. Ich kenne keine. Man kann natürlich auch sagen: Spreche deutsch so viel, mischen ist egal, die Kinder können das unterscheiden. Meine Erfahrung ist völlig anders, die darf ich erzählen, oder? Dafür ist ein Forum wohl auch da. Das mit den 4 Jahren weiss ich nicht, wo du´s her hast, habe ich nie als Rat gegeben. Für mich wäre es unnatürlich gewesen, mit meinem Baby spanisch zu reden, weil der Papa auch im Raum war. Mittlerweile fühlt es sich natürlicher an, weil wir zu 3. reden können und es passiert automatisch. Heute war auch ne Freundin mit zwei Kindern da, mir fiel auch auf, dass sie früher viel konsequenter deutsch gesprochen hat. Sie hat gerade erzählt, sie hat die Kinder wieder von einer Deutschgruppe abgemeldet (wohlgemerkt für Muttersprachlerkinder im Grundschulalter), weil praktisch kein Niveau vorhanden war. Verstehe ich, habe ich auch erlebt, wobei mein Anpruch mit 3 noch nicht so da ist (Hauptsache deutsch auch von einem anderen mal hören). Ich war viel mit meinem Kind alleine, weil wir Eltern zeitversetzt gearbeitet haben. Wir lesen täglich deutsch, reden, spielen, singen, youtube. Ich arbeite nicht VZ, habe ein Einzelkind, wir gehen in eine Deutschgruppe einmal die Woche. Trotzdem spricht er nicht deutsch wie die Umgebungssprache, macht grammatikalisch fette Fehler, Aussprache ist ok. Ich wüsste nicht, warum ich auf Spanisch vorlesen sollte, warum zweisprachig im Buch die Wörter nennen. Das lernt er doch woanders und das viel besser. Um Sprachverwirrung geht es mir gar nicht, das grösste Problem, das ich kenne ist Sprachverweigerung. Das sehe ich sehr oft, du nicht. Ok. Meiner Meinung nach hilft man den Kindern durch Trennen der Sprache. Mein Bruder und Schwägerin erzählten irgendwie so wie du. Das Kind ist nicht mal passiv 2-sprachig geworden, er versteht viel, aber nicht alles, spricht auch kaum. Klar kann man es auf andere Sachen schieben, jedes Kind ist individuell und man kann es nicht verallgemeinern und schon ist es erklärt, aber in dem Fall hätte Konsequenz evtl. geholfen. Die TE soll einfach das für sich mitnehmen was sie meint ;). Ach so, und Mama und Papa ist egal, ja, solange der Input stimmt, ich bezog mich dabei auf uns, du, ich und die TE sind schliesslich Mütter.

von Nadinnsche am 29.01.2017, 19:13



Antwort auf Beitrag von Nadinnsche

Nadinsche: nach dem Anfang hier: "Super, dass du Vz arbeitende Eltern kennst, die vor Kindern immer nur die Umgebungssprache in der Familie sprachen und die Nicht-Umgebungssprache genauso beherrschen. Ich kenne keine. Man kann natürlich auch sagen: Spreche deutsch so viel, mischen ist egal, die Kinder können das unterscheiden. Meine Erfahrung ist völlig anders, die darf ich erzählen, oder? Dafür ist ein Forum wohl auch da." habe ich nicht weitergelesen, weil Du nicht nach dem Ball trittst. Ich habe Dir nirgends das Recht abgesprochen, dene Erfahrungen zu erzählen - eher im Gegenteil. WO HABE ICH GESCHRIEBEN; DASS DU NICHT SCHREIBEN SOLLST; DASS DU ANDERE KENNST? Ich habe im Gegenteil mehrmals darauf hingewiesen, daß jede Familie ihr Ding durchziehen muß. Daß es keine Regel gibt, die für alle gilt. Daß ich mich aber dagegen verwahre, daß hier solche Ratschläge ohne triftigen Grund!!!) als allgemeingültige Regel ausgeteilt werden wie: Vorlesen in der anderen Sprache geht erst ab 4 (kam in einem andren Thread) Sprechen in der anderen Sprache geht erst ab 4. DAS stimmt eben nicht - nicht für alle kinder. Was Deine und Deine Umgebung da erleben, ist sicher richtig so passiert. Wie sollte ich das anzweifeln? habe ich auch nirgends. Aber es geht eben auch anders - und darum kan nDeine Regel nicht für alle gelten, wie meine natürlich auch nicht für alle. Nur: Wenn ich 2 Meinungen höre, die sich widersprechen, darf ich als Leser wohl davon ausgehen,d aß die eine, die meint , vordem 4. lebensjahtrgeht nichts, nicht für alle gelten kann. ich muß als Leser dann ggf. selbst entscheiden, was für mich udn meine Familie gilt. Aber es gibt keinen grund, an die Ausschließlichkeit Deiner Regel zu denken, wen ngleichzeitig andere anderes berichten. das bin ich ja nicht nur ich, sondern auch andere hier im Forum, Du m,ußt nur zurücklesen. Lesen aber scheint schwer zu fallen, sinnverstehend eh für manche erst recht - ich wünsche Duir also weiterhin w viel, den nauch ier war die Ausgangsfrage längst beantwortet und esgeht darum, Erfahrungen, die der eine so udn der andere anders gemacht, nciht als allgemeingültig hinzustellen. es ist wie mit dem dunkeln: Nichts ist dunkel, wenn aucnur 1 Kerze brennt. Und die habe ich gegen diese absurde 4-Jährigen-Theorie als allgemeingültige Regel (wohlgemerkt, damit Du es richig liest und verstehst: Nicht als Kritik an Deiner Vorgehensweise bei Deinem Kind; für Euch mag das ja warum auch immer gepaßt haben -- anders hast Du es eh nicht probiert, wie es anders wäre, kannst Du nur vermuten: wie es anders --- nämlich wechseln von Anfang ist --- haben wir hier erlebt) angezündet Zumal diese Verständnis-Verwirrungtheorie wirklich absurd ist. Damit ist für mich auch dieserThread erledigt, ma lsehen, wan nIhr die nächste Vier-jahres-Plan-Theorie aufstellt Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 29.01.2017, 19:38



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Noch eine Erklärung: Nachdem mein Kind die Tendenz hatte, nur Spanisch mit mir zu reden und das wo ich mit ihm deutsch sprach vor seinem Vater habe ich noch mehr entgegengesteuert, obwohl er die deutschen Wörter kannte. Klar, vielleicht spräche er heute trotzdem deutsch, vielleicht war es völlig unnötig, aber es dann als "kommt aufs Kind an, ist ganz indivduell" abzustempeln ist halt schön einfach, kann man ja machen. Ist auch nicht schlimm, wenn es dann kein deutsch spricht. Dass ich es nicht anders kenne, ist ja auch Quatsch, ich habe es genauso in meiner Familie gesehen. Ich behauppte nicht, dass es nicht klappen kann, aber die Chancen sinken mit der Zeit, um es aufzuholen. Und ich weiss nach wie vor nicht wo ich hier die 4-Jahresregel aufgestellt habe...ich habe nicht vor, was zu ändern, wenn mein Kind 4 Jahre alt ist. Ja, richtig lesen wäre gut. Ok, ist für mich auch erledigt das Thema. Es sei denn, Italienmama mag noch was zum Thema wissen.

von Nadinnsche am 29.01.2017, 20:11



Antwort auf Beitrag von italienmama

Hallo Nadinnsche, Ich glaub DK Ursel verwechselt dich mit niccolleen. Die beiden waren in einem Thread weiter unten verschiedener Ansichten. Zu meinen Erfahrungen: Ich spreche deutsch mit meinen Kindern (11 und 4 Jahre), mein Mann spanisch. Wir Eltern sprechen spanisch miteinander. Jetzt leben wir in Deutschland. Mein großer ist im Ausland geboren der kleine in Deutschland. Mit 4.5 Jahren ist der große nach D gekommen. Beide Kinder sprechen hauptsächlich die Umgebungsprachen. Der Wechsel ging beim großen ziemlich schnell, erst spanisch, 2 Monate nach dem Umzug deutsch. Mit dem Vater spricht der Große zwar spanisch, allerdings mit deutscher Grammatik und je nach Thema mit vielen deutschen Wörtern. Der Kleine spricht nur deutsch mit dem Vater, fragt allerdings mittlerweile manche Wörter nach. Mir ist vor allem wichtig, dass die Kinder die Sprache verstehen. Ich bin mir sicher, dass sie, wenn wir mehrere Wochen in einem spanisch sprachigen Land sind,sie sich bald unterhalten können. LG luvi

von luvi am 04.02.2017, 01:42



Antwort auf Beitrag von italienmama

@Italienmama Hallo erst mal. Ich kann deine sorgen gut nachvollziehen. Mein Mann und ich sprechen beide unterdchiedlichen Sprache und gemeinsam haben wir nur die deutdche Sprache. Ich habe von anfang an mit meinen Kinder auf meiner Muttersprache gesprochen mein Mann aber nie mit den Kindern auf seiner Muttersprache weil es ihm egal war ob die Kinder es können oder nicht wogegen es mir z.B sehr wichtig war. Da ich u mein Mann nur auf deutsch miteiander sprechen können habe ich gewusst das unsere Kinder wahrscheinlich die deutsche sprache besser beherrschen werden als meine Muttersprache was auch ok für mich war. Mir war nur wichtig das sie mich wenigstens verstehen. Mein Großer ist 8 Jahre und spricht die Sprache garnicht aber versteht 60% von dem was ich ihm sage. Mein 2 Kind ist 2 Jahre alt und spricht die Sprache ganz gut erlich gesagt. Sowohl deutsch wie auch meine Sprache. Vieleicht habe ich mit ihm mehr geredet als mit dem 8 Jährigen damals. Mein 2 Jähriger unterscheidet aber nicht mit wenn er was redet er spricht manchmal mit meinem Mann auf meiner Muttersprache obwohl mein Mann nur Bahnhof versteht. Er hat noch kein fein Gefühl dafür das nur die Oma die Tante der Bruder und ich ihn verstehen. Er redet beide Sprache wann er will. Das ist aber ok. Das wird sicher noch kommen sas auch er versteht das der Papa keine Ahnung hat was er da sagt :-) oder die Oma und Opa Väterlicher seite. Ich übersetze dem Papa dann einfach was er gesagt hat. Erlich gesagt ist es praktisch weil so der Papa meine Sprache etwas lernt was ich sehr schön finde :-) Lg pinkmommy

von Pinkmommy am 06.02.2017, 18:25



Antwort auf Beitrag von Pinkmommy

Hast du eine Moeglichkeit mit deinen Kindern mal ein paar Tage allein in deine Heimat zu fahren damit die Kinder nur die Sprache hoeren? Toll waere auch, wenn sie in der Zeit Kontakt zu anderen Kindern haetten. Meiner hat mit fast 5 Jahren als wir allein ca. 10 Tage in Deutschladn waren seinen ersten Satz auf Deutsch gesagt. Jetzt mischt er nur noch ab und zu, weil er das Wort auf Deutsch entweder nicht kennt oder es ihm gerade nicht einfaellt. Er macht auch nur ein paar Fehler, wo man merkt, dass das aus dem Italienischen hat (meistens wo es auf Italienisch 1 Wort fuer gibt und auf Deutsch 2). Grammatik kann er in beiden Sprachen und er spricht auch beide Sprachen akzentfrei. Wenn Kind ein Wort in der anderen Sprache benutzt, wuerde ich einfach mal nachfragen, was es gesagt hat. Dann kommt meist das "richtige" Wort. Sonst wuerde ich mit dem Wort helfen.

von germanit1 am 07.02.2017, 17:09



Antwort auf Beitrag von italienmama

Hallo, das ist so lustig, wir haben hier genau das Gleiche. Meine Tochter ist 20 Monate und hat letzten Monat angefangen zu reden (außer Mama, Papa und Aw = Hund). Je nachdem, ob Papa (Fernfahrer) in der Zeit da ist, kommen neue Wörter jetzt auf Deutsch oder meiner Muttersprache Russisch. Und das hört sich genau so an, wie bei dir: (K)atze, Aw, Muh, Lissa (=Fuchs) usw. Auf die Frage auf Russisch: "Wo ist die Katze?" antwortet sie richtig, und kennt sonst ganz ganz viele Wörter auf Russisch, nur sie kann noch nicht viel sagen, dafür viel zeigen oder über Gesten erklären. Ich lasse sie einfach machen. Solange sie alles versteht, kommt das Sprechen irgendwann schon. Und Deutsch wird sie schon nachholen, spätestens, wenn sie in den KiGa geht. Vor allem, Papa spricht nur Deutsch mit ihr, und unsere Nachbarn auch. Dir noch alles Gute.

von Ivdazo am 07.03.2017, 15:09



Antwort auf Beitrag von italienmama

Ich bin als Kinderfrau tätig und die Kinder (1/4/10) werden dreisprachig erzogen. Mama italienisch, Papa französisch, Familiensprache deutsch. Die Mutter versteht französisch und kann es auch sprechen, der Vater versteht nur wenig Italienisch und kann nur einzelne Worte sprechen. Zu Hause spricht die Mama nur italienisch mit den Kindern wenn sie mit denen alleine ist. Ist der Vater da kommunizieren sie auf deutsch. Soweit eine außenstehende Person da ist spricht sie deutsch. Sie hat es mir so erklärt, dass sie nicht möchte dass jemand sie nicht versteht und ggf denkt, dass sie was negatives über die Person sagt. Wenn ihre Familie zu Besuch ist spricht sie mit denen italienisch. Das ist blöd für den Vater da er nur sehr wenig versteht und sich nicht mit denen unterhalten kann. Manche aus ihrer Familie können auch deutsch. Dann wird auch deutsch gesprochen. Oftmals versucht die Mama dann zu übersetzten um den Papa am Gespräch teilhaben zu lassen. Wenn seine Familie da ist sprechen sie französisch oder deutsch und es versteht dann jeder. Die Kinder können gut unterscheiden. Ich habe es selbst erst bewusst gemerkt dass die Kinder mehrsprachig aufwachsen als die Mittlere mit 2 mehr sprach und das in deutsch und italienisch (ich betreue sie seit sie vier Monate alt ist). Es gab oft Momente wo sie dann aus Gewohnheit mit mir italienisch spricht. Ich bitte sie dann darum mit mir deutsch zu sprechen da ich kein italienisch verstehe. Das klappt meist auch ganz gut. Meist weil manchmal möchte sie nicht deutsch sprechen und sich mit ihren Geschwistern weiter auf italienisch unterhalten und das respektiere ich dann auch. Auch wenn das für mich dann blöd ist weil ich nichts verstehe (bzw inzwischen einzelne Worte). Die Kinder verstehen sich untereinander. Und ich merke auch dass selbst die Jüngste (22 Monate) es versteht weil sie italienische Anweisungen von den Geschwistern befolgt. Sie spricht zurzeit nur einzelne Worte, teils deutsch, teils italienisch. Die Mama hat mir die Worte übersetzt damit ich sie verstehe. Bei der Mittleren war es genauso und kurz nach dem 2. Geburtstag verwendete sie bewusster beide Sprachen. Gezielt fragen was es heißt tue ich nicht. Ich bitte nur darum mit mir auf deutsch zu sprechen. Es klappt gut und die Kinder können sehr gut deutsch verstehen und sprechen; gut italienisch verstehen und sprechen und mittelmäßig französisch verstehen und einzelne Worte sprechen. Es ist schon deutlich dass die Sprache welche am meisten gesprochen wird (deutsch) am besten gesprochen wird und danach italienisch kommt und dann erst französisch. Das liegt auch mit daran dass der Vater viel arbeitet und soweit eine außenstehende Person dabei ist deutsch spricht.

von Ani123 am 27.03.2017, 20:08